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die, Pl. Aa-e, allg. für Rheinau(en). Als der Strom noch nicht so kanalähnlich begradigt und eingemauert war wie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, wanderten sie oft, verschwanden und bildeten sich neu. Das gab viel Anlass zum Streit, zu welchem Gebiet sie gehörten: Mainzischer Rheingau oder Kurpfalz. Ein historisch bemerkenswerter Inselverlust ist der der Lützelaue, die am westlichen Ende vor Winkel lag, seit alters her eine wichtige Rheingauer Gerichtsstätte war und auf der 1324 das Rheingauer Weistum (Landrecht) feierlich besiegelt wurde. Lützel ist eine alte Koseform von Ludwig, und Ludwig dem Frommen wird die Namenspatenschaft zugeschrieben. Allerdings ist lützel auch eine alte Form von ‚klein’ (engl. little), so dass die Bezeichnung auch darauf beruhen kann. Im 16. Jh. war dann entweder die Au abgeschwemmt oder die Lach (s.d.) durch Strömungsveränderung zugeschwemmt, jedenfalls die Au mit dem Land verbunden.
Was das Wort Au angeht, findet sich innerhalb des Rheingaus eine Sprachgrenze: Vom Nahezufluss abwärts heißen die Rheininseln nicht mehr Au, sondern Wert, was der ältere Begriff ist; so z.B. Mäuseturm-Wert und Lorcher Wert (weiter im Norden Werder, an der Donau Wörth). Die große Schotter-Sandbank unterhalb von Assmannshausen nennt sich indes Clemensgrund, nach der Clemenskapelle beim gegenüber liegenden Trechtingshausen.
das, Pl. Aa(che), allg. für Auge;
1. beim Menschen: Ich haach der uffs Aach un uffs anner Aach aach. –Des is doch nur die Aa zugeschmeert: das sind doch Augenwischereien, falsche Versprechungen; In die Supp gugge mehr Aache eninn als wie eraus: die Suppe ist ärmlich; Mer kann sich als die Aa vor de Kopp drigge, wenn man obstipiert ist; Der bescheißt aam, dess aam die Aa Wasser gebbe; Manch aaner hot en Aamoos wie e Kuh (Augenmaß); sehr klein Gedrucktes is Aachepulver;
2. bei der Rebe und beim Obstbaum die Stelle, an der im Frühjahr die Knospe für den neuen Trieb aufgeht.
der, Pl. Aabees, gew. Dialektform für Abé, französisierende Abkürzung des deutschen Wortes Abort. Seit dem 19. Jh. mdal. ziemlich allgemein geläufig.Besser en Aabee in Riddesum als wie e ganz Haus in Aulhause lästern die Rüdesheimer. Großes Lob für verlockende Küchendüfte: Wammer dem Geruch noogeht, kimmt mer uff kaan Aabee; vgl Abtritt.
die, Pl. Aabeemigge, langes a betont,
1. allg. für Abortfliege, Schmeißfliegen, wie sie zu Zeiten der Plumpsklos im Hof unausweichlich waren, aber mit der Biotonne wiederkehren; is läsdich wie e Aabeemick. Mick ist Dialektform für Mücke und Fliege.
2. vulgäres Schimpfwort für einen aufdringlichen Menschen. Einer, der sich nicht abweisen lässt,
wie schrspr. auch, hier besonders beliebt als Füllwort in mancherlei Zusammenhängen wie Gemorje aach, ablehnend: Jo, aach noch oder beim Fluchen: Herrgott-noch-emol-abber-aach!
der, auch Aachedeggel, Pl. gleich, langes a betont, e kurz, gew. für Augenlid. Heddst emo sie-e solle, wie’s Lina werre met de Aadeggel geklabbert hot. – Aadeggels Nannche ist wie Derrabbels Heine eine anonymisierende Personenbezeichnung für Anekdoten.
das, Pl. Aajer, a lang und betont, allg. für Hühnerei; vgl. aber Ei.
a lang und betont, mahnender Ausruf mit drohend erhobenem Zeigefinger; etwa wie ugs. ‚ei-ei’, ‚o-o’ oder ‚du-du’.
die, nur Pl., langes a betont, auch Pissblumm, Sai-bisch oder Zichorje-bisch (oft auch -pisch ausgesprochen, schrspr. -büsche, Sai für Säue), gew. für Löwenzahn, bevorzugtes Futter für die früher weit verbreiteten Stallhasen. Zichorie (Chicoree) und Löwenzahn gehören zur gleichen Pflanzengattung (Korbblütler bzw. asteraceae, harntreibend) und haben bittere Wurzeln, die in Notzeiten als Kaffee-Ersatz geröstet wurden.
s. Gelerch.
der, Pl. Ärsch, derb bis vulgär für das Hinterteil von Mensch und Tier, schrspr. Arsch. Bei der einheimischen Vorliebe für Derbheiten gibt es hierzu eine ganze Anzahl Sprüche: Dem geht’s Maul wie em Enderich de Aasch, wenn einer unentwegt schwätzt; Der will erscht dreimol am Aasch geleckt seĩ, wenn einer recht viel gebeten werden muss; Dem deed ich nit-emo mein Aasch lehne oder Dich kammer brauche wie en Ichel zum Aasch-Abbutze, wenn einer ganz und gar nichts taugt; Du deedst dein Aasch noch vegesse, wann er nit ããgewachse wär; und grober Ich tret der in de Aasch, dess-de verzeh Daach Schuhwichs kackst, sowie Wann ich den im Aasch hätt, deer-ich en in de Rheĩ scheiße.
das, Pl. Aaschbackegesichder, erstes a lang und betont, vulgärer Spott für jemanden mit dickem Kopf und Pausbacken, also einem Gesicht wie ein Hinterteil. Nix geje dei Gesicht, abber en Aasch geheert in die Hos.
der, kein Pl., a lang und betont, derbe Sportsprache für Sprung ins Wasser, der vom Sprungbrett aus in Sitzstellung mit über den Knien verschränkten Armen stattfindet, so dass der Springer auf dem Hinterteil landet; auch Rodeln in sitzender Position. Vgl. Bauchert, Kobbert, Rutschert.
die, Pl. Aaschgeie, langes a betont, vulgäres Schimpfwort allgemeiner Art; schrspr. Arschgeige.
der, Pl. gleich, erstes a lang und betont, vulgär für Steißtrommler, also Erzieher, die Kinder oft und gern versohlen. Heutzutage strafbar; vgl. Platsch, Dooges.
wie schrspr. spottender oder schadenfroher Ausruf; oft ergänzt zu dem Reim Äätsch-schabbe-Riebsche, bist e dreggisch Biebsche. Eineme Riebsche schabbe (schaben) ist ein Synonym für verspotten. Passend dazu wird ein Zeigefinger mehrfach quer über den anderen gestrichen. Biebsche mag als Bübchen oder als Piepchen (Hühnchen) interpretiert werden.
ab gemacht, kurze Vokale, ab betont, allg. für weggehen, verschwinden, flüchten, sterben. Entspricht all mache, fort mache, per mache (s.d.). Ich mach mich ab: ich gehe jetzt; Die ald Millern hot sich abgemacht: die alte Frau Müller ist verstorben (oder geflüchtet). Natürlich kann man auch Wehrdienst oder Knast abmache, also absolvieren; vgl. mache.
allg. für
1. abgearbeitet, geschwächt sein: eich sein jo ganz abche;
2. beim Kinderspiel nach Abzählen: En Dibb, en Dabb un du bist ab , also du bist dran.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, gew. für Kerngehäuse des Apfels; vgl. Krotze.
en abbene Knopp , entspricht eme ausene Aache, ener uffene Hos oder ener zuene Deer. Die Präpositionen ab, aus, uff und zu werden als Adjektive behandelt und dekliniert. Sei Fraa muss-em de abbene Knopp beim ausene Licht ããneje.
der, Pl. Abberade, zweites a gelängt und betont, auch Abberillo, i kurz und betont, dient zur Beschreibung der verschiedensten Dinge, insbes. wenn sie groß und dick sind, z. B. Frauen, deren Brust, Männer, deren Genital, Bücher, Autos, sonstige Maschinen, aber natürlich auch, wie schrspr., Telefon und Radio.
in Aulhausen Kurzform für Assmannshausen, die Einwohner sind Abbeser.
der, ohne Pl., a kurz und betont, gew. für Appetit, Hunger. Zuruf: Gude Abbo! Aus lat. ad-petere: nach etwas verlangen. Gude Hunger! tut denselben Dienst.
die, Pl. Abbodeege, e lang und betont, Scherzbezeichnung für teurer Laden; schrspr. Apotheke.
abgefange, kurze a, erstes betont, zweites nach o gefärbt, allg. für verhauen; vgl. Fäng.
abgeflatschert, kurze Vokale, erstes a betont, respektlose Bezeichnung für sterben, verenden: Ich bin beinah abgeflatschert. Wortbild vom matten Flügelschlag; vgl. flatschern.
einräumende Floskel mit der Bedeutung ‚so sei’s denn’: Ab-fort, mer gehn haam.
der, Pl. selten, kurze a, erstes betont,
1. derbe Aufforderung, zu verschwinden: (mach emo ’n) Abgang!;
2. vulgär für Ejakulation: ich hab aan Abgang noo-em annere als Ausdruck großer Freude bzw. Genugtuung;
3. in latinisierter Form Abidur für die geschlechtliche Reifeprüfung, das ‚erste Mal’;
4. derb als Wunsch für jemanden, der zur Toilette geht: Gude Abgang!;
5. derb für Darmwind.
abgeguckt, kurze Vokale, a betont, in der Redewendung ich gugg-der schon nix ab zum Beruhigen einer schamvollen Person beim An- oder Ablegen bzw. Ordnen ihrer Kleidung.
abgehalle, kurze Vokale, erstes a betont, gew. für ‚ein Kind bei der Verrichtung seiner Notdurft halten’ (irgendwo in der Landschaft, Kind lehnt mit dem Rücken am Erwachsenen, der es an den Oberschenkeln festhält); daneben, wie schrspr., ‚jemand von etwas abhalten’.
abgejaggert, kurze Vokale, erstes a betont, allg. für abhetzen, abjagen, abmühen.
abgeknabbst, kurze Vokale, erstes a betont, allg. für sich etwas absparen, unter Opfern erübrigen.
abgeknibbelt, auch abnibbele, kurze Vokale, a betont, derb für sterben. Abnibbele könnte von jidd. niwel: verwelkt oder niftern: sterben kommen. Abknibbele ist das Gegenteil von knibbele (s.d.), also entknüpfen (des Lebensfadens).
abgenumme, kurze Vokale, a betont, schadenfroh und befriedigt nach einer Ohrfeige o.ä. in dem Spruch Die nimmt-der kaan Dogder meh ab!
abgepetzt, kurze Vokale, a betont, allg. für abkneifen, abzwicken; vgl. petze.
abgeschlosse, kurzes a betont, allg. in dem Ausdruck die Gass abschließe als scherzhafte Aufgabe für diejenigen, die nachts als letzte in ihr Viertel heimgehen.
abgestoche, kurze Vokale, a betont, allg. für die Tätigkeit des Kellermeisters nach Abschluss der Gärung. Substantiv: Abstich, der, kein Pl. Wenn die Hefe (Drusen) sich abgesetzt hat, wird der Jungwein in ein anderes Fass abgezogen. Man kann die Hefe zu Schnaps brennen oder in die Weinberge einbringen. Vgl. Druse, Drusewei, Geiz. Freilich wird auch im Rheingau die Sau abgestoche oder abgegiegst.
der, Pl. selten, kurze Vokale, a betont, derb für Toilette; besonders gern in der Wendung In dere Wertschaft gibt’s Schnitzel (Kottlett, Rumstigger) so groß wie Abtrittsdeggel; vgl. Aabee.
abgezo-e, a kurz und betont, gew. für verhauen, klar besiegen. Die ziehn mer ab, die habbe mer abgezo-e; die habbe ihrn Abzuuch krieht.
geachelt, kurze Vokale, a betont, gew. für essen, besonders in der Vorfreude gebraucht: alleweil (s.d.) werd geachelt! Wenn’s besonders gut schmeckt, do werd geachelt, bis aam ’s Maul offe steht. Jidd. achlen, rotw. acheln: tüchtig essen.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, für einen, der vor allem ans Essen denkt. Peere ist Dialektform von Peter und wird oft im Sinne von ‚Kerl’ gebraucht.
das, Pl. Achherrjeecher, langes e betont, Bildwort für ängstliche, schüchterne Person, die oft „ach Herr-Je“ ruft.
gebasst, auch Acht gebbe, Achtung gebbe, allg. für aufpassen; Imperativ kurz Addeng!; vgl. bass uff. – Kinder-Rechenwitz: Was ergibt en Schutzmann un en Zahnarzt? – Minus zwaa, weil en Schutzmann Acht gibt un en Zahnarzt Zeh(n) zieht.
übliche Angabe der Zeitdauer, wenn eine Woche gemeint ist. Die Franzosen siedeln diesen zusätzlichen Tag bei zwei Wochen an: une quinzaine (15 Tage) statt deux semaines (zwei Wochen).
s. Gaggel.
a kurz und betont, Abschiedsgruß im vertrauten Umgang. Die Bedeutung des frz. Ursprungs adieu: Gott befohlen, ist fast vergessen. Das Wort ist in vielen Mundarten bekannt, wenn auch mit Abwandlungen (badisch adje; rheinisch adjüs; berlinerisch tschüssing). Seit 1600 als Modewort aufgekommen. Heutige Modeform: tschüs, tschüssie.
der, Pl. Ade, a gelängt und betont, auch Adche, Handwerkersprache für Holzmulde zum Fleischtransport der Metzger. Der Ader wird auf der Schulter getragen; schrspr. Mulde.
der, Pl. Affe, wie schrspr. Affe(n), aber hier noch mehr verbreitet als ugs.; da sind zunächst Affegungges, Affegogges, Affegigges oder Afferigges, kurze Vokale, a betont, gew. Schimpfwortformen für eitle, überhebliche Menschen. Dann die Affekniddel: Erdnüsse, der enorm beschränkte Affekopp, der Affestall, in dem es immer laut zugeht, der überfüllt ist und/oder in dem es stinkt. Sprichwörtlich hockt aaner uffem (Fahr-) Rad wie de Aff uffem Schlaafstãã; wer mit der Leiter arbeitet, hört oft Wann die Affe steije, gibt’s Reje; schließlich wehrt man überflüssige Belehrungen ab mit Willst-de ’n alde Aff Fratze schneide lerne?; vgl. lerne.
alderiert, langes i betont, gehoben für aufregen; frz. alterer: aufregen.
unflektiert, gew. für (alles) aufgebraucht, ausgegangen, nicht mehr vorhanden. Es Salz is all; aber auch für alle(s): Es Geld kimmt all in die Kass. Scherzwort: Sin die Weck weg? Ja, die sin all all. Ei, wer war dann do do? – Schrspr. ‚alle’ wird auch so gesprochen, aber häufig wird stattdessen die ganze verwendet; vgl. ganz.
all gemacht, all betont, gew. für weggehen, verschwinden. entspricht ab mache, fort mache, per mache, s.d.; vgl. ab.
erstes a kurz und betont, 1. Kindersprache für ’alles weg, nix mehr da’; 2. auch alla-dann, allg. ermunternd für ‚nun denn’, ‚auf geht’s’; Alla Genacht, mer gehn haam.
kurze Vokale, o betont, allg. für jeden Augenblick, immerzu; Gebot hier im Sinne von Aufgebot, Aufruf.
i betont, allg. für: jeden Augenblick. Vielleicht aus mhd. ritten: Fieber; vgl. Riddele.
Angabe eines Zeitintervalls wie die vorigen: Jede Stunde wieder. Geht auch mit anderen Zeiträumen wie alle zeh Minudde, verdel Stund, drei Daach, acht Daach, verzeh Daach, paar Woche, verdel Jah, Schaltjah, Jubeljah (eigentlich 50 Jahre, ein jüdischer Begriff) oder hunnert Jah; nur der Monat entfällt, der heißt nämlich alle vier Woche.
auch allõ, unflektiert, anlautendes a kurz und betont, gew. Befehlswort für schnell, rasch. Allee, allõ, vorwärts, widd, duddswidd, marsch, mir gehe, sind Verbindungen und Erweiterungen, die deutlich machen, dass die französischen Ausdrücke ‚allez vite’ oder ‚allons tout de suite’ nachgebildet wurden und ihren Sinn auf allee und allõ übertragen haben. Rheinisch Alleewittche für rasche Besorgung, schneller Genuss, hastiger Verzehr.
auch awei, Zeitadv., kurze Vokale, ei betont, gew. für ‚jetzt’ in betonter Stellung, sonst wird ebe (eben) angewendet, da jetzt zu vornehm ist. Allewei hammers, derber Allewei kimmt’s em wie em Bock die Milch. Spöttisch-ablehnend zu jemandem, der nachfragt, weil er etwas nicht verstanden hat: Allewei iss-es um die Eck. Hingegen Ebe war-er doch noch do. Allewei…, Kurzform ewei oder awei wird auch mahnend oder drohend verwendet, im Sinne von ‚Jetzt reicht’s, sonst passiert was’. Schrspr. alle Weile; vgl. ebe, jetzerd.
der, kein Pl., a betont, ei nach oi gefärbt und durch nicht gesprochenes n nas., familiär für Egoist. Bildwort: alles mein, Adj.: allmeinich.
kurzes a, õ betont, allg. für ‚Auf geht’s!’, frz. allons; vgl. allee.
Adv., allg. für 1. immer, immerzu: Des dreht sich als; Als-erinn met eich; Is mein Mann als noch nit do?; mit den erweiterten Formenalsfort, als-zus sowie als un als;
2. manchmal: Do gehe mer als hie mit der erweiterten Form alsemo;
3. einstweilen: Deck als de Disch, de Vadder will esse.
Mhd. allez ist das Neutrum des Adj. all. Nur lautlich ist es mit der Konjunktion als zusammengefallen. Das Wort ist ähnlich unübersetzbar wie die Interjektionen halt und bayerisch fei. Es gibt die Scherzfrage, ob jemand in der Lage sei, einen Satz zubilden mit Viehsalz, Kleesalz, Riechsalz und Seesalz. Die Auflösung: Mein Vadder wäscht sich die Fieß-als und de Klees-(Kopf) -als, ich riech’s-als und seh’s-als. Merke: Beim Komparativ wird im Rheingau keinesfalls als verwendet. Hier kommt üblicherweise wie zum Einsatz, oft auch ‚als wie’: Ich waaß des viel besser (als) wie du. Dr. Krayer, in den 1950er und 1960er Jahren ein allgemein verehrter Oberstudienrat am Gymnasium in Geisenheim, erzählte gern als selbst erlebt die Anekdote, in der er einen Schüler nach dessen ‚wie’ oder ‚als wie’ auf den korrekten Gebrauch des ‚als’ beim Komparativ hinwies. Ein anderer Schüler, um ein entsprechendes Beispiel gebeten, antwortete prompt: Es Wedder werd als besser. Das ‚als wie’ ist aber ebenso an Stelle des schrspr. ‚wie’ zu verwenden: Der benimmt sich als wie en Tyrann. Die Überlegung, ob jetzt gerade als oderwie zutrifft, spart man sich dabei. Bei einer weiteren Verwendung steht als wie, manchmal auch erweitert zu als wie wann, für ‚als ob’. Des Kind hot gekrische als wie’s wär gehaa worn, alternativ als wie wann’s gehaa worn wär. Schließlich wird ‚als’ auch bei der Schilderung von Vorgängen durch ‚wie’ ersetzt. Als wir gestern heimkamen, …: Wie mer gesdern haamkumme sin, …
s. als.
Adj., auch aal, dient vor allem zur Verstärkung tadelnder Ausdrücke, z.B. alt Schinn-Oos, alt Wutz; de Alde kann der Vater sein oder der Chef oder der Kreuz-Bube beim Skat; die Alt steht herabsetzend für Ehefrau. – Mei Nos is e Jahr alt, se fängt ãã se laafe.
die, ohne Pl., anlautendes a kurz und betont, gew. für Verlegenheit, Verwirrung, Umstand. Frz. embarras: Hindernis, Verwirrung; alternativ ombrage: Misstrauen, Übelnehmerei. Häufig Amberaasch un Uwing, s.d.
der, Pl. gleich, a betont, derber Spottname für Schmied bzw. Schlosser.
die, nur Pl., alter Uzname der fleißigen und sparsamen Espenschieder; vgl. Oomuzze.
kurze Vokale, e betont, entspricht ‚am Ende’, bedeutet aber ‚vielleicht’. Es werd so dunggel, amend gibt’s e Gewidder.
der, Pl. gleich, langes a nach o gefärbt und betont, Name eines beliebten Gebäcks aus Sandkuchenteig, etwa in Form eines flachen Kugelsegments, mit Zuckerguss oder Schokoladenüberzug auf der ungewölbten Fläche.
das, Pl. Ammebäsjer, a kurz und betont, ä gelängt, wohl nur noch Älteren erinnerlich als Bezeichnung der Hebamme. Ammestickche: das beste Stück der Mahlzeit, ob Kuchen oder Fleisch. Lange Zeit wurde die (Heb-) Amme auch im Hochdeutschen als Base oder Gevatterin, also zu Recht wie eine Vertraute bezeichnet.
das, Pl. Ammedeincher, a kurz und betont, ei nach oi gefärbt und durch nicht gesprochenes n nas., allg. für verwöhntes, verzärteltes Kind, einfältiges Mädchen. Deinche kommt nicht allein vor; vgl. Dunseldeinche.
die, Pl. Ammerelle, kurze Vokale, a betont, Schimpfwort, meist im Zusammenhang mit ‚scheel’. Amarelle, Ammer bezeichnet eine Finkenart, nach dem vorzugsweise verspeisten alten Getreide Emmer. Durch den Zusatz von scheel wird es negativ.
s. Ammebäsje.
wird als Vorsilbe wegen des nicht gesprochenen n meist nasaliert ãã oder õõ gesprochen, örtlich (Höhengemeinden) auch oo, z.B.Jãã, steck-der aach ãã ãã: Hans, steck’ dir auch eine an. Wer arm ist, nichts anzuziehen hat, der hot nix um un nix ãã.Im Kopp fängt’s ãã verspottet den Vergesslichen; eine Eigenart wird kommentiert mit Des hot der so an sich; Frustration oder Ärger mit Do kriehn ich jo grad was an mich.
der, auch Anbabbscher, Pl. gleich, erstes a durch ungesprochenes n nas. und betont, gew. Schimpfwort für aufdringlicher Mensch, Schmeichler, einer der sich ‚anpappt’.
ãngebennelt, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für anbändeln, Kontakt mit einem Mädchen aufnehmen. Rührt von alten bäuerlichen Werbe- und Verlobungsbräuchen her. Vgl. Bennel, Gebennels, Herzbennel, Schuggebennel, Strumpbennel.
ãngebunne, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für Streit anfangen.
ãngedadschelt, erstes a durch ungesprochenes n nas. und betont, abfällig für berühren, befingern. Kinder, die ja vieles anfassen, weil sie es be-greifen müssen, und Männer, die bei Frauen ihre Finger nicht bei sich behalten können, heißen Ãndadscheler. Schrspr. antatschen, verwandt mit frz. toucher: berühren.
der, ohne Pl., erstes a durch ungesprochenes n nas. und betont, abwertend für armseliger, schwächlicher, elender Mensch. Adjektive dazu: ãndärmlich und ãndormelig, auch für Sachen, die nichts hermachen.
s. Andamm.
die, Pl. Ãndaue, a durch ungesprochenes n nas. und betont, Bezeichnung für Gully, Wasserabfluss, Senkloch der Kanalisation. Mhd. abeduche. Ob das Wort auf frz. en tuyeau: durch eine Röhre, zurückzuführen ist, ist fraglich, denn bereits durch eine Frankfurter Urkunde des Jahres 1304 ist die Bezeichnung Aeduche für eine Kloake bekannt. Die erste Mainzer Stadtaufnahme von 1568 bringt das Wort häufig in der Form andauche. Vermutlich ist das Wort schon in ahd. Zeit über Gallien aus dem vulgärlat. aquaeductus in westdeutsche Mundarten entlehnt worden; vgl. Dohl, Floß.
ãngeduddelt, a durch ungesprochenes n nas. und betont, gew. für antrinken Ich duddel mer aan ãã: ich trinke mir einen Rausch an.
ãngedãã, a betont und, auch im Auslaut des Perfekts, durch ungesprochenes n nas., allg. für
1. anziehen. Ich du mein gude Rock ãã:ich ziehe mein gutes Jackett an (daneben, wie schrspr., meinen guten Rock). En Mandel odder en Schal duud mer sich abber um. Ich bin nit ããgedãã, fer mich aus-sedu: Deiner freundlichen Einladung, abzulegen, kann ich nicht folgen, weil ich den Mantel nur über das Hauskleid gezogen habe.
Aber auch 2. des du ich mer nit ãã: das mute ich mir nicht zu.
Adj., auch ãnfäldich, a durch ungesprochenes n nas. und betont, gew. für einfältig. Kommt auch in den Varianten infällich und infäldich vor (dann ist in- nicht nas.).
ãngegauzt, a durch ungesprochenes n nas. und betont, gew. für anbellen, übertragen auch ausschimpfen. De Maaster hot mich ãngegauzd, weil ich zu speed komme bin; vgl. gauze.
das, Pl. Ãngewänner, a durch ungesprochenes n nas. und betont, eigentlich ‚an die Gewann grenzend’, also Ackergrenze oben und unten, dort, wo der Pflugwendet und wenig wächst. Ansonsten Bildwort für Randstück von belegten Hefekuchen; der Teil, an dem immer Belag fehlt, seien es Ribbele oder Kwetsche. Vgl. Forch, Gewann.
die, nur Pl., allg. für Angst. Der Rheingauer ist gemeinhin nicht ängstlich. Wenn er aber Angst hat, dann in der Mehrzahl. Lat. angustiae: Enge, Klemme, Schwierigkeiten.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, ä betont, derb für Feigling, Angsthase. In Zuckmayers Dialektdramen literarisch belegt. Auch vereinfacht Schisser.
ãngehalle, erstes a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für bitten, betteln. Er hot ãngehalle wie de Kribbel am Weech: Er hat ganz dringend um etwas gebeten.
ãngehänggt, a durch ungesprochenes n nas. und betont, vor allem in der Wendung Er hot mer e frech Maul ãngehänggt: Er hat böse Widerworte gegeben.
die, kein Pl., a nach o gefärbt, gew. für Genick. Ank ist in Frankfurt durch Gedichte Friedrich Stoltzes belegt. In der Pfalz gibt es das Wort Ankel, das auf das verwandte Enkel in der Bedeutung Gelenk hinweist. Ein fettes Genick ist e Brodworscht-Ank. Einem, der sich daneben benommen hat, mag auch gedroht werden: Ich haa der in die Polga-Ank (s.d.).
Part. Perf. gleich, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für ankommen, vor allem in Redewendungen wie Des keem noch druff ãã:das ist noch fraglich; Die ‚Krankheit’ kimmt met Händ un Fieß ãã: Wenn eine Frau versucht hat, eine Schwangerschaft mit Ausreden zu verbergen; und Die is ããkumme wie die Sau im Juddehaus: Die junge Ehefrau ist bei den Schwiegereltern sehr unwillkommen.
ãngelängt, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für verlängern, anstückeln an Kleidung, Haus, Schnur etc.
ãngeleet, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für anstreichen (mit Farbe), aber auch anlegen von Schiffen oder Booten, die dodenoo widder ableje. Substantiv: Anlejer.
ãngemacht, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für Anzünden von Feuer, Anrühren von Speisen; vgl. Dopsch, mache.
ãngemehrt, a durch ungesprochenes n nas. und betont, gew. für
1. anrichten, anrühren von Teig, Farbe o.ä. Wenn die Nachbarin gerade Brot- oder Kuchenteigmacht: Waad e bissje, ich ruf mei Kadderin, des heirat morje, do kann’s der helfe, dess-es saubere Henn krieht. – Was host-de’n do angemehrt? kann die kritische Frage lauten, wenn eine(r) etwas angestellt hat;
2. Schiffe festmachen beim Anlegen am Steiger. Leichtmatrosen, die weder steuern noch die Maschine warten konnten, waren Ãnmehrer. Die Poller am Rheinufer entlang heißen Mehrboller; vgl. mehrn.
kurze Vokale, a betont, allg. für andere, oft in der Bedeutung nächste, folgende. Am Tag danach ist dann de annere oder annern Daach, aan ibber de annern Daach meint jeden zweiten; in der nächsten Woche: die anner Woch; wann aaner in die anner Woch guckt, dann ist er geistesabwesend. De Anner meint verhüllend einen nicht Genannten.
auch annerschder, a nach o gefärbt und betont, allg. für anders. Des mach ich ganz annerschd(-er) als wie du.
der, Pl. gleich, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für Topflappen.
der, ohne Pl., auch Anrand, erstes a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für Anlauf, Überwindung einer Hemmung; Substantivierung von anrennen. Ich hon mer en Anrannt gebbe un hon-em geschribbe: ich habe mich überwunden und ihm endlich geschrieben.
ãngesackt, nur in der Verbindung ãngesackt komme, erstes a durch ungesprochenes n nas. und betont, gew. für unordentlich, schlampig angezogen daher kommen; vgl. sogge.
die, nur Pl., a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für kostspielige, nicht erfüllbare Wünsche. Mer bräuchde en Hund, der die Ãnschleh frisst; schrspr. Anschläge (auf den Geldbeutel).
ãngestoche, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für
1. anstechen eines Fasses, d.h. den Zwickel oder Zapfen gegen den Hahn tauschen, und das möglichst ohne Verlust an Wein, vgl. Brenk;
2. anzünden, anstecken. Die Weinachde hon ich mer mo e guud Ziggarr angestoche.
ãngestriche, auch ãngreife, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für wohltuendes Wirken einer Speise oder eines Getränks. Der Weĩ / die Supp greift/streicht ãn: Der Wein/die Suppe macht rote Wangen, kräftigt, tut gut.
das, Pl. Ãntuka-cher, kurze Vokale, erstes a durch ungesprochenes n nas., zweites a betont, ch ist ich-Laut, gehoben und veraltend in der Bedeutung: Schirm sowohl für Sonne als auch für Regen. Verkleinerungsform zu frz. en tout cas: in jedem Fall.
ãngewunsche, a durch ungesprochenes n nas. und betont, im Zusammenhang mit dem Neujahrswunsch gebraucht. Er hot mer’s Neijohr ãngewunsche: er hat mir Neujahrsglückwünsche abgestattet. Dazu war Eile geboten: dem ersten Neujahrswünscher, der einem also ’s Neijohr abgewunne hot, stand ein kleines Geschenk zu.
ãngezo-e, a durch ungesprochenes n nas. und betont, allg. für kälter werden: Es Werre hot seit geschdern ganz schee ãngezo-e.
Pl. Ãnziech, a durch ungesprochenes n nas. und betont, wie schrspr. Anzug, vor allem in den Wendungen Ich haan dich, dess-de in kaan Ãnzuuch meh basst oder zu einem Bub, der die Zunge herausstreckt: Is des e Läppche for dein neie Ãnzuuch?
der, Pl. gleich, ei nach oi gefärbt und durch nicht gesprochenes n nas., allg. für miserablen Wein, bei dem ein Glas zwölf Männer umhaut, frz. chateau migraine.
die, kein Pl., nur in dem Ausdruck mach so kaa Aria: mach dich nicht so wichtig. Im Italienischen gibt es „darsi delle arie“: wichtig tun. Ital. aria: Lied, schon 1619 schrspr. im Deutschen nachgewiesen.
auch aasch oder asch, schrspr. arg, allg. für sehr. Die Anwendung des Wortes ist eine der Besonderheiten des Dialekts. Es hot arich gerejent: es hat stark geregnet; es war aasch schee: es war sehr schön; er hott asch gekrische: er hat sehr laut geschrien. Die Urbedeutung ‚feig’ ist völlig vergessen, dagegen ist die Anwendung des Wortes als Verstärkungsadverb in vielen Mundarten zu finden.
adj., in Redensarten wie Der is so arm, dess-em de Aasch blut; Der is so arm, bei dem laafe sich die Ameise Blose an die Fieß, wann se ebbes se Esse suche; Jetz hot die arm Seel Ruh , wenn etwas endlich fertig oder endgültig kaputt(gespielt) ist, oder Wann en arme Mann emo ebbes hot, will’s garnit Daach wern für die Ungeduld vor lange für den nächsten Tag erwarteten Genüssen.
das, kein Pl., langes i betont, allg. für Katzenjammer. ’S arm Dier kammer krieje oder habbe; vgl. aber Dier.
der, auch Ärmelsabscher, Pl. jeweils gleich, kurze Vokale, ä betont, derb für ungeschickter Mensch (der sich auf die Ärmel tritt); vgl. dabsche, sabsche.
der, Pl. gleich, a lang und betont, derb für erbärmlicher Mensch, einer, der eben gerade keine Leuchte ist. Wie viele andere Ausdrücke mit Arm oder Ärmel Hüllwort für Arschloch. Mit der Steigerung Babbierener A. wird die Beschimpfung regelrecht zornig. Dazu der Spruch: Wer A- sagt, muss auch -rschloch sagen.
die, kein Pl., wie schrspr., regional in dem Ausdruck Was e Armut für jede Art beklagenswerte Zustände.
die, kein Pl., wie schrspr., regional in dem Ausdruck Des is doch kãã Art nit als Kritik an ungehörigem Verhalten.
sein, unflektiert, u gelängt und betont, allg. für: auf dem Laufenden sein, alles erledigt haben. Mer sein met de Buchhaldung aschur; frz. à jour in gleicher Bedeutung; vgl. bei.
das, Pl. Assiettcher, kurze Vokale, erstes e betont, für Tellerchen; frz. assiette: Teller.
nur Pl., in dem Ausdruck sich aus de Äst mache gew. für: sich rasch und unauffällig davonmachen.
die, Pl. Atzele, a kurz und betont, allg. für Elster. Oft als Schimpfwort scheel Atzel anzutreffen. Manch aaner klaut wie’n Atzel. Atzelaach: Hühnerauge. Scherzhaft das Atzelche, Pl. Atzelcher, für Perücke. In Westdeutschland ist Atzel als Vogelname bis Kassel und Waldeck gebräuchlich. In Baden ist die Bedeutung Perücke in der Honoratiorensprache anzutreffen. Erklärung für das Bildwort: Die Atzel (Elster) hat zweierlei Federn, schwarze und weiße. Wer eine dunkelhaarige Perücke trägt und so unvorsichtig ist, weißgraue Haare unter dem Perückenrand hervorschauen zu lassen, hat eine Atzel auf dem Kopf. Ahd. agalstra: spitzig (wie der Elsterschwanz).
ge-atzelt, kurze Vokale, a betont, gew. für kräftig essen; verwandt mit atzen und Atzung; vgl. achele.
das, Pl. Ätzjer, ä kurz und betont, gew. für Stückchen, Teil einer Speise, auch Wurstzipfel und Aufschnittabfälle. Ätzjerbauch: einer, der von Resten lebt. For zehe Penning Ätzjer for die Katz war der sparsamste Einkauf beim Metzger, „abber nit so vill Blutworscht, die isst de Vadder nit so gern“. Der Zusammenhang mit dem Verb atzen, ätzen, mhd. atzen, etzen ist deutlich.
der, auch Atzekratzje, das, kurze Vokale, Anfangsbuchstabe betont, fast verschwundene, verharmlosende Bezeichnung für „Sensenmann", Tod.
einschließlich seiner Zusammensetzungen s. uff.
auch auf!, allg. anfeuernder Ruf, Aufforderung zum Aufbruch.
die, Pl. Aulekaude, gew. für Lehmgrube. Die germ. Silbe ul steht für Lehm, Ton; so kam das Töpferdorf Aulhausen zu seinem Namen. Auch der Name des Autors erklärt sich so: die Familie stammt aus dem Westerwald, wo Ton und Töpferei zu Hause sind; vgl. Kaut.
au betont, en ausen Aache, entspricht eme abbene Knopp oder ener zu-ene Deer. Die Präpositionen ab, aus uff und zu werden als Adjektive behandelt und dekliniert.
kann wie schrspr. außen herum bedeuten, meint aber vor allem ‚an der Außenseite’.
au betont, allg. für außen. Melissegeist helft in- un ausewennich. Wird aber auch im Sinne des schrspr. auswendig gebraucht: Des Gedicht kann ich ausewennich.
ausgegeizt, au betont, allg. für Entfernen der Nebentriebe am Rebstock oder der Tomatenpflanze, damit sie dem Haupttrieb keine Kraft rauben; vgl. Geize.
ausgehulscht, au betont, u kurz, gew. für aushöhlen.
ausgekrische, au betont, gew. für austragen, tratschen, schlecht machen. Vun dere loss ich mich doch nit auskreische!
ausgemacht, au betont, allg. für Kartoffeln oder Rüben aus dem Boden nehmen. Auch Feuer oder Licht kammer ausmache.
ausgeschellt, au betont, allg. für das Signal des Dorfboten, wenn er amtliche Bekanntmachungen verbreitete und met de Schell (s.d.) auf sichaufmerksam machte; gleichermaßen die fahrenden Handwerker oder Händler; vgl. schelle. Wenn jemand ungebührlich über Privates räsoniert: Ich deed’s gleich ausschelle losse!
nach außen gerichtete Füße, haben diejenigen, die „über den großen Onkel gehen“, im Extremfall also entenähnlich watscheln.
der, Pl. Baagese, a lang und betont, in der Mundartliteratur durch Lennig (1. Hälfte 19. Jh.) belegt, für hässlicher, unsauberer Mensch. Gehört nach Feststellung des Südhessischen Wörterbuchs zu Bakel: Schmutz und ‚bah!’ als Interjektion des Ekels; vgl. Wutzebaages.
Soweit das Wort auch für ‚dicker Kerl’ gebraucht wird, sollte es von hebr. ba'alkiss und jidd. bal-kiss: Geldmensch, Kapitalist abgeleitet werden. Die Gleichsetzung eines dicken Menschen mit einem reichen ist uralt. Nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich ist die Ableitung von dem römischen Gott Bacchus, der ja stets mit einem dicken Bauch dargestellt wurde und dessen Aussehen den Bewohnern unserer uralten Weingegend natürlich geläufig war.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, 1. allg. für Pappe, Karton; 2. gew. für Führerschein.
der, kein Pl., kurze Vokale, erstes a betont, Spottwort für historisierende Fassaden, wie sie nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges Häusern etwa am Mainzer Markt oder am Frankfurter Römerplatz vorgesetzt wurden.
gebabbelt, kurze Vokale, a betont, allg. für schwätzen, daherreden, plappern. Im Rheingauer Dialekt hat das Wort keine abwertende Note; es ist einfach dasalltägliche Reden. Wer geistlos daherredet, ist en Dummbabbeler oder e Dummbabbelern. Das hat aber keinen bösartigen Ton, sonst wäre esen Schleechtschwetzer (s.d.). So aaner kann aam ebbes uffbabbele (aufschwätzen) oder er kann aan um- un dumm- oder bleed- oder auch unnerbabbele (in Grund und Boden reden). Wenn einer besonders viel redet, hat er wohl Babbelwasser (z.B. Kaffee oder Schnaps) getrunken, dann babbelt er aam vielleicht ’s Ohr ab. Un de Moscht babbelt beim Gären. Babbele ist in vielen Dialekten verbreitet und hat eine Entsprechung in frz. babiller. In Deutschland scheint das Wort im 16. Jh. aufgekommen zu sein; es ist lautmalend. Das zugehörige Substantiv ist Gebabbel. Hedwig Witte, ein Urgestein der Rheingauer Dialektpflege, schrieb unter dem Pseudonym „Euer Lisbettche“ lange Jahre im Wiesbadener Kurier eine Samstagsglosse mit dem Titel Was gebb eich for mei dumm Gebabbel (was kümmert mich mein Geschwätz von gestern). In der Mainzer AZ wurden unter ironischer Verwendung des Imperativs babbel nit: schwätz nicht so daher, jeden Samstag Lokalereignisse glossiert. Die Autoren dieser Serie wechselten im Lauf der Jahre.
die, Pl. Babbeljodde, kurze Vokale, o betont, gew. für
1. Papierschleifen am Drachenschwanz, um den Drachen zu stabilisieren;
2. Lockenwickel aus Papier;
3. Bonbons in Hülle, auch Zuckerzeug, das zum Schulzeitbeginn den Kindern in Tüttcher geschenkt wird;
4. Frau, die viele Männer am Wickel hat.
Frz. papillote: Wickel aus Papier; papilloter: blinzeln, papilloner: herumschwirren.
Adj., kurze Vokale, a betont, allg. für klebrig. Die ‚Putzfrauen’ Babbich und Strubbelich waren bekannte Figuren der Meenzer Fassenacht in den 1950er Jahren.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, gew. Spottname für Tapezierer; schrspr. Leimkübel.
der, Pl. Babbsäck, kurze Vokale, erstes a betont, gew. für aufdringlicher, klebriger Mensch, charakterloser Typ; auch Spottname für unsere niederländischen Nachbarn.
Adj., kurze a, erstes betont, allg. für übersatt gegessen, so dass man nicht einmal mehr ‚Papp’ sagen kann.
die, Pl. Bäch; im Rheingau Femininum. Der Ortsbach wird meist nur die Bach genannt, ohne geographischen Namen. Etwas Verlorenes ist die Bach enunner gange. Aber: Die Bachgass enunner kann’s nor in Biebrich gehe. Wer nass geschwitzt ist, is wie dorch die Bach gezo-e; Die Katz dorch die Bach schlaafe ist Synonym für eine besonders unangenehme Arbeit.
das, Pl. Bachelcher (kleines Bächlein), kurze Vokale, a betont, in der Kinderstube für Urin. Bachelche mache oder einfach bachele: Harn lassen.
auch Bachkatze, nur Pl., kurze Vokale, erstes a betont, gew. für vom Wasser gerundete Steine, mit denen man früher etwa der Hof plesdern (pflastern) oder rohe Fundamentmauern aufführen konnte (die die Bodenfeuchtigkeit weit nach oben steigen ließen).
die, Pl. Badderie-e, langes i betont, wichtiger Körperteil im Sinne von Energiezentrum. Ich haa der uff die Badderie; vgl. Kiddebarie.
Adv., langes u betont, allg. für durchaus, unbedingt. Frz. partout: überall, allenthalben.
die, kein Pl., erstes a kurz, zweites lang und betont, Schimpfwort für eine Personenmehrheit: Sippschaft, Pack, Gesindel, aber auch harmlos für Verwandtschaft. Frz. bagage: Reisegepäck hat im Dialekt einen Bedeutungswandel in Richtung Anhang erfahren. Als zwei Rheingauer bei einer Reise am Zielbahnhof vom Gepäckträger gefragt wurden, wo die Bagage sei, gaben sie zur Antwort: Ei, die sin dehaam geblibbe.
die, nur Pl., kurze Vokale, gleichmäßig betont, Name eines Gerichts, das im Bagges: Gemeindebackhaus nach dem Brotbacken zur Ausnutzung der Restwärme gegart wurde. Flach geschnittene Kartoffelscheiben, dazwischen Lagen von Schweinefleisch, in runder Kuchenform oder im mit Brotteig abgedichteten Krobbe (s.d.) gebacken.
der, Pl. Bajazze, auch Bajaß, kurze a, erstes betont, allg. bis in die Umgangssprache außerhalb der Dialektgrenze für Narr; in Mainz Symbol des Carneval-Vereins. De Bajaß mit de Ladern, verkörpert von Dr. Willi Scheu, war in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ein überaus bekannter Büttenredner des MCV. Lat. palea: Stroh, führt über ital. pagliaccio zu frz. paillasse. Nicht das Wort selbst, aber die Rolle, die es in unserer Gegend spielt, ist eine Besonderheit unseres Dialekts.
das, Pl. Bajese, a gelängt und betont, gew. für ärmliches Haus, aber auch absichtliche Herabsetzung des Eigentums. Beiz (österr. Beisel, bayr. Boazn): Kneipe; Meschuggebajes: Irrenhaus; Maggelbajes: Gefängnis; jidd. make: Schlag, Stock, Plage, Elend. Für Arbeits- oder Zuchthaus gibt es rotw. Malochebajes, zusammengesetzt aus rotw. Maloche: Arbeit, Geschäft, Handwerk, von hebr. melakah, und jidd. bajiss: Haus.
der oder das, Pl. Bälch, kurzer Vokal, gew. für ungezogene Kinder. Steigerungsform: Dreckbälch. Schrspr. Balg, hat sich in der Bedeutung von ‚abgezogene Tierhaut, Schlauch, Sack’ über ‚Bauch’ hierhin entwickelt; vgl. Panz.
der, Pl. selten, a kurz und betont, allg. für buntfarbiger Schal, wollenes Halstuch. Von frz. palatin: pfälzisch, weil Liselotte von der Pfalz, die Schwägerin Ludwigs XIV., dieses Accessoire am französischen Hof einführte. Ob Baldachin, mhd. baldekin, hier eingewirkt hat, ist eher fraglich, weil dessen Wortgeschichte über das Ital. auf kostbare, golddurchwirkte Stoffe aus Bagdad hinausläuft.
auch bald, allg. für ‚fast’; vgl. neegscht.
der, kein Pl., kurze Vokale, o betont, gew. für Kopf; eins der vielen Synonyme.
gebambelt, a kurz und betont, gew. für baumeln, hängen, schlenkern. Wer alles hengge un bambele lässt, ist erschöpft oder lässt sich gehen; vgl. Scheierbambeler.
die, Pl. Bambelschnude, a kurz und betont, u gelängt, gew. Spottwort für Person mit starken oder hängenden Lippen, aber auch für den mimisch geäußerten Unwillen: Er hot mer e Bambelschnut ããgehängt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, einer der vielen Ausdrücke für Kopf; vgl. Deez.
der, Pl. Bangerde, Flurbezeichnung für die ‚Banngärten’, die am Rande der Dorfgemarkung lagen und von der Abgabe des Zehnten befreit waren. Als Flurname oder Wegebezeichnung wie etwa Bangertpaad erhalten.
der, Pl. Banggerde, a kurz und nach o gefärbt, schrspr. Bankert, derbes Schimpfwort für Lümmel, frecher Bub. Das kann unter Umständen so etwas wie Anerkennung beinhalten. Variante: dreggischer Banggerd. Die eigentliche Bedeutung, unter der das Wort im ganzen deutschen Sprachgebiet verbreitet ist, wird in diesemDialektschimpfwort nicht mehr angesprochen. Anders bei Heggebanggert (s.d.), was deshalb als Beleidigung gilt. Noch drastischer ist abgetribbener Wallfahrtsbanggert; dem mag die Vorstellung zu Grunde liegen, dass Pilgerinnen von Wallfahrten hin und wieder mehr als nur frommen Segen mitbrachten. Mit vorgesetzter Nationalität (Ami-, Franzose‑, Russe- oder Terge-) drückt Banggert zum einen negative Gefühle gegenüber Fremden aus, aber auch den Vorwurf, die angesprochene Person habe einen dorther stammenden, ggf. unehelichen Vater. Mhd. banchart, eigentlich also das aufder (Schlaf-) Bank der Magd und nicht im Ehebett gezeugte Kind. Der Zusatz -hart ist ein Namenselement wie z.B. bei Eberhart. Joe Ludwig, beliebterMeenzer Fassenachder in den 1970er Jahren, beschrieb den Unterschied zwischen einem Hering und einem Bankert wie folgt: De Hering is eelig (ölig) un de Banggert uneelig.
der, Pl. gleich, kurzes o betont, gew. für Geschäftsmann, der eine Insolvenz hinter sich hat oder jederzeit fürchten muss.
uff-em B. schloofe, vgl. preißisch in-gericht.
der, hier kein Pl., gelängtes o betont, gew. Spottwort für Angeber. Steigerungen: Dachbaron, wenn einer nur eine Dachstube bewohnt,Stembelbaron, wenn er von Arbeitslosenunterstützung lebt, für deren Empfang man früher aufs Amt gehen und ‚stempeln’ lassen musste, und Liejebaron, vgl. Liejemaul.
die, Pl. Barriern, langes i betont, allg. für Bahnschranke. Von frz. barrière: Schlagbaum war das Wort wie viele andere Begriffe aus dem Eisenbahnwesen die gebräuchliche Bezeichnung, bis es spätestens mit der Franzosenfresserei des Ersten Weltkriegs der Sprachreinigung zum Opfer fiel. Es bleibt indes Sprechgewohnheit vieler Rheingauer; vgl. Billjett, Kubbee, Perrong.
der, ohne Pl., a durch ungesprochenes r gelängt, schwindend für Kinn, auch wenn es bartlos ist; gerade bei Kindern gebraucht: Es hott sich de Bart / es Bärtche gerennt (gestoßen). Bartbutzer bzw. Bartkratzer sind Spottbezeichnungen für Friseur bzw. Barbier. Außerdem kann ein Bart durch häufiges Schlagen oder Stoßen an hölzernem und eisernem Gerät entstehen, so dass sich Meißel oder Stiggel (s.d.) am stumpfen Ende pilzartig verbreitern.
auch for Basseltan, erstes a kurz und betont, das zweite durch ungesprochenes n nasaliert, adv. für Zeitvertreib. Frz. ’pour passer le temps’.
das, Pl. Bassengs, kurze Vokale, e betont, allg. für Wasserbecken; frz. bassin.
das, Pl. Basseriemcher, ie betont, fachlich für den blaugestreiften Küferkittel.
sehr kurze Vokale, u betont, Imperativ des Verbs uffbasse, uffgebasst, schrspr. pass auf, allg. für ‚Achtung!’; vgl. Acht basse.
unflektiert, a kurz und betont, auch baufdich, baafdich, allg. für unversehens, plötzlich. Batschdich hott er ãã sitze gehabt: auf einmal hatte er eine Ohrfeige.
gebatscht, kurze a, erstes betont, gew. für schlagen, hauen, drücken. Wie bei batschdich hat das lautmalende, weit verbreitete patsch bzw. batsch auch hier gewirkt; frz. battre: schlagen.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, gew. für jemand, der sich zu allen möglichen (Weiber-) Arbeiten missbrauchen lässt: Der micht aach immer de Batschegunggel. Der Spinnrocken, die Kunkel, ist der Ursprung.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, gew. und im vertrauten Umgang für ungeschickter Mensch. Wenn sich einer dauernd ungeschickt anstellt, heißt es Heit steht Batschel im Kalenner oder Ich glaab, heit is Batschel: heute ist Namenstag für alle, die Batschel sind oder heißen – als gäbe es einen Heiligen dieses Namens. Außerdem Batschelorum (latinisierter Genitiv Pl., könnte mit dem Kalender zu tun haben, weil eben Namenstag aller Badschel ist); vgl. Dabbes, Gloggebatschel.
die, Pl. Batschkabbe, kurze a, erstes betont, allg. für weiche Schirmmütze, Kappe, die man batsche kann.
Adj., allg. für triefend nass. Wann mer batschnass gerejent is, kammer aach grad noch in die Hos saasche: Nach einem großen Malheur kommt’s auf ein kleines auch nicht mehr an; vgl. dredsche.
gebatt, a kurz und betont, abnehmend im Gebrauch für nützen. Das Verb wird nur in den Formen es batt und es hott gebatt verwendet; dazu der Spruch Batt’s nix, schadt’s nix: wenn es schon nichts nützt, so schadet’s doch wenigstens nicht, den ein alter Mediziner gebraucht haben soll, wenn er selbst nicht wusste, ob er die richtige Heilmethode anwendete.
der, kein Pl., au betont, allg. für bäuchlings Schlitten fahren, aber auch für Bauchlandung beim Sprung ins Wasser; vgl. Aaschert, Kobbert, Rutschert.
s. batschdich.
die, Pl. Baumgibbe, erste Silbe betont, gew. für Baumwipfel; vgl. Gibb.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a nach o gefärbt und betont, Spottname für Rathaus, Behörde.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Klebstoff; auch für Aufkleber, etwa den Guggugg, den ’s Hussje (s.d.) auf gepfändete Sachen klebt.
der, Pl. gleich, oft von der Hefe stammender Fehlton beim Wein, aber auch beim Kaffee durch schlechte Bohnen, dann haben Wein oder Kaffee, häufig auf Schwefelverbindungen beruhend en Beckser, wodurch Zusammenhang mit Bocksgeruch gegeben ist; Adj.: becksig.
bedabbelt, kurze Vokale, a betont, gew. für begreifen. Gehört zur Wortfamilie von tappen und täppisch, vgl. dabbisch. Dr. Schwalbach deutet es so, dass ein Dabbes (s.d.) eben nichts be-greift, sondern be-tappt.
nur im Part. Perf., kurze e, zweites betont, gew. für ängstlich, erschrocken, nicht richtig im Kopf; vielleicht von jidd. dibbern: reden.
beduppt, kurze Vokale, u betont, allg. für betrügen ‚im minder schweren Fall’. Mhd. dübe: gestohlene Sache. Aber auch frz. duper: betrügen, täuschen, könnte dem Wort zugrunde liegen; vgl. Dubbes.
die, kein Pl., langes e betont, verächtlich für alte Frau, Frauensperson. Die Abkürzung des Mädchennamens Gabriele ist klanggleich. Häufig inWortverbindungen wie Ische-Beele (s.d.) oder Dreckbeele. Dazu der Kindervers Ich will der was vezehle vun de alde Beele, wann se kaa Kadoffele hot, dann kann se aach kaa scheele: Wenn man nichts hat, kann man auch nichts ausrichten. Handelt es sich um einen Mann, so wählt der Rheingauer Dialekt Wortverbindungen mit Baages (s.d.), so in Wutzebaages (s.d.). Die Wörter Beele und Baages stammen aus dem Hebräischen. Jidd. bele, von ital. bella: Herrin, Dame im Trumpf.
die, Pl. Beern bzw. Beere, allg. für Birne. Daher auch die Bezeichnung für Kartoffeln: Grumbeern sind ‚Grundbirnen’. Groobeer ist eine selten gewordene, frühreife graue Birne; früher auch eine Gastwirtschaft in der Löhrstraße in Rüdesheim. Schrspr. Beere wird auch so ausgesprochen. Lat. pirum: Birne. In der Lebensmitte heißt es Met fuffzich sein die beschde Beern gess.
langes e betont, Dialektname der Stadt Frankfurt am Main. Aus dem Rotw. nach jidd. peer: Glanz, Ruhm und mokum: Ort, Stadt.
der, ohne Pl., u gelängt und betont, scherzhafte Entstellung des Feiertags Buß- und Bettag.
befuddelt, kurze Vokale, u betont, gew. für betrügen; von frz. fausser: fälschen; vgl. Fuddelstaat.
behumst, kurze Vokale, u betont, gew. für betrügen; vgl. bedubbe.
Verhältniswort, im lokalen Gebrauch für: hin zu, her zu, mit Akkusativ. Komm-mo bei mich, auch bei mich bei: komm mal zu mir; geh mo bei se: geh’ zu ihr bzw. zu ihnen; du sollst emo bei de Chef komme, vgl. mo. Man kann auch e Deer beimache, wenn die Tür nicht ganz geschlossen werden soll. Ohne Bezugsobjekt Mer sein bei: Wir haben den Rückstand aufgeholt; vgl. aschur.
gebeiert, ei betont, allg. für: Glocke mit Klöppel oder Hammer anschlagen, ohne dass die Glocke schwingt. Dieses beiern kann Alarmzeichen bei Feuerausbruch sein, es konnte aber auch das Abendgeläut zur Schonung des Baugefüges der Glockentürme gebeiert werden. Das Wort kommt aus dem niederl. beiart: Glockenspiel und meint eigentlich das Anschlagen einer feststehenden Glocke mit dem Klöppel, wie es bei orthodoxen Gotteshäusern üblich ist; vgl. klängse.
wie schrspr. beißen, hier in dem Spruch Wann’s e Maul hätt, deed’s dich beiße wenn einer Naheliegendes erfolglos sucht.
s. Biet.
bekappt, a kurz und betont, allg. für kapieren, verstehen.
bekierußt, langes i betont, allg. für ‚hinters Licht führen’; alternativ en Flegge uff de Bagge mole; schrspr. ‚mit Kienruß beschmieren’.
bekuurt, langes u betont, allg. für umschmeicheln, umsorgen. Lat. cura: Sorge, Fürsorge; vgl. Kur.
belu-ert, u betont, gew. für belauern, betrügen. Mhd. luren; vgl. bedubbe, lu-ern.
Adj., e kurz und betont, gew. für betrunken. Er is belzich wie e Rieb: er ist stockbesoffen. Auch ingeschlofene Fieß und verschimmelte Speisen sind belzich, schrspr. pelzig; vgl. besoffe.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, für den Nikolaus (Nickelees). Unartigen Kindern drohte man früher: Waat nor, ibbermorje kimmt de Belznickel! Auch Spottwort für seltsam gekleideten Menschen.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, bis in die dialektfreie Umgangssprache für Steinkrug, aus dem sowohl Wein wie Apfelwein ausgeschenkt werden kann. Der Krug ist grau glasiert mit blauem Muster. Das Wort hängt mit baumeln zusammen und leitet sich ab von der Ähnlichkeit der Form mit der des Bembels (Klöppels) der Glocke. Eine weitere Herleitung von lat. pampinus: Weinlaub bzw. -ranke scheint weniger stichhaltig.
gebembelt, auch bimbele, kurze e, erstes betont, gew. für Glocken läuten. Lautmalendes Wort. Morjens wann es achte bembelt, kimmt de Lehre ãngerembelt; vgl. klängse.
das, ohne Pl., kurze e, zweites betont, Substantivierung von benemme: benehmen; ähnlich Benimm in der Studentensprache.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Holzstange, Stock, Knüppel, auch Schlagbaum, Schrankenbaum. Rendebengel ist der Gehstock der Rentner. Germ. bang-, engl. to bang: schlagen.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Schnur, Band, auch abwertend für dünne Beine; schrspr. Bändel. Wird gern in Wortverbindungen gebraucht: Herzbennel, Schuggebennel/ Schuhbennel, Strumpbennel, anbennele (s.d.).
die, ohne Pl., kurze Vokale, erstes e betont, schrspr. Bändelgarde, nicht mehr im Gebrauch. Das Wort bezeichnete einen freiwilligen Zusammenschluss von Mainzer Bürgern um die Mitte des 19. Jahrhunderts zur Hilfeleistung in Notfällen. Sie trugen eine Binde um den Arm, was den Namen nahe legte. In der Nazizeit hieß die SA hinter vorgehaltener Hand em Adolf sei Bennelgadd.
der, Pl. Benneljudde, auch Plaggejudd, kurze Vokale, erster betont, Spottwort für die Kurzwarenhausierer früherer Zeiten, die u.a. mit Bändern und Stoffstücken handelten; vgl. Bennel, Plagge.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, früher allg. für Karren des Küfers (Benders), mit dem er seine Gerätschaften zu den Kunden beförderte; vgl. Schnebbkarrn.
gebenscht, kurze e, erstes betont, schwindend für segnen. Aus dem Rotw., jidd. benschn, lat. benedicere.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Weinbeere, schrspr. Perkel. Wird auch in der Bedeutung Weintraube gebraucht, das sind die Weinbeeren auf dem Rappen, vgl. Rabbe. Abbergele heißt das Auslesen einzelner Beeren aus der Traube, sei es der besonders reifen und edelfaulen für entsprechenden Prädikatswein, sei es der unreifen oder schimmligen zur Qualitätsverbesserung des übrigen Leseguts. Uffbergele ist das Aufklauben heruntergefallener Beeren vom Boden, in Zeiten hoher Lohnkosten kaum noch leistbar.
der, kein Pl., kurze e, erstes betont, auch Berrel, gew. für Bettel, Krempel, ärmliches Zeug. Wer etwas satt hat, der schmeißt de Berrel hie. In Winkel heißt die Requisitenkammer des Karnevalsvereins Berlbud. Die Martinsthaler mussten sich den Scherznamen Berlemer (Berlheimer) gefallen lassen.
geberscht, kurze e, Stamm-e betont, vulgär für koitieren; schrspr. bürsten. Vulgär-herabsetzender Spruch über Katholiken, die einerseits die Dreiheit ‚fides, spes, caritas’ hochhalten und andererseits gegenüber den Protestanten als lebensfroher gelten: Wo Glaube, Hoffnung, Liebe herrscht, werd morjns, middaachs un obends geberscht.
s. Kesselfligger.
das, kurze e, erstes betont; schrspr. Bürschchen, Verkleinerungsform von Bursche / Borsch mit warnendem Unterton; vgl. Maad.
die, Pl. Berschde, kurzes e, derb für böses Weib; wird aber auch im Sinne von schrspr. Bürste verwendet; vgl. Fassberscht, Klooberscht, Kratzberscht, Wichsberscht, Worzelberscht.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, derb für Kopf. Er is uff de Berzel gedotzt: er ist auf den Kopf gefallen. Wird aber auch im Sinne von schrspr. Bürzel (Steiß, Hintern) verwendet. Ahd. bor: Höhe, mhd. borzen: hervorstehen.
der, Pl. selten, erstes e lang und betont, wie schrspr. Besen; derb für schlechtes Frauenzimmer. Gassebesem ist einer mit steifen Piassava-Borsten for die Gass se kehre. Schipp un Besem: Kehrschaufel und Handfeger. Verb: beseme. Wegen der Wortform vgl. Borrem, Faddem. Das mhd. Nominativ-m ist weit verbreitet und wird mit einer Wiederangleichung an Genitiv- und Dativformen dieser Wörter erklärt, die das alte m länger erhalten haben.
Adj., kurze Vokale, o betont, allg. für betrunken. Gerade in unserer Weingegend gibt es für den Zustand der Trunkenheit ein reiches Vokabular. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien genannt: beduddelt, begoogelt, belzich, benebbelt, (blitze-) blau, blau wie e Veilche, (bolze-) strack, (dibbe-) daab, hormelig, scheswi, schicker, schwazz wie e Kanon, selig, steif wie’n Stiggel, stoggesteif, voll (-gesoffe) ; der hot uff-em Haamweech schepp gelade, der hot schwer die Heef, der hot en Mords-Aff met haam genumme, der hot jo die Perenosbera (schrspr. Peronospora, eigentlich eine schlimme Rebenkrankheit), der hot die Ratt und schließlich hot der gefillt? (beim Wein abfüllen wurde immer reichlich genascht); vgl. Weechsteier, Voll-Eil.
s. Kwissel.
der, Pl. jeweils gleich, erstes e betont, vulgäre Schimpfworte, die Bettnässen unterstellen. Wann se mich beim Klaue erwischt hädde, hädd-ich mich geschämt als wie en Bettpisser.
die, ohne Pl., e kurz und betont, gew. für Bettbezüge; vgl. Ziech, Kobbeziech.
nur noch erhalten in Betzelhaub, Nachthaube; gibt es auch als Schloofbätz; mhd. bezel: Haube. Das Wort ist mit dem Verschwinden der Haube und der Nachtmütze immer mehr aus dem Gebrauch und ins Arsenal der Erinnerung gekommen. Scheel Betzel: Schimpfwort für alte, ungelenke Frau, wie sie vielleicht als letzte noch mit Betzel gesichtet werden konnte.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, auch Bibbes, Bibbesje, derb-vertraulich für männliches Glied.
die, kein Pl., kurze Vokale, i betont, derbes Bildwort im Männerkreis für kokettes Frauenzimmer, das aber die letzten Konsequenzen nicht zu ziehen gedenkt.
der, kein Pl., kurze Vokale, i betont, derb und in Männergesellschaft für potenten Mann.
das, Pl. Bibbi-cher, kurze Vokale, erstes i betont, familiär für Küken; lautmalend. Lockruf: Koom, bi-bi-bi.
die, Pl. Bichse, vulgär für weibliches Geschlechtsteil, vulgär und verächtlich für Frau. Aal Bichs, narrisch Bichs; schrspr. Büchse. Das Bild des umschlossenen Raums steht für das weibliche Genital. Bichse-Effner sind Getränke, die sich beim Verführen weiblicher Wesen bewährt haben; schrspr. Schlüpferstürmer.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, vulgär für einen Mann, der nur Töchter gezeugt hat.
das, Pl. Bickreedcher, i kurz und betont, entspricht Bückrädchen, in der Bubensprache vor langen Jahren die Bezeichnung für ein selbst gebasteltes Spielgerät. Dazu waren notwendig: ein Rad nicht zu großen Durchmessers, am besten die kleineren Rädchen eines alten Kinderwagens, dazu eine passende Eisenwelle. Die Welle wurde durch die Radnabe gesteckt, auf beiden Seiten mit Gummiringen von Bierflaschen gesichert, so dass links und rechts genügend breite Handhaben blieben. Das Bickreedche wurde an den Handhaben gefasst und im gebückten Zustand möglichst schnell über den Boden geschoben.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, gew. für frecher Kerl, Gassenbub, Herumtreiber. Jedoch wird Biddel nicht nur als Schimpfwort angewendet, sondern auch anerkennend für einen, der die Lacher auf seine Seite zu bringen versteht. Meenzer Biddel ist der Spottname der Nachbarschaft von Mainz für den Mainzer. In der Stadt selbst ist der Ausdruck so etwas wie eine Echtheitsmarke. Büttelarbeit ist lästige, niedere Arbeit, die niemand gerne tun will. Das Wort ist gemeindeutsch, verwandt mit (ge-)bieten und bedeutet ursprünglich niederer Behördendiener.
s. Schlaafsaal.
die, Pl. Biede, 1. massiver Keltertisch zur Aufnahme des Leseguts in der historischen Baumkelter. Die Baumkeltern, bis um 1800 in Gebrauch, waren große,aus Baumstämmen gefügte Weinpressen, die nicht mit Spindel, sondern durch Hebelkraft wirkten;
2. auch als Beit, Pl. Beide, für den Tisch im Bagges, auf dem die Brotlaibe abgelegt wurden; ahd. biet: Tisch.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Spitzhacke. Schrspr. Pickel; ahd. bickan, frz. piquer: stechen.
Adj., kurze Vokale, i betont, gew. für sehr fest; so fest, dass es dem Biggel widersteht. Alles annere kammer uffbiggele. Im Badischen gibt es entspr. bickelhart. In der Bildung dieser metaphorischen Wörter besteht Beziehung zu bibelfest bzw. kapitelfest im Sinne von textsicher.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, e betont, allg., aber zurückgehend für Bahnfahrkarte. Von frz. billet: Zettel war das Wort wie viele andere Begriffe aus dem Eisenbahnwesen die gebräuchliche Bezeichnung, bis es spätestens mit der Franzosenfresserei des Ersten Weltkriegs der Sprachreinigung zum Opfer fiel; vgl. Barrier, Kubbee, Perrong.
einer der virtuellen Heiligen, die bei großer Verblüffung angerufen werden. Die anderen sind der hl. Strohsack und das hl. Kanonenrohr. Die Anrufung höherer Wesen wird auf diese Weise vermieden, wenn auch nicht ganz ohne Blasphemie. Und wann haben diese Heiligen Namenstag? Na, am 01.11., da ist nämlich Allerheiligen. Da hat auch der einzige vierbeinige Heilige Namenstag, nämlich der Heilige Stuhl. – Solchen Humor wird man nur in traditionell katholischen Gegenden finden. Gläubigen Protestanten geht das zu weit, obwohl bei ihnen die Verehrung von Heiligen, und gar die des Papstsitzes, keine oder doch eine viel geringere Rolle spielt.
der, Pl. selten, Scherzname für Korkenzieher. Der Begriff ist Pointe einer Legende, nach der die Binger Ratsherren in einer Versammlung samt und sonders zwar keine Bleistifte zur Hand hatten, dann aber, als es ans Flaschenöffnen ging, jeder einen Korkenzieher zum Vorschein brachte. So in der Posse „Romantisches Leben“ von Jean Dremmel (1885): Ich hab nix im Sack als wie en Binger Bleistift.
der, Pl. Binnese, i kurz und betont, gew. für
1. junger, tolpatschiger Mensch. Der werd gemaach wie de Binnes: der verlottert langsam;
2. Wichtigtuer, Betrüger; jidd. pinnes: Narr, aber auch Anführer.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, derber Ausdruck im Wassersport. Abfällig von Ruderern gebraucht für Kanu- und Faltbootfahrer, die met ihre Bebbcher (vgl. Bobb) in Altrheinarme fahren, um sich dort in den Binsen herumzutreiben. Die Ruderer werden umgekehrt von den Paddlern Rückwärtsfahrer genannt; vgl. juggele.
kurze Vokale, i betont, Dialektname für Mainz-Bischofsheim.
die, Pl. Bidde, kurzes i, wird ohne Zusatz nur als Rednerpult der karnevalistischen Sitzungen verstanden; scherzhaft auch für andere Rednerpulte. Sind Bütten im Sinne von Behältern gemeint, dann treten Zusammensetzungen auf: Badebitt, Traubebitt, auch Herbschtbitt, Weschbitt, Wasserbitt. Das Wort Bütte selbst ist natürlich schrspr.; lat. butina: Flasche, Gefäß.
und Wortverbindungen s. pitzele.
die, Pl. Blaa-e, gew. für Wagenplane. Hordich die Blaa dribber: schnell etwas vertuschen. Mhd. plahe, blähe; schrspr. Blahe.
die, Pl. Blaasche, langes a, allg. für Bleiche, Bleichwiese, wie sie vor Erfindung der modernen Waschmittel überall vorhanden waren, um das Weißzeug vor dem Vergilben zu bewahren. Ahd. bleih: heller Glanz; vgl. Nabbelblaasch.
die, Pl. Blangge, allg. für eine am oberen Ende einer Wingertsterrasse quer angelegte Rebzeile. Nahe an der Mauer stehend, bekam sie sowohl Sonne als auch rückstrahlende Wärme ab, was für gute Traubenqualität sorgte. Weil terrassierte Weinberge immer seltener werden, müssen wir auf „noir de blank“ wohl noch lange warten; schrspr. Planke.
adv., erstes e lang und betont, gew. für fort, verschwunden, geflohen, verloren. Mei Geld is blede. Blede gehn: sich davon machen; mach dich blede. Hebr. peleta: entrinnen, jidd. plejte: Flucht und plejte machen: bankrottieren. Pleite und ‚flöten gehen’ kommen da her; vgl. Platt butze.
der, Pl. Bleedhemmel, wahlweise Bleedmann, bleeder Hund, bleed Hinggel, bleed Sunn, alles schrspr. mit blöd verbunden; vgl. doll Dibbe.
das, kein Pl., ei betont, allg. für Unterkunft, Substantivierung von bleiben; vgl. Benemmes, Flennes, Laafes, Schloofes, Stambes.
das, Pl. Blimmoos, i kurz und betont, allg. für Federbett. Gegenstand und Wort im Gebrauch schwindend; heute hat man Steppdecken. Frz. plumeau: Flederwisch, Staubwedel; plume: Feder.
die, Pl. Blinzelmais, i kurz und betont, gew. für nettes Mädchen, Mädchen, mit dem man anbändeln möchte. Dazu das Kinderspiel-Vers-chen Blinzelmaus, wo gehst-de’n naus? Ins Kaffeehaus! Host-de aach e Leffelche? Such-der aans!
der, Pl. gleich, Spottname für den Schutzmann vor 1914 mit Pickelhaube und langem Säbel.
Adj., i kurz und betont, Verstärkung des Wortes blau. Vgl. britzebraat, graasegrie, gritzegroo, kwittegeel, ritzerot, schuggeschwazz.
das, nur Singular, ä kurz und betont, allg. für
1. die Wiesbadener Umgebung zwischen Biebrich und Wallau–Nordenstadt–Diedenbergen. Die Bezeichnung bloo hängt insoweit womöglich mit dem Wappen des Herzogtums Nassau zusammen, dessen Grundfarbe Blau war;
2. das hessisch-katzenellenbogische Hinterland von St. Goarshausen um Nastätten, wohin sich die protestantischen Blaufärber aus Lorch ihres Glaubens wegen flüchten mussten und wo sie mit dem Färberwaid Tuche blau färbten.
Adv., langes o betont, gew. für besitzlos, ‚blank’; vgl. blott.
der, Pl. Bloogese, langes o betont, allg. für ungehobelter Mensch; einer, der provokant jede Kinderstube verleugnet. Man hat versucht, eine Erklärung zu finden durch die Annahme, das Wort müsse eigentlich Plooges geschrieben werden, wodurch deutlich sei, dass es sich um eine Entstellung von ‚Plage-Geist’ handele. Dieser Erklärung steht allerdings die Bedeutung entgegen. Viel eher gehört das Wort zu Blage in der Bedeutung ungezogenes Kind, wie es mundartlich am Niederrhein gebraucht wird.
das, Pl. Bloomoole, lange Vokale, gew. für blauer Fleck nach Bluterguss von Stoß oder Schlag, auch Wunde. Auch halb umgelautet Bloomal, Pl. Bloomeeler; das ‚blaue Mal’ liegt zugrunde.
gebloose, allg. für blasen, wie schrspr.. Die Besonderheit in unserer Gegend ist aber die Bedeutung trinken. Mer gehn en Halbe (s.d.) bloose: wir gehen ein Glas Wein trinken.
adv., langes o, allg. für nur, nur ja. Heer bloß uff!; Ich hab bloß-emol geguckt.
der, ohne Pl., eigentlich einer, der zu arm ist, sich den Hintern mit Kleidung zu bedecken; gew. aber derber Ausdruck des Unwillens, wenn man sich ausgefragt fühlt. Wen hoscht-de’n geschdern getroffe? Ei de Bloßaasch! – Wo gehscht-de’n hie? Zum Bloßaaschgrĩe, Ferz losse bis morjefrieh!
Adj., erstes o lang und betont, allg. für unbedeckten Hauptes.
geblotscht, o kurz und tontragend, gew. für
1. stark rauchen: Der blotscht, wie wann en arme Bäcker backt;
2. hauen, verhauen, durchhauen, vgl.Kaade blotsche, verblotsche;
3. hinfallen, fallen, öfter in der Form hieblotsche oder uffblotsche.
Die Redewendung „…ohne die Geblotschde“ wird verwendet, um anzudeuten, dass zu dem vorher Aufgezählten noch Unerwähntes dazukommt. Blotschbagge sind Pausbacken von Kindern, auch geschwollene Backe. Blotschnoos ist eine geschwollene, durch Stoß oder Fall verunstaltete Nase.
Adj., o kurz, gew. für besitzlos, ‚blank’. Ich bin-der so blott wie de Aff am Aasch. Niebergalls Datterich: Ich bin-der Ihne so blott wie e Kerchemaus. Hängt über germ. blauta mit bloß zusammen.
s. Scherbel.
der oder die, Pl. Blunze (süddt./österr. Blunzn), u kurz und betont,
1. gew. für griebenarme Blutwurst, die in Magen oder Dickdarm eines Tieres gepackt ist; in der Kölner Gegend heißt die Wurstsorte Flöns;
2. derbe Bezeichnung für einfältige Frauen oder dicke Menschen;
3. gew. für Fußball. Früher hatten die Bälle zur Abdichtung keine Gummiblase, sondern einen Ballon aus einer getrockneten Tierblase, die ebenfalls Blunz genannt wurde. Daher bürgerte sich die Bezeichnung für den ganzen Ball ein.
Mhd. blunsen: aufblähen; der von manchen gewählte Umweg über poln. pluca: essbare Eingeweide ist unnötig.
s. Maachespitz.
s. Wittche.
die, Pl. Bobbe, kurzes o, auch Bebbche, allg. für
1. Puppe; 2. junges Mädchen;
3. Partnerin eines noch nicht amtlichen Verhältnisses.
die, Pl. Bobbegichtere, kurze Vokale, o betont, derb für venerische Krankheiten, auch Alterserscheinungen nach flottem Leben.
auch Bobbejeecher, o kurz und betont, Spottwort für Mädchenjäger.
das, Pl. Bobbelcher, kurze Vokale, o betont, allg. für Säugling, kleines Kind, Mädchen; Kosewort: Püppchen. In Niebergalls Datterich: mei Herzgebobbeltes.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes o betont, gew. für einen, der viel Umgang mit Frauen hat, ohne sich zu entscheiden. So lange bei Kindern auf Trennung der Geschlechter geachtet wurde, war das entsprechende Meedcher-rolzer ein Spottwort unter ihnen: ein Junge, der sich herbeiließ, mit Mädchen zuspielen, wurde mit Meedcherrolzer, Meedcherrolzer in einem Stakkato-Singsang verspottet. Das Entsprechende geschah mit dem Wort Bube-rolzern (s.d.) einem Mädchen, das Bubenspiele mitmachte.
der, Pl. Bobbese, kurze Vokale, o betont, harmlos für Gesäß; schrspr. Popo.
die, Pl. Bobbescheese, o kurz und betont, gew. für Puppenwagen; vgl. Schees.
die, nur Pl., kurze Vokale, u betont, gew. für Bildgebäck aus paarweise lose zusammengebackenen länglichen Wecken. 1793 werden sie in Rheinhessen als Bestandteil der Pfarrbesoldung angeführt, mit der auch die Teilnahme bei Tauf- und Hochzeitsschmaus verrechnet wurde. In Rheinhessen und in der Pfalz wurden sie bei Schulprüfungen gegeben. In den Mainzer Stadtaufnahmen von 1747 werden Bubenschenkel-Bäcker aufgeführt.
das, Pl. Bobbestibbcher, kurze Vokale, o betont, gew. für
1. Puppenstube. 2. übertragen für reinliches, schmuck gehaltenes Zimmer.
3. Name einer Wirtschaft, z.B. das Boppestübchen in Assmannshausen. In der Röderstraße in Wiesbaden gibt es das urige „Bobbeschänkelche“.
der, Pl. Beck, allg. für Schiffsanleger. Bei Reje gehn die Fisch unner de Bock; schrspr. Steiger.
gebockt, allg. für den Deckvorgang bei der Ziege; derb auch für koitieren.
die, nur Pl., o lang und betont, Spitzname für die Einwohner von Mainz-Mombach wegen des dortigen Gemüseanbaus; Name des Mombacher Karnevalvereins.
der, Pl. gleich, auch Borjemaaschder, langes a betont und örtlich wie o gesprochen, allg. für Bürgermeister; Abkürzung: Bollo.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, gew. für Karren mit Rädern, die Eisenfelgen haben und ungefedert sind; entspricht dem Bollerwagen im Leineweberlied.
gebollert, o kurz und betont, gew. für poltern, aber auch laute Blähung ablassen.
der, Pl. selten, auch Bollesje, o kurz und betont, gew. für Gefängnis. Das Wort ist abgeleitet von frz. police. Übertragen kommt Bolles auch zu der Bedeutung ‚dicker Kerl’: ein Mensch, der gewichtig wirkt wie eine Amtsperson. Jidd. polil: gerichtlich, richterlich; rotw. bolle: Uniform, Anstaltskleidung.
Adj., kurze Vokale, o betont, gew. für direkt, ganz gerade, steif. Wird auch in der Bedeutung stark betrunken gebraucht. Der Bolzen gibt die Bildbeziehung.
die, Pl. Bombele, allg. für Bommel, Troddel, Quaste; frz. pompon.
der oder das, Pl. gleich, auch Bombom oder Bombong, dann Pl. mit -s, erstes o kurz und betont, gew. für Bonbon, frz.: Zuckerzeug. Das Lutschbonbon heißt auch Klumbe oder Guudsje (s.d.).
die, kein Pl., kurze Vokale bis auf das betonte ie, allg. für das bedeutende Institut, das heute unter Campus Geisenheim auftritt und die Bereiche Forschungsanstalt Geisenheim, Hochschule Rhein-Main Fachbereich Geisenheim sowie LLH Gartenbauzentrum Geisenheim zusammenfasst. Hervorgegangen aus den Gärten des wohlhabenden Geschäftsmanns Eduard von Lade (Villa Monrepos), entstand 1872 die kgl. preußische Lehranstalt für Obst- und Weinbau. Später hieß sie Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau, im Lauf der Zeit kam noch Getränketechnologie dazu; schrspr. Pomologie: Obstkunde.
Die Geisenheimer Studenten hießen früher vornehm Pomologen, bei den Geisenheimern indes respektlos Groschebube, weil das wenige Geld, das sie hatten, schnell in die Heggewertschafde getragen war und die Groschen für den täglichen Bedarf mühsam zusammengekratzt werden mussten.
das, Pl. Bonemer, o gelängt und betont, abfällig für Gesicht; jidd. ponim: Antlitz. Hall dei Bonem: Halt’s Maul.
die, Pl. Boochrebe, o lang und betont, allg. für die einjährige Fruchtrute des Rebstocks, die beim gerde (s.d.) gebogen wird, um einen gleichmäßigen Austrieb zu erreichen.
das, Pl. Boodcher, o lang und betont, gew. für kleines Schiff. Es Wallufer Boodche: Motorboot nach Budenheim;: das Motorschiff nach Bingen, schon ein größeres Fahrzeug mit drei Decks, ist es Binger Schiffche; ansonsten ist alles, was unter den Maßen eines Rheinschiffs, etwa der Köln-Düsseldorfer Linie, bleibt, e Boodche; vgl. Schiffche-Boodche.
der oder das, Pl. Boord(e), Handwerkersprache, auch in der Kanzleisprache des 18. Jahrhunderts und früher für Brett. „Borten und Bauholz“ schon in einer Urkunde Bertolds von Henneberg 1494.
der, Pl. gleich, früher für aus Brettern gefügte Rinne, um den Most von der Kelter ins Fass zu leiten; vgl. Kennel.
der, Pl. Boordezain, o lang und betont, gew. für Einzäunung aus Brettern.
die, kein Pl., o lang und betont, allg. für Kirchenempore. Aus ahd. bor: Höhe, oder Verballhornung des hochdeutschen Worts Kirchenempore. Für die Auffassung, es handele sich um eine Boord-kerch, weil die Emporen aus Holz errichtet seien, spricht wenig: Die Rheingauer Kirchen haben steinerne Emporen.
der, Pl. gleich, o lang und betont, gew. für Garbe. En Boose Stroh: eine Garbe Stroh. En werre Boose-Kopp ist außen oder innen so wirr wie eine Strohgarbe.
die, Pl. Bood(e), o lang und betont, gew. für Rheinschiff. Wie Bach ist Boot im Rheingau stets weiblich. Also auch ‚die Goethe’, ‚die Wappen von Köln’ und ‚die Vaterland’.
der, Pl. Berrem, kurze Vokale, erster betont, gew. für Boden; vgl. zum Nominativ-m: Besem, Faddem. Als Verb borreme: niedermachen.
der, Pl. gleich, kurzes o, gew. für Bursche, unverheirateter junger Mann.„Schorsch, ach Schorsch, ach Schorsch, hättst de nit geheirat, wärst-de noch en Borsch; Schorsch, ach Schorsch, ach Schorsch, jetz bist-de bei de Meedcher unnedorch“ von Margit Sponheimer in den 1970er Jahren im gleichnamigen Fassenachtslied verewigt.
s. Boord.
geborzelt, kurze Vokale, o betont, wie schrspr. purzeln. En Borzel familiär für kleines Kind, das noch nicht gehen kann und purzelt; vgl. dorzele, Scheierborzeler.
die, nur Pl., kurze Vokale, o betont, allg. für Dummheiten; schrspr. Possen. Mach mer noor kaa Bosse-Straasch! konnte, wieder mitregionaltypischer Verdoppelung, der wohlgemeinte Rat der Mutter an die Tochter sein, die ausgehen wollte. Wenn Schluss ist mit lustig, dann heißt es Jetz habbe die Bosse e Loch. Mhd. possen: Figur, frühnhd. bosse: Zierat, Beiwerk, Scherzfigur an Bauwerken. Possen reißen war also zunächst das Entwerfen solcher Figuren. Deswegen kann mer en Bossereißer aach Fratzereißer nenne. In Frankreich heißt der Possenreißer haselier; vgl. Herrschaftsbosse.
gebosselt, kurze Vokale, o betont, allg. für basteln, auch für umständlich arbeiten; Substantiv: Bosseler; spätmhd. bozeln: klöppeln.
kurze Vokale, o betont, allg. für seltsam; Adj. zu Bosse.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, 1. gew. für Schlamm, 2. verächtlich für breiige Speise.
gebraddelt, kurze Vokale, a betont, gew. für
1. Kot mit breiiger Konsistenz absetzen, wie es etwa die Rindviecher tun; En Braddeler kommt für alle drei Varianten als Handelnder in Betracht.
2. undeutlich sprechen, nuscheln, brabbeln;
3. unproduktiv werkeln, nicht recht fertig werden.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, 1. gew. für Schlamm,
2. verächtlich für breiige Speise; eine Kombination von Brabbes und Sclambes .
s. Geje-Hunger, Geje-Brand.
der, kein Pl., gew. für Zorn. Uff den aale Beschisser hon ich en mords Brass!
der, kein Pl., kurze Vokale, a betont, gew. für Durcheinander, unübersichtliche Angelegenheit. Jetz hon ich noch den ganze Brassel vun meiner Oma am Hals!
gebraucht, veraltend für ‚mittels Beschwörung heilen’. Beim Brauche wird die Hl. Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist angerufen; jidd. broche: Segen.
gebrebelt, auch brewele, erstes e lang und betont, gew. für ausdauernd schimpfen, beharrlich Beschwerde führen, unverständlich vor sich hinschimpfen. Lat. exprobrare: tadeln. Brebeldibbe ist eine lamentierende Frauensperson; Brebelsubb met Glotzaache ist Metapher für Gardinenpredigt, häusliche Vorwürfe.
die, ohne Pl., kurze Vokale, u betont, allg. für Bedrängnis. Im Rheinland sagt man Bedrullje; Scherzbolde begründen das damit, dass das r hinter dem d der Zunge leichter falle. Frz. bredouille: unverrichtet, undeutlich.
die, auch Bremern, nur Pl., erstes e gelängt und betont, schwindend für Brombeeren.
das, Pl. Breimailer, ei betont, gew. Schimpfwort für breit und undeutlich sprechender Mensch.
die, Pl. Brengge, kurzes e, gew. für Zuber, kleine Bütte. Im Weinkeller ist die Brenk ein etwa 80 l fassendes Holzgefäß mit zwei seitlichen Handlöchern in den dazu länger gelassenen Dauben. Sie wird hergestellt, indem ein kleines Fass halbiert wird und die nicht benötigten Dauben gekürzt werden. Diese Form ermöglicht es dem Küfer, die Brenk beim Fassanstich, also beim Herausziehen des Zwickels und dem Einstechen des Krane (s.d.) zwischenseinen Knien und dem Fassrand so einzuklemmen, dass sie einerseits nicht verrutscht und andererseits nichts vorbeiläuft. Es gibt aber auch Weschbrengge (vgl. Weschbidd), die auch wie oben beschrieben hergestellt wurden, so lange sie aus Holz waren.
der und die, Pl. gleich, kurze e, erstes betont,
1. gew. für eine der Varianten für Kopf oder Gesicht: Ich haa der uff die Brezel.
2. allg. für ein speziell geschlungenes Backwerk, obgleich schrspr., hier von überragender Bedeutung, sei es zum Schulanfang (merb), zur Fassenacht (merb oder salzig) oder jederzeit salzig (Laugenbrezel) als schnelle Stärkung und als Beilage, z.B. zum Spundekees (s.d.).
Wann de Brezel merb is, isser guud. Wann ich abber ganz brezelmerb bin, dann geht’s mir schlecht, fühle ich mich elend.
die, Pl. Briambele, auch Briambes, kurze Vokale, a betont, allg. für Umschweife, Umstände, Geleier, überflüssiges Geschwätz, unzufriedener Tadel. Es geht auf lat. prae-ambulum: feierliche Vorrede, oder auf frz. préambule: Vorrede zurück.
Adj., dritte Silbe betont, gew. für buntscheckig oder unbestimmt in der Farbe, allerleifarbig.
die, Pl. Briefkasdeschnude, langes i betont, gew. Schimpfwort für zu groß geratenen Mund.
die, Pl. selten, wie schrspr. für Brühe; fast jede Flüssigkeit kann herablassend als Brieh bezeichnet werden, vor allem aber die Jauche, auchScheißbrieh genannt. Dazu die Anekdote, wonach ein Gast im Rheingau sich rühmte, Preis-Skifahrer zu sein. Lapidare Antwort seines Gegenübers: No un, mein Brure is Scheißbriehfahrer. – Do kimmt die Brieh deierer wie die Brogge: dieses Vorhaben lohnt sich überhaupt nicht.
die, Pl. Briehpumbe, ie betont, gew. für Zeitgenosse, der zu gar nichts taugt; eigentlich auch nicht zum Jauche pumpen.
das, Pl. Briesjer, ie betont, gew. nur in Verbindungen wie empfindlich Briesje: empfindliches Mädchen; schwul Briesje: andersartig veranlagter junger Mann. Niederdt. Briske: Bruder, Schwester; jidd. berje: Geschöpf.
Adv., Verstärkung des Wortes breit. Vgl. graasegrie, gritzegroo, kwittegeel, ritzerot, schuggeschwazz.
gebroggelt, kurze Vokale, o betont, allg. für bröckeln, zu Brocken brechen, Das Ergebnis sind Brogge, Broggele oder Broggelcher. Wer sich das zu viel Genossene ‚noch mal durch den Kopf gehen lassen’ musste, der hot Broggelcher gelacht.
die, auch Broggelcher, nur Pl., kurze Vokale, o betont, allg. für Gebrocktes, insbes. aber Rosenkohl, auch Rosebroggele (s.d.); frz. brocoli: Rosenkohl.
der, Pl. gleich, o kurz, a gelängt und betont, allg. Spottwort für einen Wortführer, Schwätzer, Angeber, Rechthaber. Der Prokurator war ein Amt der Rechtspflege bis in die 1870er Jahre und stammt aus der napoleonischen Zeit: in Frankreich ist der Procureur de l'Etat oder de la République der Staatsanwalt.
broggeradert, a lang und betont, gew. für widersprechen, beharrlich dem Missfallen Ausdruck geben. Die Amtsbezeichnung Prokurator hat das Dialektwort geprägt.
gebrotzelt, kurze Vokale, o betont, allg. für braten, schmoren, brutzeln, aber auch nörgeln, murren, schimpfen. Verbrotzele: anbrennen, aber auch verschwenden beim Braten. Du verbrotzelst abber viel Fett!. Auch der Fedderweise (s.d.) brotzelt, wenn er voll in Gärung ist; lautmalend. Brotzelsupp: Strafpredigt; Brotzeldibbche: Spottname für einen Menschen, der schnell obbe-naus ist, also schnell aufgeregt bis ausfällig wird; vgl. Dibbe. Brotzelgeld: Bildwort für Überstundenlohn. Das Essen, das auf dem Herd verbrotzelt is, weil der Mann wegen der Überstunden nicht pünktlich zur Mahlzeit kam, wurde ersetzt.
die, nur Pl., in dem Ausdruck Brulljes mache, kurze Vokale, u betont, gew. für Ungelegenheiten bereiten. Wer sie bereitet, indem er sich aufspielt, ist ein Brulljee. Frz. brouille: Zwist, Aufhebens, brouillerie: Zwistigkeit.
der, kein Pl., kurze Vokale, u betont, allg. für Kreisel, der beim Drehen summt. Auch für Leute, die ständig in hektischer Aktion sind.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, gew. für unzufriedene Person; vgl. brummele. Bildworte mit ‚-dibbe’ sind beliebt; vgl. Dibbe, Dunggedibbche.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes u betont, gew. nur noch in den Ausdrücken schaffe bzw. fresse wie en Brunnebutzer, d.h. harte Arbeit tun, nämlich Brunnen putzen, und dann den Kalorienbedarf wieder ausgleichen. Der Karnevalsverein in MZ-Marienborn heißt so.
gebrunzt, vulgär für urinieren; Substantiv: die Brunz. Das irdene Nachtgeschirr heißt Brunzkachel. Abgeleitet von mhd. brunnezen: einen Brunnen machen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, gew. für das Innere von Teigwaren, das, was an Brot, Brötchen oder Kuchen leicht zu zerbröseln ist. Das Wort gehört natürlich zu Brosam und bröseln, hat sich aber in der Bedeutung spezialisiert.
die, Pl. Brudsche, kurzes u, gew. für unwillig verzogener Mund. E Brutsch mache: das Gesicht gekränkt verziehen. Als Verb brudsche: vor sich hin brummeln.
der, kein Pl., gew. für Haustrunk, durchaus nicht immer übel schmeckendes weinartiges Getränk, das aus ausgepressten, gewässerten und zum zweiten Mal gekelterten Trauben gewonnen wird. Der Nachmost wird dann gezuckert, um auch bei ihm die alkoholische Gärung zu ermöglichen. Das Getränk ist zum Verkauf weder bestimmt noch zugelassen. Vor den ersten deutschen Weingesetzen von 1892 und 1901 war das allerdings noch nicht geregelt. Bis dahin konnten auch allerlei Mischgetränke als Wein vermarktet werden; neben dem Nachgekelterten und dem Drusewein (s.d.) auch aus Obst oder Rosinen hergestellter. Bubbes wird auch gern als abwertendes Urteil über einen Wein gebraucht.
die, Pl. selten, u lang und betont, gew. für Mädchen, das sich an den Spielen der Buben beteiligt; vgl. Bobbe-rolzer.
s. Bobbeschenkel.
der, kurze Vokale, u betont, nur in dem Ausdruck schreit wie en Buchmadder. Die Wortbedeutung ‚Marder-Art’ ist völlig verloren gegangen. Der Ausdruck will sagen, dass es sich bei solchem Geschrei um besonders klägliche Töne handelt.
s. Scherr.
die, Pl. selten, kurze Vokale, u betont, allg. für heruntergekommenes Anwesen. Hat mit Boutique außer der Wortherkunft nicht das Mindeste zu tun.
das, Pl. Budellcher, kurze Vokale, erstes e betont, für Weinflasche bzw. -fläschchen; frz. bouteille: Flasche. Das aus dem Niederdeutschen in die Umgangssprache gekommene Buddel ist hier nicht heimisch geworden; vgl. Bull.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, allg. für Rücken. Spruchweisheit: Lieber en Bauch vum Fresse als wie en Buggel vum Schaffe.Wann nor mein Buggel aach en Bauch weer mag man sich bei einem guten Essen wünschen, damit noch mehr hineinginge. Steih mer de Buggel enuff oder rutsch mer de Buggel enunner (un brems met de Zung, un wann de unne bist, klingelst-de): gew. Aufforderung, in Ruhe gelassen zu werden, Ausdruck der Ablehnung, Ersatz für die vulgäre Leck-mich-Einladung. Handwerker werden nach dem benannt, was sie auf dem Buckel tragen können; Blechbuggel: Klempner, Speisbuggel: Maurer.
die, Pl. Bulle, kurze Vokale, u betont, gew. für filzummantelte Feldflasche aus Blech mit Henkel für den Tagesvorrat an Getränken, die früher die Winzer oder Arbeiter auf die Arbeit mitnahmen. Enthielt meist Tee oder Muckefuck (Malzkaffee), man konnte aber auch gut Alkoholisches drin verstecken. Griech. amphora: Hohlmaß, lat. ampulla: Fläschchen (woraus übrigens auch Ampel wurde); niederdt. Pulle.
s. Butze.
der, Pl. Bumbese, auch Bumbesje, kurze Vokale, u betont, lautmalend für Furz. So wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, micht aan Bumbes noch lang kãã Bloosmussigg. Und wenn er dann draußen ist: Lieber im freie Feld als wie im enge Bauch! Wann die Aaschkrodde pienze, dann hat einer nur einen leisen Ton von sich gegeben; vgl. pienze. Bei einem fleißigen Pupser geht die Peffermiehl wie geschmiert.
der, kein Pl., u betont, in dem Ausdruck So en klaane Bumbezeenes: so ein kleiner Kerl. Geht auf den hl. Johannes Nepomuk zurück, der um 1350 in Pomuk, Westböhmen geboren wurde. 1393 wurde er auf Veranlassung König Wenzels gefesselt und in der Moldau ertränkt, weil er als Beichtvater der Königin nicht bereit war, dem König unter Bruch des Beichtgeheimnisses zu verraten, was seine Gemahlin gebeichtet hatte. Er gilt als Schutzheiliger gegen alle Gefahren, die vom Wasser ausgehen. Deshalb gibt es an vielen Orten Statuen, unter anderem in Rüdesheim, Geisenheim, Eltville, Erbach, Rauenthal und Walluf. Der Ausdruck mag aus lat. Ioannis pomuciensis oder frz. Népomucien entstanden sein.
gebumscht, kurzes u betont, gew. für kraftvoll draufhauen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes u betont, allg. für Napfkuchen aus einer typischen Form. In der Pfalz hat sich auch die Bezeichnung Tergisch Bund erhalten. Das gibt den Hinweis auf die Form: die Wand der Kuchenform hat schräg laufende, flache Rillen, im Boden ist ein konisches Rohr, durch das die Backhitze auch auf die Mitte des Teigs wirken kann. Gebacken sieht der Kuchen dann wie ein Türkenbund (Turban) aus. In Holland heißt der Kuchen Tulbend (Turban). Bei der Blumensorte Türkenbund, einer Lilienart, hat sich der Begriff schrspr. erhalten. Raddahn-Kuche ist u.a. in Wiesbaden, Frankfurt, Mainz und Rheinhessen Konkurrenzwort für Bund.
Adj., kurze Vokale, u betont, allg. für bunt.
die, Pl. Bunze, kurzes u, vulgär für weibliches Geschlechtsorgan, auch zwielichtiges Frauenzimmer. Mhd. punze: Stichel, aus lat. punctio: Stich.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, gew. für Bündel. En Bunzel Rebe is for Feier ãnsemache.
das, ohne Pl., u lang und betont, für Lärm, Aufsehen, laute Festlichkeit. Hebr. und jidd. Purim: Freudenfest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert und ausgelassen gefeiert wird.
der, Pl. gleich, u lang und betont, gew. für Busen. Zum Endungs-m vgl. Besem, Boddem, Faddem.
die, Pl. Budde, allg. für Rückentrage, in der bei der Weinlese die Trauben aus den Lesebüttchen eingesammelt und anschließend zum Wagen getragen werden. Lat. butina: Flasche, Gefäß; vgl. Leejel, Bidd.
der, Pl. Butze, kurzes u, gew. für die Hunderasse Rattenpinscher. Vgl. Fleebutz.
gebutzt, kurze Vokale, u betont, gew. für bezahlen. Anschließend konnten die Kreidenotizen auf der Merktafel des Wirts ewegg gebutzt werden.
der, Pl. gleich, kurzes u, gew. für Polizist, Schutzmann. Mhd. butze: Schreckgestalt liegt zugrunde. Der Verdelsbutze, modern-amtlich: Kontaktbereichsbeamter, war der im 19. Jh. in jedem Stadtviertel vorhandene Polizeibeamte, der hier für Ruhe und Ordnung zuständig war. Eine weitere Bezeichnung für Polizeidiener ist Bullewitsch.
der, Pl. Butzemänner, kurze Vokale, u betont, gew. für Nasenunreinlichkeit. Im Südwesten ist das Wort Butze in zweiter Bedeutung Klumpen, Unreinlichkeit, Schlacke, Kernhaus des Obstes; Grundbedeutung: abgeschnittenes Stück, auch angebranntes Ende des Lampendochtes. Der zweite Wortteil hat die Bedeutung klein, wie bei Karlemann, Hannemann.
die, Pl. Butze-Schere, kurzes u betont, zweites e gelängt, in der Zeit der Petroleumlampen für Schere besonderer Konstruktion, mit der man den verbrannten Docht der Petroleumlampe schön rund abschneiden konnte; daher nicht mehr im Gebrauch.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes u betont, allg. für Aufnehmer, Putzlappen. Ich bin doch nit eiern Butzlumbe wehrt sich einer, der sich ausgenutzt fühlt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes u betont, gew. für läppischer Mensch, der es zu nichts bringt; vgl. zuggele.
das, Pl. Chrisskinncher, kurze Vokale, erstes i betont, gew. für einfältige, unbeholfene, auch temperamentlose Person; schrspr. Christkindchen.
Adj., gew. Schimpfwort für langsam reagierend, langweilig, hohl, auch betrunken; schrspr. taub. Häufig in Verbindungen wie daab Dibbe, daab Hinggel, daab Nuss oder daab Schneck. Der Volltrunkene ist dibbedaab; vgl. besoffe.
das, Pl. selten, langes a betont, allg. für schwatzhafte Person, die Nachrichten unkontrolliert und meist noch schneller als die Tageszeitung verbreitet.
der, ohne Pl., a lang und betont, ei nach oi gefärbt und durch nicht gesprochenes n nas., gew. für Drusenwein (s.d.); schrspr. Taglöhnerwein.
gedaaft, schrspr. taufen, im weitesten Sinne wässern. Regional bedeutend in der Grundregel Mer derf alles daafe, nur de Wei nit.
gedaalt, allg. für teilen, regional in der Frage an die Nachkommen eines Verstorbenen: Seid-er eich noch aanich (a nach o gefärbt) , odder habd-er schunt gedaalt?
der, Pl. gleich, a lang und betont, gew. für Bäcker. Auch Daaschbãã, Daaschknaadscher; ferner Daasch-aff, dem rotw. Deigaff für Bäcker zugrunde liegen dürfte.
der, Pl. Dabbese, kurze Vokale, a betont; schrspr. Taps. Wenn sich einer fortwährend dumm anstellt, heißt es Heit steht Dabbes im Kalenner oderIch glaab, heit is Dabbes: heute ist Namenstag für alle Dabbese – als wenn es einen Heiligen dieses Namens gäbe; vgl. Batschel. Weibliche Form: dabbich Dier, dabbich Oos oder dabbich Hinggel. So eme richdiche Dabbes is grad in die Hänn geschisse.
Adj., kurze Vokale, a betont, allg. für ungeschickt. Die dabbich Hand ist die linke. In dem Ausdruck dabbich Neijohr drückt es gesteigerte Ungeschicklichkeit aus. Wörtlich übersetzt hieße der Ausdruck ‚täppisches Neujahr’: so unbeholfen wie das neue Jahr.
gedabscht, kurze Vokale, a betont, schrspr. tapsen; gew. für ungeschickt gehen. Schimpfworte Pidschedabscher und Ärmeldabscher (s.d.); vgl. sabsche.
gedachdelt, kurze Vokale, a betont, gew. für Ohrfeige geben, eine herunterhauen. Wann-de dich nit benimmst, kriehst-de aa gedachdelt. Griech. dactylos: Finger.
der, kein Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Tremor, Zittern; das kann alters-, krankheits- oder alkoholbedingt sein. Die Titelfigur von Ernst Elias Niebergalls Darmstädter Lokalposse heißt Datterich.
Adj., kurzeVokale, a betont, nicht mehr überall verstanden für ‚in Ordnung’, ‚auf der Höhe’, allg. Ausdruck der Anerkennung. Der Alde is noch schwer dagguff! Jidd. und rotw. takif: einflussreich, angesehen, mächtig.
adj., o gelängt und betont, gehoben für einverstanden. In der Wendung do simmer dakor: da sind wir einer Meinung; frz. d’accord; vgl. kondand.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, gew. für geistig unbeweglicher, törichter Mensch; als (Selbst-) Verspottung der Eltviller gebraucht. Könnte als Bildwort vom Dalben stammen, der, unbeweglich in Fluss- oder Meeresgrund gerammt, Schiffen zum Festmachen dient; gehört aber etymologisch eher zu Tolpatsch, Tölpel; vgl. Dollo.
der, nur Singular, kurze Vokale, a betont, gew. für Unglück, Pechsträhne, Bankrott, Geldknappheit. Jidd. daless: Armut, Elend. Bruch, Dalles & Co.: völlig verfahrene Angelegenheit oder Handwerker, der nichts taugt. Dallesbruder: armer Schlucker, Dalleslabbe: billiger Mantel.
die, Pl. Dambnudele, a kurz und betont, u gelängt, allg. für Hefekloß, der in Milch, Öl oder Fett im Krobbe (s.d.) gedämpft und gebacken wird. Mir geht’s Herz uff wie e Dambnudel steht für großes Wohlgefühl. Vgl. Krobbe-Dambnudel.
der, kein Pl., regionaltypische Substantivierung des Verbs taugen. Des hot kaan Dauch: Das taugt nichts, das führt zu nichts.
gedebbelt, kurze e, erstes betont, gew. für unsicher, mit kleinen Schrittchen gehen, besonders in der Kinderstube. Schrspr. tippeln.
gedebbert, kurze e, erstes betont, gew. für zornig schnell trampeln, wie Kinder beim Wutanfall.
debbeschiert, kurze e, ie betont, veraltend für telegrafieren, Senden einer Depesche; dann und wann noch bei älteren Leuten für beeilen: Debbeschier dich!
der, kein Pl., gew. für Kopf. Das Wort ist ugs., aber hier heimisch. Sonstige Wörter für Kopf: Banatzel (s.d.), Dach, Dubbee (s.d.), Schwelles, Tabbernaggel, Wersching (s.d.). Frz. tête: Kopf.
die, ohne Pl., a lang, nach o gefärbt und betont, allg. für zu Hause bleiben. Mir gehn uff die Dehaambleiber Kerb: wir feiern, indem wir zu Hause bleiben. Das dehaam bleibe wird scherzhaft wie ein Ortsname gebraucht. Vergleichbar mit ‚Urlaub auf Balkonien’.
der, Pl. gleich, auch Deiwel, schrspr. Teufel, hier gängig in Redensarten wie em Deibel aus de Keetz gehibbd, vgl. Keetz; der hot de Deibel im Ranse (s.d.); oder do werd jo kaan Deibel draus schlau: das ist völlig unverständlich. De Deibel micht seĩ Spiel: Es kann ganz anders kommen als erwartet. Deibelsbrode ist der Teufelsbraten, also einer, der so gewieft ist, das überlebt zu haben.
der, Pl. Deibelskebb, ei betont, gew. für ausgehöhlte Futterrübe oder Kürbis mit eingeschnittener Gesichtsmaske, der von innen beleuchtet eine gespenstische Erscheinung abgibt und beim Maddinszuuch mitgeführt wird; vgl. Klumbe.
die, Pl. Deichele, ei betont, für Tonröhre zum Entwässern, Wasserleitungsrohr; vgl. Andau.
die, Pl. Delle, allg. für Vertiefung in jedem formbaren Material. Ein Hut, ein Blechtopf, ein Klumpen Butter, Ackerboden, alles kann e Dell haben. Neben Tal und Tülle stehen germ. dalja, got. ib-dalja: Berglehne, mhd. delle.
Adj., kurze Vokale, e betont, allg. für dampfend, erhitzt, verschwitzt, gern auch sarkastisch über einen, der sich gerade nicht besonders anzustrengen pflegt. En dembiche Gaul ist asthmatisch.
gedemmert, kurze e, erstes betont, gew. für zornig schnell trampeln. In der Kinderstube gebräuchlich; vgl. debbern.
s. neber de Kabb.
gedengelt, 1. gew. für heftig prügeln;
2. derb für koitieren;
3. allg. für das Schärfen der Sense bzw. Sichel mit dem Hammer (insoweit auch schrspr.); ahd. tangil: Dengelhammer, mhd. tengelen.
die, kein Pl., kurzes e, Substantivierung des Verbs dürfen, gew. für Erlaubnis. Ich nemme mer die Derf. Ich komm bei dich, wann ich derf? – Komm nur, du derfst. Eine behördliche Erlaubnis ist en Derfschein; vgl. mugge, dort Muggpass.
Adj., wie schrspr. dürr, im Dialekt vor allem in abwertenden Zusammensetzungen wie derr Gaas, derr Gestegg, derrer Hecht, derrer Hering oder derrer Knoche gebräuchlich; Leute, die halt so derr sin wie e Ãnmachhelzje (Holzspan zum Feuer anmachen).
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, bezeichnet einen Menschen, der nie dick wird; der so dürr ist, dass er rappelt. So ããner is aarich vum Flaasch gefalle; an dem seine Knoche kannst-de dei Kapp uffhengge. Noch verstärkt als derrabbelich Gestell. –Derrabbels Heine ist wie Aadeggels Nannche eine scherzhafte Bezeichnung für beliebige anekdotische Figuren, zu denen bei Bedarf noch de aal Derrverreckt (s.d.) stoßen kann.
Adj., kurze Vokale, erstes e betont, gew. für dürr, knochig. Entspricht dem ugs. rappeldürr.
der, Pl. gleich, kurzes e der ersten Silbe tontragend, gew. für dürren Menschen; für einen, der aus Derrebach: Dürrbach stammt. Wie vielfach wird eine Eigenschaft zum Taufpaten für einen angenommenen Ort.
gederrt, gew. für quengeln. Se hot mich so lang gederrt, bis ich’s er gebbe hab; schrspr. dörren.
der, kein Pl., kurze Vokale, erstes e betont, gew. Schimpfwort ohne besondere Bedeutung, entspricht einem gutmütigen Verächtlichmachen; de aal Derrverreckt. Könnte von schrspr. dürr und verreckt stammen, wird aber auf Lebende angewandt.
die, Pl. von Dotz (entrundetes ö), Singular physiologisch selten, derb für weibliche Brust. Wenn sie recht voluminös ist, dann sind’s Detz wie e Backmaan (vgl. Maan).
die, nur Pl., alter Uzname der Oestricher wegen ihres Markts, vgl. Dibbemack.
das, Pl. gleich, i kurz und betont, gew. für Topf. Das Dibbche ist ein kleiner Topf, steht aber auch für Nachttopf, der indes ebensogut Nacht- oder vulgär Pissdibbche heißen kann. Pissdibbchefrisur ist eine stufenlos geschnttene, die aussieht, als habe man ein solches Töpfchen über den Kopf gestülpt und alles, was herausguckt, abgeschnitten. Klaane Dibbcher hon große Ohrn: Kinder kriegen vieles mit, auch wenn es nicht für sie bestimmt ist. Aam es Dibbche uffdecke: jemandes Familiengeheimnis ausplaudern. Vgl. daab Dibbe, doll Dibbe. Scherzreim: Die Linse, wo sin-se, im Dibbe, se hibbe, se koche drei Woche, sin hadd wie die Knoche.
die, ohne Pl., kurze Vokale, i betont, für irgendwo. Redewendung Dibbegass Nummero Deggel: irgendwo im Ort.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, gew. für Topfgucker; auch Dibbenaas.
Adj., kurze Vokale, i betont, gew. für übergenau, pedantisch. E dibbelich Aabed: eine Arbeit, die größte Genauigkeit erfordert. Schrspr. Entsprechung: Tüpfelchen auf dem i.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes i betont, für Kleinigkeitskrämer, Pfennigfuchser; schrspr. Tüpfelscheißer; vgl. Korindekagger.
der, ohne Pl., kurze Vokale, i betont, gew. für Topfmarkt, wie er früher in vielen Orten regelmäßig stattfand; heutzutage nur noch in Oestrich, dort seit 1554.
die, nur Pl., war der unfreundliche Uzname der Aulhauser, nur weil das Dorf vor langer Zeit ein Zentrum der Töpferei war.
das, ohne Pl., a lang und betont, gew. für Hintern; schrspr. dickes Teil.
der, Pl. Dickkebb, kurze Vokale, i betont, schrspr. Dickkopf, auch Bubensprache für Kaulquappe. Die konnte aber auch als Grunnelche bezeichnet werden; biologisch nicht ganz korrekt, weil die Grundel ein Seefisch ist.
die, Pl. gleich, kurzes i betont, Spottwort für dicke Mädchenwaden. Dickworz ist im Rheingau die Futterrübe; vgl. Knoorze.
der, Pl. Dickworzkebb, kurze Vokale, i betont, gew. für Sturkopf.
der, ohne Pl., kurze Vokale, letztes i betont, gew. für Säuferwahn, wann aaner Männercher sieht orre weiße Mais.
das, Pl. Diern, abwertende Bezeichnung für Frau, meist mit Adjektiven garniert: digg Dier, doll Dier, dumm Dier, Dusseldier, Tränedier (vgl. Guggugg), freundlich goldich Dier oder mitleidig arm Dier (des kammer nit krieje odder habbe, des kammer nor sein); vgl. aber arm Dier.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a nach o gefärbt und betont, gew. für eine Art Higgelches (s.d.). Auf das Pflaster wird mit Kreide eine Zeichnung aufgetragen, die in ihren Umrissen (Hut, Kopf, Hals, Bauch, zwei oder drei Quadrate als Beine) einem dicken Mann gleicht. Die Zeichnung ist in Abschnitte unterteilt, deren Linien man weder mit dem Wurfgegenstand (Stein oder kleine Schachtel) noch mit den Füßen beim Higgele (s.d.) berühren darf.
der, kein Pl., kurze Vokale, i betont, gew. für ungeschickter Mensch, Dummkopf.
der, kein Pl., kurze i, erstes betont, gew. für Durchfall. Wenn es ganz schlimm kommt, dann kann einer sibbe Meeder dorch e Gebund Rebe in e Flasch zielen. Verwünschung: De Dinnschiss sollst-de krieje, sibbe Meeder lang!
dischbediert, letzte Silbe lang und betont, allg. für lebhaft gegeneinander reden, mit Worten streiten, disputieren. Abdischbediern: etwas abstreiten, in Abrede stellen. Uffdischbediern: beeinflussen, aufschwätzen.
Adj., kurze i, erstes betont, allg. für stark dunstig, sehr dämmrig; schrspr. diesig. Zwische Daach un dischbisch oder zwische Daach un siehschd-mich-nit sind Bezeichnungen für die Tageszeit, in der keiner so genau sehen soll, was geschieht.
dischgeriert, letzte Silbe lang und betont, allg. für diskutieren.
die, Singular physiologisch selten, kurze Vokale, i betont, derb für weibliche Brust.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, gew. für Beule jeglicher Art, Bluterguss oder Furunkel; vgl. Knibbel. In zweiter Bedeutung wird Ditzel auch für Scheitelkissen zum Korbtragen verwendet, vgl. Kitzel.
geditzelt, kurze Vokale, i betont, oft in der Form hieditzele, allg. für zurechtmachen, formen. Einem Metzger, der gerade ein Stück Fleisch hübsch in Form bringen will, mag von der Kundin entgegengehalten werden Ich will nit geditzelt, ich will en ããstennich Stick Flaasch!
Umstandswort, langes o, allg. für da, hier; charakterisiert, besonders in seiner reduplizierten Form, den einheimischen Dialekt sehr stark. Dodebei: dabei, dodefor: dafür, hierfür; dodegeje: dagegen, dodemet: damit, hiermit; dodenoo: danach, seither; dodevun: davon, dodeweje, auch desdeweje: deswegen, dodezu: dazu, dodezwische: dazwischen, inzwischen; dodrãã: daran, dodribber: darüber; dodrin: hier bzw. dort drinnen; dodrobbe: dort oben; dodruff:darauf, dodruffhie: daraufhin, dodrum: darum, deshalb; dodrunne: dort unten, dodrunner: darunter. Komm mer nit dodemet, dass ich der’s dodefor versproche hätt; dodenoo is vill Zeit vegange. Ohne Verdoppelung: do hause: da bzw. hier draußen; do hin: da bzw. hier drin, do hobbe: da bzw. hier oben; do hunne: da bzw. hier unten.
der, Pl. Dochdermänner, kurze Vokale, o betont, selten werdend für Schwiegersohn; Gegenstück: Sohnsfraa, s.d.
die, Pl. Dohle, langes o, allg. für bedeckter Abzugsgraben, Kanal. Ahd. dola: Röhre, Abzugskanal, Rinne; vgl. Ãndau, Floß, Duhl.
das, Pl. selten, allg. für Haarteil, Toupet. Vermutlich kommt die kleine Dohle auf dieselbe Weise zu dieser Bedeutung wie die Atzel (s.d.).
Adj., allg. für überdreht. Das kann eine Schraube sein, ein Bohrer oder ein Mensch. En Dollbohrer ist jedenfalls ein überdrehter Mensch. Und das kam so: Dollen sind Pflöcke bzw. Zapfen. Zum Bohren der passenden Löcher benutzte man Dollenbohrer. Das Wort nahm dann den Weg vom Werkzeug über untalentierte Benutzer zur jetzigen Bedeutung.
zweites Wort jeweils betont, gutmütige Beschimpfungen, bei denen es weniger auf die Wortbedeutung als auf den skandierenden Charakter des verächtlichen Ausrufs ankommt. Toller Topf, Tolles Tier oder Tolle Motte, die konsequenten schrspr. Übersetzungen, wären grotesk. Die Kombinationsmöglichkeiten des Adj. doll sind, ebenso wie beim gleichbedeutenden narrisch, nahezu unbegrenzt: wahlweise Bichs, Tutt, Gescherr, Hinggel, Kuh, Muck, Reff oder Kwetsch. Geht alles natürlich auch mit dumm.
der, Pl. Dollos, erstes o kurz und betont, gew. für Tölpel, Tolpatsch. Das Wort kommt meist in der Anredeform vor, ist weit über unser Dialektgebiet hinaus verbreitet, aber charakteristisch. Das Wort soll aus magyarisch talp: Sohle herkommen, Adj. talpas: breitfüßig, da die ungarischen Fußsoldaten statt der Schuhe breite, mit Schnüren befestigte Sohlen trugen. So ist tol-batz seit 1698 im Deutschen belegt. Von da wird es zu ‚österreichischer Soldat, der (als Ungar oder Slawe) nur unbeholfen deutsch spricht’. Diesen Tolbatsch haben die Mainzer in der Bundesfestungszeit zwischen 1816 und 1866 kennen gelernt, als Österreicher und Preußen in der Festung gemeinsam garnisonierten. In die Deutungsversuche sollte aber auch jidd. tipesch: Dummkopf, Einfaltspinsel, ebenso einbezogen werden wie der Gedanke, dass es sich einfach um eine spielerische Substantivierung von doll handelt.
der, kein Pl., wie schrspr. Tod, hier in den Redewendungen umsunscht is de Dood, un der koscht’s Lebe als Antwort für jemand, der sich über etwasTeures beschwert; und der hot emol en leichde Dood, der hot nit vill Geischt uffsegebbe. Wenn einer ganz miserabel aussieht, dann vielleicht wie de Dood uff Reeder oder wie em Dood sein Derrflaaschreisende oder auch wie vum Galje geschnidde und dem kannst-de jo en Vadderunser dorch die Bagge bloose. Wenn man in einem Gespräch über eine Person darauf hinweist, dass die doch schon sehr lange tot ist, dann vielleicht mit den Worten der kimmt jo schun ball widder oder met dem seine Knoche kannst-de jo schun die Ebbel vun de Beem hole.
der, Pl. gleich, langes o betont, allg. für Gesäß; jidd. und rotw. toches: Hintern. Ein Doogesmagajer, von jidd. toches und makeinen: schlagen ist ein prügelnder Erzieher, ein ‚Steißtrommler’ oder Aaschplatscher (s.d.).
der, Pl. Debsch, kurzer Vokal, im übertragenen Sinn für kleines Kind. Früher, und inzwischen ganz aus der Mode gekommen, Kinderspielzeug in Kegelform, dasvon der Peitsche getrieben und in drehender Bewegung gehalten wird, anderwärts Kreisel genannt. Wenn der Dopsch tanzen sollte, dann musste erãngemacht werden. Es gab verschiedene Techniken, den Dopsch anzumachen: aus’m Loch, aus de Hand und met de Beidsch. Man trieb den in einem Loch oder einer Pflasterritze steckenden Dopsch durch die Peitsche an, oder man gab ihm den Dreheffekt mit den Fingern beider Hände durch Andrehen des oberen Randes; eleganter und wesentlich schwieriger war, ihn mit seiner Spitze durch einen Fingerschnalz drehend aufs Pflaster zu werfen. Auch die Peitschenschnur, kurz um den Dopsch gewickelt und rasch gezogen, konnte bei guter Übung die Drehung bewirken. Zugehöriges Verb: dopsche; vgl. Brummdopsch. Wann sich ebbes uff-em Dopsch drehe kann, dann hat es einen Wendekreis von Null.
die, Pl. Dorchmascheern, o kurz und betont, früher übliche Ehrenpforte bei Festzügen, durch die alle dorchmascheern mussten.
dorchgerieselt, o kurz und betont, weinbaufachlich für das Niederfallen der Rebblüten bei ungünstigem Wetter. Ahd. risan: abfallen, stürzen; mhd. risel: Niederschlag.
die, nur Pl., alter Uzname der Ranseler, weil in der Umgebung des Dorfs, wahrscheinlich als Allmende, also der Allgemeinheit zugänglich, besondere Birnbäume mit ziemlich herben Birnen standen, eben die Dorenzeln.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont,
1. gew. für dummer, verschlafener Mensch, weibl. Form Dormeldier. Miggedormel ist Beschimpfung für einen sehr leichtgewichtigen Dummkopf.
2. allg. für Schwindelgefühl nach Drehungen im Kreis, leichter Schlaf, im erste Dormel. Am ehesten von Taumel herzuleiten, ahd. tumon, mhd. tumen: sich drehen, vielleicht aber auch mit lat. dormire bzw. frz. dormir: schlafen in Verbindung zu bringen, vgl. Hormel.
Adj., kurze Vokale, o betont, gew. für taumelig, schwindlig. Schloofdormelich: schlaftrunken. Dumm un dormelich ist feststehende Wendung für völlig, bis zum Umfallen. Ich hon mich dumm un dormelich geschafft.
gedorzelt, kurze Vokale, o betont, allg. für taumeln, dem borzele (s.d.) nachgebildet.
der, Pl. Detz, kurze Vokale, allg. für Beule am Kopf, Kloß, Klumpen; auch scherzhaft für kleine Menschen, insbes. Kinder.
gedotzt, kurze Vokale, o betont, allg. für aufprallen, zurückprallen. Aber auch transitiv ‚aufprallen lassen’, zum Beispiel ich hab de Balle gedotzd. Loss’ dotze: Gib’s verloren. Man spielt mit kleinen Kindern hammele, hammele Dotz, indem man unterdiesem Ausspruch die Stirnen leicht an einander stößt. Das kann auch mit dem Ausruf Dotzhämmelche geschehen; zusammenhängend damit Dotzkebbche. Eier dotze: die Härte der Ostereier durch Stoßen erproben (fränkisch: pecken). Man kann auch die Trepp enunner dotze. Mhd. doz: Schall, Geräusch gibt die Verbindung zum Zusammenprall.
die, nur Pl., gew. für unproportionierte Hosen; entweder zu kurz gewordene, ‚verwachsene’, deren Beine ‚Hochwasser’ haben, oder knielange, die ‚auf Zuwachs’ gekauft sind und ‚in der Gegend herumhängen’; ihren gewohnheitsmäßigen Gebrauch rechnen die Rheingauer freundlicherweise den östlichen Nachbarn zu.
der, Pl. gleich, auch Dotzerdche, kurze Vokale, o betont, in der Kindersprache für ganz kleinen, festen Gummi- oder Kunststoffball mit der Eigenschaft, besonders gut dotze zu können.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, gew. für Kligger (s.d.), die durch ihr Material die Eigenschaft haben, zu dotze: nach dem Aufwurf zurückzuprallen. Auch als Bildwort gebräuchlich für Glotzaugen, große Augen; Dotzkligger sind große Kugeln.
der, Pl. gleich, o lang und betont, für strammes, derbes Weib, Mannweib. Wasserstãã-drachoner ist eine Frau, die zu Hause das Kommando führt. Ursprung mag der Kavalleriesoldat Dragoner sein, eher aber das Wort Drache, das in ähnlichem Sinn wie Drachoner angewandt wird; frz. dragon: Drache.
die, nur Pl., a kurz und betont, gew. für Gitterwerk, Gefängnisgitter. Hinner die Drallje komme: ins Gefängnis kommen. In der Pfalz gibt es den Ausdruck Drallje-Wert: Gitter-Wirt als Bildwort für Arrestverwalter. Das Wort ist auch Fachausdruck der Gartenkunst. Es kommt von lat. tralia bzw. frz. treillage: Gitterwerk.
der, Pl. Dreck-ärsch, kurzes e betont, derbes Schimpfwort für körperlich oder charakterlich schmutzigen Menschen.
der, Pl. Dreckbanggerd(e), auch Drecksbanggert, kurze Vokale, erstes e betont, derbes, aber nicht grob beleidigendes Schimpfwort, vgl. Banggert.
der, Pl. Dreckbauern, kurze Vokale, e betont, früher allg. für Mann der Müllabfuhr, verächtlich gebraucht, hat aber geschichtlichen Hintergrund: Die Bauern, die für ihre Landwirtschaft den Inhalt der Abortgruben ausnutzen wollten, mussten sich als Gegenleistung für solche Bezugsrechte zum Abfahren des Mülls verpflichten.
die, Pl. gleich, erstes e kurz und betont, gew. Schimpfwort für schmutziges Kind, schmutzige Frau, vgl. Beele.
der, Pl. gleich, auch Drecksbiddel, kurze Vokale, erstes e betont, allg. Schimpfwort; vgl. Biddel. Wird nicht als verletzend oder beleidigend aufgefasst.
der, Pl. gleich, erstes e kurz und betont, allg. Schimpfwort für körperlich oder charakterlich schmutzigen Menschen; schrspr. Dreckteufel.
s. fuschele.
das, Pl. Dreckmenscher, auch Drecksmensch, kurze e, erstes betont, für bösartige, niederträchtige Frau. Vgl. Mensch.
die, nur Pl., auch Drecks-pänz, kurze Vokale, e betont, Schimpfwort für unartige, lärmende Kinder; vgl. Balch, Panz.
der, Pl. gleich, auch Drecks-peere, erstes e kurz und betont, gew. für Dreckskerl. Der zweite Wortbestandteil ist Dialektform von Peter und wird in Zusammensetzungen häufig für Kerl gebraucht.
der, Pl. Dreckseck, gew. Schimpfwort für körperlich oder charakterlich schmutzigen Menschen; gelegentlich noch gesteigert durch den Zusatz dreggischer.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, gew. für körperlich oder charakterlich unsauberen Menschen. Eigentlich Mistkäfer; mhd. wibel, schrspr. Wiebel: Käfer.
gedredscht, kurze Vokale, allg. für stark regnen. Ohne Schutz wird man dredschnass; vgl. batschnass.
der, Pl. gleich, erstes e und betont, gew. für umständlicher, langsam arbeitender Mensch; der kimmt noch am Jingsde Daach se speed; vgl. Dreckpeere.
der, Pl. Dreiboorde, ei betont, in der Schiffersprache für flache Ruderboote aus drei Brettern; mhd. dribort: schmaler, aus drei Brettern gefügter Nachen.
der, kein Pl., letzte Silbe nach oi gefärbt und durch nicht gesprochenes n nas., abfällig für ein Getränk, das das Gegenteil von süffig darstellt. Nach dem Volksmund braucht man zum Trinken drei Männer: Außer dem Trinker einen, der ihn festhält und einen, der ihm den Wein einflößt. Wird boshaft von der Traminertraube abgeleitet; vgl. Apostelwein.
ei nach oi gefärbt und durch nicht gesprochenes n nas., gew. für drinnen, hinein.
wenn es die schlägt, dann ist etwas oder jemand zu weit gegangen: Allewei schleet’s abber dreizeh’!
gedribbelt, kurze Vokale, i betont, allg. für tröpfeln. Dribbeldincher ist Spottname für Tüncher.
gedruddelt, kurze Vokale, u betont, gew. für kleckern.
die, Pl. Drudsche, auch Drudschel, Drudschele, u kurz und betont, verächtlich für unbeholfene, dicke Frau. In der Pfalz in den Bedeutungen kleine Wagenladung, Wägelchen, kleines Frauenzimmer.
druffgejocht, kurze Vokale, u betont, gew. für wild drauf- oder dreinschlagen. Ei der hot jo druffgejocht wie uff ald Eise.
das, Pl. Druggebreedcher, auch Druggebrot, u kurz und betont, gew. für trockener, humorloser, gemütskarger oder geiziger Mensch, alte Jungfer; also alle, denen man unterstellt, dess-se in de Keller geje for se lache.
die, nur Pl., u lang und betont, allg. in den Weinbaugebieten für Weinhefe, Bodensatz. Das Wort wird auch schrspr. benutzt. Mhd. drusen: Bodensatz. Man kann die Drusen in den Weinberg bringen oder zu Hefeschnaps brennen; vgl. Geiz.
der, Pl. gleich, u lang und betont, ei nach oi gefärbt und durch nicht gesprochenes n nas., allg. in den Weinbaugebieten für Taglöhnerwein. Er wurde einst durch Zusatz von Wasser, Zucker und Weinsteinsäure für die Taglöhner fabriziert, wird aber selbst für den Hausgebrauch der Winzer nicht mehr hergestellt; vgl. Bubbes.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, schrspr. Tupfen, allg. in dem Ausdruck en Dubbe krieje: einen Dämpfer bekommen, bzw. en Dubbe habbe: im Kopf nicht ganz klar sein.
das, ohne Pl., u kurz und betont, gew. für Kopf. Ich haa der uff’s Dubbee. Frz. toupet, nach dem sich das Wort gebildet hat, kann Haar-Büschel,Schopf, Stirnhaar, Tolle und übertragen Dreistigkeit bedeuten. Wie bereits im Französischen der Teil für das Ganze treten kann, so geschieht das bei Dubbee: aus Schopf wird Kopf. Freilich wird auch das schrspr. Toupet, Haarteil, frz. faux toupet: falscher Schopf, hier so ausgesprochen, dann auch mit Pl.: die Dubbees.
der, kein Pl., u kurz und betont, familiär für harmlose Unterschlagung. Die Frau, die ihr Haushaltsgeld für eigene Zwecke mit verwendet, macht Dubbes, ebenso das Kind, das nach einer Besorgung das Restgeld nicht abliefert, Dubbespenning. Was sich aus Dubbes angesammelt hat, is Dubbesgeld, also des, was nebehie geleet werd. Wird der Familienvater mit einem Geschenk überrascht und fragt nach den Kosten, dann kann das Geständnis kommen: Des hab ich vum Dubbesgeld kaaft. Mhd. dübe: gestohlene Sache; aber auch frz. duper: betrügen, täuschen, könnte dem Wort zugrunde liegen; vgl. bedubbe.
geduddelt, kurze Vokale, u betont, gew. für leiern, am Rad drehen, ein Glas nach dem andern trinken. Beduddele: betrinken, duddelig: betrunken; vgl. besoffe.
der, ohne Pl., kurze Vokale, u betont, familiär, nicht sehr häufig, für schlaffördernder Tee, meist Fencheltee, ein Hausmittel für Säuglinge.
adv., kurze Vokale, u betont, gew. für schnell. Mach des emol duddswidd ferdich; jetz kimmste abber duddswidd! oder anfeuernd duddswidd, duddswidd, trawalljee! Die frz. Ausgangswörter ‚tout de suite’: sofort, und travailler: arbeiten sind leicht zu erkennen.
gedãã, im Perfekt a betont und durch ungesprochenes n nas., wie schrspr. tun, aber hier besonders gebräuchlich als Hilfsverb in Zusammensetzungen wie ãndu-e (s.d.), drãndu-e, hĩedu-e, fortdu-e und als gew. Zusatz bei Verben aller Art: Wann ich haamkumm, dann gehn ich erst-emol in de Keller un du mer was ze dringge hole oder besser (beim Soßen-Andicken): des is, wo mer Budder dezudu-e duht.
der, kein Pl., u kurz, in den gew. Ausdrücken de Duft krieje oder habbe für Unglück, Vernichtung, Tod, Krankheit bei Mensch, Tier und Pflanze. In unserer Weingegend ist Duft außerdem Nebel, Erddunst, Rauhreif, hat also nicht die Bedeutung Geruch. Schrspr. Duft: Geruch entstammt einer Wurzel, die ursprünglich mehr die Bedeutung rauchen als riechen hat.
die, die Duhle, allg. für Unterführung. Manch liederliches Frauenzimmer mochte sich dort herumtreiben und Duhlewutz genannt werden. Ahd. dola: Röhre, Rinne; vgl. Dohl.
Adj., ist natürlich kein Dialektwort. Es gibt aber etliche regionaltypische Beschreibungen, wie dumm einer sein kann: Der is so dumm, dess-er brummt; Der is so dumm, dess-en die Gens beiße; Der is ze dumm for en Aamer Wasser umsetrede; Wann Dummheit weh deet, misst der de ganze Daach kreische; Wann der so lang wär wie er dumm is, kennd-er aus-em (Kerche-) Dachkennel saufe und schließlich Dumm geborn, infellich geschoggelt, nix dezugelernt un aach des noch vegesse.
zweites Wort jeweils betont, gutmütige Beschimpfungen, bei denen es weniger auf die Wortbedeutung als auf den skandierenden Charakter des verächtlichen Ausrufs ankommt; vgl. doll Dibbe.
s. babbele.
der, ohne Pl., kurze Vokale, u betont, gew. für Dummkopf. Wieder eine Wendung aus Niebergalls Datterich. Ich bin doch nit vun Dummbach: Ich bindoch nicht blöd. Wie vielfach wird eine Eigenschaft zum Taufpaten für einen angenommenen Ort. Minderwertige Gegenstände, die nichts taugen, sind dummbachen.
s. brebele.
die, Pl. Dummeschule, erstes u kurz und betont, zweites gelängt, gew. für Hilfsschule, geprägt zu Zeiten, in denen es auf ‚political correctness’ noch nicht so ankam. Auch spöttisch Brettergymnasium.
gedunkt, kurze Vokale, u betont, allg. für tunken, tauchen, eintauchen; insbesondere Kuchen eintauchen, jemanden mit dem Kopf unter Wasser bringen. Das Dungge beim Schwimmen ist ein viel geübtes Bubenspiel.
das, Pl. Dunggedibbcher, kurze Vokale, u betont, Weihwasserbehälter in Kirchen und manchmal noch in Haushalten, in die man die Finger dunkt.
der, ohne Pl., kurze Vokale, u betont, allg. für nicht mehr ganz frischen Kuchen, den man zum besseren Genuss gegen die gute Sitte dunggt. Bringt man Kerbekuche mit nach Hause, dann wird er, weil über einen Tag alt geworden, zum Dungges. So heißt aber auch ein Gericht aus kleingeschnittenem frischem Schweinebauch, der mit viel Zwiebeln ausgebraten in der Pfanne auf den Tisch kam, in die dann alle ihre zuvor geschälten Kwellmänner dungge dorfde; ferner angemachter Quark oder eine dicke Soße, in die man Brot dunkt, bis alles uffgedunkt is.
der, kein Pl., u kurz und betont, gew. für Teufelsbraten, Schlitzohr, bösartige Person, die einen ärgert, auch Kind. Dunnerkeils-Oos vgl. Oos.
die, Pl. Dunsele, u kurz und betont, allg. für eingebildetes, auffallend gekleidetes Frauenzimmer, aufgeblasene Person. Ein Frauenzimmer, das angibt, wird verächtlich e dumm Dunsel genannt. Lat. dominicella: kleine Herrin, ital. donzella, frz. donzelle, engl. damsel. Nähdunsel für Nähmädchen ist nicht mehr gebräuchlich.
das, Pl. Dunseldeincher, u kurz und betont, ei durch nicht gesprochenes n nasaliert, familiär für verwöhntes, weinerliches Kind. Die Verbindung mit -deinche auch in Ammedeinche, s.d.
Adv., u kurz und betont, a durch ungesprochenes n nasaliert, allg., im Gebrauch schwindend, für langsam, auch leise. Mach emol e bissje dusman: Mach halblang. Frz. doucement: sachte, leise, behutsam.
das, Pl. Dusseldiern, u kurz und betont, weibliche Form des ugs. Dussel; Adj. dusselich.
gedusselt, kurze Vokale, u betont, gew. für leicht schlafen, oft in der Form indussele: vorübergehend einschlafen.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, allg. für kleiner Haarknoten, Bestandteil einer altmodischen Frauenfrisur. Auch hier wirkt die Urbedeutung von Tüte.
die, nur Pl., Spottname für die Kiedricher, weil dort niemand dood geschlãã wird sondern eben duud; vgl. Priamel.
der, kein Pl., kurze Vokale, erstes e betont, Scherzbezeichnung für Apfelmost, wohl wegen der bekannten Wirkung: Ebbelbuff macht die Hose uff. Buff von frz. buver: trinken.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, gew. für Kerngehäuse des Apfels, Grieb; vgl. Krotze.
das, Pl. Ebbelränzjer, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Apfeltasche; familiär auch Bauch bei Kindern. Do werst-de jo zum Ebbelränzje: hier musst du warten, bis du schwarz wirst.
unbestimmtes Fürwort, kurze e, erstes betont, allg. für etwas; ebbes is besser wie nix. Ebbes doher mache: Aufhebens machen. Ebbes for die Hebbes, was die Gaas nit frisst: Antwort auf eine als lästig empfundene Frage, etwa von Kindern, was es zum Essen gibt. Jidd. epess in gleicher Bedeutung.
erstes e gelängt und betont, allg. für eben, jetzt. Vor allem Ebe langt’s!: Jetzt reicht’s aber! Ich such’ schon widder mein Stibbel, ebe war-er doch noch do.
e kurz, ei betont, allg. für herbei; Sammelruf, z.B. bei Alarm oder Kinderspielen.
die, Pl. Eddascheern, langes e betont, zurückgehend im Gebrauch für Gestell, Regal, Bücherbrett. Eine Eddascheer war Ende des 19. Jahrhunderts modisches Möbelstück und Bestandteil der Wohnzimmereinrichtung; frz. étagère. Ein kleines Regal is en Eddascheersche. So vornehme Sachen wie das dreistöckige Geschirrstück, das heute noch so genannt wird, waren im Rheingau nicht weit genug verbreitet, um den Dialekt zu prägen.
die, nur Pl., allg. für Erdbeeren. Eebern ausgrase: Unkraut aus dem Erdbeerfeld entfernen. Und weil Erdbeeren auch sonst so viel Arbeit machen, gilt der Grundsatz E Fraa brauch vier Kinner un zwaa Morje Eebern (½ ha), for dess-se nit uff dumme Gedangge kimmt. En Eebernkarrnche war ein kleiner, zweirädriger Handkarren, auf dem die geernteten Erdbeeren vom Feld nach Hause gefahren wurden, soweit sie nicht im Korb auf dem Ditzel (s.d.) getragen wurden.
Adj., gewöhnlich für schlecht gelaunt, ungeschickt, verkehrt. Auch in der Bedeutung links: eebsch erum. Ahd. abuh bzw. ibuks, mhd. ebich, schrspr. äbich: abgewandt, verkehrt. Bei uns heißt das linksrheinische Ufer folgerichtig die eebsch Seit. Umgekehrt nehmen sich die Kölner heraus, das rechtsrheinische Ufer Schääl Sick zu nennen; vgl. scheel.
die, Pl. Eeje, allg. für Egge; als Verb eeje, ge-eet. Wann aaner die Eeh gebroche hot, is des noch lang kaan Verstoß geje’s sechsde Gebott!
das, kein Pl., Anlaut-e lang und betont, nur in dem Ausdruck e Weĩ’che wie e Eelche. Der Wein wird zu seinem Lob mit einem guten Öl verglichen, wenn er infolge seines Extraktgehalts Glyzerin bildet, das am Glas über dem Flüssigkeitsspiegel ölige Schlieren in Form von Kirchenfenstern zeichnet.
die, Pl. Eelefunsele, Anlaut-e lang und betont, allg. in der Zeit vor Einführung der Gas- und später der elektrischen Beleuchtung für die schlecht brennenden Öl- bzw. Petroleumlampen zu Hause und auf den Straßen; vgl. Tranfunsel.
die, kein Pl., Anlaut-e lang und betont, gew. für Furcht. Eeme habbe: fürchten, sich nichts zutrauen, Respekt haben. Verb: eeme, geehmt; jidd. emo: Angst.
der, kein Pl., allg. für Efeu, ahd. ebah. Eine alte Bauernregel sagt, dass er die Ertragsaussichten der Winzer für den Herbst anzeigt, je nachdem, wie viel Beeren er trägt
die, nur Pl., langes e betont, frühere Bezeichnung der Rebsorte Silvaner, die aus Österreich stammt. Gespräch vor der Weinlese: Wie werd de Herbscht? – Die Eeschtreicher sein faul un die Preise schleecht (Wortspiel mit Österreichern und Preußen).
die, Pl. Effe, selten für Ulme, Rüster. Besonders in Rheinhessen (die Schermsemer Eff) für die alten, mächtigen Dorfplatz-Ulmen, wie sie sich hier und da erhalten haben. Im 16. Jh. hatte auch Rüdesheim so einen stattlichen Baum, der im Hengrahts- (Haingerichts-) Buch als Yff (Ulmus campestris, Feldulme) erwähnt wird und hin und wieder Stürmen zum Opfer fiel.
adv. Ergänzung, a gelängt und betont, allg. für 1. gleichgültig, Steigerung: worschdegal;
2. eben, plan, bündig; Des Plasder is unegal. Das weit verbreitete Wort wird bei uns besonders gern benutzt. Waaßt-de, was egal is? Egal is, ob de in Pforzem erumdotzt oder in Dotzem erumforzt; lat. equalis: gleich.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, vulgäres Schimpfwort mit der Unterstellung, der Beschimpfte sei so ordinär, seine Notdurft in jede beliebige Ecke zu verrichten.
um die Eck geguggt, kurze Vokale, erstes e betont, Fachausdruck bei dem Kinderspiel Versteckelches für um die Ecke spionieren. Eggegugge gilt nit. Auch Eggeglotze.
der, Pl. gleich, erstes e kurz und betont. Während der Eckensteher Nante aus Berlin ein Solokommentator aller möglichen Begebenheiten war, sind die Eggestejer bei uns an bestimmten Ecken jedes Orts tagsüber und bis spät in die Nacht zu finden gewesen. Ein personell ziemlich gleich bleibender Stehkonvent mit oft die Nachtruhe störendem Dauergeschwätz von Leuten, die nicht gerade im Ruf standen, übertrieben fleißig zu sein. Vgl. Rhei-adel, Rhei-Schnooge.
der, veraltend für Onkel. Entstanden aus Oheim, Ohm; vgl. Pedder.
Umstandswort, erstes e lang und betont, gewöhnlich für eher, früher. Ehnder werd e Fass voll als wie dei Gorjel! – Ehnder wie nit ist eine Wahrscheinlichkeitseinschätzung: eher ja als nein.
auch ehrethalwer, Umstandswort, erstes e lang und betont, gew. für: um der Ehre willen; vgl. schannewee.
Ausruf, allg. im Deutschen bei Überraschung, Mahnung, Staunen. Im Rheingauer Dialekt ist die häufige Anwendung als Auftakt zu fast jedem Satz kennzeichnend:
1. Ei do gehn Se erst grad-aus, dann rechts-erum; ei ich hab gedenkt; ei gugge-Se-mo; ei horch-emo;
2. Gruß, Aussprache oft gelängt, wie Aaj, und ergänzt zu Ei gude, wie, wo machst-de’n hie: Guten Tag, wie geht’s, wo geht’s hin, vgl. Gude; Antwort: Wieh duht mer nix, abber krääsche könnt’ ich: Es tut mir nichts weh, aber es ist zum Schreien;
3. in der Verbindung ei-jo in gedehnter Aussprache: zögerliche Zustimmung, wenn aber beherzt geäußert: nachdrückliche Bejahung. Eine solche kann man auch äußern mit ei, was dann!: was denn sonst, oder mit des glaabe Leit, was soviel heißt wie ‚darauf kannst du Gift nehmen’. Bei großer Verwunderung heißt es auch eijeijei (s.d.).
das, Pl. Eier, aus physiologischen Gründen meist in der Mehrzahl, derb für Hoden. Diese Form-Metapher ist keine Rheingauer Erfindung; lat. testa kann Eierschale bedeuten, die Verkleinerungsform testiculum ist der Hoden. Auch die Russen benutzen insoweit die Verkleinerungsform. Hühnereier sind Aajer, vgl. Aaj.
das, Pl. Eibcher, ei betont, gew. für traniges Mädchen, geistig trägen Menschen.
Personalpronomen, allg. sowohl für ich als auch für euch. In beiden Fällen kommt örtlich Färbung des Diphthongs nach ää vor. Wenn der Satzbeginn ei mit ich zusammentrifft, wird auch eich draus.
gekippt, ei betont, Aussprache eher wie Aajer, aus dem Gebrauch gekommen, früher allg. für ein Kinderspiel zur Osterzeit. Jeweils zwei Kinder probieren, wer das härteste Ei besitzt. Man stößt die Eier mit den Spitzen zusammen. Der Besitzer des Eis, das sich als härter erweist, erhält das zersprungene. Ein Ei, das gut Widerstand leistet, ist ein Tukei. Betrug, etwa mit bemalten Gipseiern, war streng verpönt.
besitzanzeigende Fürwörter: eier Meedche, eiern Bub, eier Kinner; des Karrnche do is eiersch; vgl. unser.
s. Aajerbisch.
s. Eujeuche.
Ausruf, gleichmäßig betont, leicht nas., allg. Ausdruck des Bedauerns oder der Verwunderung. Anekdote aus dem Gerichtssaal, Klage wegen Körperverletzung;der Richter fragt den Zeugen: Was haben Sie denn gedacht, als der Beklagte auf den Kläger losging? –Was ich gedenkt hab? Ei, ich hab gedenkt: eijeijei. Bei den Mainzer Fassenachtssitzungen werden besondere Pointen mit dem Singsang ui-juijui-juijui-juijui, au-auau-auau kommentiert. Scherzhafter Kommentar, wenn jemand eijeijei sagt: … un noch en Ei gibt en Pannekuche. Vgl. Oarj.
die, kein Pl., ei nach oi gefärbt, betont und durch ungesprochenes n nas., bei uns als Bezeichnung einer einfältigen Person, besonders in tadelnder Anrede: Du Einfalt!
s. Ingeplackte.
der, Pl. gleich, ei betont, außer Gebrauch gekommen, seit man die Herstellung von künstlichem Eis beherrscht. Vorher war Eiser die allgemeine Bezeichnung eines Saisonberufs, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Eis von Weihern oder aus dem Rhein zu stückeln, an Land zu ziehen und in die Eiskeller oder zu den Abnehmern, wie Metzgern und Schankwirtschaften, zu transportieren; vgl. Färcher, Scheich.
erstes e betont, gewöhnlich für ehest, äußerst, höchstens. Der geht ejerschd ibbermorje fort: im äußersten Fall geht der übermorgen weg.
die, Pl. Elwedridsche, erstes e kurz und betont, schwindend im Gebrauch für sagenhaftes Wesen, Tier, das man zur Nachtzeit mit Sack und Licht fangen kann; übertragen: ungeschickte Person, alberner Mensch, den man zum Fangen solcher Chimären losschicken kann; vgl. Rasselbock. Die rheinhessischen Ortsnamen Ilbesheim, Uelversheim sowie in Oberhessen Ilbeshausen haben den ersten Wortbestandteil Ilb, der Alb und Elfe entspricht, -dridsch entspricht Trude, Drud: das Gespenst, das Albdrücken erzeugt.
geembert, erstes e kurz und betont, allg. für: sagen, mitteilen, äußern, auch widersprechen. Er hot nix / sich nit geemberd. Vielleicht von frz. impartir: mitteilen, könnte aber auch zu empören gehören.
s. mo.
die, Pl. Emse, allg. für Ameisen; daher auch das Wort emsig; vgl. Oomuzze.
zweites e betont, allg. für ein bisschen; schrspr. ein Endchen.
a lang, betont und wegen Wegfalls des n nas., gew. für wiederholte und endgültige Verneinung.
Umstandsworte, au betont, auch enauszus, erauszus, allg. für hinaus, heraus. Der Anhang -zus, mit langem u, steht verstärkend für die Richtung. Do-enauszus gew. für ungefähr, darauf geht es hinaus; vgl. ewegg.
de Deibel lässt en ... Drache steije, die Kordel war zu korz. Kinderabzählvers, von Carl Zuckmayer im Fröhlichen Weinberg überliefert.
Umstandsworte, i betont, auch enibberzus, eribberzus, allg. für hinüber, herüber. Der Anhang -zus, mit langem u, steht verstärkend für die Richtung; vgl. ewegg.
Umstandsworte, i betont, auch eninnzus, erinnzus, allg. für hinein, herein. Der Anhang -zus, mit langem u, steht verstärkend für die Richtung; vgl. ewegg.
Umstandsworte, u betont, auch enuff(er)zus, eruff(er)zus, allg. für hinauf, herauf. Der Anhang -zus, mit langem u, steht verstärkend für die Richtung; vgl. ewegg.
Umstandsworte, u tontragend, auch enunnerzus, erunnerzus, allg. für hinunter, herunter. Der Anhang -zus, mit langem u, steht verstärkend für die Richtung; vgl. ewegg.
die, kein Pl., gew. für Oberstübchen. In der Redensart Der (oder die) hot's an de Erbs: Der (oder die) ist nicht ganz klar im Kopf oder bildet sich eine Krankheit nur ein. Erbs ist evtl. die Zirbeldrüse.
die, kein Pl., e kurz und betont, allg. für die Erdal-Werke auf der Ingelheimer Aue in Mainz. Die Fabrik, in der inzwischen weit mehr als Schuhcreme hergestellt wird, befand sich zuerst in der nach dem früheren Erzbischof Erthal benannten Straße. Der Fabrikname wurde bewusst aus dem Dialekt genommen,der statt Erthal natürlich Erdal sagt. Vulgärer Witz: Wer is die greest Sau vun Meenz? – De Erdal-Frosch, der hockt uff de Bichs un micht Reklame for’s Wichse.
der, Pl. gleich, anlautendes e betont, gew. für dicke, großporige, rote Nase; vgl. Kubbertutt.
kurze e, erstes betont, allg. für ihrer, deren, welche. Vielleicht fragen Leute auf dem Weinfest, ob’s hier noch Brezel gibt, und erhalten zur Antwort:Do unne sin-ere, die hon-ere. Am Brezelstand dann die Frage: Krie-m-ere?: Kriegen wir welche?, und wenn sie vorübergehendall-all sind, die Antwort: Es kumm-ere noch: es kommen noch welche. Wenn dann die Menge nicht genügt, wird ermuntert: Dun-ere noch e paar debei.
erinngeleed, auch eninn-, i kurz und betont, allg. für verraten, hereinlegen.
ge-erjert, auch eijern, wie schrspr. für ärgern. Regionaltypisch sind die empfohlenen Reaktionen, wann aan aaner erjern will:An-eme roschdiche Kessel reibt mer sich nit oder Eme beese Hund gibt mer zwaa Stigger Worschd (statt eins). Außerdem gilt: Eh ich mich erjer, is mer’s lieber egal und Ich erjer mich nit, un wann ich vor Zorn platze!
erleed, allg. für Zusammenschmieden von Eisenteilen, die bis zur Weißglut erhitzt und dann mit kräftigen Schlägen aneinander geheftet werden; vgl. bumsche. Früher eine häufige Arbeit: Wenn der Kaarscht (s.d.) vom Hacken abgenutzt war, musste er erleed wern, indem zwei neue Spitzen aufgeschmiedet wurden. Schrspr. (auf)erlegen.
Adv., oft in der Form Ei bist-de dann err? bedeutet irren, irre gehen, verwirrt sein, aber nicht ernsthaft geistig krank. Wenn einer den Wochentag verwechselt: Ei-ich bin jo ganz err in de Woch.
kurze Vokale, u betont, steht für vorbei; schrspr. herum. Um sibbe war die ganz Sach erum, do war de Kees gesse.
sachliches Pronomen, e kurz und stimmlos, meist zu ’s verkürzt, allg. für das. Es Schibbche, es Meedche, ’s Klärche, aber auch für Feminina ohne Verkleinerung wie ’s Rosa, ’s Marrie. Gelängt steht es schlicht für ein weibliches Wesen: Do guck, ees. Außerdem Teil der Umschreibung für den Genitiv: ’S Müllers ihrn Schorsch.
esdimiert, langes i der letzten Silbe betont, gehoben für achten, schätzen; von lat. aestimare: schätzen über frz. estimer: achten, wertschätzen.
die, nur Pl., alter Uzname für die Assmannshäuser, weil Touristen sich vor dem Bau der Zahnrads- und später der Sesselbahn dort vom Rhein bis zum Jagdschloss Niederwald auf dem Rücken der Grautiere gemütlich hochschaukeln lassen konnten.
das, Pl. Espessjer, kurze Vokale, zweites e betont, gehoben und abwertend für leichtsinniges Mädchen; frz. espèce: Art, Gattung.
das, Pl. gleich, erstes e betont, allg. für Mahlzeit, Speise: Middach-esse, Obend-esse und Nachd-esse, wobei Obend- und Nachd-Esse dasselbe sind. Wenn Kinder ihre Mutter nerven, weil sie alsfort fragen Mamaaa, was gibt’s-n zu Esse?, dann gibtes mehrere passende Antworten: Supp, Gemies un Hinggelsfieß; Ingemachde Kellertrebbe; Kald Kich, Dier un Fensder uff; Ingebatzt Kellerdeer: angemachte Kellertür und als Krönung Kaddoffele, Gans un Has, jedenfalls sollen die Kinder das so verstehen, in Wirklichkeit sind es nur Kartoffeln, und zwar ganz und haaß, also heiß; vgl. Kwellmänner. Wenn man um die Mittagszeit jemanden, insbes. Kinder, loswerden will, heißt es Geh haam esse, dei Mudder hot schunt uff-em Kochleffel gepiffe.
das, Pl. Eũjeũcher, auch Eĩjeĩche, erste Silbe betont, die Diphthonge nas., familiär für empfindliches Kind, empfindliche weibliche Person. Lautmalerisch für die weinerlichen Klagelaute solcher Personen. Kann auch Wasdannche heißen (Ei, was is dann ...).
s. eijeijei.
Umstandswort, o gelängt und betont, allg. für hervor.
auch ewech, Umstandswort, kurze e, zweites betont, gew. für weg, hinweg. Zusammen mit den anderen richtungweisenden Umstandswörtern enaus, enibber usw. erklärt sich eine Eisenbahnanekdote. Ein Reisender fragt den Kontrolleur nach dem Zug Richtung Kaub. Da der gleich abfährt und auf einem Bahnsteig steht, den man nur durch die Unterführung erreichen kann, lautet die Auskunft: Nix wie enaus, enunner, enibber, enuff un eninn, sunst is er ewegg.
eweggebutzt, kurze Vokale, zweites e betont, gew. für: bis zum letzten Rest aufessen, heimlich wegnehmen.
kurze e, erstes betont, Dialektwort für den Vorort Mainz-Ebersheim.
Adverb, langes e betont, gehoben für ausdrücklich, willentlich, mit besonderer Absicht; frz. exprès: ausdrücklich.
die, Pl. Faaze, gew. für Kindertrompete, Fastnachtstrompete, Flöte aus Weidenrinde, die einen langen Quietschton gibt. Auch Gummiblasen mit ähnlichem Toneffekt werden so genannt. Geräts, gibts e Peif, verderbts, gibts e Faaz: Es wird schon nicht ganz fehlschlagen. Ausgangswort mhd. farzen, umlautend ferzen, dazu mhd. vurz, aus lautmalender idg. Wurzel.
fachierd, langes i betont, allg. für fuchteln, met Hend un Fieß in de Luft erum. Lat. vagari: umherschweifen.
der, Pl. Feddem, erste Silbe betont, gew. für Faden. Zum Endungs-m vgl. Besem, Borrem. Ahd. fadam, mhd. fadem: Faden, Schnur. Ursprünglich Maßeinheit derausgebreiteten Arme (6 Fuß), später auf das Gemessene übertragen. Verben: abfäddeme für das Entfernen der seitlichen Fäden an Bohnen; uff-fäddeme ist das Auffädeln z.B. von Perlen.
falliert, langes i betont, allg. für Konkurs machen, misslingen, verenden (von Tieren). Frz. faillir in gleicher Bedeutung; vgl. um.
adv., 1. allg. für zornig. Wann de so ebbes doher reddst, do wern ich abber ganz falsch;
2. Außerdem kammer ebbes in de falsche Hals krieje, dann nimmt man etwas übel, was ein anderer (angeblich) nicht so gemeint hat, oder man hat sich verschluckt.
die, nur Pl., kurzes ä, gew. für Schläge. Wer Schlee bezieht oder fängt, krieht sei Fäng.
der, Pl. gleich, kurzes ä betont, historisch für die Fährschiffer, wie sie allenthalben Personen und Waren eribber un enibber, also quer über den Rhein beförderten; deswegen konnten sie auch Zwerchfärcher heißen. Sandfärcher baggerten, transportierten und verkauften Rheinsand und -Kies; vgl. Eiser, Scheich.
das, Pl. Fässer, kein Dialektwort, aber Gegenstand fachlicher Tätigkeiten. E Fass werd uffgesetzt oder uffgeschlãã, indem der Küfer die Dauben aufstellt, um sie zu binden; deshalb heißen die Küfer auch Fassbinder oder -bender. E Fass werd ausgebrennt, indem der Kellermeister einen glimmenden Schwefelspan durchs Spundloch hineinhängt, damit das leere Fass sauber bleibt; vgl. schwengge, weigrie.
die, Pl. Fassberschde, kellerfachlich eine an den Enden mit längeren, schrägen Borsten versehene und zum Reinigen von Fässer, Bidde, Brengge (vgl. Bitt, Brenk) und sonstigem Kellergerät geeignete Bürste.
der, Pl. gleich, erstes a kurz und betont, sind alle die an Fastnacht aktiv sind, sei es mit Masken, im Zug oder auf Veranstaltungen. Die Bezeichnung gilt ganzjährig.
die, Pl. Fassenachde, erstes a kurz und betont, allg. für Fastnacht, Karneval in der hiesigen Ausprägung dieses Festes. Fasching wäre hier ein ganz unmöglicher Ausdruck. Ich hon sovill ze du-e wie die Pann an Fassenacht: Ich bin so beschäftigt wie der Topf zum Krebbelbagge, eine Klage, die Frau Aja Goethe zugeschrieben wird, der Ehefrau des kaiserlichen Rats Johann Caspar Goethe und Mutter des berühmten Dichters. Mhd. vastnaht, vasenaht: Vorabend der Fastenzeit.
das, Pl. Fassenachtsgesichder, erstes a kurz und betont, allg. für Maske, Gesichtslarve.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Fetzen, großes Stück.
die, Pl. Feddern, kurze e, erstes betont, wie schrspr. für Feder; regional in dem Spruch Wann ich dem sei Geld hätt, kennt ich aach e Fedder in die Luft bloose.
der, kein Pl., erstes e kurz und betont, allg. für durch Gärungskohlensäure-Bläschen weiß wie Federn verfärbten Traubenmost. Wegen seiner Wirkung wird erauch Hoseschisser genannt. Fedder-Rode gibt es so wenig wie rote Federn. Zum Fedderweise basst guud Zwibbelkuche, un noch besser frische Walniss. Abber Obacht: Fedderweise werft! Auf hochdeutsch: die alkoholische Wirkung will ebenso bedacht sein wie die purgierende; vgl. Pitzeler, Rauscher.
Für die Deklination ist wichtig, dass der F. so heißt, weil er weiß ist, nicht weil er weiß macht.
die, Pl. Feierbichse, ei betont, gew. für wildes, feuriges Mädchen; vgl. Bichs.
der, Pl. gleich, ei betont, Spottwort für Schmied, der Mann, der ins Feuer schlägt; vgl. bumsche.
die, nur Pl., alter Uzname der Geroldsteiner (Gerstãã, heute Ortsteil von Heidenrod), weil sich die Einwohner des Dorfs an den steilen Schieferhängen abmühen mussten, zwischen denen es quasi eingeklemmt ist.
das, Pl. Fermgeedcher, erstes e kurz und betont, o lang, allg. für Firmpatin.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Firmpate.
Adj., e kurz, allg. für firn. Wein erfährt oft durch lange Fasslagerung, aber auch auf der Flasche einen Geschmacksumschlag, der ihm die Spitze nimmt, ihn milder macht. Viele lieben diesen Fern-Geschmack, der aber nur bei einem guten, reifen Wein Vorteil bringt. Ein minderer Wein, der seinen Duft und Geschmack abgebaut hat, ist nur fernsich. Mhd. verne, virne: zeitlich fern bzw. alt; Schweizer firn, fern: vorjährig; schrspr. Firn, Firne: Altschnee.
das, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg., aber im Gebrauch zurückgegangen für Fruchtmaß. Heute nur noch zu hören als Ausdruck für Kopf, en Kobb wie e Fernsel, das beschreibt, dass man dem Gefühl nach einen Kopf im Volumen dieses alten Hohlmaßes hat. Das Fernsel oder Virnsel war bis zur Vereinheitlichung des Maßwesens für das Deutsche Reich nach 1871 ein allgemeines Fruchtmaß. Ein Malter hatte vier Virnsel, ein Virnsel hatte vier Kümpfe (vgl. Kumbe), ein Kumpf vier Gescheid, ein Gescheid hatte vier Mäßchen. Das Mäßchen ist etwa einem halben Liter gleichzusetzen. Diese Maßordnung galt für Schüttgut wie Hülsenfrüchte, Samen, Zwiebeln, Kohlen, Getreide oder Kartoffeln. Mhd. vier(n)zal; vgl. Hollefernes.
Adv., kurze Vokale, e betont, gew. für ‚vom gestern genossenen Alkohol noch benebelt’.
die, nur Pl., kurzes e, derb für Umstände, dumme Streiche, unbegründete Einbildungen. Der hot lauder Ferz im Hern (s.d.). Ferz met Krigge sind Sachen, die nicht funktionieren. Schrspr. Fürze; vgl. Faaz, Reicheleitsferz.
die, Pl. Fickmiehle, erstes i kurz und betont, gew. für Zwickmühle. Zugrunde liegt das Wort ficken in der Bedeutung ‚schnell hin und her bewegen’.
die, Pl. Fingergibbe, kurze Vokale, erstes i betont, gew. für Fingerkuppe. Vgl. Gibb.
die, nur Pl., kurze Vokale, vorletzte Silbe betont, wird immer wieder für den Dialekt reklamiert, ist auch stark heimisch für ‚Umstände machen’. Aber nicht nur Fritz Reuters Gedicht über das Wort, sondern vor allem seine Aufnahme in den Wortschatz von Duden bezeugen seine allgemeine Verbreitung. Nach Kluge sind Fisimatenten Ausflüchte, Winkelzüge; vermutlich Streckform zu frühnhd. fisiment: bedeutungsloser Zierat an Wappen, aus mhd. visieren: die Wappenfiguren ordnen und beschreiben. Etwas weiter hergeholt erscheint die Interpretation, wonach der Ursprung in einer Verballhornung von Begriffen aus der Kanzleisprache der Barockzeit stamme (etwa ‚visae patentes’). Daneben halten sich beharrlich zwei volkstümliche Ableitungen aus dem Französischen. Entweder „Visite ma tente“: Besuche mein Zelt! Mit dieser Aufforderung sollen französische Besatzungssoldaten die einheimischen Mädchen zu sich eingeladen haben. Oder „Visite ma Tante“: meine Tante besuchen als Ausrede dieser Mädchen, wenn sie der Einladung nachgeben wollten, oder als Ausrede der Soldaten,wenn sie Ausgang haben wollten. Besorgte Mütter pflegten auch noch in jüngerer Zeit ihre allein ausgehenden Töchter davor zu warnen, Fissemadende zu mache: leichtsinnig mit Männern ãnzubennele (s.d.).
der, Pl. gleich, a lang und betont, gew. für Fladen, Haufen von Schlamm oder Kot, so Kuhflaatsche für Rinderkot.
der, Pl. Flabbese, kurze Vokale, a betont, allg. für ungezogener Mensch, Flegel. Flabbe ist die herabhängende Unterlippe; lose Segel flappen im Wind; engl. to flap.
die, nur Pl., u gelängt und betont, gehoben für Schmeichelei. Die Fladduse mache: schmeicheln; von frz. flatter: beschönigen, jemandem schmeicheln.
geflammt, a kurz und betont, gew. für herunterhauen, Ohrfeigen austeilen.
geflatscht, a kurz und betont, gew. für herunterhauen, Ohrfeigen austeilen; lautmalend.
geflatschert, kurze Vokale, a betont, gew. für schwach flattern, kraftlos bewegen. So ein Zischlaut wird gern mal eingebaut; vgl. abflatschern.
die, Pl. Flebbe, kurzes e, gew. für Ausweispapier, insbes. Führerschein; aus dem Rotw. Ausweispapiere aller Art können auch geringschätzig Labbe heißen.
gefleezt, e lang und betont, allg. für sich hinlümmeln, sich in ungehöriger Haltung hinsetzen oder hinlegen, sich räkeln; aber auch Abschwemmen von Erde nach Starkregen. Für Anlieger des Flusses, wo der Beruf der Flößer stark vertreten war, ergibt sich eine Beziehung zu dem Zeitwort flößen, flözen von mhd. vloetzen: fließen machen, Holz flößen. Man sagt an der Rhein-Main-Ecke fleeze für flößen, und das Stammholz wurde, solange die Floßfahrt rheinabwärts noch im Gange war, im Kostheimer Floßhafen bis zum Weitertransport hiegefleezt.
der, Pl. Flehbutze, e lang und betont, gew. für unsauberes, hässliches Hundevieh, auch übertragen als Schimpfwort für einen unsauberen, abstoßenden Kerl. Kompositum aus Flöhe und Butz; vgl. Butz, Butze.
die, Pl. Flehhaube, e lang und betont, vulgäres Schimpfwort für einen trägen, beschränkten Menschen, der Flöhe unter seiner Haube duldet.
der, Pl. gleich, e lang und betont, allg. für
1. Aufnehmerlappen für Ungeziefer, wird auch als Schimpfwort gebraucht;
2. Zunge,
3. Unterlage fürs Knie beim Beten oder Umhüllung der Knie, wenn bei Wallfahrten das letzte Stück vor oder in der Kirche auf den Knien rutschend zurückzulegen war.
Bei der zweiten und dritten Bedeutung dürfte das Zeitwort flehen für die Zusammensetzung maßgeblich sein. Die erste Bedeutung spricht eine alte Methode an, sich vom Ungeziefer, besonders von Flöhen, zu befreien. Vor Erfindung des Bohnerwachses, Erzfeind der Flöhe, legten die Hausfrauen nasse Lappen über die Dielenritzen der Fußböden, weil dort die Flöhe gerne nisteten. Die Nässe zog die Flöhe an, man konnte sie in den Lappen dann im Feuer oder in heißem Wasser vernichten.
geflemmst, auch flemme, kurze e, erstes betont, allg., aber im Gebrauch zurückgegangen für das Säubern einer Oberfläche durch Abbrennen, z.B. Geflügel nach dem Rupfen, Stoppelfelder nach der Mahd; aber auch blaken, schwelen.
der, kein Pl., kurze Vokale, erstes e betont, für Leichenschmaus, do, wo die Haut versoffe werd. Flenne ist ein im Dialekt weit verbreitetes Synonym für weinen. Ahd. flannen: den Mund verziehen; vgl. Bleibes, Schloofes.
die, kein Pl., schwindend, ärgerlich für Anfall von Verstörtheit; do kriehste jo grad die Flerr; vielleicht von flirren.
gefleudt, schwindend im Gebrauch für das ‚Flöten’ der Schiffe, wenn ihr Horn tutet. Mhd. vloite: Flöte.
der, Pl. gleich, langes i, Sprache der Rheinschiffer für Eisennachen. Evtl. Beziehung zu niederdt. Flieboot: kleines Fischerboot, Beiboot. Flierhooge ist ein Bootshaken.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Flügel. Der Zischlaut ist vielleicht vom Fittich hierher geraten.
gefloht, o lang und betont, gew. für belästigen, quälen, ausnutzen, betteln, um (Geld-) Spenden angehen.
der, kein Pl., o lang und betont, gew. für 1. von Ungeziefer befallener Mann;
2. einen, der sich das Flohen zur Gewohnheit gemacht hat; vgl. Dreckpeere.
das, die Floße, o lang, allg. für gepflasterte Entwässerungsrinne am Straßenrand oder in der Straßenmitte. Mhd. floz: Abfluß; vgl. Andau, Dohl.
gefoppt, allg. für veräppeln, auf den Arm nehmen; vgl. Priamel und uze.
adv., kurzes a betont, allg. für ‚zum Spaß’, als ob. Mer habbe for Spass so gedahn, als wie wann: wir haben so getan als ob.
die, Pl. Forche, o kurz und betont, allg. für Grenzfurche längs zwischen Grundstücken. Ein wichtiges Merkmal, auf dessen ordnungsgemäßen Bestand neben den Eigentümern auch die Behörden besonderes Augenmerk haben. Ebenso besondere Beachtung genoss die Forchzeil nahe am Grundstücksrand. Wehe, wenn die Nachbarn nicht einen gut halbzeiligen Abstand von der Grenze hielten oder es an vorzeigbarer Bearbeitung fehlen ließen. Kriehn mer’n nit uff de Forch, kriehn mer’n in de Gewann: Spruch mit der Bedeutung ‚Wenn’s nicht gleich klappt, klappt’s später’. Vgl. Angewann, Gewann.
fort gemacht, kurze Vokale, o betont, gew. für weggehen, verreisen, sterben. Ich hab mich fort gemacht: ich bin weggegangen. De ald Begger hot sich abber hordich fort gemacht: der alte Bäcker ist überraschend verstorben. Vgl. ab mache, all mache, per mache.
der, Pl. selten, kurze Vokale, o betont, derb für Bett.
das, Pl. Forzklobbercher, kurze Vokale, erstes o betont, derbes Spottwort für dreiviertellange Jacke, Paletot. Die Zusammensetzung aus Forz: Furz und Klopfer erklärt sich selbst. Rheinisch: Furzfänger. Eine Jacke, die genau über dem Gesäß endet, is en Forzvedaaler (-verteiler) oder auch abgeforzt.
der, Pl. selten, erstes o kurz und betont, gew. für Angeber.
die, Pl. Weiber, auch Weibsleit. In den Dialekten des Rhein-Main-Gebiets und der Pfalz ist das Wort Frau nur im Singular gebräuchlich. Der Plural wird meist mit dem Wort Weib gebildet; hin und wieder findet sich auch die Fraaleit: die Frauenleute, so wie die Männer Mannsleit heißen. Des Weiteren ist ‚die Fraa’ die immer noch vielfach gebrauchte Bezeichnung der eigenen Ehefrau, statt ‚mei Fraa’.
die, erstes a kurz und nach o gefärbt, u betont: Frankenthaler Sonne. Die Zuckerfabriken von Frankenthal in der Pfalz liefern gewissermaßen nachträglich die Sonne für den Most, wenn sie in der Reifezeit zu spärlich schien, und er deshalb einer Verbesserung bedarf. Die Methode wurde 1801 von dem französischen Chemiker Jean-Antoine Chaptal aus Montpellier entwickelt; sie wird deshalb international Chaptalisation genannt.
die, nur Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Fransen. Wer sich es Maul franselich babbelt, der redet so viel vergeblich, dass er Fransen an den Mund bekommt. Ein nicht ordentlich besäumter Stoff ist mit der Zeit ausgefranselt.
s. Bosse.
der, auch Frenggesje, kurze e, erstes betont, gew. für Oberbekleidung bis hin zum Ornat.
die, Pl. Frierhotzele, langes i betont, allg. für kälteempfindliche Person(en).
das, Pl. Frippcher, i kurz und betont, gew. für Spitzbube, Gauner; frz. fripon.
die, kein Pl., allg. für Korn, Getreide aller Art. Früchte heißen hier Obst: Obscht.
Adj., kurze Vokale, u betont, 1. fachliche Bezeichnung für den Geschmack von Trauben, die im unreifen Zustand gefroren waren: so unangenehm, wie der Fuchs riecht; 2. allg. für zornig.
der, Pl. Fuddele, auch Fuddelche, kurze Vokale, u betont, gew. für Kleidungsstück für Frauen und Mädchen, das ins Auge fallen soll, aber nicht viel wert ist; frz. futile: wertlos, leichtfertig.
gefuddeld, kurze Vokale, u betont, gew. für 1. nachlässig arbeiten, auch mogeln; 2. Frauen betatschen. Loss dei babbiche Finger weg, du alder Fuddeler! Frz. futile: wertlos, leichtfertig.
Adj., kurze Vokale, u betont, gew. für unsauber, unordentlich.
der, ohne Plural, für ärmliche Ausstattung. Beleg bei Friedrich Lennig (1796-1838) in „Jerjels Rückkehr“. Im Karrnche des heimgekehrten Seiltänzers Jerjel findet sich unter anderem wertlosen Zeug aach seiner Fraa ihrn Fuddelstaat, e quittegeel verrisse seide Klaad.
s. korze Fuffzeh’.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, gew. für ungehobelter Mensch. Die Verbreitung des Wortes deckt sich fast mit den ehemals kurmainzischen Gebieten: Odenwald, Rheingau, Rheinhessen und Taunus. Es stammt aus der Zeit, in der aus der Gegend von Fulda, wahrscheinlich aus den armen Gebieten der Rhön, Erntearbeiter in das Rhein-Main-Gebiet kamen. Diese Schnitter und Drescher brachten Sitten mit, die als nicht fein empfunden wurden. Der saift, frisst un kloppt sich wie ein Fulder mussten sie sich nachsagen lassen; vgl. Krufder. Wie nennt man aber heute die respektablen Einwohner von Fulda? Fulder ist nicht ‚political correct’, Fulda-er klemmt irgendwie im Rachen, deshalb einfach Fuldarer.
das, Pl. Fullaa-cher, langes a betont, ch ist ich-Laut, allg. für Halstuch, foulardseidenes Tuch; frz. foulard: leichtes, seidenes Tuch.
der, ohne Plural, u gelängt und betont, allg. für Durcheinander; frz. fourbi: Krempel, Wust.
adv., kurze Vokale, u betont, nur negativ gebraucht in der Wendung: des bzw. der is mer nit ganz fuschber: das bzw. der ist mir nicht geheuer.
gefuschelt, u kurz und betont, gew. für blind etwas ertasten, Frauen betatschen, im Dunkeln suchen, im Dreck wühlen. Dreckkasdefuscheler: Schimpfwort beleidigenden Sinns, das unterstellt, der Beschimpfte durchsuche nach Pennerart die Mülltonnen und sei auf die Verwertung des Gefundenen angewiesen. Frz. fouiller: aufgraben, aufwühlen, durchsuchen; vgl. fuddele.
gefusselt, u kurz und betont, allg. für in feinen Fäden regnen. Wie Fissel und fisseln sind Fussel und fusseln eigentlich ugs. Während die Umgangssprache fisseln für fein regnen kennt, vielleicht von frz. ficelle: Bindfaden, hat sich diese Bedeutung bei fussele offenbar nur in unserer Gegend ausgebildet. Immerhin ist es ja vom Bindfaden zum Fussel nicht weit.
die, Pl. Futte, vulgär für das weibliche Geschlechtsteil. Vulgär-herabsetzendes Schimpfwort: Dumm Futt. Auch gegenüber Männern: Futtkopp. Wenn einer seiner Aufgabe überhaupt nicht gewachsen ist, dann stelld-er sich ãã wie e Futt beim Haairobbe (Heurupfen). Wenn einer nur dumme Ideen hat, heißt es Nix im Kopp wie Futt un griene Bohne. Mhd. vut: Scheide, aber auch Gesäß; Verwandtschaft mit Futteral.
der, ohne Pl., a lang und betont, gew. für Speichelfluss; schrspr. Geifer.
das, Pl. Gaaberlätzjer, langes a betont, gew. für Sabberlatz der Kleinkinder.
gegaabert, a lang und betont, gew. für Speichelfluss haben; schrspr. geifern, wird aber nicht in dessen erweitertem Sinn ‚wütend reden’ gebraucht.
das, Pl. Gaab-lecher, langes a betont, gew. für Dachluke, genauer: die Fensteröffnung des ‚spitzgiebligen Seitendächleins’, wie Duden das Wort Gaupe definiert. Mhd. gupe: Giebelvorbau, Erker.
die, Pl. Gaadewerscht, a lang und betont, allg. für Gemüsesülze.
Adj., langes a betont, gew. für ausgeleiert, nicht sicher stehend. Des Gestell is gaagelich. Bei Pflanzen: hochgeschossener, schwankender Trieb. Aber nur keine Angst: En Kuhschwanz waggelt aach un fällt nit erunner.
gegaagst, 1. langes a betont, allg. für knarren bei Türen und Brettern,
2. langes a betont und nach o getönt, auch galbse, derb für aufstoßen; lautmalerisch. Mhd. gagen: schreien wie die Gans.
gegaalert, langes a betont, gewöhnlich für herumalbern, lautes, lustiges Wesen treiben, auch lange Gespräche führen, faulenzen, lungern, nichts tun. Schrspr. geilern, von geil: mutwillig.
die, Pl. Gaase, auch Gääs, a lang und betont, allg. für Geiß, Ziege. Die Gaas for die Kniddele hiede: ertraglose Arbeit verrichten.Warum dann gleich e Gaas kaafe, wann mer nor emol Millich tringge will? mag sich jemand fragen, der voreheliche Freuden genießen will. Mach dich nit grien, sunst fresse dich die Gaase wird jemand gewarnt, der aus der Reihe tanzen will. Ener Gaas geheerd kaan lange Schwanz lautet der Kommentar, wenn sich jemand etwas Unpassendes zulegt. Met Gewalt hebt mer e Gaas hinnerum: Ja, mit Gewalt lässt sich alles erreichen. Ehnder hebst-de e Gaas hinnerum: Damit wirst du es sehr schwer haben. Nobel soll die Gaas krebiern: Vers für jemand, der über seine Verhältnisse lebt, literarisch verewigt in Carl Zuckmayers Fröhlichem Weinberg im Lied des Weinhändlers Hahnesand. Dehaam verregge die Gaase heißt soviel wie im Bett sterben die Leute. Dann gibt es noch den Spott über verheiratete Dorfcasanovas: Was? Der will fremdgeje? Der hot doch for die ãã Gaas dehaam kãã Fudder! Ahd. geiz. Früher war für Gaase auch der Begriff Eisebähnerkieh (-kühe) geläufig, weil die einfachen Beamten sich natürlich keine Kuh halten konnten und so doch günstig an Milch kamen.
die, Pl. Gaaschele, langes a betont, veraltet für Peitsche, schrspr. Geißel. Gänsgaaschel war die Hüterin der Schnattertiere.
die, nur Pl., a lang und betont, eine imaginäre Krankheit: die Gicht, an der die Ziegen leiden. Gewöhnlich als frustrierter Ausruf:Ei do kriehste doch glatt die Gaasegichtere! oder als Verwünschung, vor allem über Dinge, die nicht gut laufen: Ei hättste nor die Gaasegichdere.
die, Pl. Gaasekloo-e, langes a betont, allg. für Geißfuß (Geißenklaue).
der, Pl. gleich, langes a betont, gew. für einen, dessen Geschäfte nichts eintragen.
das, kein Pl., langes a betont, gew. Spottwort für lange, dürre weibliche Gestalt. Ahd. und mhd. ref: Holzgestell; vgl. Gaas.
die, kurze Vokale, a betont, ohne Pl., in den Redensarten uff die Gabbel nemme, die Gabbel hebe: vor Gericht beschwören, die eidesstattliche Versicherung zur Vermögensoffenbarung ablegen; bildlich von der gabelähnlichen Form der Schwurhand. Der Mandant hat zum Anwaltsgespräch einen Zeugen mitgebracht, der seine Unschuld bestätigen soll. Auf die insistierende Frage des Rechtsanwalts antwortet der Zeuge: Ei, aussaa kann ich des, abber uff die Gabbel nemme du ich des nit.
die, kein Pl., kurze Vokale, a betont, vom 12. bis 18. Jh. historischer Koppelgeschäfts-Brauch beim Weinverkauf: Wer ein begehrtes Fass Wein erwerben wollte, musste auch ein minderes dazunehmen.
gegabscht, a kurz und betont, allg. für hecheln, japsen.
das, Pl. Gack-Eier, kurzes a betont, Kindersprache für Ei; im übertragenen Sinn kindischer, einfältiger Mensch.
die, Pl. Gadde, a kurz und betont, allg. für zusammengehörige Gruppe, äußerlich kenntliche Gemeinschaft. Verächtlich in dem Ausdruck was e Gadd! Die Gadde sind vor allem in Mainz kurzweg der Begriff für die Fastnachtsgarden; vgl. Bennelgadd, Ransegadd.
die, Pl. Gaggele, a kurz und betont, allg. für Samenzapfen von Nadelbäumen. Gaggelbauer: Hinterwäldler. Über die Formen Ackel (Rheinhessen), nhd. Achel (Ährenspitze), südhessisch Agen (Granne) und Ähre gehört es zur idg. Wurzel ak-: scharf, spitz, hat sich jedoch auf dem Weg hierher mit dem einleitenden G geschmückt.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, langes a durch weggefallenes n nas., allg für Hohlblocksteine, weil man mit denen die Rohbauwände ‚im Galopp’ hochziehen kann.
Adv., a nach o gefärbt, wird meist an Stelle von ‚sehr’ gebraucht. De Kwedschekuche war ganz voll Wesbe: Der Zwetschgenkuchen war von Wespen übersät. Die ganze steht für ‚alle’, ganz schee für ‚ziemlich’: Die ganze Leit sein nass worn, weil’s ganz schee gerejent hot.
der, kein Pl., a kurz, gewöhnlich für: frecher, unartiger Kerl; eine schrspr. nicht existierende Substantivierung von garstig. Die manchmal vermutete Herleitung von rotw. Gascht: Betteljude ist unnötig.
die, Pl. Gasse, a kurz und betont, allg. für Straßen und Gassen jeder Art, außer Landstraßen, die heißen Schossee (s.d.). Gassebube und Gassemeedcher sin die Kinner, die wo als uff de Gass sin; vgl. abschließe.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, allg. für Angeber, Blender; draußen Hui und drinnen Pfui.
der, Pl. Gail, Aussprache variiert bis zu einem nach o gefärbten a, im Pl. zu ä, allg. für Pferd. Mach nor die Gail nit schei: Verbreite bloß keine Panik; lat. caballus: Pferd.
gegauzt, au betont, Aussprache variiert bis zu einem nach o gefärbten a, gew. für
1. Bellen des Hundes. So schnell wie de Hund gauzt: so schnell wie möglich.
2. Schimpfen. Lautmalend; vgl. angauze.
s. babbele.
Part. Perf. gleich, allg. für geben. Mit dem Wort verbindet sich Grundsätzliches: Was uff de Disch kimmt, gebbe mer velore zeigt großzügige Rheingauer Gastfreundschaft, die beim Bewirten nicht spart; Wenn mer gebbe, gebbe mer gern, abber mer gebbe nix eher das Gegenteil. Das bringt es mit sich, dass manche den Rheingauer in eine Schachtel zu Schotten und Schwaben stecken. Gebb met warme Händ rät zur frühzeitigen und auch Steuer sparenden Aufteilung des Erbes; Mer zieht’s Hemd nit aus, bevor mer sich schloofe leht drückt die Verweigerung dieses Ratschlags aus.
das, kein Pl., kurze e, zweites betont, abwertend für Poussage, Liebesverhältnis, das weder fest ist, noch fest zu werden verspricht; vgl. ãnbennele.
Adj., kurzes e der ersten Silbe betont, gewöhnlich für geizig. Kurhessisch: gebschnippisch.
das, ohne Pl., ü nach i gefärbt, kurz und betont, war eine aus immer wieder zu Boden gebogenen und miteinander verflochtenen, ‚gebückten’ Hain-, später Rotbuchen bestehende Landwehrbefestigung, die den Rheingau 600 Jahre lang bis zum Ende des 18. Jh. umschloss. Das bis zu 100 m breite Gestrüpp wurde zunehmend undurchlässiger; schließlich sind ja die Hainbuchen auch Ursprung des Wortes hanebüchen. Den Durchgang ermöglichten nur vereinzelte bewehrte Tore. Das Gebück verlief von Niederwalluf über Oberwalluf, Neudorf (heute Martinsthal) und Tiefenthal, vor Schlangenbad westlich den Taunushang entlang, unter Hausen und über Presberg hinweg, bei Obersdorf wieder südwestlich und endete bei Lorch. Von seiner Fertigstellung im 12. Jh. an hat das Gebück die in ihm gelegene Landschaft rund 600 Jahre lang effektiv vor fremder Fron und Leibherrschaft geschützt. 1771 wurde es auf Befehl des Mainzer Erzbischofs Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (1763-1774) aufgegeben und weitgehend gerodet. Heute sind nur noch vereinzelte alte Buchen und von den steinernen Bollwerken nur Reste der so genannten Mapper Schanze im Wald über Hallgarten erhalten. Die übrigen Wehranlagen wurden nach der Aufgabe des Gebücks noch einige Zeit zivil genutzt, aber schließlich als Baumaterial nahezu restlos abgetragen. Nur ihre Namen sind erhalten: Back-ofe, Bosenhahn und Weißenthurm.
Nach der Sage hieß das Losungswort zum Eintritt in den Schutzbereich „E feĩ Weĩche“, Diphthonge örtlich nach oi gefärbt und durch ungesprochenes n nas.; etwas, was den Messfremden (s.d.) nicht leicht gelang. Hedwig Witte hat ein sehr schönes Gedicht über „Das Losungswort“ verfasst. Angeblich konnten die schwedischen Truppen im dreißigjährigen Krieg die Grenze bei Walluf überwinden, weil der Widerstand der dortigen Besatzung alkoholbedingt nur wenig ausgeprägt war.
adv. Part. Perf., au betont, gewöhnlich für: in schlechter Haltung, mit krummem Rücken. Der geht gedaucht: der hält sich nicht gerade.
das, ohne Pl., langes e betont, gewöhnlich für Getue, viel Lärm um nichts. Das Nassauische hat die Formen Gedeez, Gethäts und bestätigt damit, dass das Verb tun mit seinen Ausformungen in dem Wort steckt. Gleichbedeutend sind Geduh, schrspr. Getue, und Gedöns.
hier nur Präsens, kurze e, zweites betont, allg. für erinnern, speziell in Wendungen wie Des gedenggt mer ewich: das werde ich nie vergessen, oder Es gedenggt mer gar nix mehr: ich bin sehr vergesslich.
auch gedorft, kurze Vokale, Stammvokal betont, für gedurft. Das Verb wird gemischt konjugiert: derfe, dorfde, gederft (gedorft); vgl. Derf.
s. Good.
die, die Geeleriebe, langes e betont, gew. für Möhre; auch Spottwort für Rothaarige. Gelbe Rübe für Möhre ist süddeutsch. Babbich Geelerieb ist eine ungepflegte Person.
das, ohne Pl., langes e betont, gewöhnlich für Gütchen, Besitz jeder Art. Man verdepansiert (s.d.) sei Geerschdche oder macht es ganz Geerschdche enei, wenn man verschwenderisch lebt. Friebertshäuser bringt das Wort in Verbindung zu Karst im Sinne von ausgelaugter Gebirgslandschaft; vgl. Kreemche.
Adj., kurze Vokale, e betont, allg. für verrückt, närrisch; schrspr. geckig.
die, nur Pl., a kurz und betont, allg. für Johannisbeeren mit ihrem traubenförmigen Fruchtstand.
allg. für Johannisberg.
das, ohne Pl., a kurz und betont, gewöhnlich für: Frucht des Johannisbrotbaums, dessen trockene Hülsen süßes Fruchtmark enthalten. Mittelmeerimport, bei südeuropäischen Obsthändlern erhältlich.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, gewöhnlich für Johanniskäfer, Junikäfer; vgl. Gliggskewwer, Herrgottsdierche.
das, kein Pl., gew. für Liebesverhältnis: eingehängt gehen.
Adv., auch gehlinge, e lang und betont, für jäh, plötzlich. Er is gehling gestorbe. Mhd. gaehe, gach: jäh; schrspr. jählings.
der, ohne Pl., allg. für: kältebedingte schmerzhafte Gefühllosigkeit bzw. Steifheit in Händen und Gliedern. Ich hon de Geiz in de Finger klagen die Kinder, wenn sie zu viele Schneeballe (s.d.) geworfen haben oder die Winzer nach stundenlangem Rebschnitt im Winter, vor allem aber, wenn sie Drusesegg auswaschen mussten. Vor Erfindung der modernen Filtertechnik wurden die Druse (s.d.) in schmale, längliche Säcke aus festem, eng gewebtem Leinen gefüllt und zum Abtropfen aufgehängt, damit auch die letzte Spur Wein genutzt werden konnte. Anschließend wurden sie geleert, gewendet und die zäh haftende Hefe musste mühsam abgewaschen werden. Das geschah nach dem Abstich (s.d.) im tiefsten Winter, und natürlich gab es nur kaltes Wasser.
nur Pl., allg. für Blattwinkeltriebe an Reben, Tomaten und Obstgehölzen. Abgeleitet von ahd., mhd. git: Habsucht, Gier, mit der die Triebe die Kraft der Pflanze an sich saugen; vgl. ausgeize.
die, Pl. Geiztraube, allg. für Trauben, die höher am Trieb sitzen, spät geblüht haben und nicht rechtzeitig reifen. Sie bleiben deshalb bei der Weinlese hängen und sind nachgereift oft ein Genuss für Spaziergänger, die dann immer denken, die Leser hätten es an Sorgfalt fehlen lassen.
(Auch Geje-Dorscht), der, ohne Pl., kurze Vokale, erstes e betont, allg. für plötzlichen, starken, unstillbaren jähen Hunger oder Durst, Mhd. gaehe, gach: jäh, vgl. gehling. Beide Gefühle werden auch als ,dagegen’ interpretiert. Beim Brand hat das insofern einen Sinn, als der morgendliche Nachdurst nicht ganz zu Unrecht im Zusammenhang oder eben im Gegensatz zu überreichlichen alkoholischen Genüssen am Vorabend gesehen wird.
das, kein Pl., kurze Vokale, i betont, allg. für Geschrei, schreiendes Lachen. Wann bei de Weinles oder in de Heggewerdschaft (s.d.) deftiche Stiggelcher (s.d.) vezehlt wern, dann mache die Weibsleit als e mords Gekrisch; vgl. kreische, Krisch.
das, kein Pl., kurze e, zweites betont, gew. für: Gerümpel, alter Kram, auch Bauwerk; vgl. Gescherr, Krembel.
allg. für ‚nicht wahr?’ In gering abweichenden Formen ist das Wort im ganzen Süden zu treffen und geht etwa im 14. Jh. von gelten aus. Bekanntes Mainzer Fassenachtslied von Margit Sponheimer, 1970er Jahre: „Gell, du host mich gelle gern, gelle, ich dich aach, gell un wann ich lache du, gell do lachst-de aach“. Bei gellese ist das -se die Anrede Sie. In der Pfalz ist gellener anzutreffen, also gelle-Ihr. Wer Bestätigung für etwas Verneinendes sucht, sagt genãã.
die, kein Pl., a lang und durch weggefallenes n nas., allg. für Gemeinde, Gemeindeverwaltung, Rathaus. Wer dort zu tun hat, geht uff die Gemãã. Und wer in den politischen Gremien mitwirkt, sitz im Gemaanerood (a nach o gefärbt); vgl. Roodes.
die, kein Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Gemarkung. Wenn jemand ungebührlich laut über Privates räsoniert, wird er ermahnt: Ei willst-de dann die ganz Gemack sammekreische?
der, ohne Pl., erstes langes i betont, Schimpfwort gutmütiger Art.
die, Pl. Gemiesraube, langes i betont, Schimpfwort gutmütiger Art für Frauen, insbes. wenn sie gern im Garten wirken; schrspr. Gemüseraupe.
das, kein Pl., allg. für verrotteter Kram, Durcheinander.
kurze Vokale, i betont, gew. für: gemusst. Hier wird das u wie das Infinitiv-ü zu i.
nur Part. Perf., o kurz und betont, in der Verbindung dobbelt gemobbelt: doppelt genäht hält besser.
kurze Vokale, o betont, allg. für geniest. Das Verb wird wie genießen konjugiert; eine Imperfektform existiert nicht.
die, kein Pl., kurze Vokale, u betont, verniedlichende Bezeichnung für das männliche Geschlechtsteil.
nur Part. Perf., i kurz und betont, gew. für leicht verrückt, nicht normal. Du bist ins Hern gepickt: du hast ’n Vogel.
nur Part. Perf., derbe Hüllform für geschissen, wird trotzdem bis in den gehobenen Dialekt benutzt, insbesondere zur Kennzeichnung eines Fehlschlags oder einer abwegigen Idee: gepiffe, Herr Parre.
gegerd, kurze e, Stamm-e betont, allg. für das Anbinden der im Winter freigeschnittenen Boochrebe (s.d.). Wie der Name sagt, werden sie merklich gebogen, damit der Austrieb über die Aache (s.d.) gleichmäßig erfolgt und nicht nur zur Spitze hin, wie es die Reben von Natur aus tun. Die Arbeit muss im zeitigen Frühjahr erfolgen, damit die Podde (vgl. Pott) nicht schon zu groß sind und beim Biegen abspringen; schrspr. gürten.
das, kein Pl., auch Gerebsel, gew. für etwas, das nicht viel taugt. Könnte von Raps abgeleitet sein.
die, nur Pl., langes e betont, auch Gereeschde, allg. für Röstkartoffeln, auch Bratkartoffeln. Die gerösteten kommen roh in de Krobbe (s.d.) und sind schwierig zu garen, weil sie viel eher schwarz werden als sie gar sind; die gebratenen werden vorher gekocht.
das, ohne Pl., i kurz und betont, allg. für Beliebtheit. Der hot’s Geriss: um den reißt man sich, oder Die hott abber e Geriss: die findet Anklang bei Männern. Umgekehrt kann es heißen die hott’s Geriss wie em Berrelmann sei Hose: Um die reißt man sich wie um die Hose eines Bettlers.
die, Pl. Gerjele, kurze e, erstes betont, handwerklich für Rinne der Fassdaube, in die der Boden eingesetzt wird. Das Verb gerjele steht für ‚den Hals zuschnüren’ und ist außerdem Handwerkerausdruck für ‚eine Nute fräsen’; geht auf Gurgel zurück.
s. Madonna, preißisch.
der, kein Pl., kurzes e betont, allg. für einen, der sich ständig unüberhörbar seines Besitzes rühmt, ungeachtet ob er etwas hat.
die, nur Pl., langes a betont und durch weggefallenes n nas., sind die Blütenansätze der Reben; schrspr. Gescheine, Zusammenhang mit er-scheinen.
das, kein Pl., kurze e, zweites betont, allg. für Zeug, Haushalts- oder Pferdegeschirr; Redd so kãã dumm Gescherr; vgl. Gelerch, Krembel.
das, ohne Pl., kurzes i betont, derb für ‚unnötig Aufhebens’; Mach so kãã Geschiss! und Wann’s Geschiss zu groß werd, nimmt’s e stinggich End.
Adj., derb 1. in Verbindung mit Familienpersonen verwendet, um eine besonders hervorstechende Ähnlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Der Bub is de geschisse Alt: Der Junge sieht seinem Vater sehr ähnlich; insoweit kommt auch gespuckt vor.
Aber auch 2. zur Kennzeichnung eines Fehlschlags oder einer abwegigen Idee: Geschisse, Herr Dogder.
das, kein Pl., ei betont, eigentlich übermäßiges Klagen; meist aber für überflüssige, als unangenehm empfundene Rede; jidd. gesejre: böses Verhängnis, schlimme Vorschrift.
das, nur Pl., kurze Vokale, o betont, gew. für minderwertige Gesellschaft, Gesindel. Die abwertende Bezeichnung von Personen als Socke liegt zugrunde.
kurze Vokale, o betont, gew. für gesessen. Als Konjugation müsste man sich sitze, satz, gesotze vorstellen, was ziemlich abwegig wäre; allerdings gibt es keinen Imperfekt.
das, Pl. Gestegger, e der zweiten Silbe kurz und betont, abwertend für Mensch. Was e lang Gesteck: was für eine groß gewachsene Person. Derr Gesteck: dürre Person; narrisch Gesteck: närrische Person.
kurze Vokale, o betont, gew. für gesteckt; stecken wird hier wie stechen konjugiert; auch hier kein Imperfekt.
die, kein Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Flurstück, an dessen oberem und unterem Rand der Pflug wendet. Ironischer Rat an einen Eigensinnigen: Vun meer aus kannscht-de die Langgewann aach zwerch zaggere; vgl. Ãngewann, Forch.
nur Part. Perf., ei betont, allg. für quitt. Nur im Satzzusammenhang den simmer geweiht: den sind wir los. Möglicherweise Zusammenhang mit dem Opfer, das man weiht und anschließend eben los ist, was allerdings eine im Laufe der Zeit stark fortgeschrittene Banalisierung voraussetzt.
das, kein Pl., kurze e, zweites betont, auch Geworch, gew. für Durcheinander; schrspr. Gewürge; vgl. worche.
nur Part. Perf., kurze e, zweites betont, allg. für klug, gewieft, gewitzt; schrspr. gewürfelt. Meedche, wärst-de nor halb so gewerfelt wie dein Rock. Wenn jemand dagegen ‚kariert’ denkt, guckt oder redet, ist das eher wirr, ratlos, verdutzt oder unverständig.
zorniger, aber harmloser Fluch; schrspr. Gewitter-noch-einmal.
das, auch Gewidder-oos, vgl. Oos.
das, ohne Pl., zweite Silbe betont, gewöhnlich für zappelige, durcheinander ‚wurzelnde’ Kinder.
kurze Vokale, u betont, allg. für gewinkt. Das Verb winken wird hier wie ein starkes (z.B. trinken, sinken) konjugiert; ein Imperfekt existiert nicht.
kurze Vokale, u betont, allg. für gewünscht. Das Verb wünschen wird hier wie ein starkes konjugiert; ein Imperfekt existiert nicht.
das, kein Pl., gew. für lockerbeerige Trauben mit vielen unbefruchteten Beeren.
das, ohne Pl., zweite Silbe betont, familiär für: Horde unruhiger Kinder. Beziehungswort ist zappeln.
die, Pl. Gibbe, i kurz und betont, gewöhnlich für Spitze. Fingergibb, Bleistiftgibb, Berchgibb, Baumgibb; die Beziehung zu Gipfel ist deutlich.
gegibbelt, kurze Vokale, i betont, allg. für gipfeln, das Abschneiden der hochgeschossenen Spitzen der Rebtriebe im August, um eine bessere Durchlüftung der Rebzeilen zu erreichen und mehr Kraft in die Traubenreife zu lenken.
die, auch Gichdern, nur Pl., i kurz und betont, allg. für: nervöse Ungeduld, nervöse Angst. Die Gichdere krieje: einen meist nur gefühlten Nervenanfall bekommen; vgl. Gaasegichdere.
gegiegst, langes i der ersten Silbe trägt den Ton, gewöhnlich für: stechen, auch kitzeln; vgl. Kroddegiegser.
vebo-e, Hüllwort für ‚Geschlechtskrankheit zuziehen’.
der, Pl. gleich, auch Giftnickel, kurze Vokale, erstes i betont, allg. für neidischen, jähzornigen Menschen. Entspricht ugs. Giftnudel, verbunden mit den Vornamen Michael bzw. Nikolaus.
der, Pl. gleich, i kurz und betont, allg. für Hahn, Gockel; vgl. Hinggel, Zornegiggel.
gegiggeld, i kurz und betont, allg. für: kichern. Gegiggel un Gegaggel ist ein Ausdruck für das Benehmen junger Mädchen; vgl. gaalern.
der, Pl. Gipskebb, kurze Vokale, i betont, Schimpfwort für einen, dem man unterstellt, den Hohlraum oberhalb des Halses entsprechend gefüllt zu haben.
der, Pl. gleich, a gelängt und betont, auch Glasert, allg. für gläserne Murmel. Besonders begehrte Sorte: die Glasklicker mit bunten Einschmelzungen; vgl. Kligger.
die, nur Pl., a kurz und betont, auch Fahrglasse, Fuhrglasse, allg. für tiefe Fahrspuren in den Feld- und Waldwegen.
Adj., langes e, gew. für feucht, weich, geschmeidig. Glyzerin macht die Haut glehm. Mhd. glimen: leuchten, glänzen.
s. Deibelskobb, Klumbe.
Adj., gew. für glühend. Wann e Katz ins Licht guckt, hot se gliehnische Aa.
der, Pl. gleich, eine der Bezeichnungen für Herrgottskewwer bzw. Herrgottsdierche (s.d.) Der Siebenpunkt aus der Familie der Coccinellidae wird als Glücksbringer angesehen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, Steigerung von Batschel (s.d.).
gegohrd, o lang und betont, gew. für rumoren im Leib. Vielleicht besteht Zusammenhang mit gären.
die, Pl. Goile, gew. für Gurgel; verkürzt aus Gorjel.
gegoogelt, o lang und betont, gew. für trinken starker geistiger Getränke. Googeler ist der Trinker; in Tübingen Winzer-Spitzname. Nach getaner Tat ist er begoogelt. Im Wortsinn liegt die Aussage gewohnheitsmäßigen Tuns. In Zeiten des world-wide web wichtig: Hat mit „Google“ (sprich: Gugel) und dem daraus gebildeten neudeutschen Verb ‚googeln’ (sprich: gugeln) nichts zu tun.
der, Pl. selten, o lang, gew. für steifer, schwarzer Hut. Graf Googs: eingebildeter Mensch; schrspr. Koks.
die, Pl. Goolmern, o lang und betont, in dem Ausdruck So geel wie e Goolmer. Gemeint war damit z.B. vergilbte Weißwäsche oder die Hautfarbe eines Leberkranken; schrspr. Goldammer.
die, Pl. Goode, auch Geedche, o bzw. e lang und betont, allg. für Patin. Vgl. Fermgoot, Kerzegeedche. Pate und Patin gelten als geistliche Eltern ihrer Patenkinder. Demgemäß heißen sie ‚Vater’ bzw. ‚Mutter in Gott’: ahd. gotfater, -muoter. Im Angelsächsischen und Altnordischen finden sich entsprechende Wortformen. Mhd. göte und gote.
der, kein Pl., o gelängt und betont, abfällig für Sachgesamtheit, Vermögen, Habe, Kram. Aus dem Rotwelschen, vgl. Gelerch, Berl.
das, Pl. Gorjelknebbcher, kurze Vokale, o betont, gew. für Kehlkopf, Adamsapfel. Zur Bezeichnung großer Wut: Mer kennt sich de Bauch uffreiße bis ans Gorjelknebbche; schrspr. Gurgelknöpfchen.
Adj., a lang und betont, i durch Wegfall von n nas., Verstärkung des Wortes grün; vgl. blitzebloo, gritzegroo, kwittegeel, ritzerot, schuggeschwazz.
gegrabe, a gelängt und betont, historisch für den ersten Bau, das erste Umgraben der Weinberge im Jahreslauf, wie es in § 4 der herzoglich-nassauischen Instruktionen für die in den Weinbergen arbeitenden Hofleute festgelegt ist; vgl. laudern, riehrn.
gegrabscht, a kurz und betont, allg. für greifen, (zusammen-) raffen. Frz. grapiller: aufschnappen, einheimsen.
der, kein Pl., erstes i kurz und betont, gew. ausweichende Antwort auf neugierig-zudringliche Frage: Wer war dann des, met dem de ebe geredd host? - Ei, mem Graf Bibi!. Der Karnevalist Herbert Bonewitz feierte als Prinz Bibi in den 1960er Jahren bei der Meenzer Fassenacht große Erfolge.
die, nur Pl., langes a der zweiten Silbe betont, gehoben für Schwierigkeiten. Mach so kaa Graffame; spätlat. gravamen: drückende Last, Beschwerlichkeit.
gegrammelt, kurze Vokale, a betont, allg. für klagen, jammern, in sich hinein protestieren; mhd. gramen: gram sein, frz. grommeler: brummeln. Siehe auch brebele.
Adj., langes e betont, gew. für schlecht gelaunt. Greebsch Oos sagt man zu jemand in solcher Stimmung. Grebel, schrspr. Kröpel, bedeutet kleines, verkrüppeltes Lebewesen; zur idg. Wurzel greub: gekrümmt; vgl. Kribbel.
das, Pl. Greffcher, e der ersten Silbe kurz und betont, seltener werdend für Schreiber, Schreibgehilfe. Er micht em Bollemaaster es Greffche: er unterstützt den Bürgermeister in seinen Amtsgeschäften. Frz. greffier: Schreiber, Gerichtsschreiber.
Adj., kurzes i betont, allg. für grippig, fiebrig. Es is mer so gribbelich. Weder ist der Zusammenhang mit kribbeln auszuschließen, noch mit Grippe, einer Krankheitsbezeichnung, die Mitte des 18. Jh. über Frankreich in Europa Mode wurde.
gegribbst, kurzes i betont, allg. für: rasch und unbeobachtet an sich bringen, rasch greifen. Man gribbst sich ein Bonbon, einen Apfel o. dgl. zum Naschen; frz. gripper: greifen. Es gab nach der Besetzung des linken Rheinufers 1797 eine Kommission, die sich mit Eigentumsfragen, Beschlagnahmen u. ä. befasste. Sie wurde Gribbs-Kommission genannt.
die, kein Pl., eine Art Nationalgericht unserer Region, das die Frankfurter ganz zu Unrecht nur für sich reklamieren. Es gibt zahllose Rezepte, von denen viele behaupten, das Original zu sein; aber das kann keiner beweisen, weil dieses erfrischende und gesunde Gericht so uralt ist. Wichtig ist: Sieben Kräuter, nicht mit Salat oder Spinat fälschen oder verlängern; mit Messer oder Kräuterhexe zerkleinern, damit man die Bestandteile noch ahnt; mit dem Mixer wird alles graasegrie (s.d.). Seit Gärtnereien und Handel die Kräuter im Gewächshaus ziehen und fertig sortiert anbieten, ist die Zubereitung sehr erleichtert und fast ganzjährig möglich.
Adj., i lang und betont, allg. für neidisch, bösartig, tückisch. Griegeeler Hund ist ein beleidigendes Schimpfwort; schrspr. grüngelb.
der, ohne Pl., u kurz und betont, veraltet für Gefängnistransportwagen. Früher pferdebespannt, dunkelgrün angestrichen, mit kleinen Gitterfenstern, besorgten solche Wagen den Gefangenentransport bis nach dem Ersten Weltkrieg. Mit ihrem Verschwinden kam auch der Ausdruck außer Gebrauch; von Berlin kam dafür die Grüne Minna.
der, Pl. gleich, Spottwort für Lebensmiitel-Einzelhändler; schrspr. Grießverkäufer.
der, kein Pl., in der Redensart Ich hab mer en Grindkopp ge-erjert: Ich habe mich fürchterlich geärgert. Aber auch Bezeichnung für einen unverträglichen, streitsüchtigen Menschen.
die, Pl. selten, i kurz und betont, gew. für Lippen-Herpes.
gegrisselt, kurzes i betont, allg. für schaudern, Gänsehaut bekommen. Wenn in feinen Soßen das Eigelb gerinnt, sind sie grisselicch. Über gries und grau besteht Zusammenhang mit grausen.
Adj., i kurz und betont, Verstärkung des Wortes grau; vgl. blitzebloo, graasegrie, kwittegeel, ritzerot, schuggeschwazz.
s. Bommelochie.
die, Pl. Grumbeere bzw. Grumbeern, u kurz und betont, allg. für Kartoffel(n); schrspr. Grundbirne, vgl. Beer.
s. Dickkobb.
die, Pl. Gruschele, u kurz und betont, gew. für Stachelbeeren, die auch Klosterbiern (s.d.) genannt werden. Frz. groseille bedeutet eigentlich Johannisbeere. Groseille verte oder groseille à maquereau heißt aber Stachelbeere. Gruschel bzw. goldig Gruschel ist auch Kosewort für Kinder, aal Gruschel gutmütiges Spottwort für (alte) Frau.
der, auch Gruuscht, kein Pl., allg. für Gerümpel, Plunder. Ahd. girusta: Ausrüstung.
allg. Grußform der Einheimischen für jede Tageszeit, deren Nennung eingespart wird; allenfalls mal Gemorje oder Genacht. Antwort: Aach Gude oder Gude is besser wie Bubbes (s.d.). In den 1930er Jahren brachte die NS-Organisation KdF (Kraft durch Freude) viele Urlauber in den Rheingau. Wenn es sächsische Mädchen waren, antworteten sie auf Gude begeistert mit „ach, mei Guudschder“. Die Schnorrer (vgl. schnorre) grüßen herkömmlich mit verstellter Stimme: Gude-gude und sagen damit das Gleiche wie die ‚Nordlichter’, wenn sie mit „Mojn-Mojn“ grüßen. Das hat nämlich mit dem frühen Tag nichts zu tun, sondern mit dem friesisch-niederl. mooj, was gut oder schön bedeutet; vgl. ei.
geguckt, allg. für sehen, schauen, ganz gleich ob es flüchtig ist oder genau, streng oder lieb. Guck! ist dem entsprechend auch der einzige Imperativ für alle diese Varianten, erweiterbar zu Gummodoo: Sieh mal da. Die Guck, Pl. Gugge, ist etwas zum Durchgucken, etwa ein Refraktometer, also ein Gerät zur einfachen Bestimmung des Mostgewichts, sprich des Zuckergehalts im Saft der Trauben. Die lang Guck ist die auf sehr langer Strecke schnurgerade verlaufende Schossee von Rüdesheim nach Presberg etwa ab Aulhausen.
das, Pl. Guggelhaisjer, u kurz und betont, allg. beim Spiel mit Kleinkindern: Komm in mei Guggelhaisje. Das Kind wird nicht allzu weit weggestellt, in Hockstellung werden die Arme ausgebreitet, dann kommt die Aufforderung; eine kleine Übung beim Laufen lernen.
der, kein Pl., kurze u, erstes betont, Spottbezeichnung für das Pfandsiegel des Gerichtsvollziehers (vgl. Hussje), das früher einen Adler als Hoheitszeichen aufwies. Im Übrigen wie ugs. Hüllwort für Teufel, den man nicht beim richtigen Namen nennen wollte, damit er sich nicht etwa herbeigerufen fühlen möge; etwa Hol’s de Guggugg! oder (Geh) Zum Guggugg! – En Träneguggugg ist eine armselige, geistig träge Person.
die, nur Pl., alter Uzname der Lorchhäuser, was vermutlich damit zusammenhängt, dass die Kerb dort recht früh, nämlich schon am 5. Juni (Bonifaz) gefeiert wird, eine Jahreszeit, in der der Kuckuck ruft; vielleicht aber auch, weil man dort das Vieh zum Fressen in den Wald trieb, sobald der Kuckuck im Frühjahr zu rufen begann.
die, Pl. Gummischeese, u kurz und betont, im Gebrauch zurückgehend für Kutsche oder Kinderwagen mit Gummibereifung. Aus der Zeit, in der solches noch vornehmer Luxus war; vgl. Schees.
ohne Pl., u kurz, gew. in dem Ausdruck die Gunn ãndu-e: jemand die Ehre antun, die er erwartet; schrspr. Gunst.
kurze Vokale, erstes u betont, Dialektform für den Namen des Mainzer Vorortes Gonsenheim. Gunsenumer Fieß un Pariser Stibbelcher ist einSpottausdruck für zu kleine Schuhe, vgl. Beermesens. Vulgärer Reim: Ich wär so gern e Genseblumm un ständ am Strand vun Gunsenum, do kennt ich mo von unne seh’, wie die Meedcher brunze geh’.
das, Pl. Guutsjer, langes u betont, allg. für: Süßigkeit, Gebäck, Bonbons, Weihnachtskonfekt. Ein Mensch, der sich allzu beflissen um die Gunst eines anderen bemüht und durch seine klebrige Liebenswürdigkeit unangenehm wird, kann neben Ãnbabber (s.d.) auch babbich Guutsje genannt werden.
ist ein außerordentlich vielseitiges Wort, das ganze Sätze ersetzt. Klassisch z.B. „Ich habe dich nicht verstanden, kannst du das bitte noch einmal wiederholen?“ oder, indem es ganz lang zum häää? gedehnt wird: „Wie bitte, was soll denn das nun wieder?“.
das, Pl. Haabcher, langes a betont, gew. für Häuptchen, Köpfchen in der Sprache der Wochenmärkte. E Haabche Blummekohl, e Haabche Rotkraut, aber e Stämmche Salat.
der, Pl. gleich, a lang und betont, schrspr. Hauptfehler, allg. für Todsünde. Wer charakterlich gar nichts taugt, der hot die sibbe Haabfehler alle acht.
die, nur Pl., langes a betont und durch Wegfall von n nas., alter Uzname der Presberger, abgeleitet von den Hainbuchen, die wesentlicher Bestandteil des in der Nähe des Dorfs verlaufenden Gebücks (s.d.) waren.
der, Pl. gleich, langes a betont, allg. für Aufgeschüttetes, große Menge; derb für Exkrement. En ganze Haafe Zeich, en Haafe Geld, aber ibber de Haufe renne: umwerfen.
das, kein Pl., allg. für Heu. Die Aussprache geht von Heu über Hei zur Dehnung des ersten Teils im Diphthong, vgl. Aai. Ein besonders begriffsstutziger Mensch is en Haai-ochs.
Adj., allg. für trocken. En haale Wind micht Dorscht, weil er velechent (s.d.) und sorgt daher auch beim gerde (s.d.) dafür, dass die Podde (vgl. Pott) oder gar die Boochrebe (s.d.) abbrechen.
die, nur Pl., gew. für Heidelbeeren. Haalebierweiber: Frauen, die aus dem Odenwald oder Spessart kamen, um Heidelbeeren zu verkaufen.
die, nur Pl., einer der alten Uznamen der Hallgarter, weil die Bube met de bloo-e Knie die im Wald gesammelten Heidelbeeren in den Nachbarorten verkauften; vgl. Zwibbeldabscher.
die, Pl. Haalgens, a lang und betont, Schimpfwort für ein albernes Mädchen. Schrspr. Hagelgans (Wildgans, Schneegans).
a nach o gefärbt und betont, allg. für heim, nach Hause. Der Anhang -zus, mit langem u, steht verstärkend für die Richtung.
die, nur Pl., a gelängt, nach o gefärbt und betont, gew. für Hagebutten.
der, Pl. gleich, a lang, nach o gefärbt und betont, allg. für Heimtücker, hinterlistiger Kerl. Met so aam kannst-de sibbe Seck Salz esse un kennst-en immer noch nit. Für die zum Beispiel bei Hans Sachs beliebten Formeln „heimliche, hemische duck“ (hämisch und Tücke) treten nhd. Heimtücke und heimtückisch ein. Noch Lessing schreibt hämtückisch. Mhd. tuc: schnelle Bewegung, böser Streich.
a lang, nach o gefärbt und betont, in loss dich haamgeie: lass dich heimgeigen, mach, dass du fortkommst, aber auch: du kannst mit deiner Ansicht nicht ankommen.
weder Genus noch Numerus, langes a betont: eine virtuelle Ware, die einzukaufen man am 1. April die Kinder in die Geschäfte oder in die Apotheke schickt.Geh’ mol enibber und kaaf mer e Pund Haamichbloo. Während Haumichblau auch in anderen Mundarten zu finden ist, scheint es sich bei den SynonymenAamoos (Augenmaß), Böschungshobbel, Krabbel-die-Wand-enuff, Lamberielaader, Stecknodelsame, Gewichtsstaa for die Wasserwoo und für Buchhaltungslehrlinge Scheckspalter um hiesige Spezialitäten zu handeln, zu deren Besorgung die einst jeweils am 1. April eingeschulten Kinder und neu eingestellten Lehrlinge ‚in den April geschickt’ wurden. In Bayern taugten dazu auch ‚Oxtradium’ das aus der Apotheke zu holen war, auf gut deutsch ‚Ochs dreh dich um’, und ‚Binisodum’ (bin-i-so-dumm).
die, nur Pl., a nach o gefärbt und betont, Uzname für die Rauenthaler, weil diesen angeblich von der Bubenhäuser Höhe in die Weinberge zugerufen wurde: „Haam, schrure!“ (Heimkommen, schrötern!), wenn Wein verkauft war und wie damals üblich im Fass aus dem Keller geschafft werden musste; vgl. Scherzebauern.
die, nur Pl., a lang und betont, gew. für Zigeuner; schrspr. Heiden. En Haare-Geld: ein Heidengeld. Unordnung wird gerügt und ihre Beseitigung nahe gelegt mit dem Ausruf: Mer sin doch hier nit bei de Haare!
die, auch Haarefraa, Pl. Haareweiber: Zigeunerin.
der und die, Pl. gleich, langes a betont, abwertend für Zugereiste; schrspr. Hergelaufene, vgl. Ingeplaggde.
gehaaße, allg. für heißen (mit Vornamen). Der Mann heeßt Karl; vgl. schreibe.
das, Pl. Haawittcher, a lang und betont, gew. für Hau-Wittchen, also ein Wittche (s.d.) zum Schlagen.
der, Pl. Hebbch bzw. Habbche, allg. für Habicht, auch gieriger Mensch. Ahd. habuh; das auslautende t kam erst gegen 1500 dazu, so dass unser Dialekt wie so oft der Urform näher ist.
auch es Haubde, bedeutet soviel wie ’die Hauptsache.
die, kein Pl., gew. für Kredit, Geborgtes. Bei dem geht alles uff die Hack: der lebt nur auf Pump; schrspr. Haken.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, allg. für hartes flaches Gewürzgebäck in Rautenform. Die Operation, bei der zur Straffung der weiblichen Brust ein rautenförmiges Hautstück entnommen wird, wird in Mainz Haddekuche-OP genannt.
das, Pl. Haftcher, kurze Vokale, a betont, allg. für U-förmige Krampen, mit denen die Drähte im Weinberg an den Stickeln (Pfählen) befestigt werden. Ahd., mhd. haft: Fessel; vgl. Keftche.
gehaggelt, kurze Vokale, a betont, allg. für hacken mit kleiner Hacke. Die Verkleinerung wurde in das Verb eingebaut.
das, Pl. Haggesjer, a kurz und betont, Kindersprache für Milchzahn.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Viertelliter Wein. In den Weinbaugebieten wurde der Wein oft auch in Schobbegläsern vorgesetzt, das waren Stangengläser, die einen Schoppen (½ Liter) fassen. Halbe bedeutet also vor allem halber Schoppen Wein. Inzwischen ist der Halbe im Rheingau zum einen die standardmäßig ausgeschenkte Portion, zum anderen aber auf 0,2 l geschrumpft. Auch wenn man en Schobbe bestellt, wird man nichts anderes erhalten. Die winzige Menge von 0,1 l is e Piffche (s.d.).
allg. bei der Uhrzeit für halb. Es is halber neun: Es ist 8.30 / 20.30 Uhr.
die, kein Pl., a kurz und betont, veraltet für Halbteilung, Hälfte; ahd. halpisceit.
kurze Vokale, a betont, gew. für halt, nun eben. Es werd haldersch nix.
der, Pl. gleich, historisch für Vorspannfuhrmann, schrspr. Halfen; vgl. Leinereider.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, gew. für Lärm, Getöse, Aufhebens. Mach so kaan Halles; jidd. halass: Lärm, Geschrei, Trubel.
das, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, schwindend im Gebrauch für Genick; dialekttypische Verdoppelung; vgl. Ank.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für dumm-gutmütiger Kerl, ein Mensch, der sich gängeln lässt, der keinen eigenen Willen hat; Kurzform für Hampelmann.
s. dotze.
das, Pl. Hammelmeisjer, a kurz und betont, gew. für Grille. Deutsches Wörterbuch: „Am Rhein die Hausgrille, Heimchen, auch Schmeichelwort für Kinder; die schweizer Form hammemauch zeigt die ursprüngliche Form des zweiten Teils des Namens, geworden aus ahd. müh: heimlich“. Es wird vielfach angenommen, die Grille trüge diesen Namen wegen ihrer Springfüße, denn das Deutsche Wörterbuch nennt als 4. Bedeutung von hammeln: springen, hüpfen und bringt dieses Wort in Zusammenhang mit hampeln. Es gibt weitere Zusammensetzungen mit -hammel: Podhammel (s.d.) und Petzhämmel (Ameisen), auch Heimchen, Grillen, Mücken.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Mainzer bzw. Harzer Käse, Sauermilch-Magerkäse. 1689 definiert Stieler Quarkkäse als ‚caseus in formam melae manu pressus’: Käse in Handflächenform gepresst. En gude Handkees muss guud dorch sein, also durchgereift, innen glasig im Aussehen und weich, meintsweje aach so laafisch, dess mer’n zu zwatt esse muss – aaner issd-en un de anner held-en hinne fescht, dess-er nit fordleeft; wann-er noch drugge is odder am-End inne noch waaß vum Kwack, kimmt aam jo beim Esse de Staab zum Hals-eraus .
u kurz und betont, allg. für Handkäse, der mit Essig, Öl, Zwiebeln und Kümmel zubereitet ist, was bei der Verdauung zu ‚Musik’ führen kann.
s. hengge.
gehanggelt, a kurz und betont, allg. für: Kinder auf der Schulter tragen.
der, Pl. gleich, auch Hanjee, a kurz und betont, gewöhnlich für 1. Handlanger, nicht sonderlich geschickter Mensch, 2. Kurzform von Hans-Georg, Hans-Jörg.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, beide a nach o gefärbt, erstes betont, allg. für gutmütig-energieloser Mann, dem die Hand bambelt (hängt); einer, dessen Frau die Hosen anhat; vgl. Labbeduddel.
das, Pl. Hasebrode, a und o gelängt, a betont, allg. für Frühstücksbrot, das vom Weinberg wieder mit nach Hause genommen wurde und über das angeblich der Hase gesprungen war, was das eher trockene Teil den Kindern schmackhaft machen sollte.
hasseliert, langes i betont, schwindend für stören, ärgern. Frz. harceler.
in der Kindersprache kommentierend zu einem Nieser, scherzhaft auch beim Schnuppern an Blumen.
der, Pl. gleich, au betont, allg. für Lohn-, Mietfuhrmann. Das Wort ist seit 1600 literarisch belegt und mit Heuer und Hure stammverwandt. Mozart traf es in Mannheim 1778: „Es giebt hier so Leute, die man Hauderer nennt, welche die Leute wohlfeil fahren“.
allg. für draußen, da draußen, hier draußen.
der, Pl. Hausgäng, erste Silbe betont, allg. für Hausflur. Kann auch nur einfach Gang heißen. Wo is dann bei eich de Klo? – Ei do, de Gang lang. Das Wort Flur, und erst recht so etwas kompliziertes wie Korridor, kennt der Rheingauer Dialekt nicht.
Adj., Ton auf der ersten Silbe, allg. für im Haus hergestellte Ware, neuerdings eingeschränkt auf die Hausschlachtung. Wurst aus einer solchen ist hausmacher. Wenn sie vom Metzger kommt, muss sie korrekt ‚Hausmacher Art’ heißen. Früher gab es den Begriff auch für selbst gewebtes Tuch oder selbstgesponnenes Garn. Zum Gattungsbegriff Hausmacher Worscht gehören Lebberworscht, Blutworscht un Presskopp, also Kochwürste, bei deren Herstellung Worschtsupp entsteht (s.d.). Sie war besonders begehrt, wenn einige Würste geplatzt waren, deren Inhalt die Suppe anreicherte. Wenn es sich nicht um eine Hausschlachtung handelte, wurden die Kinder am Schlachttag mit einer Milchkanne zum Metzger geschickt, um die Suppe für das Abendessen abzuholen.
die, nur Pl., allg. für schlanke, zarte und sehr reinliche Finger, die natürlich zu Zeiten, als die meisten Leute grobe Arbeit verrichteten, besonders auffielen.
gehebbelt, kurze e, das erste betont, allg. für Lachen in kurzen Rhythmen, meckernd lachen. Das Meckern weist auf den Zusammenhang mit Hebbes hin.
die, Pl. Hebbese, kurze e, das erste betont,
1. allg. für Ziege. Mei Hebbesje: Zärtlicher Ausdruck der Mutter zum Kind. Ebbes for die Hebbes, was die Gaas nit frisst, vgl. ebbes;
2. Dialektabkürzung für die Namen Hedwig und Josef. Das Wort ist idg. verwurzelt und begegnet uns noch in dem oberdeutschen Habergeiß.
die, ohne Pl., kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Bankreihe in Grünanlagen oder am Rheinufer, von der aus Vorübergehende dorchgehechelt wern. Hier wirkt das Gerät Hechel: Werkzeug zum Auskämmen von Flachs, übertragen auf spitze Rede.
die, Pl. Heebe, allg. für Hippe, gebogenes, axtartiges Haumesser, mit dem Holzpfähle, etwa Bohnenstangen, angespitzt wurden; ähnlich einer Machete.
die, ohne Pl., langes e, in dem Ausdruck er hot die Heef: er ist betrunken.
geheert, allg. nicht nur für hören, sondern auch für gehorchen. Ihr misst eierm Lehre heern.
geheft, kurze e, erstes betont, allg. für das Anheften der grünen Rebtriebe an die Spanndrähte im Sommer, damit sie weniger dem Wind und mehr der Sonne ausgesetzt sind und nicht zuletzt, damit die Rebzeile gut durchlüftet wird, was Krankheiten entgegenwirkt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, beleidigendes Schimpfwort, das unterstellt, dass der Beschimpfte heimlich hinter der Hecke, also unehelich gezeugt sei; vgl. Banggert.
die, nur Pl., alter Uzname der Wollmerschieder, die im Frühjahr von diesen Quälgeistern besonders belästigt waren.
der, Pl. Heggebeck, kurze Vokale, erstes e betont, gew. für Zecke. Heggebockshause ist eine ironisch-abwertende Bezeichnung für Keffer im Hinterland; vgl. Kaff.
die, Pl. Heggewertschafde, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Hausausschank der Winzer. Gleichbedeutend sind die Bezeichnungen Straußwertschaft (s.d.)und Zabbwertschaft, wo der Wein gezabbt: verzapft wird. Früher, als die Absatzmöglichkeiten schlechter waren, gab es häufiger Straußwirtschaften; für die zahlreichen Nebenerwerbswinzer stellte das oft den einzigen Absatzweg dar. Der vor dem Haus an langer Stange aufgesteckte Strauß, die Hecke, meist von Nadelbäumen, ist das gewöhnliche Zeichen; seltener ein Kranz (dann genau genommen Kranzwertschaft; im Badischen und am Bodensee Rädlewirtschaft; in Württemberg wird ein Besen aus Birkenreisern herausgehängt, deshalb dort Besenwirtschaft; in Österreich Buschenwirtschaft). Der Begriff des Unzünftigen, nicht privilegierten, der dem Wort Heggewertschaft und Heggewert beigemischt ist, hat geschichtlichen Grund. Privilegierte Wirte waren nämlich nur die Schildwirte als Inhaber von Einkehrhäusern. Heckenwirte durften nur selbst erzeugten Wein verabreichen. Diese Gerechtsame ist schon sehr alt. Nach einem Bericht des Vizedomamtes, der kurfürstlichen Verwaltung, an die Regierung vom 14.07.1787 „Über die bürgerlichen Freiheiten, Vorzüge und Nutzbarkeiten“ werden bei jeder Huldigung an einen neuen Kurfürsten die Privilegien der Bürgerschaft „konfirmiert“, darunter: „darf ein jeder Bürger, derselbe mag von einer Profession sein, von welcher er wolle, gegen Erlegung des Akzises mit dem öffentlichen Weinzapf sich abgeben und neben seiner treibenden Profession auch davon Nahrung verschaffen“. Die Straußwirte dürfen keinen Fremdwein, sondern nur Wein aus eigenem Anbau ausschenken und die Wirtschaft nur wenige Monate im Jahr öffnen.
der, Pl. gleich, erstes e lang und betont, gew. für Frauenarzt; schrspr. Höhlenforscher; vgl. Schneck, dort Schneggedogder.
der, Pl. Heiermänner, gew. für Fünfmarkstück. Aus dem Rotw., jidd. hej: fünf. Nach Einführung des Euro nicht mehr gebräuchlich – es gibt keine Fünf-Euro-Münzen.
das, Pl. Hember, auch Himb, gew. für Hemd. Früher konnte man hören Was brauch eich Babeir, eich butze de Arsch mem Himb ab, aber diese Zeiten sind lange vorbei.
der, Pl. gleich, erstes e betont, gew. Spottwort für Maler und Tüncher wegen der langen weißen Arbeitskittel.
die, Pl. Hemme, gew. für Bremsklotz, Handbremse beim Fuhrwerk. Substantivierung des Verbs hemmen. Kommt auch als Hemm-sreck vor, vgl. dazu hufe.
der, Pl. gleich, erstes e kurz und betont, allg. für 1. Weintraube.
2. Menge von Sachen oder Menschen auf kleinem Raum. En Hengel Leit: eine Menge Leute. Eigentlich der Begriff für zusammen Aufgehängtes.
gehangge, auch gehongge, Stammvokal kurz und betont, allg. für hängen, zum Beispiel früher der Aushang im Kasten des Standesamtes bei Heiratsaufgeboten. Die Uffgebode hengge im Kästche. Die Wesch werd an de Lein uff- un abgehenkt. Wer ein Liebespaar während der Vereinigung überrascht hat, kann derb berichten: Se hon unne sammegehongge.
die, nur Pl., kurze e, erstes betont, gewöhnlich für Handschuhe; mhd. hentsche.
der, kein Pl., allg. für Weinlese. Wie war de Herbscht?: Wie gut war eure Ernte?
die, kein Pl., kurze Vokale, e betont, allg. für die Person, die die letzte Traube geerntet hatte, wozu man gern hübsche Leserinnen aussuchte, und mit Weinlaub bekränzt auf dem Traubenwagen nach Hause zur Herbstschlussfeier gefahren wurde; vgl. Muck.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, e betont, allg. Spottname für Kolonialwarenhändler und insbesondere ihre Lehrlinge.
das, kein Pl., e kurz, allg. für Kopf, Hirn. Ich haa der widder’s Hern: Ich hau dir gegen den Kopf. Der Kerl hot jo kaa Hern: Er ist sehr unvernünftig. Dir hon-se jo ins Hern geschisse oder Du bist jo hernstinggisch: Vulgärer Vorwurf bei Dummheit. Der hot Ferz im Hern: Der spinnt. Do kannst-de lang pigge, bis-de ans Hern kimmst: Der wird so schnell nichts begreifen.
das, Pl. Herncher, erste Silbe betont, allg. für Gebäck in Hörnerform; vgl. Merwesje.
das, Pl. Hergottsdiercher, auch Herrgottskewwer, erstes e kurz und betont, allg. für Marienkäfer. Woher das Tier aus der Familie der Coccinellidae den Bezug zur christlichen Religion hat, ist unklar; vgl. Gehannskewwer, Gliggskewwer.
die, nur Pl., kurze Vokale, erstes e betont, allg. für überkandideltes Benehmen, Vorhaben, die man sich nicht leisten kann; vgl. Bosse, Reicheleitsferz.
der, kein Pl., kurze e, erstes betont, allg. in dem Ausdruck sich de Herzbennel abrenne: sich beim Herumlaufen überanstrengen. Dem Ausdruck liegt die Vorstellung zugrunde, dass das Herz an einem Bändel hängt, das reißen kann, wenn man es überbeansprucht.
der, Pl. selten, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Herzprobleme aller Art, auch vermeintliche.
die, nur Pl., einer der Uznamen der Erbacher; so heißt auch der dortige Frauen-Fassenachtsverein. Die Herkunft des Namens ist dunkel; vgl. Stifderabbeler.
gehippt, i kurz und betont, allg. für hüpfen, springen. Hibb enei in de Rhei, wann de nass willst sei ist ein Spottwort auf allzu badefreudige Leute.
adv., allg. für hüben und drüben.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Hügel; ahd. hubil.
das, Pl. selten, i kurz und betont, gew. für Hüpfseil; vgl. Saalhibbe.
s. blodsche.
das, langes i betont, gew. für Tablett; schrspr. Hintragebrettchen.
ohne Genus, kurze Vokale, i betont, gew. für Hickelspiel. Dazu wird mit Kreide jeweils eines von verschiedenen Higgelheisjer auf die Straße gemalt, in denen nach bestimmten Regeln herumzuhüpfen ist.
gehiggelt, kurze Vokale, i betont, allg. für ‚auf einem Bein hüpfen’. Auch in der Bedeutung hinken, so wie es im Wortverzeichnis von Lennigs Gedichten übersetzt wird. Bereits mhd. bedeutet hickeln hüpfen, springen.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Huhn. Kurz vor dem Eier legen / Brüten sein die Hinggel briehich. Wenn es heißtIch laaf erum wie e briehich Hinggel, dann ist jemand fiebrig, nervös, evtl. mit einer Grippe ‚im Anzug’. Im Unterschied dazu istHinggelsbrieh die Hühnersuppe oder Geflügelbrühe. Hinggelslaader ist die Hühnerleiter oder eine enge, steile Treppe; Hinggelsperch ein Hühnerstall. Hinggel für Huhn ist im ganzen süddeutschen Raum verbreitet. Es beruht auf ahd. huoni-klin, der Verkleinerungsform von Huhn. Perch, schrspr. Pferch, von lat. parricus: Gehege; vgl. Giggel.
nur in der Verneinung der is aach nit hinne wie vorne: der ist unaufrichtig.
hinten hinaus bzw. heraus.
adv., erste und vierte Silbe betont, allg. für rücklings, verkehrt herum, das Hinterste zuvorderst; vgl. unnerscht-dribberscht.
und ähnliche Kombinationen allg. für völlig gleichgültig, einerlei.
bis hinnewidder, kurze Vokale, Kombination von ’hinten’ und ’wider’ (gegen), also etwa ’bis zum Anschlag’. Man kann es Maul uffreiße, die Heizung odder des Radio uffdrehe, un e lang Schlang an de Security im Airport geht aach bis hinnewidder,
der, Pl. gleich, o gelängt und betont, derb für Großmaul, Angeber, aaner der met de große Hund pisse will, abber’s Baa nit hebe kann. Als Oskar Lafontaine in der Politik noch eine Rolle spielte, haben böse Leute behauptet, sein Familienname wäre die frz. Übersetzung.
gehockt, o kurz und betont, gew. für sitzen. Das Wort ist alt und allgemeindeutsch, im Rheingau aber sehr beheimatet, auch wenn seine Anwendung für sitzen nicht als fein gilt. Vielleicht aber auch gerade deshalb, denn die Abwertung von Wörtern ist ja ein Symptom für Alter. Hock dich hie: setz dich hin, beisamme hogge: beieinander sitzen, Hoggebleiber: Sitzenbleiber und er hot gehockt: er war im Gefängnis; es sei denn, ein anderer Ort wird genannt: Wo war dann de Kall so lang? Ei der hot uffem Klo gehockt.
die, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für Händlerin auf dem Markt, Marktfrau, oder besser Mackfraa (s.d.). Die Mackweiber hörten die Bezeichnung Hogge nicht gern. Dass es sich um eine alte, sogar amtliche Berufsbezeichnung handelt, zeigen die Mainzer Schatzungsmanuale (Steuerlisten) von 1784 / 97: Hock, Hocker, Obsthock, Dörrgemüsehock sind häufig anzutreffen. Die Hockerei galt im kurfürstlichen Mainz und im kurmainzischen Rheingau als minder beträchtliche Handelschaft, die man Beisassen und Tolerierten, das heißt Nichtbürgern ‚per conventiam’: mit zugedrückten Augen erlaubt, da sie als nicht Eingebürgerte eine ‚öffentliche Nahrung’ nicht betreiben dürfen (aus einem Bericht des Vizedomamtes an die kurfürstliche Regierung vom 14. Juli 1787).
s. hogge.
gehoggelt, kurze Vokale, o betont, derb für koitieren, so auch in Zuckmayers Fröhlichem Weinberg. Manche sagen auch verhüllend die Ent bade oder de Hering wässern.
die, kein Pl., langes o, allg. für eine ansteigende, in einen Berg- oder Hügelrücken eingeschnittene Straße, nach altem Begriff schlecht oder gar nicht zu befahren. Beliebte Straßenbezeichnungen z.B. Kühhohl, Waldhohl, Weinhohl. Der schrspr. Hohlweg hat eine ähnliche Bedeutung.
das, Pl. Holländerfleeß, literarisch überliefert für große Flöße, die vor Mainz-Kastel vor „seichtem Rheinbette“ aus kleineren Flößen vom Main und Oberrhein zur Weiterfahrt nach Holland zusammengesetzt wurden und dann durch die gefährliche Mittelrheinstrecke mussten.
der, Pl. Hollefernese, kurze Vokale, dritte Silbe betont, allg., aber selten geworden, für dicken Kopf. Das Spottwort Was hot ’n der for’n Hollefernes bezieht sich wohl auf die Passage im biblischen Buch Judith (K 13, V 15), wo sich die Heldin während der Belagerung von Betulia ins feindliche Lager von Holofernes, General des babylonischen Königs Nebukadnezar II. einschleicht, ihn betrunken macht und ihm anschließend den Kopf abschlägt. Vielleicht spielt auch der Vergleich eines großen Kopfes mit einem hohlen Fernsel (s.d.) eine Rolle.
das, Pl. Honigfässer, außer Gebrauch gekommenes Hüllwort für Jauchefass, mit dem die Bauern den Inhalt der Abortgruben abführten. Ende des 19. Jh. begann man damit, die Entleerung durch dampfbetriebene Absaugvorrichtungen mit entsprechend fassungskräftigen Tonnenwagen zu erledigen, die ihrerseits mit dem Ausbau der Kanalisation allmählich verschwanden.
der, langes o betont, Spitzname für Friseur.
die, Pl. Hoor-eile, a lang und betont, verächtlich für unsauberes, schlecht frisiertes, auch gesellschaftlich und moralisch nicht schätzenswertes Frauenzimmer; schrspr. Haar-Eule.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für Rausch. Man unterscheidet leichte und schwere. Ein Hormel kann aber auch ein unbelehrbarer Mensch sein; vgl. Dormel.
ins H. petze, allg. für vergebliches Mühen um Verständnis, um Folgsamkeit. Des is grad wie wammer-eme Ochs ins Horn petzd.
der, Pl. Hoschbese, kurzes o betont, gew. für 1. zappeliger Mensch, närrischer Kerl; 2. Wirt. Aus lat. hospitium über jidd. oschpis: Wirtshaus.
gewennt, o gelängt und betont, Hüllwort, wenn man sich bei der Wingertsarbeit mangels sanitärer Einrichtungen hinter die nächste Hecke hockt, um sich zu erleichtern.
der, Pl. jeweils gleich, gelängtes o betont, vulgäre Beschimpfungen, die unterstellen, dass der Beschimpfte bei Angst seine Bedürfnisse nicht beherrscht.
der, Pl. gleich, o gelängt und betont, allg. für
1. das korrekterweise Schnake genannte Insekt mit den langen Beinen, das nicht sticht (Gattung Tipulidae);
2. auch Schneidergaas, Spinnentiere mit ebenso langen Beinen (Weberknechte, Gattung Opiliones). Beide heißen so nach den armen Flickschneidern, die (und deren Geißen) mangels Sport und guter Nahrung auch immer dünne Beine hatten.
Zur Stechmücke (Aedes vexans) vgl. Schnook.
der, Pl. gleich, gelängtes o betont, gew. für ängstlichen Menschen. Aber auch für Fedderweise (s.d.) wegen seiner Wirkung.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, 1. allg. für Erhöhung, Hügel, 2. derb für Schamhügel.
gehutscht, auch hudschele, u kurz und betont, allg. für kuscheln. Kleine Kinder hudsche gern bei ihrer Mama im Bett. Daher auch: warm halten.
der, Pl. gleich, u lang und betont, allg. Steigerungsform für Simpel, Einfaltspinsel. Mhd. hut oder hud: Wacht gehörte bis ins ausgehende Mittelalter zu den Alltagsbegriffen und wurde auch in der Kanzleisprache angewendet als Bezeichnung der bürgerlichen Wachtpflicht an Toren, auf Mauern und Türmen und bei den Landwehren. Hudsimbel hat also nichts mit der Kopfbedeckung zu tun, sondern bezeichnet einen einfältigen Menschen, der für die anderen Bürger den Wachtdienst leisten muss, wobei dem Wortteil -simbel das lat. simplex: einfach zugrunde liegt.
gehuft, auch serickhufe, u lang und betont, Gemeingut des deutschen Wortschatzes in der Bedeutung ‚einen bespannten Pferdewagen zurückbewegen’. Die bildliche Bedeutung ‚etwas zu kühn Behauptetes zurücknehmen’ ist lokal. Serickhufe, Imperativ Huf serick! ist die im Dialekt häufige verdeutlichende Verdoppelung. Kann man auch ohne Fuhrwerk sagen, so wie schrspr. im übertragenen Sinne vom Zurückrudern gesprochen wird.
die, Pl. Humbeschnude, erstes u betont, gew. für Mund mit dicken, vorgeschobenen Lippen. E Humbeschnut mache ist Ausdruck des Unwillens. DieRheingauer schaffen sich gern Bildworte für auffallende Mundformen: Briefkasteschnut, Lebbergosch, Portmanneeschniedche, Selderswasserklickerfläschjeschnudche (s.d.).
der, Pl. gleich, kein Dialektwort, aber wichtiger Bestandteil eines Spruchs, der einem ‚aber wenn’-Zweifler entgegengehalten wird: Ei wann de Hund nit geschisse hätt, härre de Has krieht.
die, nur Pl., kurze Vokale, u betont, vulgär für entschiedene Ablehnung bzw. zur Kennzeichnung eines Fehlschlags oder einer abwegigen Idee. Wegen des beleidigend-gemeinen Sinns manchmal auch als Umschreibung hv (Havau) oder hv im Tüttche (ü betont). Vulgäre Beendigung der Diskussion, wenn jemand trotz intensiver Aufforderung badduh nix esse will: Do fress halt Hundsforze, do werd-der aach ’s Maul nit fett.
der, Pl. Hundskebb, in der Kellerwirtschaft für gebogenes Rohrstück aus Messing. Es wird nach dem Anstich uff de Krane (s.d.) geschraubt, um den Weinstrahl nach unten in die Brenk (s.d.) zu lenken; heute nur noch wenig gebräuchlich.
allg. für schnell, überstürzt; Wortherkunft unklar.
der, Pl. gleich, auch Husdeguutsje, erstes u lang und betont, allg. für Hustenbonbon, aber auch für Kleinwagen.
das, Pl. Hussjer, kurze Vokale, u betont, allg. für Gerichtsvollzieher, wobei -je als Verkleinerungssilbe aufgefasst wird; frz. huissier.
die, Pl. Hudsche, allg. für Haut der Traubenbeere, insbesondere wenn sie beim Trauben essen ausgespuckt wird, was als ungehörig gilt.
der, kurze Vokale, u betont, in dieser Form überliefert Carl Zuckmayer in seinem Fröhlichen Weinberg das Wort Udschebebbes, s.d.
die, Pl. Hutzele, u kurz und betont, auch Hotzel, allg. für Falte einer gewachsenen Oberfläche, vertrocknete Frucht, faltige Frau,. Daab (taube) Hutzel ist ein verächtlicher Schimpfausdruck. Mhd. hutzel: gedörrte Frucht; Adj.: hutzelich; vgl. schrumbelich.
Verhältniswort, kurze Vokale, i betont, allg. für über. In der lokalen Verwendung
1. geographisch ibberhöhisch: hinter den Bergen, ibberrheiner: jenseits des Rheins;
2. übergenug, zuwider: Allewei bin oder hab ich’s ibber;
3. an Stelle von ‚zu’ oder ‚von’. Er hott ibber mich gesaat: er hat zu mir gesagt. Ich hon ibber des-un-des geredd: ich habe von dem-und-dem gesprochen.
i kurz und betont, allg. für inzwischen, währenddessen; schrspr. über dem.
Adj., kurze Vokale, i betont, allg. für ‚im Winkel zueinander’, aber auch schief, quer, verkehrt; schrspr. über Eck.
Adj., kurze Vokale, i betont, gew. für überflüssig, übergenug. Aus Darmstadt durch Niebergalls Datterich belegt. Aus einer Handwerkerrechnung für das Domstift in Mainz vom 16.03.1684 wegen der Herrichtung einer Bestattung im „Creitzgangk“: „Den überrentzigen Grunt wieder hinausgeschaft, den Grabstein gelegt“; mhd. uberenzec.
ibberhibbelt, kurze Vokale, zweites i betont, allg. für überspringen, in der Reihenfolge übergehen; schrspr. überhüpfen; vgl. Hibbel.
ibberleert, langes e betont, kellerfachlich für Ausleeren eines Fasses über das Spundloch. Das funktioniert natürlich nur, wenn das Fass nur noch einen Rest enthält, damit das Spundloch nicht nur nach unten gedreht, sondern das Fass zum Aufnehmen des Rests auch uff e Biddche oder Brenkche bugsiert werden kann; vgl. Bidd, Brenk.
gleichbedeutend mit unnerschd-dribberschd, s.d.
s. zwerch.
der, Pl. Iddis, erstes i betont, verharmlosende Abkürzung von Idiot.
ge-ierischt, langes i betont, allg. für wiederkäuen. Das dazu gehörige Adjektiv erhält den Sinn von widerwillig, wenn man den Ausdruck auf das menschliche Essen anwendet: des Kind kaut ierisch. Idg. Wurzel reug, lat. e-ructare: rülpsen, ausspeien, ahd. itarucken.
ge-iggelt, kurze Vokale, i betont, allg. für zum Streit reizen, herausfordern, Streit suchen, streiten.
Anredeform, i lang und betont, gew. für: Sie. Ich kenn Ihne, ich hab Ihne lang nit mehr gesehe. Ihne dient auch als Erweiterung des besitzanzeigenden ‚ihr’ auf derselben entwerteten Anwendungsebene: Ihne ihrn Hut, Ihne ihr Fraa, Ihne ihr Kinner.
s. Elwedridsch.
der, Pl. selten, allg. für Imbiss, Mahlzeit. Ahd. enbizan: essend oder trinkend genießen; mhd. ze imbiz nehmen.
Adv., i der ersten Silbe betont, für treuherzig, aber auch herzzerreißend beim kindlichen Weinen. Des Kind guckt so indeierlich; es hot indeierlich geflennt.
kurze Vokale, i betont, gew. für betonte Bejahung, etwa ‚Ja, so ist es’. Die Form enthält in der Betonung etwas wie Trotz; vgl. enãã.
Adj., auch infäldich, kurze Vokale, erstes i betont, gew. für einfältig. Kommt auch in der Variante ããfällich, ããfäldich vor, s.d..
der und die, Pl. gleich, schrspr. eingeflöht, d. h. unversehens, wie ein Floh, hierher geraten, historisch für Flüchtlinge, die sich in Notzeiten in den freien Rheingau gerettet hatten. Heute allg. für Zugereiste; vgl. Haargeloffene.
ingange, i kurz und betont, über die ugs. Bedeutungen hinaus, wonach ein Stoff oder ein Tier eingehen kann, bei uns auch für enttäuschte Erwartungen: Do bist-de abber met deim Plan schee ingange.
der und die, Pl. gleich, kurze Vokale, allg. für Zugezogene, mit Rheingauer Dingen Unvertraute; gutmütiges Spottwort. Schrspr. eingeflickt, vgl. Plagge, Hargeloffene.
ingekracht, kurze Vokale, i betont, gew. für zusammenstürzen.
ingemacht, kurze Vokale, i betont, allg. für einkochen, durch Kochen unter Luftabschluss in Gläsern oder Dosen sterilisieren. Nach den führenden Firmen Weck und Rex für Einmachgläser auch inrexe und inwegge genannt.
kurze Vokale, erstes i betont, allg. für innen, inwendig.
ingesaaft, i kurz und betont, 1. allg. für Gesicht mit Schnee einreiben; 2. gew. für betrügen; 2 hat im Gegensatz zu 1 nichts mit schrspr. einseifen zu tun, sondern mit rotw. beseiweln: bescheißen, jidd. sewel: Dreck.
der und das, ohne Pl., i kurz und betont, allg. für Unschlltt, Talg.
ingeseggelt, kurze Vokale, i betont, allg. für einstreichen, an sich nehmen; meist abwertend gebraucht; vgl. Seggel.
ingewiggelt, gew. für belügen, in die Irre führen; schrspr. einwickeln.
die, Pl. gleich, i kurz und betont, im Gebrauch zurückgehend für Judenfrau, abfällig für Frau; rotw. und jidd. ische: Weib, Ehefrau.
die, kein Pl., i kurz und betont, gleichfalls zurückgegangen im Gebrauch für Ische. Beele heißt in jüdischen Kartenspielen die Dame im Trumpf; jidd. beele: Herrin.
gejachdert, kurz und betont, allg. für sehr rasch laufen, auch in höchster Geschwindigkeit fahren.
gejachelt, a kurz und betont, allg. für hecheln, Atmen mit heraushängender Zunge, kurz und stoßweise atmen.
gejaunert, au betont, allg. für jammern, quengeln. Jaunerkatz ist ein weinerliches Kind; lautmalend.
Adv., kurze e, erstes betont, gewöhnlich für jetzt, besonders in betonter Stellung. Abber jetzert! leitet nach vergeblichen Mühen den erneuten Versuch ein, der Erfolg bringen soll.
adv., o gelängt und betont, allg. für teuer, heikel, gewagt. Also des is mer zu joger. Jidd. joker: kostbar, selten.
der, ohne Pl., o gelängt und betont, allg. für Jux, lautes Vergnügen. Es war en Mords-Joges; lat. iokus: Scherz, Spaß.
verdutzter Ausruf, entspr. ugs. Jesses bzw. schrspr. Jesus. In der Verneinung Josdes nãã bagatellisierend.
die, kein Pl., u kurz und betont, e lang, allg. für die oberste Galerie im Theater, auch für höchsten Punkt in einem Raum, im Gelände oder auf bzw. unter dem Dach.
Ausdruck für falsch platziert, unangebrachtes Auftreten. Sieht aus wie en Engel am Judde-aldar.
die, auch Juddeferzjer, kurze Vokale, u betont, gew. für sehr kleine Kracher (Feuerwerkskörperchen) zu Silvester. Der Singular ist nicht gebräuchlich, weil die winzigen Dinger nur kettenweise gehandelt werden; auch Nonneferz, s.d.
der, in der Redensart e Gebiss wie en Juddekerchof für schief und einzeln stehende Zähne. Gläubigen Juden ist es durch ihre Religion verboten, Grabsteine, die sich abgesenkt haben, wieder gerade zu richten. Auf älteren Judenfriedhöfen sieht man daher viele schiefe Grabsteine. So in Mainz noch heute auf dem weitgehend erhalten gebliebenen jüdischen Friedhof an der Mombacher Straße und ebenso in Worms auf dem großen alten Friedhof Im Judensand zu besichtigen.
das, Pl. selten, u kurz und betont, allg. für innerer Knochen am Ellenbogengelenk; schrspr. Musikantenknochen.
gejuggelt, auch erumjuggele, u kurz und betont, gew. für unruhig hin und her bewegen, hin und her rutschen: Juggel doch nit so uff deim Stuhl erum; auch für langsam fahren: do simmer gemiedlich noo Wissbade gejuggelt. Auch derb für onanieren, koitieren.
u gelängt, Dialektabkürzung des Namens Julia. Babbjule ist eine ungepflegte Frau.
geblotscht, langes a betont, gew. für Karten spielen. Die Spieler sind Kaadeblotscher, weibliche Form Kaadeblotsch bzw. Kaadeblodschern; bedeutet auch Kartenlegerin.
der, Pl. Keerscht, allg. für Karst, schwere Hacke mit zwei flachen Zinken zur Bodenbearbeitung. Wenn sie vorn zwischen den Zinken einen Steg (Brücke) hat, isses en Briggekaarscht. Die Stammsilbe kar bedeutet hart, steinig. Mhd. karst; vgl. erleje, verlechene, Geerschdche.
die, nur Pl., alter Uzname der Mittelheimer, wobei offen bleibt, ob die sich oft auf die Stiele ihrer Hacken gestützt haben oder ob diese dort früher in besonderem Maße hergestellt oder gehandelt wurden.
neber de K. sein, s. neber.
gekabbelt, a kurz und betont, allg. für streiten unter Nahestehenden. Schrspr. ist Kabbeln das Gegeneinanderlaufen von Wellen.
der, kein Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Kohl, aber auch Unsinn. Kabbeskopp ist dementsprechend sowohl der Kohlkopf wie auch ein Mensch, der Unsinn im Kopf hat. Im Pl. Kabbeskebb, hängen sie – traditionell mit Wurzelstrunk – bei der Eltviller Kabbeskerb Ende Oktober an vielen Häusern. Lat. caput, ahd. kabuz, mhd. kabez: Haupt; frz. cabus: Kohlkopf.
adv., o gelängt und betont, allg. für kaputt. Wahrscheinlich eher ein Spiel mit der Lautähnlichkeit zwischen schrspr. kaputt und jidd. kapore und weniger eine Bedeutungsverbindung: Sühneopfer, für das am Vorabend des Versöhnungstages ein Huhn geschlachtet wurde; später übertragen auf lästige und unangenehme Menschen oder Dinge.
das, Pl. Kabottcher, o kurz und betont, allg. für unmoderner Hut. Kapotthüte waren in den 1880er Jahren modern, wurden aber von älteren Frauen weiter getragen. Frz. capote: Regenumhang mit Kapuze. Wahrscheinlich gehörte zum Kapotthut ein Schulterumhang.
die, kein Pl., kurze Vokale, o betont, 1. Schimpfwort für alte oder ältere, verblühte Frau: aal schrumbelisch Kadoffel; 2. gew. für großes Loch in der Ferse des Strumpfs.
s. Schlaafsaal.
das, Pl. Keffer, elendes Nest, abwertend für Dorf. Rotw. vom hebr. Buchstaben k, gesprochen kaph, als Abkürzung von jidd. kephar: Dorf; vgl. Heggebock.
die, nur Pl., alter Uzname der Hattenheimer, weil die angeblich in ihrer Bull (s.d.) immer nur Kaffee mit in die Wingerte nahmen.
der, Pl. Kaffern, meist als Schimpfwort für Dummkopf, Bauer; jidd. und rotw. kapher: Bauer, Dummkopf, auch Bube im Kartenspiel. Die Bezeichnung für die Bantu in Deutsch-Südwest-Afrika zur Zeit Kaiser Wilhelms II. ist davon unabhängig, sie kommt von span., port. cafre: Barbar, dies wiederum von arab. kafir: Ungläubiger. Beide Bedeutungen wurden aber vermischt.
die, Pl. Kafruse, u gelängt und betont, gew. für Gesellschaft, Zusammengehörende im wegwerfenden Sinn. Die ganz Kafrus: alle die, deren Einzelbenennung zu lästig ist. Mer mache kippe-kafrus: wir teilen die Beute. Jidd. chawrus in gleicher Bedeutung; Kippe machen: Gewinn teilen.
der, Pl. selten, erstes a kurz und betont, scherzhaft für schwarze Roben aller Art, sei es für Pfarrer, Juristen oder feine Damen. Jidd. kaftn: Galakleid, aus persisch haftan: unter dem Panzer zu tragendes Gewand.
der, auch Kahne, kein Pl., a lang und betont, kellerfachlich für weißflockige obergärige Hefeart (Mycoderma vini) auf dem Wein bei nicht ganz gefülltem Fass. In Symbiose mit ihr siedeln Essigbakterien und andere Weinparasiten, sie verursacht daher unangenehmen Geschmack. In Zeiten, als Wein noch in kleinen Fässern an die Kunden versandt wurde, galt trotzdem: Lieber aane met Kahne als gar kaane. Lat. cana: grau, mhd. kam bzw. kann; Adj.: kaanig.
kajaggert, kurze Vokale, zweites a betont, gew. für sehr rasch laufen, mit Fuhrwerk sehr rasch fahren, dahinjagen.
das, kein Pl., o betont, gew. für begriffsstutzige Person.
s. Kanuff.
der, auch Kanalljevuul, Pl. Kannalljeveel, zweites a betont, allg. für Kanarienvogel.
das, Pl. selten, a kurz und betont, allg. für Sofa; frz. canapé, was freilich auch Schnittchen heißen kann.
der, Pl. Kanuffe, kurze Vokale, u betont, allg. für durchtriebener Kerl. Hebr. chanaph: Heuchler, Schmeichler. Die Nebenformen Kamuff und Kamuffel sind offenbar unter Einwirkung von frz. camoufler: vermummen, kränken, zustande gekommen.
die, Pl. Kanzelschwalbe, kurze Vokale, erstes a nach o gefärbt und betont, gew. für Frömmlerin, Betschwester.
Adj., langes a betont, allg. für engherzig, geizig, abweisend. Mhd. karc: schlau, zäh im Hergeben. Schrspr karg; vgl. arich.
s. gewerfelt.
das, Pl. gleich, kurzes a betont, gehoben für Halstuch; frz. cache-nez: großes Halstuch, in dem man die Nase verbergen kann.
das, kein Pl., a kurz und betont, o gelängt, selten geworden für Bett, Lagerstätte. Ich gehn ins Kascho: ich gehe zu Bett; frz. cachot: Gefängnis.
der, kein Pl., a kurz und betont, o gelängt, gehoben für Blumen-Übertopf; frz. cachepot: Topfhülle.
die, nur Pl., o gelängt und betont, nicht allg. für Krankheit, Gebrechen. Met de Johre kumme die Kasore. Hebr. chasorem: Fehler, Mangel; frz. cassure: (Zusammen-) Bruch.
der, Pl. Katzekebb, kurze Vokale, a betont, allg. für kleiner Mörser zum Salut schießen.
der, Pl. Katzuffs, kurze Vokale, a betont, allg. Spottwort für Metzger; jidd. kazew: Fleischer, Metzger.
die, Pl. Kaude, auch Kaitche, 1. allg. für flache Grube. Äschekaut: Asche- und Abfallgrube, Aulekaut / Lahmekaut / Letschkaut:Lehmgrube, Mischtkaut: Misthaufen, Puddelkaut: Jauchegrube, Rummelkaut: Silo bzw. Miete zum Einwintern von Rübenfutter, Schindkaut: Grube für verendetes Vieh;
2. gew. für Bett. Ich gehn in moi Kaut: ich gehe in mein Bett. Schrspr. Kaute, Kute: Vertiefung, Grube, Loch; mhd. kute, niederl. Kot: Loch, Hütte; englisch cot: Bettchen, cottage: Hütte.
s. Kwande.
die, Pl. Keetze, allg. für auf dem Rücken getragener Weidenkorb. Der is em Deibel aus de Keetz gehippt: Er ist durchtrieben, sonst wäre er dem Teufel nicht entkommen. Nach Kluge ist Kietz, mhd. koetze, mdal. Synonym für Kiepe.
Pl. Keftcher, kurze e, erstes betont, allg. für C-förmige Drahtklammern zum Zusammenhalten von Weinbergsdrähten; vgl. Haftche.
abgerisse, kellerfachlich für das Öffnen des Kelterkorbs der hydraulischen Keltern und das Entfernen der Trestern nach dem Pressvorgang. Manchmal wurde der Tresterkuchen zur Erhöhung der Ausbeute met de Ribbelmiehl aufgelockert und ein zweites Mal ausgepresst, anders als beim Bubbes (s.d.) aber ohne Zusatz von Wasser und Zucker.
die, auch Kellerlinsje, kurze Vokale, erstes e betont, gew. für Probiergläschen, durch welches der Kellermeister auch die Farbe prüft; vgl. linse.
der, auch Dachkennel, Pl. gleich, allg. für Dachrinne. Lat. canalis: Röhre, mhd. und schrspr. Kandel; vgl. Boordekennel.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, weibl. Form Kennelbrunzern, vulgär für hoch aufgeschossene, langbeinige Menschen, die ihre Notdurft in der Dachrinne verrichten könnten. Vulgäre Beschimpfung: Wann de so lang wärst wie de bleed bist, kenntst-de in de (Kerche-) Dachkennel brunze.
die, Pl. Kerbe, e kurz, im Pl. gelängt, allg. für Kirchweihfest. Früher als Verbindung von Frömmigkeit und Ausgelassenheit ein wichtiges Ereignis im Jahresfestkreis, nimmt heute die Bedeutung ab; eine Kerb gibt es nicht mehr in jedem Ort. Der feiert aach nit frieher Kerb wie mir: Abschätzige Bemerkung, wenn einer sich bei der Arbeit besonders anstrengt. Wenn ein Kind versohlt wird: Jetz feiert de Hinnern Kerb. - Uff die Kerb inlade hat dagegen mit der Kirchweih nichts zu tun, sondern mit der Kerbe am Gesäß und also mit dem Götz-Zitat. Ahd. kirihwihi: Kirchweihe.
der, Pl. Kerbeborsch(e), ertes e gelängt und betont, allg. für Angehörige des Jahrgangs, meist der 20-jährigen, der die Kerb ausrichtet.Wem geheert die Kerb? rufen die Kerbeborsch, Antwort: Unser! Vum Loch bis an de Brunzer! Inzwischen gibt es längst auch Kerbemeedcher; vgl. Dehaambleiber Kerb.
s. Dungges.
die, hier nur im Pl., kurze e, erstes betont, Bezeichnung dafür, wenn Wein infolge seines Extraktgehalts Glyzerin bildet, das am Glas über dem Flüssigkeitsspiegel ölige Schlieren in Form von Kirchenfenstern bildet; vgl. Eelche.
der, Pl. Kercheef, kurzes e betont, allg. für Kirchhof, Friedhof. Verwünschung: Wann de noor uff-em Kerchoof leie deedst, oft statt des Wortes Kerchoof mit der Flurbezeichnung versehen, die der Lage des Friedhofs entspricht; in Assmannshausen z.B. uff-em Denzert.
die, nur Pl., einer der alten Uznamen der Geisenheimer, die zum Ernten der Kirschen die Äste der Bäume mit Haken herabzogen; das taten andere beim Kirschen ernten allerdings auch, bevor das Spalierobst kam; vgl. Spätzert.
der, kein Pl., kurze e, erstes betont. allg. für Gerümpel, vgl. Gelerch. Kerschelbauer: Müllentsorger, vgl. Dreckbauer.
der, Pl. gleich, gelängtes e der ersten Silbe betont, allg. für 1. Kürbis, 2. Kopf; Hab ich en Kerwes: was hab ich für ein Kopfweh, oder ‚dicken Kopf’.
das, Pl. Kerzegeedcher, erstes e kurz und betont, mit dem Brauch verschwunden. Der Brauch bestand darin, der Kommunikantin eine jüngere, noch nicht zur Kommunion zugelassene Freundin oder Verwandte beizugeben, die die Aufgabe hatte, ihr beim Kommunionsgottesdienst zur Seite zu sein und ihr in allen Fällen, die das notwendig machten, die Kerze zu halten; vgl. Good.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, männliches Pendant zu Kerzegeedche. Die Kerze im Gottesdienst zu übernehmen, wenn der Kommunikant die Hände frei haben musste, war nicht die einzige Aufgabe. Kommunikant und Kerzepedder terminierten auch miteinander, das heißt, sie übten nach der Erstkommunion einen Heischebrauch, indem sie von Haus zu Haus zogen und sangen Kerze-Kerzepedder, morje gibts schee Wedder, wofür eine Spende aus dem angesungenen Haus erwartet wurde.
die, nur Pl., kurze e, erstes betont, allg. für Esskastanien; mhd. kesten, engl. chestnut.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, gew. für Spengler, Klempner. Die Bezeichnung geht auf die reisenden Handwerker zurück. Bis Mitte des 19. Jh. zogen Berschdebinner (Bürstenbinder), Kessel- bzw. Panneflicker, Löffelgießer (Zinn), Mühlärzte (Mühlenbauer und -Techniker), Siebmacher und Scheernschlaafer umher. Die Industrialisierung hat unter diesen Wanderberufen aufgeräumt, kaum dass noch Scherenschleifer übrig sind. Insbesondere die Kesselflicker, Scherenschleifer und Zinngießer waren oft Zigeuner und genossen kein hohes Ansehen. Vermutlich damit hängt es zusammen, wenn gesagt wird Die habbe sich gekloppt wie die Kesselfligger.
geketzert, kurze e, in der Stammsilbe betont, allg. für lästig fallen, aufhetzen, nicht Ruhe geben. Wer verketzert wird, mag glauben, er werde wie ein Ketzer behandelt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für kleiner Berg, Hügel, Anhöhe; schrspr. Giebel.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes i betont, gew. Spottname für Tüncher.
der, Pl. Kiddebarie-e, ie betont, veraltet für cul de Paris; frz. cul: Steiß. Unter cul de Paris verstand man einen falschen Steiß, ein Polster in Gesäßhöhe bei Damenkleidern, das um 1880 in Mode kam. Gegenstand und Wort sind inzwischen außer Gebrauch. Ich haa der uff die Badderie könnte sich daraus entwickelt haben; vgl. Badderie.
das, Pl. Kimbcher, i kurz und betont, gew. für Tasse; Verkleinerung des alten Maßes Kumpf, vgl. Kumbe.
geribbe, i kurz und betont, allg. für die Meinung sagen, den Kopf zurechtsetzen.
der, Pl. Kindskepp, kurze Vokale, i betont, allg. für kindischen, unbedachten Menschen; vgl. Knäulkopp.
die, Pl. Kinnerscheese, i kurz und betont, allg. für Kinderwagen; vgl. Schees.
die, Pl. Kinnerschule, i kurz und betont, allg. für Kindergarten.
der, kein Pl., kurze Vokale, erstes i betont, wie schrspr. Kinderwillen. Mit dem ist es, wie alle Eltern wissen, nicht ganz einfach. Deswegen galt lange Kinnerwille hot die Katz gefresse: Aus dem, was du dir wünschst, werd erscht-emo nix. Wenn das nichts nützte, mussten Drohreden weiter helfen: Ich gebb der gleich …, Ich helf der gleich …, Ich wern dich … lehrn.
die, Pl. Kibbe, i kurz und betont, allg. für Gemeinschaft, Mannschaft, Freundeskreis. Ähnlich wie Gard (s.d.). Die gonz Kibb hot metgemacht; unser Kibb war aach debei. Jidd. und rotw. Kippe: Gemeinschaft, in Wendungen wie Kippe machen (bei Handel oder Spiel): gemeinsame Sache machen; vgl. Kafrus.
das, Pl. Kipp-Eier, i kurz und betont, nicht mehr allg. verstanden für das Ei, das zum kibbe benutzt wird; vgl. Eier kibbe.
gekisselt, i kurz und betont, allg. für hageln. Hagelkörner sind Kissele. Schrspr. Kiesel(n); vgl. Schlooß.
die, Pl. Kitsche, Holzbrettchen an langer Stange zum Verteilen der Traubenmaische oder zum Ordnen des Brotes im Bagges.
der und das, Pl. gleich, i kurz und betont, aus dem Gebrauch verschwunden, für Scheitelkissen. Es war rund, abgesteppt, in der Mitte vertieft, passte auf den Scheitel und ermöglichte den Frauen das Tragen von Lasten auf dem Kopf, so, wie man es heute noch z.B. in Afrika findet. Auch Ditzel (s.d.).
die, kein Pl., langes a durch weggefallenes n nas., ironisch für herrschsüchtige Person.
geklängst, kurze Vokale, ä betont, allg. für: eine Glocke mit dem Klöppel nur einseitig anschlagen. Das mussten Messdiener (s.d.) an bestimmten Stellen der Messe beherrschen; vgl. beiern.
die, erstes a gelängt und betont, Kosename der Rheingauer Winzer für die Sonne. Wenn sie kräftig scheint, dann steje sibbe Sunne am Himmel.
die, Pl. Klebbern, kurze e, erstes betont, allg. für Karfreitagsklapper. Diese besteht in ihrer einfachsten Form aus zwei schmalen Hartholzbrettchen, die durch leichtes Ansengen besonders brauchbar gemacht werden. Nebeneinander werden sie zwischen die Finger einer Hand geklemmt, so dass ein Finger zwischen den beiden Brettchen liegt. Die längeren Enden liegen nach dem Inneren der hohlen Hand zu. Geklebbert wird durch rhythmische Bewegung derlockeren Hand, wodurch die Brettchen zum Zusammenschlagen und Tönen gebracht werden. Schallverstärkend wirkt die hohle Hand, besonders gute Klebberer können durch Veränderung des Schallraums den Klapperton sogar variieren. Eine leichter zu handhabende Klebber besteht aus einem Hartholzbrettchen, an dessen beiden Seiten zwei an Metallfedern schwingende Bleikügelchen angebracht sind. Das Klebbern war früher üblich, um die Gläubigen von Karfreitag bis Ostersamstag zu den Gottesdiensten zu rufen, weil an diesen Tagen die Glocken schweigen. Den Kindern wurde gesagt, dass sie zum Papst nach Rom flögen, um Buttermilch zu trinken.
geklebbert, kurze e, erstes betont, allg. für verrühren, schlagen, zum Beispiel ein Ei zu Rührei, ein Eiweiß zu Schnee. Rotwe in met em geklebberde Ei un Traubezugger ist ein besonderes Stärkungsmittel für Kranke. Auch: mit der Klebber klappern; vgl. radsche.
der, kein Pl., gelängte Vokale, e betont, historisch für Blauer Spätburgunder, als Clebroit 1470 erstmals für Hattenheim erwähnt. In jüngerer Zeit ist vor allem der Assmannshäuser berühmt, nach dem natürlich auch Niebergalls Datterich verlangt, wenn er einen schnorren kann.
das, Pl. Kleebcher, langes e betont, gew. für kurze Tabakpfeife, schrspr. Klöbchen; vgl. Klobe.
die, kein Pl., in dem Ausdruck des is doch klar wie Kleesbrieh ironisch verwendet, wenn etwas wirklich klar ist; Kloßbrühe ist ja bekanntlich ziemlich trüb.
der, Pl. Kleeskebb, langes e betont, gew. für Dickkopf, auch Dummkopf; schrspr. Klößkopf.
die, nur Pl., kurze Vokale, e betont, gew. für Hängebacken.
s. Klufft.
der, Pl. gleich, i kurz und betont, allg. für Murmeln, kleine Kugeln aus Ton, Stein, Glas oder Metall, die für verschiedene Sorten Geschicklichkeitsspiele verwendet werden. Solche Spiele wurden nicht nur von Kindern, für die sie sehr wichtig waren, sondern auch von Erwachsenen gespielt. Das Wort Klicker ist nach Kluge lautmalend. Wie man in Wien marbene Marbsen und lahmerne Marbsen unterscheidet, je nachdem ob sie aus Stein oder Lehm sind, so macht man bei uns einen Unterschied zwischen Mehlert aus Lehm, en schlechde Mehlert is en Mehlforz, Glasert ausGlas und Schassert aus Stein. Ahd. findet sich clucli, worin lat. globulus: kleine Kugel stecken dürfte. Übertragen und vulgär bedeutet Kligger Hoden. Kosaggekligger: Russische Eier. For ’n Knobb un en Kligger: Billig oder gar umsonst; vgl. Spitzkligger.
der, Pl. gleich, alle Vokale kurz, i betont, gew. für einen, der Klicker fortnimmt, ohne sie gewonnen zu haben.
der, Pl. gleich, i kurz und betont, gew. für einen, der beim (Klicker-) Spiel ungern verliert und mit viel Bedauern seinen Besitz in andere Hände wechseln sieht.
das, ohne Pl., kurze Vokale, i betont, allg. für Mineralwasser mit Kohlensäure.
das, Pl. Kliggerwasserfläschjer, kurze Vokale, i betont, gew. für Mineralwasserflasche mit Kugelverschluss. Noch vor dem ersten Weltkrieg waren Keramikflaschen für Mineralwasser und Limonade mit Glaskugelverschluss, Kligger, im Gebrauch. Die Kugel wurde von unten-innen durch den Überdruck in der Flasche an den Flaschenmund gepresst und durch Druck mit einem schmalen Holzstöpsel so gelöst, dass sie in eine Rillenhalterung des weiteren Flaschenhalses zurückfiel. Dann konnte man den Inhalt ausgießen. Wahrscheinlich haben hygienische Überlegungen diese Art Flaschen zum Verschwinden gebracht.
das, Pl. selten, allg. für kokett gespitztes Mündchen bei Mädchen, dem Verschluss der o. a. Flasche ähnelnd.
gekloppt, o kurz und betont, gew. für aufschneiden, lügen. Klobb nit: gib nicht so an.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für 1. Teppichausklopfer, 2. Aufschneider, Lügner. Dem Sprichklobber glaab ich nix; Nemm-em de Hammer ab, er klobbt!
der, Pl. gleich, gelängtes o betont, gew. für 1. ungehobelter Mensch, entspricht etwa Olbel, s.d.; 2. ein Eisenhaken zum Einlassen in Mauerwerk und Wände; 3. kurze Pfeife, vgl. Kleebche. Das Wort gehört in die Verwandtschaft von klieben (spalten).
die, Pl. Kloberschde, o gelängt und betont, allg. für Toilettenbürste; vgl. Berscht.
Adj., langes o, gew. für fein, gut, schön; Ausdruck restloser Zustimmung. En kloore Kerl: ein feiner Kerl; schrspr. klar.
die, nur Pl., gelängtes o betont, nicht mehr allg. für Stachelbeeren. Der Ausdruck wird damit erklärt, dass die Beeren zuerst in Klostergärten gezogen worden seien; vgl. Gruschele.
der, Pl. Klotzkebb, kurze Vokale, o betont, gew. für Dickkopf, Sturkopf.
die, Pl. Kluffde, u kurz und betont, gew. für Zange, Ofenzange, Feuerzange. Die Verkleinerung Kliftche bedeutet Haar- oder Wäscheklammer. Hier wirkt wieder die Verwandtschaft mit klieben (spalten).
der, ohne Pl., kurze Vokale, u betont, allg. für altes Zeug, Durcheinander, unordentlicher Haufen. Immer im verächtlichen Sinn: Der ganze Klumbatsch is nix wert.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, gew. für 1. Mengenbegriff: En Klumbe Budder; die Leit habbe uff aam Klumbe gestanne;
2. Naschwerk, Süßigkeit, Bonbon; vgl. Bombo; auch Zuggerklumbe und Husteklumbe, s.d.;
3. Fütterrübe(n), aus denen man auch Klumbemännerherstellen konnte, indem man sie aushöhlte und ein Gesicht hineinschnitzte, um sie, von einer Kerze erleuchtet, auf einem Besenstiel im Maddinszuuch mitzuführen; vgl. Deibelskopp, Gliehkopp.
die, Pl. Klumbewutze, kurze Vokale, erstes u betont, gew. für dickes Schwein; auch derbes Schimpfwort für dicke bzw. derbe Person.
geknaatscht, langes a betont, gew. für 1. kneten, knautschen. Der knaatscht de Lahme: der knetet den Lehm; mein Anzug is verknaatscht: mein Anzug ist verdrückt;
2. Unzufriedenheit äußern, besonders bei Kindern; Knaatsch nit so: Hör auf zu nörgeln.
geknappt, a kurz und betont, allg. für schnappen, nicht ganz zubeißen. De Hund hot noo seim Herrche geknappt.
geknackst, a kurz und betont, allg. für knicken, zerbrechen; verknackse: verstauchen. Ich hab mer de Fuß verknackst.
das, Pl. Knall-aache, kurzes a betont, allg. für angeschlagenes, geschwollenes Auge; auch Knebb-aach (Knopfauge).
der, Pl. Knallkebb, kurze Vokale, a betont, allg. für Spinner mit explosiven Ideen.
der, Pl. Knäulkebb, äu betont, gew. für Wirrkopf, bei dem eben alles zum Knäuel verwirrt ist; allerdings mit dem Unterton, dass er darauf beharrt. Dem misse mer en annere Kopp uffsetze: den Kopf zurechtsetzen; vgl. Kindskopp.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, örtlich für Wilderer.
das, Pl. Knerzjer, kurze e, das erste betont, gew. für Brotkruste, Endstück; auch kleine Beule; vgl. Knoorze.
die, nur Pl., gew. für die Zapfen, die bei der entsprechenden Erziehungsart beim Rebschnitt übrig bleiben; schrspr. Knoten, vgl. Kordõõ.
das, Pl. Kneibcher, ei betont, gew. für Messer mit kleiner Klinge, Küchenmesser, Messer der Schuhmacher und Winzer. Wenn ein Messer ganz stumpf ist, hört man: Des schneid grad noch kald Wasser, ungewärmt oder drastisch Uff dem kannst-de jo mem naggische Aasch bis noo Rom reide. Engl. knife: Messer, frz. canif: Taschenmesser. Unsere Familien-Namen Kneip(p) und Kniep sind mittelbare Berufsnamen des Schuhmachers. Die nächst verwandten deutschen Wörter sind kneifen und Kniff.
geknerschelt, e der ersten Silbe kurz und betont, allg., aber zurückgehend im Gebrauch, für mit den Zähnen knirschen. Auch verschütteter Zucker knerschelt, wenn man drauf tritt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für 1. Beule, Klumpen, Knoten. Ich hab en Knibbel am Hals; mein Schuhbennel hot en Knibbel; 2. Prügel: Der krieht noch sei Knibbel! Schrspr. Knüppel.
geknibbelt, kurze Vokale, i betont, allg. für knüpfen, knoten, mit den Fingern(ägeln) an etwas herumkratzen; vgl. piddele, pligge.
der, Pl. Kniddele, i kurz und betont, gew. für Tierkot in Ballenform. Gailskniddel, Hasekniddel, Gaasekniddel, Schoofskniddel:vom Pferd, vom Hasen, von der Ziege, vom Schaf. Die Gaas for die Kniddele hiede: ertraglose Arbeit verrichten. Wie de Spatz in de Kniddele: Ausdruck großen Wohlbehagens. Kniddelkarrn: abfällige Bezeichnung für Handkarren von Kleingärtnern, mit denen diese früher Pferdeäpfel zum Düngen aufsammelten; Verb: kniddele, gekniddelt.
die, Pl. Knoddele, auch Knoddelche, kurze Vokale, o betont, gew. und scherzhaft für Mädchen im Kindesalter, auch bis zur Heiratsfähigkeit. Schebb Knoddel: körperlich oder charakterlich krumme Frauensperson.
geknoddelt, auch horwele, kurze Vokale, o betont, allg. für nesteln, mühsam arbeiten, wobei der Erfolg nicht garantiert ist; aufnesteln heißtuffknoddele. Was host-de dann do sammegeknoddelt: Was hast du da für ein Durcheinander angerichtet. Die Adjektive knoddelich und horwelich kennzeichnen eine Arbeit als mühsam.
die, kein Pl., o kurz und betont, allg. für Kind oder Mädchen, das mit seiner Beschäftigung nicht recht vorankommt; vulgär auch Knoddelbichs.
der, kein Pl., o kurz und betont, zweites e gelängt, allg. für langweiliger Kerl, der mit seinem Werk nicht fertig wird. Der zweite Wortbestandteil ist Dialektform von Peter und wird in Zusammensetzungen häufig für Kerl gebraucht.
geknoddert, kurze Vokale, o betont, allg. für vor sich hin brummeln, unterdrückte Äußerungen des Unwillens von sich geben. Knodderkobb, weibl. Form Knodderdibbe, vulgär Knodderbichs: Meckerer.
der, Pl. Knodeferz, erstes o gelängt und betont, derb für Kleiner Bub.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, gew. für: Verwarnungs- bzw. Bußgeld. Knollebobb bzw. Knollebebbche sind gutmütige Spottworte für die Politessen. Weniger wohlwollend: Knollebichs. Mhd. knolle, ahd. knollo, gehört zu den mit kn- beginnenden Wörtern für verdickte Gegenstände.
der, kein Pl., langes o, allg. für Pfusch. Des hält noch nit von zwölf bis’s läut. Weil damit das Mittagsläuten gemeint ist, ist die Haltbarkeitsdauer denkbar gering.
der, Pl. gleich, o lang und betont, eigentlich Auswuchs, Knoten; Wingerts-Knoorze sind die Wurzelstöcke der Weinrebe. Hochdeitsch met Knoorze: dialektgefärbtes Hochdeutsch; das, was der Einheimische spricht, wann er bei de feine Leit is . Auf Menschen angewandt ist ein Knoorze ein knorriger Mann, ein kleiner Knoorze is e Kneerzje, s.d.
geknoorzt, o lang und betont, allg. für erfolgloses Erumknoorze: Herumwursteln, bei dem eben nur Knoorz herauskommt. Der Verursacher is en Knoorzer. Könnte sich aus der Arbeit an einem Knoorze aus hartem, astigem Holz erklären.
geknorrt, o kurz und betont, gew. für widersprechen, nicht folgsam sein. Dem gebb ich for’s Knorrn ist die ärgerliche Reaktion auf solches Verhalten; schrspr. knurren.
virtueller Familienname. Bei ’s Knorzels unnerm Sofa ist es genau so unordentlich wie sonst nur bei Hempels.
der, kein Pl., kurze Vokale, o betont, gew. für steifen Dreck an Körper, Kleidung, Tabakspfeife oder sonstigem Gerät. Wenn eine Hose verknoschderd ist, steht sie von selbst. Gehört zu den Ausdrücken für verdickte Gegenstände mit kn-Anlaut.
der, kein Pl., kurze Vokale, u betont, allg. für wertloses Zeug, verhunzte Arbeit, abwegige Meinung.
Adv., kurze Vokale, u betont, gew. für: bei Trost. Nur in der Verneinung gebraucht: Der is nit ganz knuschber.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, Sportsprache für Kopfsprung ins Wasser; vgl. Aaschert, Bauchert, Rutschert.
die, nur Pl., o kurz und betont, gew. für Kopfkissenbezüge. Vgl. Bettziech, Ziech.
der, Pl. Kocheme, o gelängt und betont, gew. für: fast kriminell listiger Kerl; ein ganz Schlauer. Das Wort kam über das Rotw. in Gebrauch. Hebr. chacham: weise ergibt das gleichbedeutende jidd. Adj. chochem, dessen Substantiv rotw. als Schelm erscheint. Kochemer Bajes ist ein Haus, in dem sich das Gesindel trifft; vgl. Bajes.
das, kein Pl., kurze Vokale, o betont, gew. für ‚so viel, wie man für das Zubereiten einer Mahlzeit benötigt’; z.B. e Kochend Gemies.
der, Pl. gleich, erstes o gelängt und betont, gew. für Kohlenbehälter, der unter dem Küchenherd Platz findet; vgl. Krobbe.
das, Pl. Kommidees, Vokale kurz bis auf das betonte e, allg. für Elferrat des Mainzer Carneval-Vereins. Die Gründungsurkunde von 1838 gibt einen „Bestand des Comités“. Seitdem hat sich der Begriff eingebürgert und wird auf die Elferräte aller Karneval-Vereine übertragen. Scherzhaft heißen die Mitglieder Kommideeder; frz. comité: Ausschuss.
der, Pl. Kommies, langes i betont, allg. für Jungkellner, Handlungsgehilfe, sei es ein Laden- oder Büroschwengel; frz. commis.
unflektiert, kurzes o betont, schwindend für verstanden. Je nach Situation in Aussageform als Antwort nach einem Auftrag; oder in Frageform, dann war zu antworten: wui! (frz. oui: Ja). Frz. compris: verstanden.
adv., kurze Vokale, a betont, schwindend für zufrieden; frz. content, vgl. dakor.
die, ohne Pl., o kurz und betont, gehoben für Haltung, Fassung. Frz. contenance: Inhalt, Gehalt; figürlich: Haltung, Fassung.
in den Redewendungen Aan Kopp un aan Aasch derb für unzertrennlich; An Kopp un Aasch pagge un enauswerfe ebenso derb für grob hinauskomplimentieren.
die, Pl. Kordele, o kurz und betont, allg. für Schnur, Bindfaden. Mhd. Entlehnung aus frz. corde: gedrehte Schnur, Verkleinerung cordelle; vgl. verkordele. Kordelbadent ist das Ergebnis einer behelfsmäßigen Bastelei. Kordelflaasch ist der Rollbraten. E gaasehoorich Kordel ist eine Schnur aus festem Garn, das ein bisschen stachelig aufgespleißt ist, so dass es Ziegenhaar ähnelt; gut geeignet als Sackbennel, vgl. sackbennelswert.
der, Pl. gleich, kurzes o betont, langes durch Wegfall des n nas., eine Art des Rebschnitts, bei dem keine Boochrebe (s.d.) stehen bleiben, sondern mehrere Zabbe (s.d.) mit je zwei bis drei Aache (s.d.) auf dem langgezogenen Hauptstock, eben dem Kordõõ. Frz. cordon: Schnur, Reihe.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, derb für Kleinigkeitskrämer, Pfennigfuchser; schrspr. Trockenbeerenausscheider. Wenn man das abgekürzt als TBA jemandem entgegenhält, fühlt der sich vielleicht nicht mal beleidigt.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, gew. für das übliche Trinkmaß Schnaps, der kurze Trunk; vgl. Werfche. Korze petze oder pitsche: Branntwein trinken. Auch elektrischer Kurzschluss.
mache, gemacht, u kurz und betont, allg. für kurz angebunden sein, ohne Zögern handeln. Es gibt den Ausdruck auch ugs. Die Herkunft ist unsicher; evtl. von den 15 Minuten, die Soldaten zur Verrichtung ihrer Notdurft zugestanden wurden.
Adj., o gelängt und betont, gew. für sauber, geheuer. Meist in der Verneinung gebraucht: Des (oder der) is mer nit ganz koscher. Das jiddische Wort bezeichnet die rituelle Reinheit der Speisen.
gekotzelt, kurze Vokale, o betont, allg., vor allem in der Jugendsprache, für tauschen von kleinen Besitztümern.
die, Pl. Krabbe, a kurz und betont, allg. für 1. Haken als Gegenstück zur Öse. Krabb und Schlink: Haken und Öse. Der Reißverschluss drängt Anwendung und Wort zurück. Ahd. krapfo, mhd. krap(f)e: Haken, gebogene Klaue, Kralle; ital. grappa: Klammer, Kralle, frz. grappin: Enterhaken. Verwandt mit Krapfen und Kräppel, vgl. Krebbel.
2. streitsüchtige Person oder Kind, abgeleitet von Krabbe.
-wand betont, Gegenstand eines Aprilscherzes wie Haamichbloo, s.d.
Adj., kurze Vokale, a betont, gew. für unwirsch, zänkisch. Abgeleitet von Krabbe; lat. carabus: Meerkrebs.
das, Pl. Krachelcher, kurze Vokale, a betont, allg. für geröstete Brot- oder Weckwürfel in Suppen, in Kartoffelklößen oder auf Nudelgerichten; lautmalend.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, allg. für kleine Feuerwerkskörper, die sich durch Reibung entzünden lassen und danach mit kleinen, krachenden Explosionen ausbrennen. In runder Form: Krachdahler (Krachtaler); vgl. Juddeferz, Nonneferz.
die, Pl. Kraile, auch Krailche, allg. für kleine Harke mit drei krummen Krallen.
der, in der Redensart de Kram habbe Umschreibung für die periodischen Tage haben.
Pl. Krambe, kurzes a, allg. für kleine Harke mit vier krummen Krallen.
der, Pl. gleich, a nach o gefärbt, allg. für Flüssigkeitsventil. Wasserkrane ist der Wasserhahn im Haushalt, aus dem Kraneberjer fließt, womit das Trinkwasser schönfärbend wie eine Weinlage bezeichnet wird (frz. chateau robinet). Im Keller ist der Krane ein Messinghahn mit eingepasstem Kegelventil (Küken), vorn mit Gewinde für den Weinschlauch, hinten konisch zulaufend und offen, der in den unteren Auslauf des Weinfasses gesteckt wird, nachdem dessen Verschluss geöffnet wurde; vgl. Brenk, Zwiggel.
die, ohne Pl., gew. für Krankheit, Übel. In der Beschimpfung Du sollst-der doch die Kränk kriehe!; Wann de noor die Kränk kreeschst!: du sollst krank werden, dir soll es schlecht ergehen; du sollst kaputt gehen; häufiger zu widerspenstigen Gegenständen als zu Menschen. An Stelle von Kränk kann auch Laad (s.d.) treten. Wann ebbes die Kränk hot, dann ist es hinüber. Jidd. krenk: Krankheit, Übel, Elend. Steigerung: Die puddelnaggisch Kränk, s.d.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, allg. für einen großen Hefezopf mit Mandeln und Rosinen, der auf einem großen Backblech in O-Form gelegt wird. Früher wurde er zum Bäcker gebracht, der ihn mit der Restwärme seines Brotbackofens backen konnte.
s. Heggewertschaft.
die, Pl. Kratzberschde, kurze Vokale, a betont, Schimpfname für eine widerspenstige oder streitsüchtige Frau; vgl. Berscht, Worzelberscht.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, ä betont, allg. für schlechter, saurer Wein, der die Kehle kratzt. Lange Zeit auch 88er genannt wegen des schlechten Jahrgangs 1888.
der, Pl. gleich, au betont, allg. für Mensch, der plan- und erfolglos arbeitet; meist für nicht sehr gewinnbringende Geschäfts- oder Handwerksbetriebe. Hängt mit der wenig angesehenen Tätigkeit der Krautanbauer bzw. -zubereiter zusammen.
die, Pl. Krawallschachdele, kurze Vokale, zweites a betont, gew. für zanksüchtiges Weib, bellenden kleinen Hund. Das Bild des umschlossenen Raums steht für das weiliche Genital, vgl. Bichs.
das, Pl. Krawaugelcher, allg. für aufgeweckte, aber im Auftreten aus der Reihe fallende Person.
der, Pl. Krebbel(e), e kurz und betont, allg. für
1. Krapfen, Schmalzgebäck aus Hefeteig. Früher walzen- oder rhombenförmig, sind sie heute fast nur noch in Ballenform gebräuchlich, mit Marmelade gefüllt oder ungefüllt und in Zucker gewanselt, vgl. wansele. Die Krebbel gibt es hauptsächlich, früher ausschließlich zur Fastnachtszeit. Das Wort ist Nebenform von Krapfen in Hessen und am Mittelrhein. Frz. crêpe meint zwar einen dünnen Eierpfannkuchen, dennoch ist die Verwandtschaft offensichtlich;
2. Rankfinger der Reben und anderer Kletterpflanzen, mit denen sie umschlingend an allem Halt suchen, was erreichbar ist. Krebbelworm ist die einheimische Bezeichnung für die Raupe des Rhombenspanners, eines Rebschädlings.
s. Kribbsack.
der, Pl. gleich, e kurz, allg. für Bügelfalte, Papierfalte, Bruch. Als Verb: kreche, allg. für knicken, falten, Falte bügeln. Eich sein jo ganz gekrecht: ich bin schlagkaputt, geknickt. Krech-Eier sind angeknickte Eier.
gekreckst, Stamm-e kurz und betont, gew. für klagen, jammern. Das schrspr. Krächzen des Raben wird übertragen auf das mühsame Sprechen von Erschöpften oder Kranken. Er kreckst mit Koppweh erum: er klagt über dauerndes Kopfweh. Merke aber: De Kreckser is reicher als wie de Strunzer.
e lang und betont, gew. für übel gelaunt, verärgert, unleidlich; vgl. krabbisch.
die, nur Pl., allg. für Sachen (die schrspr. nicht existierende Mehrzahl von Kram), vor allem in der Wendung des sein doch kãã Kreem: das ist unordentlich, untauglich, ungehörig.
das, ohne Pl., langes e betont, allg. für Gesamtbesitz, vor allem von Liegenschaften; Verkleinerungsform von Kram, vgl. Geerschdche. Wenn der Winzer alleine in den Wingert zum Arbeiten geht, dann bleibt sei Fraa dehaam un micht ’s Kreemche in die Reih’.
gekrische, ei betont und örtlich zu langem ä gefärbt, allg. für schreien, sehr laut reden oder weinen. Verwandt mit Kranich und kreißen; vgl. Krisch und Krischer.
die, nur Pl., gew. für die derben Weinbergsschuhe, die vor der Einführung moderner profilierter Gummisohlen mit Kreuznägeln rutschfest gemacht wurden.
abgehobe, ei betont, gew. für zeremonielle Wahrheitsbekräftigung; die kreuzweise übereinander gelegten beiden Zeigefinger werden mit der Aufforderung Heb’s Kreizje ab dem Zweifler entgegengehalten.
der, ohne Pl., kurze e, erstes betont, allg. für Trödelkram, Gerümpel, altes Zeug. Mhd. grempeler: Trödler, Kleinhändler; grempen: Kleinhandel treiben, trödeln.
der, ohne Pl., kurze Vokale, e der ersten Silbe betont, allg. für Gerümpelmarkt, Gebrauchtwaren- und Antiquitätenmarkt, Flohmarkt.
die, kein Pl., wie schrspr. Krätze, eine von Milben verursachte und stark juckende Hautkrankheit; hier vor allem in der Verwünschung Du sollst die Kretz an de Aasch krieje un sooo korze Ärm! wobei mit den Fingern einer Hand eine Spanne angedeutet wird, die es unmöglich machen würde, sich zu kratzen.
die, Pl. Kribbe, allg. für Steindamm im Fluss. Wenn er quer zur Fließrichtung steht, sammelt sich im Stillwasser unterhalb sogenanntes Geschiebe, also Sand und Kies an und erspart Baggerarbeit im Fahrwasser.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, gew. für Spitzbube, Geisteskrüppel. Hat mit körperlicher Behinderung nichts zu tun. Allerdings wird der Versehrte abwertend auch so bezeichnet.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes i betont, allg. für Nörgler, Pedant, Neider, schlecht gelaunter Mensch, einer, mit dem man es nicht gern zu tun hat. Für eine Verbindung zu Krippenbisser: bösartiges Pferd, das in die Krippe beißt, spricht wenig, eher kommt Krüppelbeißer in Betracht.
der, Pl. Kribbseck, kurze Vokale, i betont, gew. für: unangenehmen, bissigen, scharfen Menschen. Auch Krebbsack, Krobbsack, entspricht wohl schrspr. Grobsack.
krieht, i lang und betont, allg. für 1. bekommen, erhalten, erreichen, vollbringen: Krieh ich en Grosche?;Wann de nit brav bist, kriehst-de se (Schläge); ich krieh grad was an mich, wann ich des heer;ich krieh die Dos nit uff, die Hos nit aus; oder als Ausdruck großer Verwunderung kriehst die Deer nit zu;
2. (reflexiv) heiraten: Se habbe sich krieht. Vermutlich ist kriegen aus dem einst häufigen erkriegen gekürzt. Danach wäre es ursprünglich ein Erstreiten; damit verwandt: kregel, urspr. kampfbereit.
die, Pl. Krigge, verstärkt: Salatkrigg, i kurz und betont, gew. für Schwächling, Krücke. Schrspr. Krücke kann ugs. ebenfalls Schwächling bedeuten.
der, Pl. Krimmele, i kurz und betont, allg. für Krume, Brosame. In de Krimmele suche: übergenau, kleinlich sein.
der, Pl. gleich, i kurz, gew. für (Freuden-) Schrei. Krisch du-e: Schreie ausstoßen. Vgl. Gekrisch, kreische.
der, Pl. gleich, i kurz und betont, gew. für Schreihals. Stell doch emol den Krischer ab! Vgl. kreische.
das, Pl. Kristcher, i kurz und betont, allg. für 1. Brotkante, Brotkruste, Endstück; neben Kneerzje und Knoorze, s.d.;
2. Schorf auf heilender Wunde. Manchmal juckt’s beim Heilen, dann werden die Kinder ermahnt: Piddel doch nit so drãã-erum!, vgl. piddele.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für eiserner Schmortopf. In ihm wird u. a. der Krobbekuche (Kartoffelauflauf) gegart. Zungenbrecher: Meiner Mudder ihrn Krobbe-Dibbe-Deckel trobst (tropft); mehrmals schnell gesprochen, soll dieser Satz zum Verhaspeln führen. Mhd. grope: weiter, eiserner Kochtopf; vgl. Kohlekrobbe.
die, Pl. Krobbedambnudele, kurze Vokale, o betont, allg. für Hefeteiggebäck, das in runden Einzelstücken in de Krobbe gesetzt und mit Milch, Öl oder Fett gedämpft wird. Die Kunst dabei ist, den Boden des Gebäcks nicht schwarz werden zu lassen, sondern glasig-braun und durchgebacken zu erhalten. Sie können wie Hefeklöße mit Kwetscheschmeer (s.d.) gefüllt sein und werden warm mit Vanille- oder Weinsoße oder zu Kaffee verzehrt.
der, ohne Pl., o kurz und betont, gew. für Keuchhusten (Krupphusten).
der, s. Kribbsack.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, gew. für schlechtes Messer; vgl. giegse.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, gew. für kleiner Lausbub, einer, der die Krodde kneift; vgl. Krott.
der, Pl. Krollekebb, kurze Vokale, erstes o betont, allg. für Lockenkopf. Krolle: Locke, gekräuseltes Haar. Zur Wortsippe von mhd. krol gehören kraus und Gekröse.
die, Pl. Krodde, o kurz und betont, allg. für 1. freches Kind, freches Mädchen, gutmütig gemeint: klãã Krott; goldig Krott ist sogar eine Schmeichelei. 2. wie schrspr. Kröte, dann auch Kroddert für das männliche Amphibium.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, gew. für 1. Stein beliebiger Größe, vgl. Bachkrotze;
2. Gurgel, Kehlkopf. Der hot sich de Krotze abgesoffe: der ist durchs Trinken zugrunde gegangen; 3. Gehäuse des Kernobsts, z.B. Abbelkrotze, s.d.
gekrotzt, auch verkrotze, o kurz und betont, gew. für 1. stümpern, 2. mit stumpfem Messer schneiden, 3. nicht vorankommen mit einer Arbeit. Schlechte Arbeit: Gekrotz. Was krotzt-de dann do so erum: was hantierst (oder schneidest) du denn da so ungeschickt; Jetz isses ganz verkrotzt: jetzt ist es zugrunde gerichtet bzw. zerschnippelt.
gekrotzelt, kurze Vokale, o betont, allg. für kritzeln. Das entstehende Produkt, die Kritzelei, ist dann Gekrotzel.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, gew. für armseliger Mensch. Die Bürger des Eifeldorfs Kruft gelobten während oder nach der großen Pestwelle 1666, jedes Jahr am ersten September eine dreitägige Fußwallfahrt in das 87 Kilometer entfernte ehemalige Kapuzinerkloster Nothgottes oberhalb von Rüdesheim zu unternehmen. Die nachweislich früheste Wallfahrt war 1674. Es leuchtet ein, dass die Pilger bedürftig waren, was sie in den durchwanderten Ortschaften des unteren Rheingaus nicht eben beliebt machte.
der, kein Pl., u kurz und betont, allg. für Krach, Streit; auch handgreiflich. Ich hon Krumbel met em: ich habe Streit mit ihm.Do hots Krumbel gebbe: da gab es erhebliche Differenzen. Streitlustige fragen schon mal: Suchst-de Krumbel? – Ei, ich wusst garnit, dess der vemisst werd, ist die nicht gerade de-eskalierende Antwort; vgl. verkrumbele.
gekrumbeld, kurze Vokale, u betont, gew. für knautschen, knittern; vgl. verkrumbele. In den idg. Sprachen verbreiteter Wortstamm; engl. crimple: Falte.
das, Pl. Kubbees, u kurz und betont, allg. für Eisenbahnabteil. Von frz. coupé: Halbkutsche war das Wort wie viele andere Begriffe aus dem Eisenbahnwesen die gebräuchliche Bezeichnung, bis es spätestens mit der Franzosenfresserei des Ersten Weltkriegs der „Sprachreinigung“ zum Opfer fiel. Kubbee bleibt in der Sprechgewohnheit vieler Rheingauer. Vgl. Barrier, Billjett, Perrong.
Pl. Kubbertudde, kurze Vokale, erstes u betont, gew. für rote Nase, schrspr. Kupfertüte. Wenn sie dick und großporig ist, mag sie auch Erdbeerzingge heißen, s.d.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, neben schrspr. Kuchen auch Schimpfwort pubertierender Jünglinge gegenüber noch nicht zu ihrer vollen Schönheit erblühten jungen Damen. Wenn sie an Akne leiden, sind’s Ribbelkuche. Blasphemisches Stoßgebet solcher Jünglinge, auch wenn sie selbst nicht schöner sind: Herr, loss Kaffee rejene, Kuche hammer genuch.
die, Pl. Kieh, spielt eine Rolle in den Sätzen Du kannst jo ’ner Kuh es Kalb abfro-e zur Abwehr zu weit gehender Fragen, und Steh nit do wie die Kuh vorm neie Scheierdor zur Verspottung eines Ratlosen. Kuhflaatsche ist der Rinderkotfladen.
kujenierd, i lang und betont, allg. für quälen, triezen, andauernd um etwas betteln. Ich hab so lang kujenierd, bis ich’s krieht hab. Kujonieren ist ugs., bei uns jedoch sichtlich seit langem eingebürgert. Aus vulgärlat. coleone: Entmannter wird ital. coglione: Dummkopf, frz. couillon, das als Kujon 1567 in Westdeutschland eindringt. 1638 erscheint kujonieren: jemanden einen Schuft schelten. Während des 30-jährigen Krieges wird die Bedeutung schlecht behandeln, plagen eingebürgert.
gekulcht, kurzes u, gew. für glimmen.
die, Pl. Kulde, u kurz und betont, gew. für Wolldecke. Sonst im Südwesten ist Kolder das gebräuchlichste Wort. Lat. culcita: Polster, Matratze, frz. coultre: Decke, mhd. culter.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, allg. für weites Blechgefäß der Waagen alten Systems zum Auswiegen von Feldfrucht und Brennstoff: en Kumbe Kaddoffele, en Kumbe Kohle. Allgemein en Kumbe voll: sehr viel, eine ganze Menge. Auch große Tasse oder anderes Gefäß mit weiter Öffnung, ferner tiefere Auswaschung in einem Bachbett. Örtlich wird Kumbe auch als Synonym für Straßenabwasser-Kanaleinläufe gebraucht, passend dazu der Kumbedeggel. Kumpf ist ein altes Hohlmaß, vgl. Fernsel.
der, Pl. Kumbeern, u kurz und betont, gew. für Kumpan, Genosse. Frz. compère: Pate, Gevatter, Mitwisser.
die, Pl. Kummern, u kurz und betont, allg. für Gurke. Lat. cucumer, frz. concombre; übertragene Bedeutung: Große Nase.
der, Pl. gleich, neben der schrspr. Bedeutung ‚Kunde’ auch einfach ‚Person’, meist mit Zusatz wie en kloore (vgl. kloor) oder en komische Kunne.
die, in dem Ausdruck die Kur mache: den Hof machen. Frz. cour: Hof; vgl. bekuurn.
die, ohne Pl., u kurz, langes a betont, allg. für Mut, Schneid; frz.: courage.
s. Messfremde.
der, Pl. Kussengs, Betonung auf der ersten Silbe, allg. für Vetter; frz. cousin.
die, u kurz und betont, spöttisch für Jacke, Mantel, Ornat, Robe, Fell. Die Kutt ve-rolle, ve-rollt, versohlen, verhauen. Du kriehst glei die Kutt ve-rollt ist eine Drohung kurz vor Beginn der Schlägerei. Kutt vollsaufe, vollgesoffe, gew. für Kutte, Jacke, Fell vollsaufen, sich betrinken. Kuddebrunzer: vulgäre Beschimpfung für kirchliche Würdenträger.
die, nur Pl., zweites a gelängt und betont, gew. für große Füße bzw. Schuhe.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, allg. für kleiner, lebhafter, tüchtiger, lustiger oder energischer Kerl. In dem Wort liegt Spott, aber auch Anerkennung, es hat den Sinn von ‚klein, aber oho’. Herleitung aus Koadjutor, dem Vertreter des Erzbischofs und Landesherrn im Kurfürstentum Mainz. Soweit das Wort über unser Territorium und die Mainzer Diözese hinausreicht (von Eifel, Taunus und Wetterau nach Süden bis ins Elsass) spricht das nicht dagegen: Auch anderen Bischöfen kann der Papst bis heute Koadjutoren beiordnen; lat. coadiutor: Beistand, Gehilfe.
die, nur Pl., a kurz und nach o gefärbt, gew. für Füße bzw. Schuhe. Wann se stingge, sin’s Keeskwande; lat. quantum: wie viel, wie groß.
Adj., e kurz, allg. für lebhaft, reaktionsschnell, aufgeweckt. Ein gemeinsamer germanischer Wortstamm liegt zugrunde, den wir in dem deutschen Wort quicklebendig und im engl. quick: schnell wiederfinden. Die Lautverschiebung findet sich auch zwischen engl. quicksilver und unserem flüchtigen Quecksilber. Auch die Kwegge (Quecken), die sich mittels ihrer lebenskräftigen, zähen Wurzel schnell verbreiten und kaum auszurotten sind, gehören hierher.
die, nur Pl., auch Kwellkadoffel(e) bzw. Gekwellde, e kurz und betont, allg. für Pellkartoffel(n). Das Verb quellen: sieden ist alter Besitz der deutschen Sprache, ahd. quellan. Die schrspr. Umlautung zu Pellkartoffel hat nichts mit dem Garvorgang zu tun, sondern damit, dass man sie eben danach pellen kann.
gekwengelt, e der ersten Silbe kurz und betont, allgemein für klagen, nörgeln, nörgelnd lästig fallen. Mhd. twengen: drücken lautet mit ostmhd. qu für tw quengeln.
die, Pl. Kwetsche, e kurz und betont, 1. allg. für Zwetschge, die im September reifende klassische Art, spitzoval mit einer Längsnaht;
2. gew. für Kopf. Ich hon mer die Kwetsch verbellt: Ich habe mir den Kopf gestoßen;
3. vulgäre Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsorgan und übertragen fürweibliche Person: schebb Kwetsch;
4. eine ungewöhnliche, aber althergebrachte Art, kleine Mengen zu zählen, z.B. Geld auf die Hand: aamo Kwetsche, zwaamo Kwetsche (usw.).
die, ohne Pl., kurze e, erstes betont, vulgär für kleiner, meist holzkohlebefeuerter Ofen, den die Marktweiber im Winter unter ihrem Hocker stehen hatten, um Unterkörper und Füße warm zu halten. Ofen und Wort nicht mehr im Gebrauch; schrspr. Zwetschgendarre.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Zwetschgenkuchen, der auf großen, flachen Blechen gebacken wird. Wenn für den Kuche echte, reif geerntete Kwetsche genommen werden, dann zieht er keinen roten Saft, vielmehr karamellisiert der Fruchtzucker und verleiht ihm ohne jedes Nachzuckern einen unnachahmlichen Geschmack. Früher wurde der Kuchen zum Backhaus oder zum Bäcker gebracht, damit die Restwärme des Brotbackofens genutzt werden konnte. Hintragen war oft eine Aufgabe für die größeren Kinder.Wann die Kwetsche reif sin, is Kerbezeit, un do hadde die Alde genuuch anneres se du-e. Sie haben aber gemahnt, den Kuchen nicht fallen zu lassen: Wann des Blech im Schlambes lieht, host-de ’s Kerbegeld schunt krieht!
das, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für schmächtiger Mann, halbe Portion.
die, kein Pl., erstes e betont, allg. für Zwetschgenmus; vgl. Lattwerch, Weschkessel.
die, Pl. Kwissele, kurze Vokale, i betont, gew. für schwatzhafte alte Frau. Eine scheinheilige alte Frau is e Betkwissel, so ãã, die wo em Herrgott die Fieß abbede kann. Verwandt mit niederl. kwezel in der Bedeutung Scheinheilige.
Adj., i kurz und betont, allg. für intensives Gelb, die Farbe der Quitte; vgl. blitzebloo, grasegrie, gritzegroo, ritzerot, schuggeschwazz.
das, kein Pl., gew. für Übel, Leiden, insbes. in der Verwünschung: ’s Laad sollst-de krieje! Mhd. leit: das Betrübende, Beleidigung; nach Kluge nicht verwandt mit leiden, das aus einer anderen idg. Wurzel stamme und ‚weggehen, sterben’ bedeute; vgl. Kränk.
die, nur Pl., langes a betont, fachlich für kräftige Stangen, vorn mit Eisenhaken zum Einhängen und teilweise leiterartig mit Querstreben versehen, mit denen die Fässer aus dem Keller und auf die Fuhrwerke gerollt wurden; vgl. Ladfass, Schrotlaadern.
geloffe, allg. für gehen. Das Dialektwort für schrspr. laufen heißt renne, gerennt.Die annern sin gerennt wie verrickt, abber mir sin ganz gemiedlich geloffe. – Wammer aam im Laafe die Schuh besohle kann, dann isser aarich lahm; vgl. vorlaafe.
der, Pl. gleich, langes a betont, allg. für Schiefersteine, Dachschiefer. Laajedegger ist die Berufsbezeichnung für Dachdecker, nicht selten auch in Familiennamen wie Leydecker. Andere Materialien wie etwa Ziegel waren hier, am Rande des rheinischen Schiefergebirges, nicht üblich. Das Wort geht auf den keltischen Wortstamm ley: Stein, Felsen, zurück. Zahlreiche Felsen sind in Wortverbindungen vertreten: Erpeler Ley, Klosterlay, Loreley, vgl. lu-ern.
der, Pl. gleich, langes a betont, allg. für langsamen Menschen, einen, der sich träge bewegt. Der Ausdruck hat aber nichts mit schrspr. lahm zu tun, sondern entspricht Leimsieder.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, gutmütiges Schimpfwort in der Bedeutung Trottel. Labbedudd müsste eine Lumpentüte sein, der Labbeduddel also ähnlich schlaff.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, gew. für Kaninchen, Stallhase. De Labbeng mache: schnell weglaufen, abhauen, so wie die Wildkaninchen bei Gefahr in ihren Gängen und Löchern verschwinden; frz. lapin: Kaninchen.
der, Pl. Labbese, kurze Vokale, a betont, gew. für schlappe Figur, Mensch ohne Rückgrat.
die, kein Pl., kurzes a, allg. für verlandender Arm eines Flusses. Der Rhein war vor der Regulierung Mitte bis Ende des 19. Jhdt. nicht nur im Bereich des Rheingaus recht breit und flach. Regelmäßig bildeten sich neue Inseln, andere verschwanden; ein Thema ständigen Streits zwischen Kurmainz und Kurpfalz. In Geisenheim und Rüdesheim lebt der Begriff als Katasterbezeichnung Lachacker und Auf der Lach weiter. Die Rüdesheimer Lach hieß früher auch Ããbau, weil dort der Aushub des Eishafens und bis Mitte des 20. Jh. auch der anfallende Müll ‚angebaut’ wurde. Das Wort Lach hat eine ausgedehnte Verwandtschaft in den idg. Sprachen, zum Beispiel Wasserlache, Maria Laach und Loch Ness. Lat. lacus, frz. lac: See, mhd. lache: Pfütze; vgl. Aa.
das, Pl. Ladfesser, gelängtes a betont, allg. für Halbstückfässer zum Maischetransport, bei denen am Spundloch ein hölzerner Trichter angebaut war, um das Befüllen zu erleichtern, wenn anders ein Schroten ganzer Fässer mit Laaderbeem (s.d.) nicht möglich war; vgl. Schrotlaadern.
der, Pl. Laggese, kurze Vokale, a betont, allg. für unfeiner Mensch. Hauptsächlich in der Verbindung langer Lagges: langer Kerl. Schwäbisch, bayerisch Lackel: Grober, ungeschlachter, auch unbeholfener, tölpelhafter Mensch.
der, kein Pl., a lang, nach o gefärbt und betont, allg. für Lehm; vgl. Letsch.
Spottname, verhüllend für Hosenscheißer.
der, Pl. gleich, a lang, nach o gefärbt und betont, allg. für langsamen Menschen, einen, der sich träge bewegt. Der Ausdruck hat aber nichts mit schrspr. ‚lahm treten’ zu tun, sondern entspricht Lehmtreter. Lehmtreten gehörte zu den Verrichtungen der Arbeiter, die Häuser und Scheunen aus Lehm bauten. Man findet heute noch vereinzelt alte Häuser, deren Mauerung aus Lahmestaa (Lehmsteinen) besteht. Aus Lehm und Wasser wurde ein steifer Brei gemacht und durch Treten geknetet, eine weder beliebte noch geachtete Arbeit, die zudem Rheumatismus zur Folge haben konnte. Auch das Füllmaterial für Fachwerk wurde aus Lehm bereitet, indem man dem Brei klein gehacktes Stroh beigab, das ihm größere Bindigkeit verlieh. Dieser Verputz wurde ebenfalls getreten.
die, kein Pl., ai betont, gew. für Scheitel; schrspr. Läuse-allee.
der, Pl. Laiserde, auch Laiszibbel, ai betont, allg. für Lausbube; schrspr. Läusert.
der, Pl. gleich, ai betont, gew. für Pedant, Geizhals, der die Läuse knickt.
der, Pl. gleich, ai betont, gew. für Kamm; schrspr. Läuserechen.
die, Pl. Laisschwestere, ai betont, gutmütiges Spottwort für die weiblichen Abgesandten des Gesundheitsamtes, die früher in den Kindergärten und Grundschulen die Köpfe der Kleinen auf Läusebefall zu kontrollieren hatten.
die, Pl. Lamberie-e, langes i betont, allg. für Schutz- und Stoßleiste am unteren Rand der Wand, aber auch Wandbekleidung aus Holz, wenn sie halbhoch durchgeführt ist. Frz. lambris: Täfelwerk. Zur Lamberielaader vgl. Haamichbloo.
die, kein Pl., kurze Vokale, e betont, in dem Ausdruck Aus de Lameng: mit leichter Hand, ‚mit links’; frz. la main: die Hand. Der französische Artikel ist mit dem Wort verbunden, ein neuer wird hinzugesetzt.
s. bloo-e Ländche.
die, Pl. Landebrigge, a nach o gefärbt, kurz und betont, allg. für Schiffsanleger, heutzutage ‚Steiger’; vgl. Bock, Weschbrick.
gelangt, a kurz, nach o gefärbt und betont, allg. für 1. ausreichen, genug haben: Ebe langt’s!; Jetz langt mersch abber!: jetzt ist es genug. 2. herreichen: Lang mer mol de Hammer ribber. 3. eine Ohrfeige verabreichen: Glei kriehst-de ãã gelangt!
geländt, allg. für anlanden; das geschieht mit allerlei Treibgut und gar nicht selten, wenn auch weniger erfreulich, mit Wasserleichen. Wenn en Amboss geländt werd, vgl. Liener.
die, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Zwetschenmus, zu Brotaufstrich steif gekocht und gewürzt. Latwerge ist ein Wort der mittelalterlichen Heilkunde. Das spätlat. electuarium wird mhd. electuarje und dann Latwerge; vgl. Kwetscheschmeer, Weschkessel.
adv., au betont, allg. für nur, nichts als. Das Wort lauter ist zwar schrspr., aber in seiner vielfältigen Verwendung hier sehr eingebürgert:for lauder Engst, for lauder Spass; lauder Gemies, lauder Dreck, lauder Narrn. Vor allem aber: for lauder lauder, womit ausgedrückt wird, dass man vor lauter Stress, Hetze, Durcheinander etwas vergessen, versäumt, unterlassen, schusselig vollbracht hat.
gelaudert, au betont, historisch für den dritten Bau, das dritte Umgraben der Weinberge im Jahreslauf, wie es in § 8 der herzoglich-nassauischen Instruktionen für die in den Weinbergen arbeitenden Hofleute als ‚Lauterrühren’ festgelegt ist. Schrspr. läutern, vom Unkraut reinigen; vgl. grabe, riehrn.
s. Laaje.
gelebbert, kurze e, Stamm-e betont, allg. für langsam trinken, plätschern, läppern. Er lebbert an seiner Supp erum: er isst seine Suppe ohne Begeisterung. Der lebbert aach de ganze Daach: einer versorgt seine durstige Kehle fortlaufend mit Alkohol. Es lebbert sich: es setzt sich aus kleinen Quantitäten zusammen. Strenge Frage des Polizisten: Was, weje drei Mack host-de die ald Fraa ibberfalle? Antwort: No ja, hier drei Mack un do drei Mack, es lebbert sich. Wenn Kinder spielerisch mit Wasser umgehen, lebbern sie auch; vgl. ledsche.
die, Pl. Lebberschnude kurze Vokale, erstes e betont, gewöhnlich für Mund mit starken Lippen; frz. levre: Lippe.
die, kein Pl., allg. für empfindliche, nachtragende Person.
Adj., e kurz, allg. für fade, ungesalzen. Gehört wie lebbern zu läppisch, die Beziehung zu seiner Bedeutung ist aber vergessen. Lappe erscheint zuerst in Straßburg 1341 als Übernahme und wird als oberdeutsch Läpp allgemein zur Schelte des äußerlich oder sittlich Haltlosen. In die Schriftsprache dringt nur das hierzu gebildete Adjektiv. Hier gerät es unter den Einfluss von Lappen, Fetzen und wird zum Tadel weichlicher Haltung, Sinnesart und Rede. Läppisch hat breiten Rückhalt an den Mundarten von Tirol bis zur Küste.
der, ohne Pl., erstes e lang und betont, für verdrießlicher Mensch. Guck emol de Lebemied, wie er sei Gesicht vezieht; schrspr. lebensmüde.
die, nur Pl., erstes e kurz und betont, in dem Ausdruck Er gibt em Leches: wenn zwei etwas ausgefressen haben und einer gibt dem anderen Verhaltensmaßregeln, wie sie sich herausreden wollen. Hebr. lekach: Lehre, Überredung, jidd. lekes: Losung.
der, Pl. gleich, ö gelängt und betont, historisch für Lohgerber, die Tierhäute und Felle in einem Sud von Eichenrinde einweichten und dann zu Leder verarbeiteten. Heute erinnern an sie Straßennamen wie Löhrstraße oder Leergasse, wo sie früher ansässig waren; immer an einem Gewässer; schrspr. Löher.
das, Pl. gleich, allg. für Rückentrage, in der bei der Weinlese die Trauben aus den Lesebüttchen eingesammelt und anschließend zum Wagen getragen werden. Lat. lagoena: Gefäß, Flasche; schrspr. Legel; vgl. Butt, Bidd.
gelehnt, erstes e lang und betont, allg. sowohl für ausleihen als auch für verleihen. Ich hab mer’s gelehnt; ich hab’s em gelehnt. Ein Leihhaus ist aber e Pandhaus; mhd. lehenen: ausleihen.
s. Laaje.
geleje, im Part. Perf. zweites e betont, allg. für liegen. Spottweise wird als Arbeiterwunsch kolportiert: Mer wolle jo gern beim Fresse hogge, wann mer nor beim Schaffe leie kenne. Die melodisch wie ein Wort gesprochene Wendung ei-do-leire-jo heißt ganz einfach: ach da liegt er ja, z.B. der lange gesuchte Schlüssel. Ei deedst-de nor im Rhei leie!: Verwünschung, meist von widerspenstigen Gegenständen. Do wisse-se wo Mosgau leit, un in de Ortsgemaggung kaan Bescheid: Spott über heimat-unkundige Neu-, Jung- und sonstige Bürger. Schließlich als Lebensphilosophie der Senioren: Wann der Rentner will gedeie, muss er middaachs zwaa Stund leie.
geleimt, gew. für über den Durst trinken. No, habd-er aane geleimt?
ei nach oi gefärbt und betont, Spitzname der Schreiner.
der, Pl. gleich, erstes ei nach oi gefärbt und betont, historischer Begriff für die Gespannführer, die von den Leinpfaden am Rheinufer aus die Lastschiffe zogen. Der Leinereider ‚ritt’ das Schiff; zu diesem Zweck stand er auf dem großen flachen Sattel des letzten seiner sechs bis acht Pferde und dirigierte von dort aus mit Zügel und Peitsche sein Gespann. Der uralte Leinpfad ist im Rheingau weitestgehend erhalten und soll als Teil eines Fernradweges ausgebaut werden; vgl. Halfe.
Adj., erstes e kurz und betont, allg. für einen durch und durch lahmen Menschen; schrspr. lendenlahm, die ursprüngliche Bedeutung ‚zeugungsunfähig’ ist vergessen.
gelernt, Stamm-e kurz und betont, gew. für lehren. Den hon ich Mores gelernt; de Lehre lernt uns rechene. Schon im 14. Jh. erscheint mhd. lernen in der Bedeutung lehren, ohne dass man bestimmte Dialekte für diesen Gebrauch bezeichnen könnte. Natürlich wird auch ‚lernen’ so gesprochen.
Ausruf, i betont, o durch Wegfall des n nas., vulgär für die bekannte Aufforderung zu einer unzumutbaren Würdigung der Kehrseite, die klassisches Zitat geworden ist; frz. lechez mon cul.
der, ohne Pl., e kurz, gewöhnlich für Lehm, Tonerde; schrspr. Letten, vgl. Lahme.
geletscht, kurze e, erstes betont, allg. für anfeuchten, benetzen. Man letscht die Wäsche vor dem Bügeln, den staubigen Boden vor dem Kehren. Kinder, die spielerisch mit Wasser umgehen, letsche auch; vgl. lebbern, lebbsch.
die, Pl. Letschkaude, e kurz und betont, gew. für Lehmgrube, wie es sie früher in jedem Ort gab, als die Wände noch aus Lehm waren. Später wurden die Gruben oft mit Abfall aufgefüllt; vgl. Kaut.
der, auch Letschkondidder, Pl. gleich, erstes e kurz und betont, gew. für Lehmformer, Modelleur, Stukkateur; vgl. Lahmetreeder.
adv., kurzes e, auch de-letscht und se-letscht, allg. für letztens, jüngst, zuletzt.
der, Pl. gleich, i lang und betont, gew. für Lügner; kein bösartiges Schimpfwort. In der Form Liehbeitel Name des Wallufer Karnevalsvereins; schrspr. Lügenbeutel.
das, Pl. Liejemailer, auch Liejebaron oder Liejemajor, i lang und betont, gew. für Lügner, enthält mehr Vorwurf.
der, Pl. gleich, i lang und betont, gew. für Aufschneider, Lügner, ohne besonderen Vorwurf, meist ergänzt zu alder Liener. So einer mag dann auch engagiert erzählen wie mer emo en Amboss geländt hon; vgl. länne.
die, kein Pl., langes i, kellerfachlich für Dichtmaterial aus Riedgras (Segge) für Fassdauben.
Adj., gewöhnlich für falsch, hinterlistig. En lingge Bruder: ein falscher Kerl; auch im Rotw.
der, Pl. gleich, kurze i, erstes betont, gew. für ungeschickter Mensch, einer, der sich dumm anstellt. Hängt mit der generationenlangen Abwertung der Linkshändigkeit zusammen. Wann aaner zwaa lingge Hend hot, dann kann-er nit-emo en Naal in e Pund Budder schlãã.
die, auch Linksdootsch, kein Pl., i kurz und betont, gew. für Linkshänder. Das Wort wird sowohl für weibliche als auch männliche Personen angewendet. Kann auch ungeschickte Person bedeuten. Enthält Pfote, bzw. bei -dootsch entweder fränkisch Tötsch: Hand oder frz. toucher: berühren oder doigt: Finger.
gelinst, i kurz und betont, allg. für heimlich einen Blick tun, lauern, in die Karten sehen. Guck emol, der linst um die Eck beim Kinderspiel, wenn sich noch nicht alle versteckt haben und der Suchende sich durch linse Vorteil verschaffen will. Auch die Lins spitze: besonders genau aufpassen, mit allen Sinnen aufmerken. Aus dem Rotw.; zu der Hülsenfrucht Linsen vgl. Dibbe.
die, kurze Vokale, i betont, Kosename der Rheingauer Winzer für die Sonne. Wenn sie kräftig scheint, dann steje sibbe Sunne am Himmel.
geliwwert, kurze Vokale, i betont, allg. für kaputt machen, zugrunde richten; schrspr. liefern.
das, Pl. selten, derb für Säufer(in).
das, Pl. Lochstigger, kurze Vokale, o betont, allg. für besonders gute Stücke Ochsenfleisch. Zwischen Brust und Siegelstück, der Verlängerung vom Hals, werden die Rippen, die unter dem Bug oder der Schulter sind, als naggisch Lochstick, die daran anschließenden als lang Lochstick und dann das weiche Bauchstück als ibberzwerch Lochstick bezeichnet. In Naggisch Lochstick ist gut das Nacken-Lochstück zu erkennen.
die, nur Pl., kurze Vokale, o betont, weinbaufachlich für Rebtriebe im frühen Wachstumsstadium, wenn sie sehr leicht abbrechen. Man muss deshalb bei der Arbeit im Weinberg, insbes. beim Hefde (s.d.) recht sorgsam sein. Ahd. lota: Weinranke, Buschwerk.
o lang, in dem Ausdruck for loo, gew. für umsonst, für nichts, ohne Lohn, ohne Gewinn. Krämersprache aus jidd. loj: nein, nicht; ugs. ‚für lau’.
erstes e kurz und betont, einheimische Bezeichnung der Rotwein-Rebsorte St. Laurent.
die, Spottname für eine(n) Neugierige(n), auch Schnüffler.
gelubbert, kurze Vokale, u betont, gew. für belauschen, nachspüren, ungesehen beobachten. Des muss ich emol belubbern: das muss ich mir genauer ansehen. Auch ‚Liebespaare heimlich beobachten’, Substantiv: Lubberer; vgl. lu-ern.
gelubscht, kurze Vokale, u betont, gew. für unerlaubt gucken; vgl. linse.
Adj., u kurz, allg., besonders in der Küche für locker. Ein gut gebackener Kuchen muss luck sein.
gelu-ert, u lang und betont, gew. für lauern, wartend Aufmerksamkeit üben; mhd. luren. Die Lorelei ist denn auch keine Lore, die auf dem Felsen sitzt (vgl. Laaje), sondern eine Lure-lei, d. h. der Schieferfelsen eignet sich zum Spähen; vgl. belu-ern.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, allg. für Lappen. Der danzt wie de Lumbe am Stegge: Er schwingt sich wild herum; vgl. Butzlumbe, Stegge.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, Schimpfwort für einen ehrlosen Menschen. Das Wort hat seinen Ursprung in dem früher häufigen, wenig angesehenen Beruf des Lumpensammlers.
der, Pl. Lumbese, kurze Vokale, u betont, allg. für körperlich oder charakterlich haltloser, verwahrloster Mensch.
kurzes u betont, gew. für unmoalisches Verhalten; schrspr. Lumpenstreiche.
Adj., kurze Vokale, u betont, allg. für schlaff, locker, weich, knochenlos. Das Wort wird besonders beim Fleisch benutzt. Es ist vom älteren lummer: weich, locker, lose abgeleitet.
gelunselt, u kurz und betont, allg. für leise schlafen, einer leichten Schläfrigkeit nachgeben. Ich hab e bissje gelunselt: ich bin eingenickt. Substantiv: Lunselche. Mhd. lunz: Schläfrigkeit, lunzen: leicht schlummern, schlummernd verweilen.
der, kein Pl., a lang und durch nicht gesprochenes n nas., allg. für Main. Mããboodcher, nur Pl., Spottwort für übergroße Schuhe.
die, Pl. selten, auch Maachespitzje, a lang und betont, allg. für Blutwurst oder Presskopf in Schweinsmagen gefüllt, wovon besonders die Spitze mit der dicken Haut gefragt ist. Auch Blutmaache, Schwaademaache.
die, Pl. Määd, gew. für Magd, Mä(g)dchen, oft mit warnendem Unterton: Mei lieb Maad(che); vgl. Berschje.
der, Pl. gleich, wie schrspr. Maikäfer (Melolontha vulgaris); hier wird aber je nach Färbung unterschieden in Terge mit rotem Rückenschild und roten Beinen, Mohre mit schwarzem Rückenschild und schwarzen Beinen und Judde mit rotem Rückenschild und schwarzen Beinen.
die, nur Pl., allg. für Birkenstämmchen, -zweige, -laub. Mit ihnen wurden an den Feiertagen Christi Himmelfahrt und Fronleichnam, also meist im Mai, Straßen und Häuser für die vorbeiziehende Prozession geschmückt.
die, Pl. Maane, a lang und nach o gefärbt, allg. für: Korb mit zwei Henkeln. Das Wort ist idg. verwurzelt, hat in seiner Verwandtschaft Bedeutungen wie Hand, Schutz, Vormundschaft und schließlich Korb. Es ist mit -mund in Vormund verwandt. Weschmaan: Wäschekorb; Backmaan: flacher Binsenkorb, in dem das Brot zum Bagges (s.d.) gebracht wurde. En Aasch wie e Backmaan ist ungefähr so groß wie em Brauereigaul seiner.
kurze Vokale, a betont, gew. Wendungen für unglaublich, nicht möglich, ist das wahr; schrspr. mach Possen, mach Dinge; vgl. Bosse.
kurze Vokale, jeweils letztes Wort betont, derbe Aufforderung zum Verschwinden: Hau ab! Vgl. ab mache, fort mache, per mache.
Ausdruck des Zweifels oder Versuch, zu beruhigen.
a kurz, ‚mach’ betont, gew. Wendungen für unglaublich, nicht möglich, ist das wahr; schrspr. mach’ Sachen, mach’ nur.
ist der klassische Abschiedsgruß, Antwort: Mach’s besser.
gew. Wendung wenn einer zu lange schwafelt.
gemacht, a kurz und betont, hat einen viel breiteren Anwendungsbereich als in der Schriftsprache; so z.B. allg. für
1. einen größeren Weg gehen, reisen. Mir mache noo bzw. uff Ameriga,
2. sich darstellen als, markieren: Ebe michd-er aan uff vornehm;
3. machen in der üblichen Bedeutung: tun, handeln, verrichten, anfertigen gibt es im Rheingau auch. Mer kann’s Licht odder e Feier ãã- odder ausmache, en Vorhang ãã- odder abmache, Obscht abmache, en Hannel abmache, de Wehrdinscht odder e Haftstroof abmache, Kaddoffele odder Rummele ausmache, Obscht un Gemies inmache, e Deer uff- un zu- odder beimache (wann mer se beimacht, dann isse gekläfft), aam ebbes vormache . Ewegg mache: aufessen, verschwinden lassen; Dick mache derb für schwängern; In die Reih’ mache: in Ordnung bringen; Noomache kann nachahmen sein oder (mit Dativ) hinterherjagen; Um mache: bankrott gehen; Mach vorãã! ist die Vorgabe, wenn’s schneller gehen soll; vgl. ããmache, ausmache, inmache.
der, Pl. gleich, ä kurz und betont, allg. für Angeber; entspricht dem schrspr. Macher. Obbermächer: Mann mit leitender Funktion, auch ironisch. Für die weibliche Form wird, wie auch sonst oft, ein n angehängt.
Adj., kurze Vokale, u betont, gew. für erschöpft, bankrott. Über Rotw. aus jidd. mechulle: zugrunde gerichtet, krank.
der, ohne Pl., a kurz, gewöhnlich für Markt, wobei der Platz dieses Namens und der Wochenmarkt, der ggf. dort stattfindet, gemeint sind. Der Andreasmarkt in Wiesbaden heißt Andreesemack. Wenn einer zu spät dran ist, dann is de Mack verloffe: der Markt verlaufen.
die, kein Pl., gutmütiger Spottname für die Germania auf dem Niederwald bei Rüdesheim. In Riddesum is jeden Mittwoch Feierdaach. – Ei, warum dann? – Ei weil do die Woch gedaalt un die Germania uffs Dibbche gehockt werd.
die, nur Pl., kurze Vokale, a betont, schwindend für Schläge, Prügel. Redensart Magges un faule Fisch: doppeltes Unglück. Jidd. make, Pl. makess: Schlag, Stock, Geschwür; Plage, Elend.
s. Meenz.
die, hier ohne Pl., ist ein virtueller Körperteil. Du gehst mer uff die Makron: Du fällst mir auf die Nerven.
die, nur Pl., langes e betont, allg. für Aprikosen; lat. malus armeniacum.
das, kein Pl., langes e betont, umschreibend für uneheliches Kind. Ich sin jo bloß ’s Mallärche vun de Tande, heißt es in dem Gedicht „’s Mallärche“ von Rudolf Dietz.
das, Pl. Mammekindcher, kurze Vokale, a betont, gew. für Muttersöhnchen, verzogenes Kind, das wo als am Scherzebennel henggt.
mandeniert, i lang und betont, nicht mehr allg. verstanden für bewerkstelligen, sich leisten können. Bei Lennig, Die Standeswahl: „Ãnmol for allemol, eich kanns jo mandeniere, eich sein en schwere Mann, mein Jerjel (Jörg) muss studiere“; frz. maintenir: aufrechterhalten, behaupten.
gemangt, früher allg. für das Mangeln der Wäsche. Könnte mangele heißen, aber hier ist seltsamerweise das -le weggelassen, das sonst so oft angehängt wird; vgl. haggele.
das, Pl. gleich, langes e betont, allg. für Aufenthalt, Ungemach, Lärm um nichts. Mach kaa Manneewer un fang met deiner Arbet ãã; frz. manoeuvre: Handhabung.
die, kurze Vokale, erstes a nach o gefärbt, Wach betont, erhalten in dem Ausdruck zieht uff wie die Mannemer Wach: ist unordentlich, ja schlampig angezogen. Die Mannheimer Wache, das kurpfälzische Wachregiment, hatte nur wenige Soldaten und war sehr sparsam ausgestattet.
s. Fraa.
der, Pl. gleich, zweites a kurz und betont, gutmütiges Schimpfwort, das dem Beschimpften unterstellt, er schleiche sich in Mansarden ein. Deshalb ‚verwerflich’, weil bei den besseren Leuten das weibliche Hauspersonal in den Mansarden untergebracht war.
gemanscht, a nach o gefärbt und betont, gew. für unmanierlich essen, alles durcheinander mengen. Mansch doch nit so wird das Kind ermahnt, wenn es sich beim Essen nicht richtig verhält; frz. manger: essen, das hier einen Bedeutungswandel erfährt.
der, Pl. Manscheddebauern, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Bauern, die so wohlhabend sind, dass sie nicht mehr selbst Feldarbeit verrichten, also Manschetten tragen können. Manscheddegärtner sind Kleingärtner.
auch Manjoseb, gelängtes o betont, annähernd verzweifelter Ausruf bei größerem Missgeschick; die verkürzte Anrufung von Maria und Josef. Wenn die Verzweiflung nicht ganz ernst ist, sagen Freche auch schon mal Jesses, Marja-’n’-Seppel.
die, auch Marizzebillche, Matzebillche, kurze Vokale, erstes i betont, launige Kennzeichnung einer empfindliche Person. Wahrscheinlich Beziehung zu dem kölschen Frauennamen Marizzebill: Maria Sybilla.
der, Pl. Marklubche, auch Markluff, kurze Vokale, a betont, allg. für Eichelhäher. In Goethes Reineke Fuchs heißt er Markolf.
Adj., allg. für schwere, stark sättigende Speisen; verwandt mit Mast, mästen.
der, Pl. Massiks, kurze Vokale, a betont, gewöhnlich für störrisches Pferd, verrückter Kerl, einer, der überschnappt vor Zorn. Als Schimpfwort oft in dem Ausdruck scheeler Massik; jidd. masik: Schädling.
der, Pl. gleich, o lang und betont, allg. für Rädelsführer, einer, der etwas zu befehlen hat. Obbermatschores kann Spottwort sein. Wohl von lat. maiordomus: Hausvorstand; kann aber auch aus der frz. Militärsprache kommen, wo es stets verschiedene Dienstgrade mit dem Wortbestandteil -major gab: sergeant-major, état-major, tambour-major etc., oder in ironisch umgekehrter Bedeutung aus jidd. meschores: Knecht.
das, Pl. Mattcher, a kurz und betont, gew. für Handel, Geschäft, unehrliche Erwerbung. Jidd. masematten: Handel, Geschäfte; Hüllwort für Einbruchdiebstahl. Die Rheinschiffer nannten Mattche alles, was bei Verladearbeiten von Lebensmitteln oder Kohlen im eigenen Sack verschwand. Heute könnte man all das so nennen, was ‚vum Laster gefalle’ ist.
das, Pl. Matzel-aache, erstes a kurz und betont, gew. für kranke, buttrige Augen, entzündete Augenränder. Eine Verbindung zu jidd. mazze: rundes, flaches, ungesäuertes Osterbrot ist nur so herzustellen, dass man sich das Ganze getrocknet denkt.
scherzhaftes Lob für einen guten Wein: er tapeziert das Maul, kleidet den Mund aus; fachlich: er reißt nicht ab, eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale des Weins.
die, hier ohne Pl., familiär für Daumenballen. Aus lat. musculus in der Doppelbedeutung Mäuschen und Muskel.
der, Pl. gleich, Spottwort für Italiener. Aus dem 19. Jh., als vielfach italienische Hausierer nach Deutschland kamen.
kurze Vokale, au betont, abwertendes Spottwort für kleinen Menschen, Gernegroß; vgl. Kniddel.
der, auch Meedchejeecher, Pl. gleich, beide lange e betont, des is aaner, der wo jedem Scherzebennel hinneher renne duut.
s. Bobbe-rolzer.
Mainz. Wortgeschichte: Römisch Moguntiacum (mit div. Varianten, mag mit keltisch Mogon für den Main zu tun haben); im Mittelalter Mogontia, Maguncia, Maginze (jidd. Magenza); rotw. Serwisch-Mokum: die französische Stadt, und ‚Miau’; die Mainzer Kanzlisten schreiben 1568 Meyntz, 1594 und 1644 Maintz, 1657 Mäintz, Maintz, Mayntz, 1785/86 und in der Folge: Mainz. Die Stadtpläne haben 1575 Maintz, 1625 Meintz, Merian 1637 Maintz, 1755 Mayntz, 1784 und in der Folge Mainz. Der e-Laut des Dialektwortes Meenz ist ein entrundetes ä, dessen Entwicklung sich so darstellt: Maginze, Majinze, Mäjnze, und für die Mainzer: Määnz.
pers. Fürwort, kann für ‚wir’ und ‚mir’ in betonter Form stehen; vgl. mer, mir.
das, ohne Pl., gew. für Geld. Jidd. moo: Pfennig, daher Moos, Pl. mejess: Geld.
die, auch Meggeltasch, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Markttasche, Einkaufstasche, Handtasche; Etymologie unklar.
die, nur Pl., auch Meggesjer, kurze e, das erste betont, für Ausflüchte. Der micht Megges: der macht Ausflüchte, der flunkert, der gibt an. Ursprünglich ‚Mäkler machen’, also viel reden, viele Worte machen, einerseits Ausflüchte machen, andererseits flunkern, prahlen.
der, Pl. Mehlbajazze, kurze Vokale, e Silbe betont, allg. für die Fastnachtskostümierung ‚weißer Pierrot’. Ein reinweißes Kostüm, weite Jacke, weite, lange Ärmel, weite Hose, aus dickem Stoff. Höchstens die großen Knöpfe und die Aufschläge an Ärmeln und Hosen dürfen schwarz sein. Dazu ein hoher, spitzer, weißer Hut.
der, Pl. gleich, erstes e lang und betont, beim Klickerspiel für Klicker aus Lehm. Schlechte Lehmklicker heißen derb Mehlforz; vgl. Kligger.
allg. Spottnamen der Müller.
gemehrt, allg. für herumwursteln: Was mehrst-de’n so lang erum? ist die ungeduldige Frage, wenn der Fragende die Gefragte (oder sie ihn usw.) lieber etwas Anderes tun sähe. Im Zusammenhang damit Host-de ball ausgemehrt? und Mehr dich aus, dess de ferdich wersd. Mhd. meren: Brot eintauchen und essen.
allg. für meinetwegen.
das, Pl. Meisjer, erste Silbe betont, allg. für 1. Kosewort mei Meisje; 2. Reflex eines Taschenspiegels. Meisjer mache ist ein beliebter Bubenspaß; man fängt mit einem Taschenspiegel Sonnenlicht oder überhaupt den Strahl einer sehr hellen Lichtquelle und reflektiert sie indunklere Bezirke, um sie dort wie ein Mäus-chen huschen zu lassen; das macht einer verspielten Katze viel Spaß. Eine andere Art von Meisjer mache: flache Steine so über eine Wasserfläche werfen, dass sie wiederholt aus dem Wasser aufhüpfen und weiterflutschen. 3. Kartoffelsorte, auch Salatkaddoffele genannt; schrspr. Mäus-chen.
die, Pl. Memme, kurze e, das erste betont, derb für Frauenbrust; lat. mamma. Em Kind die Memm gebbe: stillen.
die, nur Pl., kurze e, zweites betont, allg. für unnötige Umstände. Mach so kaa Menggengges un saa, was de willst! Wohl aus jidd. mechanne: weitschweifig. In Berlin: Menkenke; vgl. Amberaasch.
das, Pl. Menscher, abwertend für Frau, Frauenzimmer. Verstärkung: Dreckmensch, Saumensch, Rabbaljemensch (s.d.). Die Pluralbildung mit -er ist im Rheingau häufig anzutreffen, z.B. Hemd / Hemder, Bett / Bedder, Meedche / Meedcher.
kurzes e, kann sowohl ‚man’ als auch ‚wir’ und ‚mir’ bedeuten, wenn letztere nicht besonders betont sind; vgl. mir.
Adj., kurzes e, allg. für mürb, z.B. bei Gebäck, vgl. Merwes, aber auch elend, matt, zerschlagen bei erkrankten Menschen; vgl. Brezel.
kurzes e betont, allg. für danke auch; frz. merci: danke.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für mürbes Gebäck, wie Wickelcher, Herncher oder Roseweck. Auch Merwesje, womit die Kleinheit des Backwerks angesprochen wird; vgl. Brezel.
der, Pl. Messbube, e kurz und betont, allg. für Ministrant.
der, Pl. gleich, allg. für Ministrant. Strubbischer Messdiener: gutmütiges Schimpfwort für einen frechen Buben. In der Tat waren nicht nur fromme Buben Messdiener, und so wurde beim Gottesdienst auch mancherlei Schabernack getrieben. Das fing an mit gemurmelten Scherzsprüchen statt der vorgesehenen Gebete und ging weiter mit vorgetäuscht ungeschicktem Hantieren mit, und Verschütten von, Wasser und Wein. In den Zeiten, als der Orgelbalg noch nicht elektrisch betrieben wurde, konnte man durch übereifriges Aufpumpen bei leisen und ebenso durch versäumtes bei festlich-lauten Passagen Pfarrer wie Organisten zur Verzweiflung bringen. Einen Spitzenplatz wird man dem langjährigen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm zubilligen müssen, der in den Weihrauchvorrat Schwarzpulver mischte, was, als der Pfarrer wieder etwas auf die glühende Kohle im Rauchfass gab, zu einem Aufsehen erregenden Effekt führte und Blüms Messdienerkarriere sicher bald beendete.
der und die, auch Kurfremde, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Fremde, Durchreisende, mit Rheingauer Dingen Unvertraute. Gutmütiges Spottwort; vgl. Hargeloffene, Ingeplaggte.
die, Pl. Migge, allg. für Fliege, Mücke; Verkleinerungsform, doppelt, wie so oft: Miggelche. Manch aaner gibt ãã wie e Tutt voll Migge; vgl. Aabeemick, Schnook.
die, nur Pl., kurze Vokale, i betont, gew. für Nichtigkeit(en), Bagatelle(n).
die, Pl. Miggeplatsche, kurze Vokale, i betont, allg. für Fliegenklatsche.
i gelängt, steht für betontes ‚mir’ und ‚wir’; vgl. meer, mer.
die, kein Pl., o lang und betont, gewöhnlich für Familie, Verwandtschaft, Sippschaft. Jidd. mischpoche.
die, Pl. Mistbiene, kurzes i betont, abwertendes Schimpfwort für weibliche Person. Eigentlich Name der Schlammfliege (Eristalomyia); äußerlich ähnelt sie der Biene, aber es fehlt ihr deren Nützlichkeit.
Hauptform der div. Verkürzungen von mal bzw. einmal; Gebb mer mo die Zeidung. Kann auch mol lauten, oder, vor allem wenn das vorherige Wort mit einem anderen Konsonanten als m endet, emo (kurzes e, gelängtes und betontes o), etwa zeich-emo, oder fast völlig verschwinden wie in kommelä! oder noch knapper mlä! (familiär-kommandierend für komm mal her, mit extrem kurzem ä).
kurze Vokale, o betont, fast nur als Part. Perf. gemobbelt, s.d.
gemobst, kurze Vokale, o betont, allg. für kleine Dinge an sich nehmen bzw. stehlen. Ich hab dein Blei(stift) gemobst. Frz. mobiliser: mobil machen, flüssig machen liegt zugrunde. Das Wort wird auch im Sinne von ugs. mopsen: sich langweilen gebraucht.
gemöbselt, kurze Vokale, ö betont, 1. wie ugs. ‚schlecht riechen’; 2. Beim Klickerspiel und mit ihm allmählich verschwindend: Anschieben des Klickers, den Klicker gezielt in Bewegung setzen. Es geschieht mit gekrümmtem Zeigefinger. Möbsele ist umgelautet als Verkleinerungsform von mobse, auch hier liegt also frz. mobiliser zugrunde.
die, nur Pl., in dem Ausdruck do kriehst-de jo die Modde: da kannst du ja verrückt werden. Vielleicht aus jidd. motje: verdorben, eher aber von Motten, die ja auch einiges verderben. ‚Die Motten’ war auch Hüllwort für Tuberkulose, weil die im fortgeschrittenen Stadium die Lungen zerfrisst.
gemoddelt, kurze Vokale, o betont, allg. für kneten, modellieren, aber auch zeichnen. Nohgemoddelt: nachgemacht. Die Ableitung von lat. modus: Art, Weise, wie Mode, Modell, modellieren ist klar; vgl. ummoddele.
der, Pl. Moldruffs, kurze Vokale, o betont, allg. für Maulwurf. Hat nichts mit dem Maul zu tun, wie es schon seit dem 16. Jh. fehlinterpretiert wird; vielmehr mit Haufen oder Erde, die er wirft. Ein tapsiger, phlegmatischer Mensch, auch Kind, leeft erum wie en Moldruff; das kann Tadel beinhalten.
das, Pl. Monatsplätzjer, o gelängt und betont, vulgär und in Männergesellschaft für Ausweichverhältnis bei natürlicher Verhinderung der Ehefrau.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, gewöhnlich für Schaufenster. Monder geje: einen Schaufensterbummel machen. Monderscheib: Schaufensterscheibe. Frz. montrer: zeigen, montre: Schaufensterkasten.
o kurz und betont, überraschter Ausruf; frz. mon dieu: Mein Gott.
ist der italianisierte Uzname für Presberg; vgl. Hããbiche.
das, Pl. Moosrösjer, o lang und betont, gew. für Mädchen, das gern und viel poussiert, das sich mit seinem Liebsten auch im Moos niederlässt.
langes e betont, ein Fluch, dem man die Gotteslästerung nicht anmerkt. Frz. mort de Dieu, oft entschärft zu morbleu: Tod Christi.
allg. für herausragend, auffallend, mordsmäßig; vgl. staats, wels.
der, Pl. gleich, allg. für das Flächenmaß ¼ ha, also ein preußischer Morgen.
allg. für morgen; morgen früh: morje frieh, morgens: morjns. Der Morgen ist daneben Morjn oder Morche, auch beim Gruß(meist ohne ‚guten’, allenfalls Gemorje, sonst nur Morjn oder Gude, dann wie immer ohne Tgaeszeit); heute Morgen heißt de Morjnd.
kurze Vokale, o betont, familiär als Ausdruck der Abweisung. Etwa im Sinne von: Erst wenn wir morgen backen, werden Wünsche erfüllt, z.B. das Kind, das sich eben vom Vater en Schoggelgaul odder meintsweje e Playstation gewünscht hat, muss abwarten, ob es irgendwann eine(n) gebacken kriegt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes o betont, allg. für Kolben, mit dem die Trauben im Lejel (s.d.) oder in de Herbschdbitt (vgl. Bitt) teil-eingemaischt werden, um das Fassungsvermögen zu vergrößern. E gut gemoschdert Lejel is orntlich schwer.
gemoschdert, kurze Vokale, o betont, Dialektform von mosten, wird reflexiv im Sinne von ‚zusammengewürfelt kleiden’ gebraucht: Gugg-emo wie die sich gemoschdert hot. Es ist nicht auszuschließen, dass auch das Wort (Stoff-) Muster mitwirkt, wenngleich die Umlautung dabei ungewöhnlich wäre.
sein, kurze Vokale, beide o betont, allg. für fein heraus sein, Grund haben, stolz zu sein; jidd. Mojsche: Moses.
die, Pl. Moschtwoo-e, erstes o kurz und betont, allg. für Aräometer zur Bestimmung des Zuckergehaltes im Most anhand des spezifischen Gewichtes. Etwa seit 1820 in verschiedenen Ausführungen entwickelt, von denen schließlich die Oechsle‘sche Mostwaage amtlich anerkannt wurde.
die, ohne Pl., kurzes o, gew. für illegales Verhältnis. Der micht met de Millern die Mott; vielleicht aus jidd. motje: verdorben.
das, kein Pl., kurze Vokale, o betont, gewöhnlich für ‚lebensfrohes’, übermütiges Frauenzimmer; vielleicht aus jidd. motje: verdorben.
gemotzt, o kurz, allgemein für schmollen, trotzen. Kobb motz, Bauch schadt’s wenn Kinder nicht folgsam essen wollen; entstanden aus mucken.
der, Pl. Motzkebb, kurze o, erstes betont, allg. für Trotzkopf, der wo in de Motz-eck sitzt; schrspr. Schmollwinkel, vgl. motze, für das auch en Motzkobb uffsetze eintritt.
die, Pl. Mugge, u kurz, gewöhnlich für dickes Schwein, Zuchtsau; insoweit lautmalend nach dem Geräusch des Ferkel führenden Mutterschweins; vgl. Herbscht-muck. Auch derbes Schimpfwort für wohlbeleibte Frau. Nur im Pl. gebräuchlich bedeutet Mugge Grillen, Launen, Unarten (wie schrspr., dort allerdings auch Singular); vgl. Naube. Uff de Muck habbe: auf dem Kieker haben; dabei ist allerdings die Muck (Mücke) das Korn der Zieleinrichtung auf dem Gewehr.
gespielt, allg. für Familie spielen.
das, Pl. Mudderstigger, kurze Vokale, u betont, kellerfachlich für Überwurf aus Messing zur Verbindung von Weinschläuchen. Heute nicht mehr gebräuchlich, weil ähnlich wie bei Feuerwehrschläuchen Bajonettverschlüsse benutzt werden; vgl. Schabbel, Vadderstick.
die, Pl. Mudsche, u kurz und betont, gew. für dralles Mädchen. Familiär Kosename für kleines Mädchen. Dieses Wort entspricht nicht Mutsch als Kose-Anrede für Mutter; es ist älter. Die rotw. Bezeichnung der Töchter des Scharfrichters war Musche, eigentlich nur soviel wie Mädchen, jedoch meist mit dem Nebenbegriff des Liederlichen. Daher wohl auch Muschi für das weibliche Geschlechtsteil; älteste Form: Mutze. Man darf annehmen, dass die Bezeichnung der fettgebackenen Mutzen und Mutzemandeln, eines typischen Fastnachtsgebäcks etwa in Frankfurt und im Rheinland, über die Form damit in Zusammenhang steht.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, gew. für Bissen, Happen, Mundvoll.
gemuffelt, kurze Vokale, u betont, gew. für ‚den Mund voll stopfen’, mit voll gestopftem Mund essen. Muffel nit wird das Kind ermahnt, wenn es sich den Mund zu voll stopft.
gemuckt, u betont, wie ugs. (auf)mucken. Regional bedeutsam ist, dass an Fassenacht in ihrer von Mainz geprägten Form vor allemMugger un Philisder, also Frömmler, Sektierer, Scheinheilige und Haamdigger (s.d.) bekämpft werden. Un sowieso brauch aaner, der wo mugge will, ersd-emo en Muggpass.
die, Pl. Muhle, allg. für Mulde, vorzufinden als Flurname, als Backmuhl, in der der Brotteig angemacht wird, und als Saimuhl, ai betont, in der das geschlachtete Schwein heiß gebrüht wird, damit man es enthaaren kann.
die, ohne Pl., langes e der letzten Silbe betont, historisch für Stadtverwaltung. Munizipal-Behörden waren die städtischen Behörden in der Zeit der französischen Herrschaft 1797 bis 1814.
die, kein Pl., kurze Vokale, u betont, zum einen die regionaltypische Aussprache des Wortes Musik; vor allem aber übertragen für Marinade zum Handkees (s.d.) oder irgendeine Konstruktion: Die ganz Mussigg is sammegesterzt. Wenn es losgehen, eine Sache in Angriff genommen werden soll: Jetz loss-emo die Mussigg spille.
u kurz und betont, spöttisch für die Anrede Herr; frz. monsieur.
u gelängt, schwindend für etwas vorhaben, Lust haben. Na, Kall, was hoscht-de ’n heit Mut? Ahd., mhd. muot: alles, was sich in Seele und Geist abspielt, also Gedanken, Einstellung, Ansicht und Absicht.
die, kein Pl., erstes a kurz und betont, scherzhaft für Wiese zum Sonnen, zum Beispiel im Schwimmbad; dies, obwohl die Nabel im Unterschied zur Weißwäsche auf der Bleichwiese ja gerade nicht gebleicht werden sollen; schrspr. Nabelbleiche.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, vulgär für introvertierter, mit sich beschäftigter Mensch; passt auf viele Romanciers, die nur Autobiographisches von sich geben.
das, ohne Pl., kurze Vokale, erstes a betont, Scherzwort für Unruhe im Leib, Schmetterlinge im Bauch. Es Nabbelgezabbel krieje: unruhig werden, auf dem Stuhl hin und her rutschen, auch verliebt sein.
der, a kurz und betont, derb für Tanz, bei dem sich das Paar eng umschlungen hält.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Nachen. Im Rheingau kann das ein Boot sein von der Größe eines Riemenruderboots bis zum Schleppkahn, zumBeispiel Kohle-nache, auch Kohle-kaschde. Ahd. nahho, mhd. nache: Schiff. Außerdem sind Scheich, Sandscheich und Dreiboord gebräuchlich, s.d.
die, Pl. Nacht-Eile, a kurz und betont, gew. für jemanden, der nicht ins Bett findet; schrspr. Nachteule.
das, Pl. gleich, allg. für Abendessen; vgl. Esse.
das, kein Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Nachttopf; vgl. Dibbe.
die, Pl. Nachtkabbe, kurze a, erstes betont, Schimpfwort für einen dummen, verpennten Menschen; vgl. Schloofhaub.
die, auch Nachtsrabe, nur Pl., zweites a betont, familiär als Drohung für Kinder: Wann de nit beizeit haamkimmst, hole dich die Nachtsrabe. Wenn’s ganz und gar dunkel ist, dann isses rabenacht oder schuggerabenacht.
Adj., kurze Vokale, a betont, allg. für nackt. Steigerungsformen: puddelnaggisch und puddelaaschnaggisch. Auch schrspr. wird ja gern gesteigert: splitternackt und splitterfasernackt. In Walluf findet sich für nackt auch klunggel. Das Wort, dessen Herkunft dunkel ist, dürfte von Schierstein her eingesickert sein.
das, Pl. selten, kurze Vokale, o betont, allg. für Nackenlochstück, ein bevorzugtes Stück Ochsenfleisch; vgl. Lochstick.
genangelt, a kurz, nach o gefärbt, und betont, vereinzelt auch nängele bzw. nengele, allg. für kindliches Klagen, quengeln, weinerlich sein; Substantiv: Genangel. Mer kann des ewig Genangel nimmeh met ããheern.
die, ohne Pl., zweites a betont, allg. Kunstname für den Saal, in dem die Narren, auch Narrhalleese genannt, ihre Sitzungen halten. Der spöttische Anklang an das Wort Walhalla und damit an Deutschtümelei und Germanenkult ist sicher nicht zufällig.
der, ohne Pl., kurze a, zweites betont, allg. für den von Carl Zulehner nach einer Vorlage aus Adolphe Adams „Brauer von Preston“ 1844 geschaffenen Büttenmarsch; vgl. Ritzambãã.
Adj., allg. für verrückt, schrspr. närrisch, regional in dem Spruch ich glaab, ich wer narrisch als Ausdruck freudiger oder auch ärgerlich-frustrierter Überraschung; vgl. doll Dibbe.
genassauert, a kurz und betont, allg. für schnorren, auf Kosten anderer leben; vgl. schnorre. Es ist ganz wichtig, festzuhalten, dass nicht die Nassauer schnorren, sondern die Anderen! Und das kam so: Der Herzog von Nassau hatte in seinem Land keine Universität. Um diesen Nachteil für seine Landeskinder (von 1806 – 1866 auch die Rheingauer) auszugleichen, stiftete er an verschiedenen Universitäten, vor allem in Göttingen, Freitische. Das lockte natürlich auch fremde Studenten an. Wie Günther Leicher richtig feststellt, gab es damals noch keine Studentenausweise; die Berechtigung zum Freitisch ergab sich aus dem Dialekt. Den machten die Unberechtigten nach: sie nassauerten. Soweit diese Herleitung eine Legende sein sollte, könnte der Begriff sich auch von jidd. nossenen, rotw. nassenen: schenken ableiten.
die, nur Pl., allg. für Marotten, Mucken, Launen, Schrullen, Fehler. Jeder hot sei Naube heißt auf neudeutsch ‚nobody is perfect’; vgl. Muck.
gange, allg. für fremdgehen.
a kurz und betont, auch einfach deneber, gew. für geistig oder körperlich nicht auf der Höhe sein. ‚Neber’ statt ‚neben’ ist eine der ganz charakteristischen Abwandlungen im Rheingauer Dialekt, an der man oft auch Einheimische erkennt, die Hochdeutsch reden (wollen). Abber mer muss doch zugebbe, dess des sprachlich gut zu ibber, unner, vorder un hinner basst, odder?
geneckst, kurze e, erstes betont, allg. für necken, reizen, verspotten. Intensivbildung zu necken; vgl. Bibbelnecksern.
die, kein Pl., allg. für Nähe, regional verwendet in der Formulierung de Nee noo: oberflächlich, nicht sorgfältig. Ich hon’s nor de Nee noo gemacht, halt dinn dribber.
auch neegst, langes e, allg. für beinahe. Do hot en Staa geleje, do wär ich neegscht dribbergefalle; schrspr. (dem-) nächst.
die, nur Pl., auch Neechelcher, langes e betont, allg. für ganze, ungemahlene Gewürznelken. Nägelchen und Nelke sind stammverwandte Wörter; die Gewürznelken sind ja auch ohne weiteres mit kleinen handgeschmiedeten Nägeln zu vergleichen. Sie enthalten beruhigende ätherische Öle, die man zur Schmerzstillung auf entzündetes Zahnfleisch reibt, und in dem Volkslied „Guten Abend, gut Nacht“ wird dem angesungenen Kind empfohlen „mit Näglein be-he-steckt, schlu-hupf u-hunter die Deck“.
verdutzter Ausruf im Sinne von ‚also so ebbes!’, ‚jetz gugg-der des ãã!’ oder ‚isses dann meechlich?’ Schrspr. müsste es heißen ‚nimm mal her’.
der, Pl. Newwee, Endvokal lang und betont, scherzhaft für Neffe; frz. neveu.
dialekttypische Verdoppelung für nie; im Unterschied zum Lat. führt sie aber keineswegs zur Bejahung.
s. Madonna, preißisch.
alte Spottbezeichnung für Hattenheim und Walluf; vgl. Ninividde.
die, nur Pl., alter Uzname der Niederwallufer. Der biblische Prophet Jonas drohte Ninive mit dem Untergang binnen drei Tagen, wenn die Einwohner nicht Buße täten. Das wurde auf Hattenheim und Niederwalluf übertragen, deren tiefgelegene Teile bei den früher häufigen Rheinhochwassern oft überschwemmt waren. Angeblich sollen die Oberwallufer darauf beharrt haben, die wahren Niniviten zu sein und ihre Nachbarn deshalb als Liehbeitel verketzert haben (vgl. Liejebeidel). Ob Hochwasser des Wallufbachs dazu Anlass gaben, die ja beide Ortsteile in gleichem Maß getroffen hätten, bleibt offen.
erstes u betont, allg. Entschuldigungsformel vor oder nach einer offenen Aussprache. Schrspr. ‚Nichts für ungut’.
das, ohne Pl., i kurz und betont, allg. in dem Ausdruck e silbern Nixje un e goldich Waad-e-Weilche (Wart-ein-Weilchen) als Antwort für Kinder, die neugierig nach Geschenken fragen, die an Geburtstag oder Weihnachten für sie bestimmt sind.
genoggelt, kurze Vokale, o betont, allg. für im Sitzen schlafen, auch bejahend nicken. Noggeler: kritikloser Mensch, Ja-Sager. Ich hab e Noggelche gemacht: Ich habe ein bisschen gedöst. Noggelcher waren aber auch die Figuren auf den Kästchen, mit denen noch in den1960er Jahren in den Kirchen um Spenden für die Mission in der dritten Welt geworben wurde. Sie hatten das Aussehen eines Negerkindes und noggelten dankbar nach einem Münzeinwurf.
o kurz und betont, Ausruf, der Ärger, Frust oder Verzweiflung ausdrücken kann. Von frz. nom de Dieu: Name Gottes. Wieder ein Ausdruck, der einen unmittelbar gotteslästerlichen Fluch umgeht. Nota bene hat er nichts mit dem eher gleichgültigen in Goddes Name zu tun.
die, auch Nonneferzjer, kurze Vokale, o betont, gew. für sehr kleine Kracher (Feuerwerkskörperchen) zu Silvester. Der Singular ist nicht gebräuchlich, weil die winzigen Dinger nur kettenweise gehandelt werden. Der Ausdruck wird auch für das Gebäck Windbeutel bzw. für Baisers verwendet; vgl. Juddeferz.
der, kein Pl., langes o betont, allg. bei Kindern für Nachlaufspiel. Ein Kind is oder hot de Schlaach, das heißt, es verfolgt die Mitspielenden so lange, bis es ihm gelingt, de Schlaach weiterzugeben, also ein anderes Kind zu berühren. Dann is das Kind, das der Handberührung nicht entlaufen konnte, und muss versuchen, sich auf gleiche Art frei zu machen. Vor dem Schlaach rettet man sich, wenn das Laufen nicht zureicht, dadurch, dass man einen vorher vereinbarten neutralen Raum, die Ruh, erreicht. Do gilt de Schlaach nix. Wer sich zu lange in der Ruh aufhält, wird mit dem Spruch drei eiserne Stange, wer nit erausgeht, is gefange zum Weiterlaufen gezwungen. Ein Lockvers für den Verfolger: Hier sitz ich un strick ich, wann de Wolf kimmt, dann laaf ich wird in Hockstellung mit Strickbewegung der Finger gerufen.
die, Pl. Nuddele, auch Nuggel, kurze Vokale, u betont, gew. für Schnuller, Lutscher, Sauger. Auch Tabakspfeife. Ugs. Nuckel. Verb: nuddele, genuddeld, ugs. nuckeln.
das, Pl. Nuddelcher, kurze Vokale, u betont, Verkleinerung von Nuddel. Mit dieser Wortform verbunden ist die Udschewach, eine Parodie auf die Wachparade der Udschebebbes (s.d.). Zu der Melodie des Marschs, mit dem die Truppe aufzog, wurde gesungen: Gebb dem Kind soi Nuddelche, gebb dem Kind soi Nuddel, gebb dem Kind soi Nuddelche, gebb dem Kind soi Flasch, abber rasch, abber rasch, abber rasch . Mit dem charakteristischen Schwung der Clairon-Bläser wurde nach diesem Text eine leere Weinflasche an den Mund gesetzt und die Marschmelodie weiter ‚geblasen’.
die, Pl. Nuddelflasche, kurze Vokale, u betont, Saugfläschchen für Kleinkinder.
das, Pl. Nuddelschobbegleesjer, erste Silbe betont, Scherzwort für das gewohnte Schoppenglas des Weintrinkers bei Früh-, Dämmer- oder Spätschoppen.
auch oarj-che, die Vokale und das r werden zu einem Laut zwischen a und o; vielfach verwendbarer Ausruf, der Ersatunen, Verblüffung, Ver- oder Bewunderung ausdrücken kann, ggf. durch die Verkleinerungssilbe entdramatisiert.
Normalerweise ist Norden oben und Süden unten, weil unsere Landkarten seit langem genordet sind; früher waren sie ge-ostet, also orient-iert. Das führt zu einer logischen Zwickmühle: Der Rhein, unsere Lebensader, fließt zwar generell nach Norden, aber jedenfalls abwärts. Folglich muss alles, was im weitesten Sinne rheinabwärts ist, unten sein; erstmal alles den Fluss entlang bis Rotterdam. Aber damit nicht genug, wird gleich alles andere in nördlichen Breiten nach unten verlegt, sei es Kassel, Hamburg, London, Stockholm oder was auch immer. Zwischen Mainz und Mäuseturm fließt der Rhein ja bekanntlich nach Westen, aber das ändert nichts am Prinzip der Fließrichtung: Spätestens ab Rüdesheim beginnt der untere Rheingau, Walluf und Eltville sind zweifelsohne der obere (Höhengemeinden jeweils inbegriffen); wenn man dreiteilen will, liegt der mittlere dazwischen, sonst muss man sich entscheiden, wo Geisenheim und Oestrich-Winkel hin sollen. ‚Vorderer’ und ‚hinterer’ Rheingau sind Formulierungen, die nur ahnungslosen Großstädtern einfallen können (Namen werden nichtgenannt). – Nichtsnutzige Dinge und Menschen werden so charakterisiert: Obbe nix un unne nix un in de Mitt Hohlsaum oder un die Mitt kannst-de fortschmeiße.
oben hinaus bzw. heraus.
s. Matschores.
der, Pl. selten, kurze Vokale, erstes o betont, allg. für Anführer, Chef.
der, wie schrspr. Ochse, hier in Redensarten wie Eme Ochs ins Horn petze, allg. für vergebliches Mühen um Verständnis, um Folgsamkeit; oder Steh nit do wie de Ochs vorm neie Scheierdor zur Verspottung eines Ratlosen.
der, Pl. Ochsekebb, kurze Vokale, Anlaut betont, grobes Schimpfwort für dummen Menschen.
das, kein Pl., letztes o betont, allg. für Kölnisch Wasser; frz. Eau de Cologne. Nadierlich geheert en Odecolonch bei’s Weschlafor (s.d.). – Als ein Rheingauer beim Stadtbummel in Paris eine Szene beobachtet, bei der sich Passanten mit den Worten „oh, tout malade“ um jemanden kümmern, dem übel geworden ist, sagt er: Ja, duht mer aach laad, wann ich nor wisst was Odecolonch uff franzeesisch heeßt.
der, kein Pl., kurze Vokale, o betont, in der Gaunersprache einer, der ein offenes Geständnis ablegt. Vgl. dazu die ähnlichen Bildungen Dummbach, Simbach, Zehbach (s.d.). Auch Bezeichnung für den früheren Offenbarungseid, heute eidesstattliche Versicherung zur Vermögensoffenbarung. Zu Offebach der Spruch: Krieh de Krach, Offebach! Die Stãã binne se ãã, un die Hund losse se laafe! Er soll folgende Grundlage haben: Früher waren die öffentlichen Plätze der Städte und größeren Orte häufig mit etwa meterhohen Steinsäulen eingegrenzt, die durch Eisenketten girlandenartig verbunden waren; nur an einzelnen Stellen konnte man durch. Weil ein Hund ihn anbellt, geht ein Rheingauer in Offenbach rückwärts gegen eine solche Kette und fällt drüber. Darauf folgt erbost der Spruch. Variante: Es war Winter, und der Stein, mit dem der Mann nach dem Hund werfen wollte, war angefroren.
der, kein Pl., zweites o gelängt und betont, allg. Hüllwort für unser wichtigstes Getränk, den Wein; so benannt nach seinem früher gewohnten Haupt-Erntemonat. Als Mimikry vergleichbar mit dem ‚Pharisäer’ im Norden.
das, Pl. Ohme, langes o, altes Flüssigkeitsmaß von ca. 150 Liter. Lat. ama: Gefäß, mhd. ame bzw.ome: Maß; vgl. Stigg.
der, Pl. Ohrschlitze, auch Ohrschlingel oder Ohrschliwwer, o lang und betont, gewöhnlich für Ohrwurm. Wie schrspr. ist auch im Dialektwort vergessen, dass Ohr = Öhr ist und dass das Insekt seinen Namen wegen der öhrförmigen Greifer am Hinterleib trägt. Ohrschliwwer enthält ‚schlüpfen’, aber es ist absolut nur ein Gerücht, dass die Tierchen sich für menschliche Ohren interessieren. Im Gegenteil sind sie sehr nützlich, weil sie Schadinsekten vertilgen, und man sollte ihnen deshalb Unterschlupf bieten, indem man einen Blumentopf mit Stroh o.ä. füllt und umgedreht im Garten aufhängt.
s. eijeijei.
die, Pl. Oile, allg. für Orgel, Drehorgel, verkürzt über Orjel, Ojel.
der, Pl. gleich, auch Olwel, kurze Vokale, o betont, allg. für ungeschickter, auch ungehobelter Mensch, Tolpatsch, einer, dem die Kinderstube fehlt. Vielleicht von mhd. alwaer: dumm, einfältig, albern, zumal man auch die Wendung redd nit so olwer gebrauchen kann. Es kommt aber auch ahd. olbenta, mhd. olbende, asächs. olbundeo: Kamel in Betracht. Jedenfalls gilt: En Olbel bleibt en Olbel, un wann er mem Zylinder ins Bett geht.
s. Elwedridsche.
o nach a gefärbt, kann missmutige Ablehnung ausdrücken: Komm, geh met! – Ooch, loss mer mei Ruh!; aber auch Bewunderung: Ooch, was sin die Blumme schee!
die, Pl. Oomutze, auch Oometzele, örtlich für Ameisen. Ahd. ameiza zu germ. meitan: schneiden, also die Eingeschnittene, vergleichbar mit lat. insecare, insectum: eingeschnitten.
geoort, o lang und betont, nicht mehr allg. verstanden für beten (der Juden). Lat. orare, jidd. oren: beten. Die oore menanner: Die murmeln und haben Geheimnisse.
das, Pl. selten, allg. für die Anlandung des von Gewässern mitgeführten Geschiebes bzw. Gerölls, sei es bei Flussbiegungen des Rheins an der Kurven-Innenseite, sei es bei einmündenden Gewässern unterhalb am Rheinufer.
das, Pl. Eeser, langes o bzw. e, gutmütiges Schimpfwort. Die Bedeutung Aas, urspr. Fraß, Beute, verwandt mit atzen, ist vergessen. Seine Färbung erhält das Wort durch Adjektive wie goldich, klaa, dumm, schebb; vgl. Schinn-oos. Einer honorigen Oestricher Familie blieb der Spott nicht erspart, wonach die Mehrzahl von Oos ‚Eser’ heißt.
die, Pl. Orschele, o kurz und betont, gew. für dumme, unsaubere weibliche Person, überhaupt verächtlicher Ausdruck für Mädchen oder Frau. Orschel könnte von Ursula kommen; jedenfalls heißt die Ursulinenschule in Geisenheim die Orschele. Woher der negative Beiton kommt, ist ungewiss.
das, Pl. Erder, o bzw. e kurz, allg. für Dorf. Mer gehn ins Ort. Einheimische sind einfach aus-em Ort. Auch hier tauscht der Dialekt den Genus, vgl. Bach, Boot. Mhd. ort: Stelle, Winkel.
der, Pl. gleich, a lang und betont, allg. für eine Sorte Brötchen, deren Teig mit Wasser angemacht wird und die daher auch Wasserweck (s.d.) genannt werden. Wie der Name sagt, werden die Brötchen paarweise zusammen gebacken, so dass sich das Gebilde in der Mitte, beim Zusammenstoß, verengt. Der Paarweck figuriert in der Dreiheit Weck, Worscht un Weĩ als der Inbegriff des Weck (s.d.) und ist quasi die Rheingauer Grundnahrung.
adv., kurze Vokale, e betont, allg. für niedergeschlagen, entkräftet. Eich sein jo ganz padderr; frz. parterre: ebenerdig.
der, kein Pl., kurze Vokale, a betont, gew. für Klatschmohn.
gepaggt, a kurz und betont, allg. für erreichen, schaffen. Die Arbed pagge mer nimmeh bis heit Obend. Bei Bubenkämpfen: den oder die anderen überwinden.
die, nur Pl., a kurz und betont, allg. für die Buchsbaumbüschel, die am Palmsonntag in der Kirche gesegnet und übers Jahr zu Hause aufbewahrt werden, je ein Sträußchen am Kruzifix, am Dunggedippche in de Schloofstubb, am Herd, unnerm Dach un im Stall schützte vor Unheil; eins diente dazu, Kranke oder Tote mit Weihwasser zu besprengen.
die, nur Pl., allg. für die Blüten von Salweide und Haselstrauch.
die, ohne Pl., a kurz, historisch für Rheinhessen und Pfalz; eigentlich alles, was jenseits von Mainz liegt. Der Begriff Palz ist bis Ende des 18. Jahrhunderts keineswegs nur auf Kurpfalz und die Seitenlinien dieses Herrschaftsbereichs bezogen, sondern Name der gesamten Landschaft gewesen. Palz ist hier der Gegensatz zum Gau; alle rheinhessisch-mainzischen katholischen Dörfer heißen Gau- (Bischofsheim, Bickelheim, Algesheim etc.); der Rest war die Palz, fast immer evangelisch und anderen Herren zugehörig. Konkret wird die Palz aber im Rheingau jenseits der Wisper, wo man seit dem frühen Mittelalter an das pfälzische Amt Kaub angrenzte und wo sich nach kurzem nassauischem und preußischem Intermezzo ab 1945 die Besatzungsgrenze und heute wieder die Landesgrenze zu (Rheinland-) Pfalz befindet. So wurde in Ransel jedem, der ebbes ããgestellt hot, geraten: „Schaff dich uff die Palz-Seit ".
s. Kesselfligger.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, abwertend für Mädchen ohne sichtlichen Busen; freilich auch für schrspr. Pfannkuchen.
das, Pl. Pannestielcher, a kurz und betont, nicht mehr allg. verstanden für männlicher Säugling, der noch nicht getauft ist; weibliche Entsprechung: Roseknespche.
der, Pl. Pänz, kurzer Vokal, abwertend für Kind; frz. panse: Wanst; vgl. Balch.
die, nur Pl., ä gelängt und betont, gew., seltener werdend für Pantoffeln, Schuhe, Turnschuhe aus Pirmasens. Die Stadt war früher für Schuhe so bekannt wie Pforzheim für Schmuck. Spottwort für aufgetakelte Landeier: Rheĩgauer Plattfieß in Permesenser Schuggelcher; statt Rheĩgauer natürlich meist mit dem Namen des Herkunftsorts der bespöttelten Person gewürzt. Die Plattfieß kenne nadierlich aach in Pariser Schuggelcher stegge. Paris ist zwar nicht speziell für Schuhherstellung bekannt, aber allgemein für schicke Mode.
der, Pl. selten, kurze Vokale, u betont, außer Gebrauch gekommenes, gutmütiges Spottwort für älterer, meist allein stehender Herr. Wohl abgeleitet von Patchouli, einem Kraut, das sowohl für die Herstellung von Mottenpulver als auch als Herrenparfum Verwendung fand.
Pechdraht, Pechhengst, Pechkavalier, der, e kurz und betont, ebenso wie der Beruf selten gewordene Spitznamen für Schuster, besonders Schusterlehrling.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, gewöhnlich für Pate, Vetter. Mhd. veter: Vaterbruder. Wird auch als kumpelhafte Anrede gebraucht. In regionaltypischer Verdoppelung gibt es auch Peddersch-Ehm für Patenonkel.
der, Pl. gleich, erstes e lang und betont, gew. für einen mit so großen Füßen, dass er damit einen Pfad austreten kann; auch für plumpe und ebenso große Schuhe; schrspr. Pfädchentreter.
die, Pl. Pefferbichse, kurze Vokale, erstes e betont, vulgär für Arbeiterinnen in Gewürzmühlen, z.B. van Hees in Walluf, aber auch für eine besonders feurige Frau.
gepiffe, schrspr. pfeifen, hier in dem Spruch Do langt’s nit, wammer nor ’s Maul spitzt, mer muss aach peife: Den Ankündigungen müssen auch Taten folgen.
ei betont, sonst kurze Vokale, gew. Ausdruck der Schadenfreude, erfolglose Handlungen werden so quittiert; ungefähr wie: Ätsch! Schrspr. Pfeifendeckel; vgl. gepiffe.
der, Pl. Peifekebb, ei betont, gew. für Dummkopf im Sinne von schrspr. Pfeife; auch Spottwort für Schiedsrichter.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, e betont, allg. für Pfennig. Mittelniederl. penninc und pennich, neuniederl. penning. Seit Einführung des Euro nicht mehr als Münze im Umlauf. Dann verschwinden auch so schöne Worte wie
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, gew. Schimpfwort für Geizhals.
kurzes e, allg. für durch; Met dem bin ich per: Mit dem will ich nichts mehr zu tun haben.
gemacht, kurze Vokale, per betont, gewöhnlich für verschwinden. Gebräuchlichste Wendungen: Ich mach mich per, oder Imperativ Mach dich per: mach dich fort, verschwinde. In gleicher Bedeutung: ab mache, all mache, fort mache, s.d.
ve-kratze bzw. ve-ziehe, Perl betont, gew. für das Gesicht zerkratzen, das Gesicht verziehen. In Köln ‚Knaatschperlche’ für weinerliches Gesicht, wehleidiger Mensch.
das, Pl. Perlzwibbelcher, Perl betont, kurze Vokale, gleichmäßige Betonung, gew. für kleines patentes Mädchen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, e betont, schwindend im Gebrauch für Bahnsteig. Von frz. perron: Freitreppe war es wie viele andere Begriffe aus dem Eisenbahnwesen die gebräuchliche Bezeichnung, bis es der Sprachreinigung zum Opfer fällt: 1866 wird ‚Bahnsteig’ für Perron von O. Sarrazin (sic!) in der Kölnischen Zeitung vorgeschlagen, 1888 wird auf Berliner Bahnhöfen Perron durch Bahnsteig ersetzt. Die Franzosenfresserei des Ersten Weltkriegs setzt Bahnsteig endgültig durch. Das alte Perrong bleibt in der Schweiz – und in der Sprechgewohnheit vieler Rheingauer. In Hattenheim gab es in Bahnhofsnähe ein Lokal dieses Namens. Vgl. Barrier, Billjett, Kubbee.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, e betont, gew. für Pfirsich. Vor der ersten Lautverschiebung bürgert sich vulgärlat. persica: Frucht aus Persien ein, wird aber erst seit dem 12. Jh., also nach der Lautverschiebung, schriftlich als pfersich bezeugt. Das i in Pfirsich stammt aus dem Ostmitteldeutschen.
die, Pl. Petze, kurzes e, allg. für Kneifzange, ferner für Leute, die sich über vermeintliche Verfehlungen Anderer verbreiten. Substantivierung des Verbs petzen.
gepetzt, kurze e, erstes betont, gewöhnlich für
1. kneifen. Lat. pinctiare, ital. pizzicare: kneifen, zupfen liegen zugrunde; Pizzicato in der Musik.Obwohl der Rheingauer Dialekt zwicken so wenig wie kneifen kennt, wurde doch die Sehhilfe „Pincenez“ meist Zwicker genannt. Vgl. Ochs ins Horn petze: etwas Vergebliches tun;
2. familiär und in der Schülersprache: anzeigen, er hot mich verpetzt. Das Wort gelangt in der Bedeutung angeben im 18. Jahrhundert durch Theologiestudenten des Hallischen Waisenhauses in die Studentensprache. Es wird von hebr. pazah: den Mund auftun, hergeleitet;
3. trinken, auch pitsche. Dieses Wort lässt sich evtl. alternativ vom tschechischen Wortstamm pec herleiten, der auch Petschaft und petschieren (siegeln) ausbildet und etwa unter der gleichen Bildvorstellung wie verlöten zur Tätigkeit des Trinkens in Beziehung gesetzt wird.
pexiert, i lang und betont, gehoben für etwas falsch machen, wider Sitte, Moral oder Gesetz handeln; lat. peccare: sündigen.
gepiddelt, kurze Vokale, i betont, allg. für 1. pedantisch herumwerkeln, aber auch an kleinen Dingen nesteln, am End is alles uffgpiddelt; vgl. knibbele, pligge; 2. beim Fußball zu lange dribbeln, ohne abzugeben. Substantive: Gepiddel, Piddelei, Piddeler.
gepienzt, allg. für ‚hellen, dünnen, klagenden Ton abgeben’.
das, Pl. Pienzjer, langes i betont, gew. für schmächtiges Kind, überempfindlicher Mensch. Adjektiv: pienzig; Sei nit so pienzig. Zusammenhang mit Pein; vgl. Schmienzje.
das, Pl. Piffcher, i kurz und betont, allg. für kleines Gemäß Wein. Das war früher ein Viertelliter, vgl. Verdelche. Inzwischen sind die Weingläser kleiner geworden, en Piffche ist nur noch ein Zehntelliter. Merke aber: Viele Piffcher gebbe aach en Aamer. Hat auf jeden Fall mit Pfeife(n) zu tun, vielleicht mit Pfeifchen, schließlich hat es kaum mehr Inhalt als dessen Köpfchen.
gepiffelt, kurze Vokale, i betont, allg. für fast tonloses Pfeifen.
der, Pl. gleich, i kurz und betont, nicht mehr allg. verstanden für großes Kopfkissen, zweischläfriges Kopfkissen, Paradekissen, Federbett. In einer Mainzer Quartierverordnung vom Oktober 1792 heißt es: Betten, bestehend aus einem Unterbett, oder Matraz, zwei Kopfkissen oder einem Pülfen. Das Dialektwort gehört in die Verwandtschaft von Pfühl, die bis englisch pillow: Kissen reicht. Lat. pulvinus: Polster, mhd. phülwe: Federkissen.
das, Pl. Pimbernellcher, kurze Vokale, i betont, gew. für empfindliche Person. Pimpernelle wurde früher auch Kräutchen Rührmichnichtan genannt und gehört in die grie Soß (s.d.). Auch in der Abwandlung Pimberlies gebräuchlich.
die, kein Pl., allg. für eine nicht allzu schwere Erkrankung, z.B. Erkältung. Schrspr. bezeichnet Pips eine Hühnerkrankheit; lat. pituita: Schleim, Schnupfen.
gepischbert, kurze Vokale, i betont, allgemein für flüstern, wispern. Substantiv dazu: Gepischber, das, kein Pl.. Seit des Pischbern uffkomme is, ve-steht mer die Leit nit meh. Lautmalend, taucht im 15. Jh. am Mittelrhein auf. En Pischberer ist einer, der immer übertrieben leise daherredet, ein Geheimniskrämer.
s. Aajerbisch.
das, Pl. Pissewaas, kurzes i betont, vulgär für Urinal; frz. pissoir.
die, Pl. Pitsche, i kurz und betont, allg. für Pfütze; lat. puteus: Brunnen, ahd. buzza, puzze, mhd. phütze.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, auch Pitschesabscher, Spottwort für einen, der zu ungeschickt ist, um Pfützen auszuweichen. Auch Neckwort für kleiner Bub; vgl. dabbsche.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, Spottwort für Gehrock, ein Gewand, das so lang ist, dass es in die Pfützen tunkt; heute nicht mehr Mode.
gepitzelt, kurze Vokale, i betont, allg. für prickeln. Mhd. bizen: beißen, stechen.
der, ohne Pl., kurze Vokale, i betont, in allen Weingegenden für in Gärung befindlichen Most, der über den Rauscher (s.d.) hinaus gediehen ist und stärker Kohlensäure entwickelt, so dass sich der ursprünglich bräunlich-grünliche Most weiß färbt. Er prickelt, deshalb heißt er Pitzeler. Inzwischen ist Fedderweise (s.d.) gebräuchlicher.
das, ohne Pl., kurze Vokale, i betont, allg. für Mineralwasser mit Kohlensäure; vgl. Klickerwasser.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Flicken bzw. Flecken; das kann ein Stück Land sein oder ein Flicken auf der Hose, dann isses e Plaggehos. Niederdt. ist Plagge weiblich und bezeichnet ein abgestochenes Rasen- oder Moorstück.
Adj., allg. für fleckig, insbes. im Gesicht, etwa bei Masern.
geplärrt, kurzes ä, das kaum zu e wird, verächtlich im vertrauten Umgang für laut und ungehemmt weinen, schreien, unmelodisch singen.
Adj., a kurz und betont, auch plaschdermied, allg. für den Zustand des Rheingauers, aber auch der Rheingauerin nach ausgedehntem Einkaufsbummel in der Stadt. Ich bin-der so plaschdermied wie en aale Gaul.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, auch Plaschderschisser, vulgärer Spottname für Städter.
die, Pl. Platsche, kurzes a, gew. für Teppich-Ausklopfer; vgl. Miggeplatsch.
gebutzt, a kurz und betont, gew. für verschwinden. Nur äußerlich an schrspr. Platte angeglichen. Die Wendung könnte aber zurückgehen auf jidd. palot: fliehen, Zuflucht suchen, und hebr. puz: sich zerstreuen. Rotw. platt: vertraut, verlässlich; vgl. bleede.
der, Pl. Plattkebb, kurze Vokale, a betont, allg. für Glatzkopf. Der Ausdruck Laaf em noo un schenn-en Plattkopp will sagen: was da angerichtet wurde, ist nicht mehr zu ändern.
geplesdert, kurze e, Stamm-e betont, auch pleschdern, allg. für 1. pflastern met Pleschderstãã; 2. im übertragenen Sinne ‚sich aufdringlich zu jemand dazusetzen’.
gepliggt, i kurz und betont, gewöhnlich für kratzen, besonders an Poche oder verschorften Wunden. Schrspr. pflücken; vgl. knibbele, piddele.
die, Pl. Poche, o kurz, auch Pöchelche, gew. für kleines Hautgeschwür, Pickel, Pocke.
der, Pl. Podhämmel, o lang und betont, nicht allg. verbreitet, wahrscheinlich rheinhessischer Import, für Schnake, Stechmücke, auch Heimchen, Grille, Ameise. Das gewöhnliche Wort für Stechmücke ist im Rheingau die Schnook (s.d.), vgl. Rhei-Schnooge. Der erste Wortteil wird mit Boden- in Verbindung gebracht, aber auch mit frz. bouton: Knopf, Pocke zu erklären versucht. Der zweite Wortteil begegnet in den Bezeichnungen Hammelmeisje für Grille und Petzhämmel für Ameisen wiederholt. Es gibt Meinungen, die den Wortbestandteil -hammel der Bezeichnung des Insekts Hummel zuordnen und beides lautmalend erklären. Das Deutsche Wörterbuch weist unter Hammelmeisje auf die Bedeutung springen, hüpfen des ersten Wortbestandteils hin. Vor allem wird man im Zusammenhang mit der Bedeutung Heimchen an einen Ursprung von heimlich: haamlich zu denken haben; vgl. Hammelmeisje.
der, Pl. Pehl (entrundetes ö), allg. für Pfahl. Im Weinberg bei der heute üblichen Erziehung mit Drahtrahmen heißen die Pfähle Stiggel (s.d.). Pehl sin nor genumme worn, wie mer noch an jed aanzeln Reb aan gestelld hot, dann war’s en Pehlwingert. Pfähle sind aus Hartholz (Eiche oder Robinie) der Länge nach gerissen worden.
die, kein Pl., o kurz und betont, schwindend für ungeschorene, in das Genick fallende, strähnige Haare; vgl. Ank.
die, Pl. Polga-Schnude, langes u, gew. für unwillig vorgeschobene Lippen. Der micht e Schnut, dess mer Polga druff danze kann.
poliert, langes i betont, gew. in dem Ausdruck die Fress poliere für verprügeln.
das, s. Humbeschnud.
die, Pl. Porzellanfuhre, a gelängt und betont: Fachausdruck der Droschkenkutscher für Fahrten, die besonders sorgfältig durchgeführt werden mussten. Die Droschkenkutscher kannten die Pikanterien und Geheimnisse der Gesellschaft und – schwiegen. Kein Wunder, die Fahrgäste gaben gute Trinkgelder...
die, Pl. Podde, o kurz und betont, allg. für Knospen an Reben und Obstbäumen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, früher allg., mit dem Fortschritt der Hygiene verschwindend, für Nachttopf; frz. pot de chambre.
das, kein Pl., allg. für Vorrecht. Er hot des Pree druff; lat. prae: vor.
adv., in- betont, gew., fast verschwunden, für karge Einrichtung einer Wohnung, auch die Meebel an die Wand gemoolt. In solchen Behausungen wurde in de Kommodeschublad oder uff-em Barchent geschloofe. Barchent ist das besonders dichte Baumwoll-Leinen-Gewebe für Federbetten- und Kopfkissen-Inletts, d.h. die Bewohner hatten weder Geld für ein Bett noch für Bezüge, es Brod nit ibber Nacht.
s. Madonna, preißisch.
Adv., gew. für eng anliegend.
die, ist kein Dialektbegriff, sondern bezeichnet ein Spottgedicht. Meist vierzeilig werden Gegenstände, Handlungen oder Personen mit ersonnenen Eigenschaften aufgeführt, denen am Schluss kontrapunktisch ein Kommentar gegenübergestellt wird. Die Form gibt es seit der Antike, in Deutschland seit dem Mittelalter, im 16. Jh. vor allem in Nürnberg durch Hans Sachs. Der Begriff, von lat. prae-ambulum, ist neuzeitlich. Allgemein außer Gebrauch gekommen, spielt die Priamel im Dialekt noch eine Rolle. Nach dem Muster: Wer dorch (A) kimmt ohne gefoppt, dorch (B) ohne geroppt, un dorch (C) ohne dootgeschlaa, der kann vun Glick saa, existiert sie außer im Rheingau vor allem in Rheinhessen mit Bezug auf zahlreiche Orte.
die, Pl. Pritsche, i kurz und betont, allgemein für Schlaginstrument im Karneval, Narrenpritsche. Ahd. britissa, mhd. brizelslahen, seit 1517 belegt. Verb: pritsche.
auch probberche, Adj., kurze Vokale, o betont, allg. für sauber, wohlgefällig; frz. propre: sauber, rein.
das, Pl. Profittcher, kurze Vokale, i betont, allg. für
1. einer, der seinen Vorteil zu wahren weiß, berechnender Mensch;
2. Wachs-Auffänger aus Glas oder Pergament am Fuß von Kerzen;
3. abgewinkelte Holz- oder Blechrinne, um ein Verschütten beim Umschöpfen von Maische zu vermeiden, also ‚den Profit zu wahren’; auch rundgeformtes Schaufelblech zum Aufnehmen der Mostreste aus de Traubebitt; vgl. Bitt.
der, kein Pl., u kurz und betont, auch Puhl, gew. für
1. Jauche, auch Sutter in der Tabakspfeife. Zieh Puddel ist eine derbe Aufforderung zum Weggehen; Puddel fahrn, auch puhle ist das Ausbringen von Jauche aufs Feld;
2. Fehlwurf beim Kegeln, d.h. wenn die Kugel in die Gasse rollt. Das Wort ist lautmalenden Ursprungs und seit 1240 bezeugt.
derb für pudelnackt, vgl. naggisch.
das, ohne Pl., kurze Vokale, u betont, vereinzelt für schlecht riechenden Tabak.
die, kurze Vokale, u betont, ärgerliche Verwünschung, mehr von Gegenständen als von Personen: Du sollst doch grad die puddelnaggisch Kränk krieje! ; eigener Ärger: do kann mer doch die puddelnaggisch Kränk krieje! Schrspr. das pudelnackte Elend; vgl. Laad, Kränk.
die, Pl. Puddelpumbe, kurze Vokale, erstes u betont, gewöhnlich für 1. Jauchepumpe; der Säufer schluckt als wie e Puddelpump; 2. bildlich: unsauber gehaltene Tabakpfeife.
der, Pl. gleich, langes u betont, vulgärer Spottname für die Einwohner des Rüdesheimer Stadtteils Eibingen; entstanden, als es dort noch an Toiletten fehlte.
das, ohne Pl., ohne Betonungseigenheit, gewöhnlich für Geld. Bildwort.
die, Pl. Pulvertudde, kurze Vokale, erstes u betont, gewöhnlich für rote Trinkernase. Auch Kubbertutt, s.d.
Alle Worte, die mit ‚Qu’ beginnen könnten, finden sich unter ‚Kw’. Diese Lautung ist im Rheingauer Dialekt noch ausgeprägter als im Hochdeutschen.
geraacht, a lang und betont, gew. in Ausdrücken wie Ebe raacht’s oder Wann ich dich krieh, dann hot’s abber geraacht. Sie bezeichnen die Grenze der Geduld gegenüber provozierender Frechheit oder herausfordernden Übergriffen, sind letzte Warnung vor Tätlichkeiten. Wann’s raacht, dann ‚brennt die Hütte’, wie es neudeutsch heißt; schrspr. rauchen.
die, Pl. Raachschwalbe, langes a betont, im übertragenen Sinn für ungepflegte Frau; schrspr. Rauchschwalbe.
ãngetribbe, a durch nicht gesprochenes n nas. und betont, schrspr. ‚die Reifen antreiben’, kellerfachlich für das Festmachen der eisernen Fassreifen mit Setzhammer und Schlegel; übertragen auch für ‚sich satt essen’, in dessen Folge die Körperumhüllung ja auch strammer zu sitzen pflegt; vgl. ve-lechene.
die, ohne Pl., a lang, allg. in dem Ausdruck in die Raasch komme: in Wut geraten, in Hitze kommen, Temperamentsausbruch haben; frz. rage: Tollwut, Wut, Grimm, Sucht.
das, Pl. Raballjemenscher, kurze Vokale, zweites a betont, gew. für lautes Frauenzimmer, energische Person; eine, die sich mit Lautstärke behauptet. Etwa die weibliche Entsprechung von Rabatzmacher oder Rabauke. Schrspr. außerdem ‚rabanzen’: geschäftig, unruhig sein. Vielleicht von frz. racaille: Gesindel oder reveil: Weckruf; vgl. Mensch.
das, ohne Pl., kurze Vokale, zweites a betont, gew. für Krachmacher. Zu laut spielende Kinder oder nächtliche Ruhestörer können so genannt werden.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Traubenkamm, Stielgerüst, Fruchtstand der Trauben. Die Traube gäre uff de Rabbe: die Trauben gären auf den Stielen. Dabei gerät viel Gerbsäure in den Wein, was unerwünscht ist. Beim Weißwein ohnehin; bei der Rotweinbereitung werden die Trauben vor der Maischegärung entrappt. Mhd. rapp, frz. râpe; vgl. Bergel, Druse.
der, kurze Vokale, a betont, allg. für Erregung, Verwirrung. Mer kann also de Rabbel habbe; abber wann mer’n übergange hot, geht’s aam aach nit besser.
das, Pl. Rabbelcher, kurze Vokale, a betont, in der Kinderstube für Urin; Rabbelche mache: urinieren; lautmalerisch.
gerabbelt, kurze Vokale, a betont, 1. allg. für rappeln, rütteln (wie schrspr.);
regional auch 2. für die Tätigkeit, die zum Rabbelche führt;
3. ähnliche Verwendung wie raache (s. d.), z.B. wann ich dich krieh, dann hotts abber gerabbelt;
4. Dir rabbelt’s im Kopp: du bist verrückt;
5. nur Part. Perf. in dem Ausdruck gerabbelde voll: Beim Rütteln rutscht der Inhalt zusammen, und wenn dann noch einmal nachgefüllt ist, passt wirklich nichts mehr hinein.
das, Pl. Rabe-Eeser, a gelängt und betont, gew. Schimpfwort für bösartiges Weib; vgl. Oos.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, allg. für Rebhühner.
Spottname für Bacharach.
Adv., a kurz, gew. für 1. steif, starr, lahm, durch Kälte oder Nässe, von langem Sitzen, Bücken, Stehen oder schwerer Arbeit; 2. rauh, hart, straff; mankann rack hieschlãã (hinschlagen); 3. roh, ungeschlacht (Mensch), störrisch (Pferd); 4. frisch, noch nicht abgehangen: des Flaasch is noch rack; mhd. rac: straff, gespannt, steif.
s. Bundekuche.
die, kurze Vokale, a betont, über den Ohren zu „Schwänzchen“ zusammengebundene Haare bei Mädchen.
die, Pl. Raffele, a kurz und betont, gew. für Gebiss. Dem haa' ich in die Raffel: dem hau’ ich in die Fresse. Schrspr. ist Raffel Reibeisen, Klapper, Plaudermaul; vgl. Zahnraffel.
der, ohne Pl., kurze Vokale, a nach o gefärbt und betont, allg. für dünner, saurer Wein. Möglicherweise steht es mit ital. rombice: Sauerampfer in Verbindung. Dessen ungeachtet nannte man ein halbwüchsiges Rind auch Rambesje.
das, Pl. Ränftcher, ä kurz und betont, schwindend für Ziersaum am Kleid. Schrspr. ist Ranft die Rinde bzw. das Endstück vom Brot
der, Pl. gleich, a kurz, nach o gefärbt und betont, gew. für mächtiges Stück Fleisch, dicke Scheibe Brot. Mhd. ranc: schnelle, drehende Bewegung beim Abschneiden.
der, Pl. gleich, a kurz, nach o gefärbt und betont, allg. für Bauch. De Ranse fligge: sich satt essen. Die hot de Deibel im Ranse: Sie ist durchtrieben bzw. wild. Ransegadd: Älteste Mainzer Fastnachtsgarde, zu der Männer mit Bäuchen gehören. Spruchweisheit: Lieber en Ranse vum Fresse als wie en Buggel vum Schaffe; schrspr. Ranzen.
geraschbeld, kurzes a betont, allg. für rascheln; lautmalerisch.
der, Pl. Rasselbeck, kurze Vokale, a betont, Fabeltier, das einfältige Menschen fangen können sollen. Met mir kannst-de doch kaa Rasselbeck fange: Du glaubst doch nicht, dass ich so dumm bin, mir das gefallen zu lassen. Der is so bleed, des mer Rasselbeck met-em fange kennt.
geratscht, a kurz und betont, allg. für: 1. tratschen, Klatsch verbreiten, 2. mit der Ratsche Geräusch machen. Schrspr. ist Ratsche: Rassel, Klapper. Im Rheingau war sie ein Gerät der Fastenzeit: An einem Holzstiel sind wendelförmig Nocken angeordnet. Über diesen Nocken liegen Holzzungen, die in einem um den Nockenstiel schwenkbaren Rahmen federnd gehalten sind. Nocken und Federn ergeben beim Schwenken des Stiels das Geräusch des Ratschens. Große Ratschen ersetzten am Karfreitag und Ostersamstag die Glocken, die „nach Rom zum Papst geflogen sind, um Buttermilch zu trinken“; vgl. Klebber.
die, Pl. Ratschele, a kurz und betont, gew. für Klatschbase; lautmalend.
die, hier ohne Pl., a kurz, allg. in dem Ausdruck er hott die Ratt für: er ist stockbetrunken, er hat einen Anfall von Verrücktheit. Der Zusammenhang mit mhd. razzen: rasen, toben ist gegeben, daher auch mit Rosenmontag: rasender Montag.
geratzt, a kurz und betont, gew. für fest schlafen, unter lauten Schnarchtönen schlafen; lautmalend.
die, nur Pl., Uzname der Lorcher, schrspr. Raupen; so heißt auch der dortige Fassenachtsverein. Das soll damit zusammenhängen, dass die Lorcher für ihre recht zahlreichen Kühe früher Gras und Laubheu aus Hecken und Wald brauchten, wo es dann wie abgefressen aussah.
der, Pl. Rauhbauze, erste Silbe betont, allg. für Rauhbein, Rabauke, ein Mensch mit lärmendem, grobem Benehmen; auch Rauhwatz.
die, Pl. Raule, auch Reul, Reil, Verkleinerungsform Räulche, allg. für schmaler Durchgang. In den Mainzer Stadtaufnahmen ab 1568 begegnet man häufig dem Begriff Reul. Es handelt sich immer um ein Alment, etwas, das der allgemeinen Nutzung vorbehalten ist. In allen Fällen ist ein Durchgang gemeint, der der Feuersicherheit dient oder als alte Wegegerechtigkeit respektiert wird. In Wiesbaden heißt der Durchgang zwischen Friedrich- und Luisenstraße entlang der Bonifatiuskirche Kercheräulche. Das Wort geht über lat. ruga: Straße, Weg auf rugella: Sträßchen, Gässchen, schmaler Weg zurück, wie frz. rue und ruelle. Es mag also aus dem Lateinischen kommen, näher liegt aber der Weg über das Französische.
der, ohne Pl., erste Silbe betont, allg. für Most, bei dem die Gärung begonnen hat. Er rauscht zwar, abber er is noch kaan Fedderweise, s. d.
die, ohne Pl., zweites a lang und betont, gew. für geräuschvolle Auseinandersetzung; frz. ravage: Verwüstung.
der, Pl. gleich, e kurz, allg. für Abhang, Rain, Anhöhe an einem Acker; in alten Urkunden räch. Reck bedeutet für den Schiffer hohes Ufer, man denke an Skager-Rak. Es könnte Verwandtschaft mit recken bestehen.
adv., kurze e, erstes betont, gew. für besser. Hier wird recht im Sinne von richtig in die Steigerungsstufe erhoben. Du wärst rechder beizeit haamgange.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, humorvolle Bezeichnung für Hühner, die für das Stehen am Rech besonders geeignet sind, weil sie verschieden lange Beine haben. Man darf sie nicht von hinten anrufen, weil sie beim Umdrehen abstürzen würden. Zum Positionswechsel müssen sie von Hand umgesetzt werden. Vergleichbare Tiere sind die Deichschafe an der Waterkant; wenn sie das Ende des Deichs erreicht haben, muss der Schäfer sie auf die andere Deichseite umstellen. Der Rauenthaler Fassenachtsverein heißt „Die Reschhinkel“.
werden meist umschrieben mit rechder / lingger Hand. Des Haus, des Ihr sucht, is gleich lingger Hand hinner de Kerch.
geredd, allg. für ernsthaftes Reden im Unterschied zum babbele (s.d.).
u lang und betont, allg. für zurück, ist zwar ugs., aber auch im Rheingau fest verwurzelter Dialektbestandteil. So verlangt ein alter Rheingauer niemals eine Rückfahrkarte, sondern immer e Faakaad noo Wissbade un reduur. Geh' als reduur: Geh' derweil schon mal zurück; frz. retour: zurück.
das, kein Pl., kurzes e, allg. für Futterraufe, auch abwertend für dürre Person. Der hot’s bei mir schwer im Reff leie: Der schuldet mir noch etwas. Mhd. und ahd. ref: Holzgestell; vgl. Gaas.
die, ohne Pl., a kurz und betont, allg. in der Wendung Regadd habbe, für Respekt, auch Angst. Man hat Regadd vor Personen, aber noch mehr vor Tätigkeiten, denen man sich nicht gewachsen fühlt; frz. regard: Blick, Beachtung.
das, Pl. gleich, erstes ei betont, gew. für Frau mit Haaren oder vielleicht sogar Stacheldraht auf den Zähnen.
die, nur Pl., dritte Silbe betont, allg. für extravaganten Aufwand Wohlhabender, aber auch derjenigen, die es ihnen nachtun wollen; vgl. Ferz, Herrschaftsbosse.
das, Pl. Reidercher, allg. für schmal geschnittene Streifen aus einer Scheibe Brot, so dass Kinder, Greise und Kau-faule nicht mühsam abzubeißen brauchen.
s. Raul.
adv., auch reinewech, ei betont, allg. für tatsächlich, wirklich.
der, Pl. gleich, gew. für Kinder, die oft und schnell Schuhe und Kleidung zuschanden machen.
die, Pl. Reitschule, ei betont, allg. für Karussell. Reitschulbremser: Spottname für einen einfältigen Hilfsarbeiter.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes e betont, gew. für Krückstock, wie er von Rentnern benutzt wird. Bengel steht ugs. für Stock, Knüppel.
die, ohne Pl., e kurz und betont, o lang und durch weggefallenes n nas., veraltend für Tanzvergnügen; frz. réunion dansante.
gerennt, neben dem schrspr. rennen vor allem stoßen. Ich bin widder de Disch gerennt; mein Bruder hot sich de Kopp gerennt.
s. Raul.
der, ohne Pl., kurze e, das erste betont, auch Rabbes oder Rebbes, besonders in dem Ausdruck Rewes mache: Profit machen; von jidd. rewach: Einkommen, Gewinn, Profit.
die, Pl. Rewolwerschnude, o kurz und betont, gew. für schwatzhafte Person, Schandmaul, das in schneller Folge scharfe Geschosse von sich gibt.
der, ohne Pl., ei nach oi gefärbt, betont und durch weggefallenes n nas., allg. für Personen, denen der Rhein Brot gibt. Das sind Schiffer, Ladepersonal, Fischer usw., die natürlich früher häufig am Ufer zu finden waren. Heute in übertragener Bedeutung für die Einheimischen, die dort ihre Zeit verbringen und Neuigkeiten austauschen.
die, nur Pl., ei nach oi gefärbt, betont und durch weggefallenes n nas., allg. für Leute, die ihre Zeit, ob tätig oder müßig, am Rhein verbringen, also Menschen, die am Rhein so häufig anzutreffen sind wie die Stechmücken. Auch einer der Spottnamen für die Geisenheimer, die seit der Rheinregulierung im 19.Jh. verstärkt unter diesen Tieren zu leiden hatten; vgl. Spatz.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Hefekuchen, der auf großen, flachen Blechen gebacken wird (früher wurde er zu diesem Zweck zum Bäcker gebracht, der damit die Restwärme seines Brotbackofens nutzen konnte), und der mit Ribbele (Streuseln) bestreut ist. Ribbele entstehen dadurch, dass Zucker, Butter und Mehl verknetet und zu kleinen Teigklümpchen verribbelt werden. Wenn reichlich aufgetragen wird, wie es sich gehört, dann gibt’s annerthalb Morje Ribbelkuche (3/8 ha).
das, Pl. Riddcher, man i kurz und betont, nicht überall verstanden für gute Geschäfts-Chance, günstiger Abschluss. Dazu die Wendung e Riddche zoddele: auf Gelegenheitsgeschäfte ausgehen.
der, Pl. gleich, erstes i kurz und betont, nur noch Erinnerung, für Handtasche in Beutelform; frz. réticule in derselben Bedeutung. Ebenso volkstümlich wie unrichtig ist die Verbindung zu frz. ridicule: lächerlich, die empfunden wurde, als dieses Utensil unmodern geworden war.
die, kein Singular, kurze Vokale, i betont, gew. für Fieber, Schüttelfrost, geistige Störung. Ich glaab du hosd die Riddele, dich muß mer emol schiddele wurde von den Kindern in melodischem Singsang gerufen, wenn sie einen Spielgefährten wegen abweichender Meinung oder Handlungsweise bloßstellen wollen. Das Wort Ritten ist in der idg. Sprachfamilie in vielen Formen verbreitet und geht auf eine vorgermanische Wurzel kreit-, krit-: rütteln, zittern, sich wild bewegen zurück.
die, Pl. Riebe, gutmütiges Spottwort für einfallsreiche, originelle, evtl. auch absonderliche Menschen. Du aal Rieb, schrspr. Rübe. Redensartlich können aus schmutzigen Ohren Riebe wachse.
geriehrd, langes i betont, historisch für den zweiten Bau, das zweite Umgraben der Weinberge im Jahreslauf, wie es in § 7 der herzoglich-nassauischen Instruktionen für die in den Weinbergen arbeitenden Hofleute als Rühren festgelegt ist. Vgl. grabe, laudern.
gerieht, nicht mehr allg. für ‚ein Boot bzw. einen Nachen durch Ruderbewegung am Heck vorwärts treiben’, so wie es die Gondoliere in Venedig machen; schrspr. rojen bzw. wriggen.
der, Pl. Rilwese, kurze Vokale, i betont, gew. für unbeholfener Mensch.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes i betont, gew. für Penis des Bullen, Ochsenziemer; auch derbes Schimpfwort; vgl. Bibbel.
die Bube traache Hose, die Meedcher traache Reggelcher, do falle mer all in die Eggelcher . Früher allg. beim Spiel mit Kindern. Die Reime wurden gesungen bei einem kurzen Reigen, an dessen Ende alle umfallen. Der Sinn ist offenbar ins Harmlose verlagert; vgl. Ratt, Rosemondaach.
die, besser Reiklaue, auch Ringelo-e, nur Pl., erste Silbe betont, allg. für die Baumfrucht ‚Reine-Claude’; Verballhornung des nicht verstandenen frz. Worts.
Klangwort, i kurz und betont, langes a nach o gefärbt oder durch ungesprochenes n nas., unübersetzbare Laute der ersten Takte des Narrhalla-Marschs (s.d.). Der Komponist Carl Zuhlehner war österreichischer Militärkapellmeister in Mainz. In den Jahren 1838 - 1846 war er außerdem närrischer Musikdirektor und 1844 Prinz Carneval. In diesem Jahr wird auch sein Marsch zum ersten Mal gespielt. Schon die Vorlage aus Adolphe Adams Oper „Der Brauer von Preston“, nach der Zulehner seinen Marsch schrieb, unterlegt der Musik ähnliche Klangworte. Es spricht für die Popularität des Wortes Ritzambãã, dass die Sage nicht ruht, die Mainzer und auch die Pfälzer hätten von einem General der Napoleonszeit oder der französischen Revolutionsarmee namens Ressembeau (oder ähnlich) ihre Fastnachtsrechte mit dem Ruf gefordert: Ressembeau, Ressembeau, morje geht die Fassenacht oo. Geschichtliche Belege für diese beharrliche mündliche Überlieferung fehlen ebenso wie für die Alternative, die von einigen Lokalhistorikern vertreten wird. Danach handele es sich bei dem Anfangswort um eine Verballhornung des Namens Jeanbon de St. André, des Präfekten des Départements Mont Tonnère (Donnersberg). Der Ur-ur-urgroßvater des Autors, Joh. Ignaz Weitzel aus Johannisberg, war dort Beamter, wurde aber nach kurzer Zeit entlassen, weil er für die Franzosen trop allemand, zu deutsch, war. – Der Text des Marschs lautet: „Ritzambãã, Ritzambãã, morje geht die Fassenacht ãã.“ Das an ist jeweils durch das ungesprochene n nas. oder nach o gefärbt. Der Text ist zu kurz und reicht für die musikalische Vorlage nicht aus. Deswegen wird er häufig ergänzt mit: Och, was habbe die Meenzer Meedcher schebbe Bãã. Die unanständige Version: Ritzambãã, Ritzambãã, Meedcher, losst die Bube drãã! Alle Meenzer Meedscher habbe en Ritz am Bãã. Auch: ... die Alde habbe en Schnorres drãã.
der, Pl. gleich, gew. für Buben, die in den Rhein-Badeanstalten unter die Kabinen der Damenabteilungen schwammen und dort dorch die Ritze guckten.
Adjektiv, i kurz und betont, o gelängt, allg. für völlig rot, grellrot; vgl. blitzebloo, grasegrie, gritzegroo, kwittegeel, schuggeschwazz.
der, Pl. nicht üblich, auch Robbdivuul, erstes o kurz und betont, gew. für unordentliche Person. Das Bild kommt vom Vogel, der in der Mauser zerrupft aussieht.
geroppt, allg. für rupfen, reißen. Ausenannerrobbe: auseinanderreißen; erunnerrobbe: herunterreißen; sammerobbe: zusammenreißen, also etwa eine Hütte abreißen, uffrobbe: aufreißen. Mit kleinen Kindern kann man Nas abrobbe spielen: Das Näschen wird zwischen die gekrümmten Zeige- und Mittelfinger genommen, die Finger werden weggezogen und die Daumenspitze durchgesteckt, um die ‚weggenommene’ Nase darzustellen.
der, hier ohne Pl., allg. für Jackett, Gehrock; den Plural gibt’s nur für Damenröcke.
gerohrt, derbe Männersprache für koitieren.
die, Pl. Rolle, o kurz, 1. allg. für Lastenfuhrwerk, Rollwagen. Das Wort verschwand mit dem Abkommen der Pferdefuhrwerke.
2. gehoben in dem Ausdruck des steht nit uff de Roll: das gehört nicht zur Sache. Die Tafel, auf der die Gerichtsverhandlungen angeschrieben wird, hieß lange Zeit Sitzungsrolle; frz. rôle: Liste, Register.
gerolzt, o kurz und betont, gew. für lustig raufen, balgen, aber auch schäkern, intim sein mit einem Partner anderen Geschlechts; vgl. Bobbe-rolzer, Bube-rolzern.
der, nur Pl., e lang und betont, allg. für Mangold. Wie in gut katholischen Gegenden allenthalben, werden auch hier in Glaubensdingen gern mal Witze gemacht, so lange sie nur nicht allzu blasphemisch sind. Deswegen musste dieses Gemüse für die Glaubensrichtung römisch-kehlisch herhalten.
das, kein Pl., allg. für Rathaus. Wer dort zu tun hat, geht aber nicht hinein, sondern uffs Roodes; vgl. Gemaa.
der, ohne Pl., o lang und betont, allg. für Zorn, Wut; jidd. rojges: Zorn, Zwist, Hader.
die, auch Rosebroggelcher, nur Pl., erstes o gelängt und betont, allg. für Rosenkohl; vgl. Broggele.
das, Pl. Roseknespcher, o lang und betont, nicht mehr allg. verstanden für neugeborenes, noch ungetauftes Mädchen; männliches Pendant: Pannestielche.
der, kein Pl., zweites o gelängt und betont, allg. für Fastnachtsmontag, wie in allen Gegenden, die Fastnacht feiern. Nach Kluge ein niederrheinisches Wort aus ‚rasen(d) Montag’, in Köln ist rose: tollen; mhd. razzen: rasen, toben.
der, Pl. gleich, auch Roseweggelche, o lang und betont, allg. für eine Sorte mürber Wecke; oval, in der Mitte geritzt, beidseits davon je eine Reihe dornartiger Spitzen.
die, Pl. Rossele, kurze Vokale, o betont, 1. allg. für Steindränage, von Natur aus oder künstlich mit groben Steinen gefüllter Flutgraben, durch den das Wasser abfließen kann. So heißen aber auch die in den Steilhängen des unteren Rheingaus über Jahrhunderte bei der Bodenkultivierung eingesammelten und an felsigen Stellen angehäuften Steine, die inzwischen alle zu Biotopen geworden sind. Mhd. raze: Scheiterhaufen.
2. Ebenso heißt die künstliche Wachturm-Ruine, die der barocke Graf Maximilian Amor Maria von Ostein auf seinem Niederwald an einem Felsenkopf oberhalb der Ehrenfels errichten ließ. Ob bei der Namensgebung französischer Einfluss obwaltete, man also an rochelle: kleiner Felsen dachte, ist ungewiss.
die, Pl. Rotzfahne, o kurz und betont, a nach o gefärbt, vulgär für Taschentuch; Bildwort.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes o betont, vulgär für Tabakspfeife.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, derb für frecher Lausbub. Der zweite Wortteil ist vom Germ. her mit lecken verwandt.
die, Pl. Rotznoose, erstes o kurz und betont, gew. wie schrspr. verschmutzte Nase; übertragen: unreifes, vorlautes Menschenkind.
der, Pl. Ruggerde, kurze Vokale, u betont, allg. für männliche Taube; lautmalerisch.
die, Pl. Rummele, u kurz und betont, gew. für Runkelrübe. Kann auch gutmütiger Spottname sein: Du aal Rummel; vgl. Rieb.
der, kein Pl., kurze Vokale, u betont, beim Schwimmsport für ‚über eine Rutschbahn ins Wasser gleiten’; vgl. Aaschert, Bauchert, Kobbert.
das, ohne Pl., auch Säälhibbe, langes a bzw. ä betont, allg. für das Kinderspiel Seilspringen. Wenn nicht allein gespielt wird, wird das Seil von zwei Kindern geschlãã. Das dritte Kind hüpft im geschlagenen Seil und muss beim Schlagen ablösen, wenn es das Seil berührt hat.
gesaascht, auch sääsche, a bzw. ä lang und betont, vulgär für Wasser lassen, harnen; schrspr. und ebenso vulgär: seichen.
der, kein Pl., kurze Vokale, a betont, gew. für Mundwerk. Hall jetz endlich dein Sabbel. Das zugehörige Verb sabbele hängt mit schrspr. sabbern, geifern zusammen; vgl. gaabern, Schniss. Gesabbel ist nutzloses Geschwätz. Hall nit so’n Gesabbel.
die, hier ohne Pl., kurzes a, allg. für Grundbesitz, Vermögen. Es kann nicht schaden, wann mer e Fraa met Sach heirat, sofern denn die übrigen Voraussetzungen halbwegs stimmen. Noch besser isses, wann Sach zu Sach kimmt; vgl. Geerschdche, Kreemche.
der, Pl. Segg, kurz für Hodensack.
Adv., kurzes a betont, mit dem Zusatz noch nit emol gew. für ziemlich wertlos, wie das Bindegarn für Säcke; vgl. Kordel.
das, Pl. Sackdicher, kurze Vokale, a betont, gew. für Taschentuch; vgl. Seggel.
die, nur Pl., kurze Vokale, erstes a betont, vulgär für Filzläuse; schrspr. Sackratten. Du die Henn aus-em Seggel, dess der die S. nit die Fingerneel abfresse!
kurze Vokale, a betont, entschärfte Form des Fluchs ‚Sakrament’, verwendet, um den Namen des Herrn nicht zu missbrauchen.
das, Pl. Saddellebreedcher, erstes e kurz und betont, Spottwort für lange Haare, die, sorgfältig gelegt, kahle Kopfstellen verdecken sollen; schrspr. Sardellenbrötchen.
erstes a kurz und betont, als Fluch wenig entschärfte Form des frz. Ausrufs ‚sacre Dieu’: heiliger Gott.
auch Saggerlootchekopp, ist eine der vielen Umschreibungen, die zur Vermeidung einer Gotteslästerung geprägt wurden. Auch dieser Ausdruck kann flektiert werden: Du saggerlootser Karrn, wenn etwa das Auto nicht anspringt, oder Saggerloots-Kerl als manchmal halb anerkennende Beschimpfung. Entlehnt aus frz. sacrelot, das eine ebenso motivierte Entstellung von sacré nom (de dieu) ist. Ähnlich bemäntelnd ist es, wenn z. B. Niebergalls Datterich (ebenfalls flektiert) über sein schwerenoots-korz Gedechtnis klagt.
s. Aajerbisch.
die, Pl. Saibidde, ai betont, gew. für Schweinefuttertrog; schrspr. Säubütte.
die, Pl. Saibloose, ai betont, o lang, gew. für aufgeblasene Harnblase des Schweins. Sie wurde an einen Stock gebunden und diente als Schlaginstrument an Fassenacht; vgl. Pritsch.
erstes a kurz und betont, potenziert auch Herrgottsakrament-noch-emol, unheiliger Fluch, der deshalb bei frommen Leuten verpönt ist.
die, Pl. Saladschnegge, zweites a gelängt und betont, Spottwort für eine nicht allzu aufgeweckte Dame, auch scherzhaft für Vegetarierin; vgl. Schneck 2.
s. Krigg.
wie schrspr. zusammen, bei uns bedeutend in Wortverbindungen wie sammeleide: Vor dem Gottesdienst die Gläubigen zum Sammeln läuten; sammeklobbe: zusammenhauen; sammekreische, vgl. Gemagg.
s. Saggerlot.
bzw. Sai- (Säu-) ist als Vorsilbe geeignet, geradezu jedes Schimpfwort zu intensivieren oder neutrale Wörter zu Schimpfwörtern zu ‚befördern’, etwa Sau-Watz (vgl. Watz) oder Sau-Bande. Dagegen ist arm Sau eher mitleidig.
die, Pl. Saufnoose, au betont, o gelängt, gew. für Trinker, Säufer, Alkoholiker.
die, die Schabbele, kurze Vokale, a betont, gew. für doppelte Überwurfmutter zur Verbindung zweier Weinschläuche. Heute nicht mehr gebräuchlich, weil ähnlich wie bei Feuerwehrschläuchen Bajonettverschlüsse benutzt werden; vgl. Mudderstick, Vadderstick.
der, kein Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Sabbat, Samstag, Ruhetag; jidd. schabbes. Der Schabbesgoj war ein Nichtjude, der Juden am Sabbat mit Arbeiten zur Hand gehen konnte, die sie selbst nicht verrichten durften; jidd. goj: Ungläubiger.
der, Pl. gleich, allg. für feierliche Kopfbedeckung, sonndaachse Hut, auch alter Hut; meist spöttisch gebraucht. Aus der Beobachtung, dass strenggläubige Juden den Hut nie ablegen, ihn im Gegenteil gerade bei feierlichen Handlungen aufbehalten.
der, Pl. selten, kurze Vokale, letztes a betont, allg. für Zylinder mit einer Feder im Schaft zum Platz sparenden Zusammenklappen. Gegenstand und Wort fast verschwunden; frz. chapeau-claque.
die, kein Pl., e lang und betont, ein Schimpfwort, das in der Form aal Schaddeeg gebraucht wird. Gemeint ist eine ältere, vernachlässigte oder hässliche Frau. Das Wort kommt von lat. charta: Buch über frz. charte und mndt. scharteke: Urkunde. Woher der negative Beiwert stammt, ist unklar.
geschafft, a kurz und betont, gew. für arbeiten. Das starke Verb ‚schaffen, schuf, geschaffen’ fehlt im Rheingauer Dialekt. Wann de Rheingauer viel geschafft hot, dann is er aach geschafft. Wann-er viel se schaffe hot, dann hot-er sein Schaff. Wann-er immer viel schafft, dann is-er en Schaffer odder en Schaffische . Wann-er vun de Aabet nix hält, dann heeßt’s ‚der is aach nit em Schaffer sein Digge’. Beachte aber:Vum Schaffe is noch kaaner reich worn. Deshalb gelten als Traumberufe Werkdaachs Parre un sunndaachs Lehre oder’s ganz Johr Niggeloos, abber Ãnfang Dezember Urlaub: Werktags Pfarrer, sonntags Lehrer usw. Spruchweisheiten:Lieber en Bauch vum Fresse als wie en Buggel vum Schaffe, Wammer erschd-emo gesse hon: geschafft is hordich undWann de aan esse siehst, hock dich debei, wann de aan tringge siehst, trink met, un wann de aan schaffe siehst, loss-en schaffe, oder De ãã treet (trägt) rechts, de anner links, abber de Schlaue treet garnix.
die, nur Pl., kurze Vokale, i betont, allg. für Kummer, Grillen. Frz. chagrin: Kummer, vielleicht unter Einwirkung von ‚Grillen’: schwere Gedanken zu der Dialektform gekommen.
kurze Vokale, a betont, Abkürzung des früher sehr verbreiteten Vornamens Jean-Baptist (Johann Baptist, d. h. Johannes der Täufer, Namenstag am 24. Juniund daher auch Summerhannes genannt. Der Namenstag des Jüngers und Evangelisten Johannes wird am 27. Dezember gefeiert, deswegen heißt der Winterhannes). Dazu der Scherz: All mei Kinner fange met-eme S ãã: de Schambes, de Schagg, es Schalodd, es Schanett, de Schorsch un ’s Schossefin, nor des arm Zoffieche (Sofie) nit, des fängt met-eme Z ãã. Schambes kann auch als vertrauliche Anrede im Sinne von Kumbeer (s.d.) gebraucht werden, ebenso wie der gleichfalls früher weit verbreitete weibliche Vorname Minna als familiäre Anrede dienen kann. Da viele Minnas im 19. Jhdt. als Hausmädchen tätig waren, werden heute auch Hausgeräte wie Spül- oder Waschmaschinen spaßhaft so tituliert. Auch die im Mittelalter vorherrschenden, ehemals kaiserlichen Vornamen Heinrich und Konrad werden seit dem 13. Jh. bis heute als Hinz und Kunz abwertend für ‚jedermann’ gebraucht.
der, Pl. Schandamme, kurze Vokale, zweites a betont, allg. für Landpolizist. Frz. gendarme in gleicher Bedeutung; ursprünglich gens d’armes, also Bewaffnete; vgl. Butze.
for, adv., a kurz und betont, allg. für völlig nutzlos, vergeblich; schrspr. der Schande wegen.
geschasst, a kurz und betont, allg. für 1. verjagen; 2. beim Klickerspiel: Spielen mit dem Schassert oder Schasskligger. Schasse meint: den Klicker des Gegners so treffen, dass entweder dessen Schassert oder der eigene dabei zertrümmert wird. Frz. chasser: jagen. Früher,als die Hinggel (s.d.) noch hinter jedem Haus Mist kratzen durften, war von Elsass-Lothringen bis hierher immer mal zu hören Schass-emo de Giggel aus-em Schaddeng-Gaade, dess er mer die Geeleriebe nit vewiehlt.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, auch Schasskligger, allg. beim Klickerspiel für Kugel aus einer steinartigen Masse, die nach dem Aufprall stark zurückspringt, bzw. dotzt; vgl. dotze; frz. chasser: jagen.
die, auch Schawellche, das, kurze Vokale, e der zweiten Silbe betont, allg. für Fußbänkchenl. Ald Schawell: Spottwort für aufgeputzte alte Frau; lat. scabellum, frz escabelle: Schemel.
gescheppt, gew. für Ohrfeige geben, mit der Hand hauen. Ich habb-em ãã gescheppt, oft mit dem Gestus halb erhobener Hand, im Sinne eines einmaligen Hiebs, sonst: Ich habb-em e paar gescheppt; uffschebbe bedeutet ‚auf den Teller geben’; schrspr. schöpfen.
der und die, Pl. gleich, Substantiv zu dem Adj. schepp. Dazu der Spruch: Wann eiern Schebbe unsern Schebbe nochemol Schebber schennt, schennt unsern Schebbe eiern Schebbe so long Schebber, bis eiern Schebbe unsern Schebbe nit mehr Schebber schennt . Die früher oft vorkommende Rachitis bringt sich hier in Erinnerung: in vielen Familien, die in den armen Dörfern in engen Häusern wohnten, gab es schebbe Kinner; schrspr. schief.
der, Pl. gleich, auch Schebber, kurze e, erstes betont, allg. für Schöpfkelle.
Adj., eigentlich fehlsichtig, schielend, dient überwiegend als Verstärkung für allerlei Schimpfworte (z.B. Ammerell, Atzel, Dier, Hinggel, s.d.). Die scheel Seit, auf Kölsch Schääl Sick, hat mit dem Treideln zu tun, spätlat. tragulare: schleppen. Die Treidelpferde trugen Scheuklappen, damit sie nicht von der Spiegelung der Sonne im Rhein geblendet wurden, und schielten nach der Landseite; vgl. eebsch. Wenn einer nur flüchtig sucht und nichts findet, wird er aufgefordert: Setz-emo die Stadtbrill uff!
die, Pl. Scheere, langes e betont, gew. für Wagendeichsel.
die, Pl. Scheese, e lang und betont, allg. für Pferdekutsche, als diese noch nicht vom Kraftwagen abgelöst war, heute aber auch auf diesen übertragen. Frz. chaise: Stuhl, Sessel, Wagen mit Halbverdeck. Besonders in Kinnerschees und Bobbeschees (s.d.) ist das Wort bis heute lebendig.
gescheest, langes e betont, spöttisch für schnell gehen. Do scheesd-er hie.
der, Pl. Scheesegail, e lang und betont, allg. für Droschkenpferd. Die hot en Aasch wie en Scheesegaul: die hat ein breites Gesäß.
die, Pl. selten, kurze e, erstes betont, allg. Rufname für gescheckte Pferde oder Katzen. Aal Scheggel: Spottname für alte Frau.
der, Pl. Scheiche, allg. für großen Nachen zum Transport von Sand. Auch Eis wurde mit dem Scheich transportiert, solange das Fluss-eis im Winter gewonnen werden musste, um die Kühlhäuser der Brauer und Metzger zu versorgen; vgl. Eiser, Färcher.
der, kein Pl., ei betont, sonst kurze Vokale, a nach o gefärbt, Erinnerung an schlechte Zeiten, in denen Tabak im Eigenbau gezogen und in der Scheuer hängend getrocknet wurde; vgl. bambele.
der, Pl. gleich, ei betont, sonst kurze Vokale, früher allg. für Berufsschauspieler im Wandertheater, die sicher häufig in Scheunen übernachten mussten, heute nur noch in Karnevalistenkreisen für Laienschauspieler, die in Lokalpossen mitwirken. Im Schwäbischen ist der Scheurepurzler ein ungeschickter Mensch.
auch -druff, ei betont, zorniger Ausruf bei Missgeschick; vermeidet gotteslästerlichen Fluch.
die, kein Pl., erstes e kurz, das zweite lang und betont, eines der Worte für Gelee, Konfitüre oder Marmelade. Fruchtaufstrich, Marmelade und erst rechtKonfitüre sind dem Rheingauer viel zu vornehm und zu kompliziert, deswegen immer Schelee oder Schmeer (s.d.); vgl. Kwetscheschmeer.
das, Pl. Scheleestigger, auch Scheleebrood, langes e betont, gew. für Brotschnitte mit Gelee, Konfitüre oder Marmelade; vgl. Stick.
die, Pl. Schelle, e kurz und betont, allg. für Klingel und Handglocke.
geschellt, kurze e, erstes betont, allg. für klingeln, die Hand- oder Türglocke läuten. Auch das gute alte Telefon mit Wählscheibe hat früher geschellt; vgl. ausschelle.
das, ohne Pl., kurze Vokale, erstes e kurz und betont, allg. für Kinderscherz: An fremden Türen läuten und wegrennen.
auch schinant, Adv., kurze Vokale, a betont, in dem Ausdruck sei doch nit so schenant allg. für: zier dich nicht so, sei nicht so empfindlich; frz. gênant: peinlich, unbequem.
geschennt, kurze e, erstes betont, 1. gew. für schimpfen, schelten, streiten, auch drohen. Wer es mit viel Nachdruck tut, schennt wie en Rohrspatz (Drosselrohrsänger, seine Stimme gilt als unangenehm). Passivform: Ich hab geschennt krieht. Spottvers von Kindern zur Abwehr dessen, was man heute Mobbing nennt: Schenne, schenne duht nit weh, wer mich schennt, hot Lais un Fleeh (Läuse und Flöhe); schrspr. schänden; 2. abfällig für nennen: So aaner schennt sich Dogder. – Zu 1. gibt es unzählige Beispiele; einige davon sind im Buch aufgeführt. Zwei bemerkenswerte Drohungenseien hier noch genannt: Wann de dich nit benimmst, haan ich der widder dein morsche Hals; alternativ und etwas heftiger: …dann haan ich dich, dess-de in kaan Sasch meh basst; … dann host-de dei letzt Ferzje gelosse; oder …dann host-de ausgeschisse. –Un was gibt mer als Antwort, wann aan aaner schennt odder erjern will?: An-eme roschdiche Kessel reibt mer sich nit oder Eme beese Hund gibt mer zwaa Stigger Worscht (statt aans).
Adj., gew. für schief, krumm. Nach Kluge ist schepp elsässisch, badisch, hessisch und fränkisch, mhd. schep; dient als Verstärkung für allerlei Schimpfworte.
die, Pl. Scherbele, kurze e, erstes betont, allg. für 1. Bruchstück von Glas-, Porzellan- oder Tongefäß; 2. Blumentopf, auch Blummescherb; 3. Aal Scherbel: altes Auto, alte Frau. In der Töpfersprache ist Scherben das ‚schrühgebrannte’ Formstück.
die, kein Pl., e kurz, gew. für Bodensatz der Bratpfanne, angehängter Speiserest; das, was aus der Pfanne gescherrt wern muss. Scherrkuche wurde bei der Brotbereitung für den eigenen Haushalt aus Resten des Brotteigs mitgebacken unter Aufsetzen von Butter-, Speckklümpchen oder Grieben mit Kochzucker. Bei der Budderscherr handelte es sich um den säuerlich schmeckenden Bodensatz, der beim Butterauslassen zurückblieb und von den Kindern gern genascht wurde.
gescherrt, auch scherrn, Stamm-e kurz und betont, allg. für kratzen, scharren. Scherr dich nit so, heißt es, wenn Kinder sich kräftig kratzen. De Hahn scherrt uff em Mist, mer scherrt sei paar Grosche samme.
die, nur Pl., erstes e betont, Spottname für die Rauenthaler, weil dort kein Wingertsmann ohne seine blaue Schürze zur Arbeit ging; vgl. Haamschrurer.
die und das, Pl. selten, kurze Vokale, o betont, allg. für Sofa, Liege mit erhöhtem Kopfteil; frz. chaiselongue: Liegestuhl.
Adv., e kurz und betont, gew. für betrunken; auch: nicht ganz bei Sinnen. Das Wort könnte mit frz. chez soi: ‚bei sich’ in Zusammenhang stehen.
geschibbelt, kurze Vokale, i betont, allg. für sich schütteln, sich wälzen. Ich hab mich geschibbelt for Lache. Adv. ausgedrückt: Mer habbe uns schibbelich gelacht.
die, Pl. Schickse, gew. für leichtes Mädchen. Hebr. schikuz, jidd. schickse war ursprünglich die Bezeichnung für Christenmädchen, wurde rotw. zu Frauenzimmer verallgemeinert und bekam über die Studentensprache den abwertenden Sinn.
geschielt, kein Dialektwort, aber die Beschreibungen dieses Sehfehlers sind’s:Der guggt met aam Aache uff de Rochusberch un mem annere uffs Denkmal, lästern die Rüdesheimer; und die anderen sagen Der guckt mem rechde Aa in de lingge Seggel oder im Kalenner met aam Aache uff de letzde Sunndaach un mem annere uff de neegsde.
das, kleines Schiff oder Boot. Begriffsverdoppelung, typischer Bestandteil unseres Dialekts, dient häufig der Selbstverspottung. Ebenso Weschlafor (s.d.), Fläschje Flaschebier, Dösje Dosemilch; vgl. Boodche.
geschifft, i kurz und betont, derb für urinieren, aber auch für heftig regnen. Die alte Bedeutung Schiff fahren, heute noch bei einschiffen, ist über die Studentensprache verdrängt worden. Die Bedeutung des Wortes Schiff als Gefäß, man erinnert sich an das Wasserschiff auf alten Kohleherden, wurde auf den Nachttopf übertragen.
das, kein Pl., allg. für os naviculare, ein Teil des Mittelfußknochens.
Adjektiv, kurze i, erstes betont, allg. für einen, der auf dem Wasser zu Hause ist, der am Wasser sein Brot findet. Das Substantiv Schiffig wird von Zuckmayer im Fröhlichen Weinberg angewendet.
die, nur Pl., kurze Vokale, i betont, gew. für Eisschollen, aber auch lange, ungepflegte Fingernägel; niederdt. schulp: Muschel(schale).
das, Pl. ungebräuchlich, i kurz, e lang, gleichmäßig betont, nicht mehr allg. im Gebrauch für Weste. Frz. gilet: Weste, Wams, Unterjacke. Ein Angeber pflegte früher zu sagen: Des bezahl ich aus em Schillehseggelche.
das, kein Pl., kurze Vokale, i betont, ein nicht mehr gebräuchliches grobes Bubenspiel, bei dem einer sich bücken muss und so lange aufs Gesäß geschlagen wird, bis er errät, wer da schlägt. So etwas würde heute sofort zur Gründung eines Arbeitskreises gegen die Verwahrlosung unserer Jugend führen.
das, Pl. Schinn-eeser, i kurz und betont, gew. für Luder, freche Person. Schindaas ist eigentlich der enthäutete Tierkadaver; vgl. Oos.
s. Ängstschisser.
der, kein Pl., kurze i, das vorletzte betont, nicht mehr allg. verstandenes Spottwort für einen empfindlichen Menschen.
die, Pl. Schlaa-e, allg. für Vorschlaghammer.
die, Pl. Schlaafe, allg. für Rutschbahn, Schlitterbahn, über die man mit den Schuhen schleift; schrspr. Schleife.
das, was ist das? Kein Ruheraum, sondern ein Seil, das man hinter sich her schleift. Der Ruheraum heißt Schloofsaal. Ähnliche Scherze kann man mit Kadoffelkeefer machen, der ein Käufer ist, oder mit Bie-Bãã, nämlich Bienenbeinen. Passend dazu ist ein Bademantel nur dann ein Schlaafrock, wenn er auf dem Boden schleift.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, allg. für Hausschuhe, bequeme Schuhe, in die man nur zu schlüpfen braucht; inzwischen hat sich die Bedeutung auch auf Schuhe im allgemeinen und auf Autoreifen ausgedehnt. Das Wort steht mit schrspr. schlapp, schlaff in Beziehung.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, Spottwort für erfolglosen Menschen, der sogar sei Schlabbe noch flicken muss, auch für Schuster, der nur minderwertiges Schuhwerk reparieren kann.
der, Pl. gleich, kurzes a betont, gew. für leistungsschwachen Menschen. – Früher gab es zwischen Johannisberg und Marienthal eine Brauneisensteingrube. Der Besitzer Reuß schalt einen Johannisberger Bergmann, er sei ein schlapper Hauer, woraufhin der Ausdruck zum Uznamen für die ganze Dorfgemeinschaft wurde.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, gew. für stümperhaften Fußballer.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Brustlatz der kleinen Kinder, um bei den Mahlzeiten die Kleidung zu schützen.
geschlabbert, a kurz und betont, allg. für 1. beim Essen besudeln; 2. verschütten; geschlabberde-voll: gefüllt zum Überschwappen; 3. geräuschvoll saufen und fressen, lautmalende Wortbildung. Schlabberbrieh: schlechtes Getränk.
der, kein Pl., kurze Vokale, a betont, gew. für unordentlicher Mensch.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, vulgär für Feigling, der sich vor Angst nicht in die Hose, sondern uff die Schlabbe macht.
geschlabbscht, allg. für schlürfen, schlurfen, kraftlos die Füße bewegen.
der, auch Schlambambes, ohne Pl., kurze Vokale, a betont, allg. für Schlamm, Straßendreck; lautmalerisch, vgl. Brabbes.
die, kein Pl., abwertend für schlampige, unordentliche Frau.
das, Pl. Schlappmailer, a kurz und betont, allg. für schlagfertiges, gut gehendes und eben gerade nicht schlappes Mundwerk und seine(n) Inhaber(in). Kannauch abwertend gemeint sein, wenn es ein lautes, aufdringliches Mundwerk bezeichnet. Wenn der Träger eines solchen stirbt,muss mer’s Maul extra doodschlãã. Befriedigter Kommentar nach Austeilen einer Ohrfeige: Na, basst die uff de ĩ Schlappmaul? - Die Kindertheatergruppe des Rheingauer Mundartvereins heißt Die Schlappmäulcher.
der, kurze a, erstes betont, vulgär für verkommener Mensch.
geschläucht, äu betont, allg. für trinken, mit Genuss trinken, seltener: im Übermaß trinken. Ein Bildwort, das aus alten Zeiten den Trinkschlauch, einen aus Leder gefertigten Beutel, für seine Aussage in Anspruch nimmt.
das, Pl. Schlebbcher, kurze e, erstes betont, kleine Schleife, Schleife in der Bedeutung von Querbinder; vgl. Schlobb.
Adj., wie schrspr. schlecht, ist wieder so ein Beiwort für allerlei Beschimpfungen, z.B. Stigg, Mensch, Bichs, die ein Mädchen von lebenslustig über leichtfertig bis unmoralisch qualifizieren; oder schleechder Sogge.
der, Pl. gleich, gew. für jemand, der anderen Ungutes nachredet.
die, Pl. Schleier-eile, erstes ei betont, abwertende Bezeichnung für eine verschlafene, temperamentlose Frau. Schleiereulen sind, wie alle strigidae, Nachtvögel.
geschliffe, allg. für 1. schlittern, mit den Füßen über Eis gleiten, man kann auch Schleif ziehe sagen; 2. schärfen, wie schrspr.
der, Pl. gleich, ei nach oi gefärbt und betont, sonst kurze Vokale, derb für Schmeichler, Augendiener. Schrspr. und vulgär: Schleimscheißer.
das, Pl. -Dibbcher, erstes e betont, gew. für Rauchgefäß zum Schwingen, z.B. Weihrauchgefäß in der Kirche; vgl. Dungge-Dibbche. Ein Spiel, das die Buben trotz Verbot (weil blasphemisch) gern trieben: eine Konservenbüchse wurde über dem Boden mehrfach durchlöchert und am oberen Rand mit einer Schnur versehen, so dass sie sich tragen ließ. Die Dose wurde mit brennbarem Material (Holzstücken, Holzkohle, trockenem Laub) gefüllt und geschwungen, wenn der Inhalt glomm. Das Spiel hatte im Herbst Hochsaison; vgl. Messdiener.
auch Schliwwer, der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Holzsplitter, der unter die Haut gedrungen ist. Ich hab mer en Schlibber ingezoo-e. Geschlibberde-voll: so voll, dass kein Splitter mehr dazu passt.
der, ohne Pl., allg. für Schluckauf. Vulgäre Ausdrücke: Er hot de Schlickse krieht: er ist gestorben; wann de noor de Schlickser hättst:wann de nor verregge deedst. Kindern wurde zur Behebung von Schluckauf geraten, mehrmals in schneller Folge Schlicksje, Wixje, ibber de Rhei aufzusagen, dann sollte der Schluckauf dahin verschwinden. Mhd. slicken: schlingen, schlucken.
die, Pl. Schließe, kellerfachlich für Fasslager in Form dreieckig-keilförmiger Holzscheite. E Fass werd geleet, indem es auf den Lagersteinen durch vier Schließe ausgerichtet und gegen Wegrollen gesichert wird.
die, Pl. Schlingge, i kurz, auch Deerschlink, langes e betont, allg. für Schlinge, Türklinke, Türgriff, Drücker.
geschloggert, kurze Vokale, o betont, allg. für klappern, wackeln, besonders in einem Behältnis wie dem Schloggerfessje, das am Gürtel zu befestigen war und den Schleifstein für Weinbergsscheren, Sensen und Sicheln enthielt, der darin auch feucht gehalten wurde. Es dürfte sich um eine Abwandlung von schlottern handeln.
das, langes o betont, gew. für Übernachtungsgelegenheit. Habd-er schunt Schloofes? war in den Fremdenverkehrsorten die geläufige Begrüßung ankommender Touristen durch wartende Zimmervermieter.
die, Pl. Schloofhaube, o lang und betont, au örtlich zu einem nach o gefärbten a umgelautet, allg. für verpennte Zeitgenossen. Schrspr. Schlafhaube, übertragen von dem früher nächtens gängigen Accessoire; vgl. Nachtkapp.
das, Pl. gleich, o lang, gew. für kleiner Gauner, Taugenichts; jidd. schlojme: Salomo; schlemil: Pechvogel.
die, Pl. Schlooße, allg. für Hagelschauer, Hagelkorn. Hier liegt der Ursprung für schlooßeweiß. In einem Minnelied heißt es „ir bein wâren wîzer dann ein slôz“; vgl. kissele.
der, Pl. Schlebb, allg. für Schleife, Knoten, Schlips, vor allem Schleife am Schuhriemen, aber auch Schlinge zum Wildern von Kaniggel un Hase, dann hot aaner en Has geschlebbt, hin und wieder auch von Rehwild, aber dann mussten die Schlebb schon recht stabil sein; vgl. Schlebbche.
der, ohne Pl., o gelängt und betont, gew. für Wirrwarr, Durcheinander, Trümmerhaufen, unordentlich durcheinander liegendes Zeug. Kann auch schlechte Kaffeebrühe bezeichnen. Eine Frau, die ihren Schlorem nicht aufräumt, is e Schloor; jidd. schlorem: gering.
das, Pl. Schlubbcher, u kurz und betont, allg. für Ruderboot. Schrspr. Schaluppe in der Bedeutung kleines Beiboot, auch Küstenfahrzeug.
die, Pl. Schlumbele, kurze Vokale, u betont, gutmütiges Spottwort für unordentliche Frau, liederliche Person. Auch Stoff- bzw. Lumpenpuppe, viel geliebt. Adj.: schlumbelich. Klaa Schlumbel: Eher zärtliche Bezeichnung für kleines Kind. Man kann aber auch Schannell-Schlumbel für eine der aufgeputzten Verkäuferinnen im Kosmetikladen hören.
die, Pl. Schlunse, u kurz, gew. für Schlampe.
der und die, Pl. Schluries, u gelängt und betont, gew. für faule, langsame, unlustige Person, auch Schlitzohr; verwandt mit schludern.
geschlutzert, u kurz und betont, lautmalend für ‚mit Genuss essen und trinken’, durchaus auch geräuschvoll.
der, Pl. Schmaazerde, a lang und betont, gew. für Schmeißfliege.
die, Pl. Schmaazmigge, a lang und betont, gew. für Schmeißfliege.
der, Pl. Schmãfutjehs, a nas., u kurz, e gelängt und betont, nicht mehr überall verstanden für einen, der sich aus nichts etwas macht, der über allen Situationen steht, der leichthin alle Sorgen von sich weist. Ein typischer Schmãfutjeh ist Niebergalls Datterich. Auch Schmãfuttche. Frz. je m'en fous: Ich mache mir nichts draus.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes a betont, Spottwort für Pomadenjüngling.
die, kein Pl., eines der Worte für Gelee, Konfitüre oder Marmelade. Fruchtaufstrich, Marmelade und erst recht Konfitüre sind dem Rheingauer viel zu vornehm und zu kompliziert, deswegen immer Schmeer oder Schelee (s.d.); vgl. Kwetscheschmeer.
der, auch Schmierkees, ohne Pl., i lang und betont, allg. für Weißkäse, weicher Käse, Quark, Schmelzkäse.
geschmisse, ei bzw. i betont, allg. für 1. werfen. Er hott em en Staa ins Fenster geschmisse; 2. schlagen: Er hott em mem Stecke e paar ibbergeschmisse; 3. aufschlagen, fallen: Ich hon mer die Knie verschmisse. Wer sich für eine Hilfeleistung bedankt, sagt (leicht ironisch): Ich schmeiß der aach emol en Stãã in de Gaade. Mhd. smizen: streichen, schmieren, schlagen; vgl. Schmiss.
die, Pl. Schmigge, gew. für Spitze der Peitschenschnur, evtl. mit Knoten zum Knallen und Schnalzen. Je nach Gebrauch kriegt ein Karrengaul sie zart oder besonders giftig zu spüren.
das, Pl. Schmienzjer, i lang und betont, allg. für zartes, schmächtiges Kind, dem man ansieht, dass es nicht gesund ist.
die, kein Pl., i lang und betont, vulgär für Schutzmann, Polizist, Polizei. Das Wort steht in Beziehung zu ‚Schmiere’ der Gaunersprache. Schmiere stehen: Wache stehen gegen Störungen der ungesetzlichen Handlung. 1714 zuerst im deutschen Sprachgebrauch belegt, aus dem Rotw., dorthin aus hebr. sim'rah: Wache.
das, Pl. Schmiesjer, i lang und betont, gew. für Hemd, Unterhemd; frz. chemise: Hemd.
das, Pl. Schmisettcher, e kurz und betont, allg. für Vorhemd, Brusteinsatz, der nur den Westenausschnitt deckt. Zusammen mit dem bezeichneten Gegenstand, zu dem es in der Studentensprache das Spottwort ‚Kotzbrettchen’ gab, schwindet auch das Wort. Frz. chemisette: Hemdchen.
die, nur Pl., i kurz, allg. für Schläge. Der krieht sei Schmiss: der bekommt Schläge. Mhd. smizen, Substantiv: smiz, tritt in den Bedeutungen streichen, schmieren und schlagen auf; vgl. schmeiße.
Adj., u gelängt und betont, allg. für schwüles, drückendes Wetter.
der, kein Pl., langes u, allg. für nicht ganz ehrliche und nicht ganz ernst zu nehmende Rede, Kompliment. Auch schrspr., ebenso das Verb schmusen, das allerdings schon weiter führt als das Kompliment. Im Zusammenhang damit steht auch Schmu: Schwindel, Mogelei, kleiner Betrug. Jidd. schmues: Gerede, Gerücht; so auch im Rotwelschen.
geschnappt, a kurz und betont, allg. für 1. hinken. Mhd. snappen: straucheln; 2. wie schrspr. schnappen: rasch zugreifen, erwischen, mit dem Maul packen; vgl. knabbe.
die, Pl. Schnarchnoose, a kurz und betont, gew. für verschlafene, langsame Person.
geschnaust, au betont, allg. für naschen, heimlich Süßes essen, aber auch stehlen (Mundraub); verwandt mit Schnauze, Schnute und Schniss.
die, 1. ohne Pl. allg. für äußerstes Ende, Rand von Tisch, Bank etc., vgl. schnebbe; 2. mit Pl. die Schnebbe gew. für Hure, schlechtes Weibsstück; schrspr. Schnepfe.
die, 1. ohne Pl. allg. für äußerstes Ende, Rand von Tisch, Bank etc., vgl. schnebbe; 2. mit Pl. die Schnebbe gew. für Hure, schlechtes Weibsstück; schrspr. Schnepfe.
die, 1. ohne Pl. allg. für äußerstes Ende, Rand von Tisch, Bank etc., vgl. schnebbe; 2. mit Pl. die Schnebbe gew. für Hure, schlechtes Weibsstück; schrspr. Schnepfe.
die, 1. ohne Pl. allg. für äußerstes Ende, Rand von Tisch, Bank etc., vgl. schnebbe; 2. mit Pl. die Schnebbe gew. für Hure, schlechtes Weibsstück; schrspr. Schnepfe.
das, Pl. ungebräuchlich, kurze e, erstes betont, allg. für Stuhlkante, in dem Ausdruck uff-em Schnebbche sitze: nur pro forma sitzen, um sich alsbald wieder zu erheben; ugs. die Besuchskante.
geschneppt, kurze e, erstes betont, allg. für aufschnappen, überkippen, zum Beispiel des Schaukelbalkens bei fehlendem Gleichgewicht oder des Zweiradkarrens, wenn er ibberlesdich, d. h. die Last nicht gleichmäßig geladen war. Genauer gesagt handelte es sich dann um uffschnebbe . Wenn der Schnebbkarrn bewusst abgekippt wurde, war es abschnebbe. Vgl. Schublad, Stechkarrn.
der, kurze Vokale, Pl. gleich, auch Stoßkarrn, zweirädriger Karren, der an zwei Holmen geführt wird und - mit oder ohne Absicht - sich durch Kippen (Schnebbe) der Ladung entledigt.
die, Pl. gleich, kurze Vokale, e betont, ist die, die immer aus dem Rock rutscht. Dieser seinerseits schneppt, wenn er hinten kürzer ist als vorne.
die, Pl. Schnegge, e kurz und betont, 1. beim Kinderspiel Higgele für ein Spielschema, das mit Kreide aufs Straßenpflaster gemalt wird. Die Schneck ist eine Spirale zu einem Mittelfeld. Ist dieses Mittelfeld durch Hüpfen auf einem Bein ohne Fehler erreicht, d. h. ist kein Übertritt geschehen und wurde die Hickelstellung nicht aufgegeben, dann hat der Spieler das Recht, sich eine Ruh an beliebiger Stelle der Spirale zumarkieren. Diese Ruhe machen das Spiel immer schwieriger, denn sie dürfen vom Gegner weder benutzt noch berührt werden, sondern müssen ibberhibbelt: übersprungen werden. Gewinner ist der, der die meisten Ruhen eingezeichnet hat.
2. einschließlich seiner Verkleinerungsform Schneggche gew. für das weibliche Geschlechtsteil, übertragen auch für Frau. Schneggedogder: Frauenarzt.
der, Pl. gleich, weinbaufachlich für gebogenes Rebschnittmesser. Wie archäologische Funde belegen, war er schon zu Römerzeiten in Gebrauch. Heute ist er durch die modernen Scheren verdrängt.
der, Pl. gleich, e lang und betont, allg. grammatische Form im Gegensatz zu schrspr. der Schneeball, die Schneebälle.
der, Pl. gleich, langes e betont, vulgär für einfältiger Kerl; verächtlicher Ausdruck allgemeinen Sinns; vgl. brunzen.
geschneegelt, erstes e lang und betont, allg. für lustlos im Teller stochern; Adj. schneegelich.
die, nur Pl., kurze e, erstes betont, allg. für überflüssige Umständlichkeiten; schrspr. Schneckentänze.
s. Hosefligger.
die, Pl. Schnerche, e kurz, gew. für schlechte Weibsperson; kaum noch in der alten Bedeutung Schwiegertochter, Schwägerin. Idg. snusós, mhd. snur, schrspr. Schnur.
geschnerrt, auch schnerrn, schnorrn, gew. für wegschleudern, abschnellen.
auch zusammeschnerrn, schrspr. schrumpfen.
der, Pl. selten, kurze Vokale, i betont, vulgär für vorlaute, schnippische Person.
die, Pl. selten, gew. für Mundwerk, Schnauze. Wann de nit still bist, kriehst-de aans uff die Schniss. Wer sein Mundwerk nicht still halten kann, hot e Sabbelschniss; vgl. Sabbel.
die, Pl. Schnooge, werden überwiegend, aber fälschlich die gemeinen Stechmücken (Aedes vexans) genannt. Zu den echten Schnaken (Gattung Tipulidae) vgl. Hosefligger. Schnoogefenger: Tagträumer. Schnooge können auch Spinnereien sein, Späße in Wort und Tat.
geschnorrt, auch schnorrn, schnorre gehe, o kurz und betont, allg. für 1. betteln, auf Kosten anderer leben; 2. an Fassenacht in Maske umherziehen, um anderen mit verstellter Stimme die Maanung zu saache. Der Reiz der Sache ist, einen Bekannten mit dem Wissen um Dinge zu überraschen, von denen er glaubt, sie seien anderen unbekannt; dabei kommt es darauf an, dem, der wo die Maanung gesaat krieht, unkenntlich zu bleiben. Die Schnorrer sind vor allem noch in Kiedrich lebendig, wo am Donnerstag vor Fassenacht die Schnorrerrallye stattfindet. Die Fassenachtsschnorrer haben von alters her das Vorrecht, sich an den Speisen und Getränken der Unmaskierten zu laben.
der, Pl. Schnorrese, auch Schnerres, o kurz und betont, gew. für Schnurrbart. Schnorreswaggeler sind Leute, die mit ihren sehenswerten Schnauzbärten wackeln können; auch Name einer Fassenachtsgruppe, die lange bei der Meenzer Fassenacht auftrat.
die, Pl. Schnuddele, kurze Vokale, u betont, gew. für 1. Schnuller; 2. Schlauch an der Fußballblase, der zum Aufpumpen bestimmt ist. Das nächstverwandte Wort ist Schnud, schrspr. Schnute. Es wird auch die Wortform Nuddel oder Nuddelche für Schnuller gebraucht, vgl. Nuddelche.
geschnuddelt, kurze Vokale, u betont, gew. für 1. unsauber essen; 2. fehlerhaft, oberflächlich arbeiten, er hot die Arbet hiegeschnuddeld; 3. nuscheln; Adj.: schnuddelich.
der, Pl. gleich, u gelängt und betont, allg. Spottbezeichnung für Barbier; schrspr. Schnutenputzer.
der, Pl. gleich, erstes u gelängt und betont, Spottwort für fleißige Weintrinker, besonders wann’s nix kost un aach noch ebbes zu Esse gibt; schrspr. Schnutentunker.
geschnuffelt, kurze Vokale, u betont, gewöhnlich für riechen, schnüffeln, die Nase hochziehen, schnauben, schniefen.
geschnuggelt, kurze Vokale, u betont, allg. für naschen; vgl. verschnuggele.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, allg. für naschhafter Mensch; weiblich: Schnuggelern.
Adj., kurze Vokale, u betont, allg. für ‚zum Anbeißen süß’, das kann ein Mädchen, ein Auto oder eine Zimmereinrichtung sein.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, auch Schnuggesje, allg. Kosewort; schrspr. Schnuckel.
die, Pl. Schnude, u gelängt und betont, gew. für Mund. Sie hot mer e Schnut gezo-e: sie hat mir durch Mundverziehen ihren Unwillen gezeigt. Niederdt. Snut hat nhd. Schnauze gebildet. Koseform: Schnutche, auch Schniedche. Beliebte derbe Drohung: Ich haa der uff die Schnut, dess-de dei Budderbrot lutsche kannst.
in dem Ausdruck do derf kaa unrecht Schnut drãã ein hohes Lob für einen guten Wein. For den misst mer e Gorjel hon wie e Giraff, damit er lange Zeit hat, hinunterzurinnen.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für Flüssigkeitsmaß ‚halber Liter’. Das Wort ist als Schoppen schrspr., aber im Rheingau fest eingebürgert. Es wird inzwischen gleichermaßen für die übliche Ausschankgröße von 0,2 l benutzt, die eigentlich en halbe Schobbe, nämlich 0,25 l sein müsste; vgl. Schobbeglas, Halbe.
das, Pl. selten, kurze Vokale, o betont, allg. für Flüssigkeitsmaß aus Blech (0,5 l). Mit ihm hat der Milchmann früher das verlangte Quantum Milch abgemessen.
das, Pl. Schobbegläser, o kurz und betont, allg. für das Weinglas, das einen Schoppen, einen halben Liter, fasst. Wegen des inzwischen eingebürgerten Ausschanks in 0,2-Liter-Gläsern, aus denen der Halbe (s.d.) getrunken wird, wird das Wort auch für diese gebraucht.
das, Pl. Schobbehelser, auch Schobbehelsje, kurze Vokale, erstes o betont, beim Würfelspiel die Markierungshölzer für Gewinn oder Verlust. Wer am Ende des Spiels keine Helsjer mehr hat, zahlt eine Runde Schoppen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, allg. für den Weintrinker, der täglich zu bestimmten Tageszeiten seinen Schoppen zu sich nimmt. Versierte Trinker hon e Schobbemaul und prahlen dann mei Maul is e Schobbegrub oder fünf Schobbe kann ich jo saufe, abber kaa ganz Flasch.
geschoggelt, kurze Vokale, o betont, allg. für schaukeln, wiegen. Schloofe wie geschoggelt: sehr gut schlafen.
der, Pl. Schogelgail, kurze Vokale, o betont, allg. für Schaukelpferd.
der, Pl. Schoggese, kurze Vokale, o betont, allg. für Narr, zu Narreteien aufgelegter Mensch; jidd. schekes: Knabe, frecher Bub.
der, Pl. gleich, erstes o kurz und betont, allg., gleiche Bedeutung wie Schogges. Der Wörterkomplex von schoggele bis Schoggo kann auch mit schocken, schucken: stoßen, erschüttern in Verbindung gebracht werden. In der pfälzisch fundierten Mundart der Batschka (Rumänien) sagt man ‚er is geschuckt’: leicht verrückt.
der, Pl. Schollese, kurze Vokale, o betont, historisch für Schultheiß, Bürgermeister. Kommt in vielen Familiennamen vor: Scholl, Scholles, Schol(t)z, Schulte, Schul(t)ze.
der, Pl. gleich, o lang und betont, allg. für Narr, komischer Kerl; jidd. schojte: Narr, Tölpel.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für Schornstein, vor allem der Teil, der über dem Dach hervorschaut. Auch ein großer Fabrikschornstein isten Schornschde, während der im Haus verbaute Teil Kamin genannt wird. Grundbedeutung wohl Strebestein, ahd. scorren: stützen, streben. Schornschdefejer ist der Kaminkehrer.
die, Pl. selten, o kurz und betont, allg. für Landstraße; frz. chaussee. E Schossee-Ritsch ist ein Frauenzimmer, das auf der Straße sein Geld verdient; vgl. Waggel.
reflexiv, ohne Part. Perf., für nennen, mit Familiennamen heißen. Der Mann schreibt sich Schröder; vgl. haaße.
geschroddelt, kurze Vokale, o betont, ein Wort aus den schlechten Zeiten während und nach Kriegen, bezeichnet Tauschgeschäfte, bei denen das entwertete Geld ausgeschaltet blieb – Währungsersatz war, vor allem nach 1945, die Zigarette – und mit denen man die Rationierungsvorschriften umging. Sachwerte gegen Lebensmittel wurden geschroddelt.
Adj., o lang, gew. für roh, grob, rauh. En schro-e Kerl, e schroh Dier: ungefällige Menschen; schroh Kost: ungeschmälztes Essen; schroh Wedder: rauhes Klima. Mhd. schrach: mager, dürr, rauh.
der, Pl. gleich, historisch der Transportunternehmer und -arbeiter, besonders für den Weintransport; heute noch zu finden in Familiennamen wie Schröder oder Schrauter. Ahd. scrotan: rollen; vgl. Haamschrurer, Laaderbeem, Schrotlaadern.
die, Pl. Schrotlaadern, gelängtes o betont, aus dem Schrötergewerbe für Leitern oder Rollbalken, auf denen Fässer über die Kellertreppen und auf die Fahrzeuge gerollt wurden; vgl. Laaderbeem, Ladfass.
die, Pl. Schrumbele, kurze Vokale, u betont, gew. für Runzel, Falte, besonders Gesichtsfalte. Aal Schrumbel: alte Frau, auch Schrumbel-Lies. Verb: schrumbele, verwandt mit schrumpfen; vgl Hotzel.
Adj. zu Schrumbel, kurze Vokale, u betont, allg. für 1. faltig, zerknittert (von Kleidung); 2. vertrocknet (von Mensch, Obst oder Gemüse). Schimpfwort: aal schrumbelich Kaddoffel.
die, Pl. Schrunne, u kurz und betont, gew. für Hautrisse infolge von Kälte und Nässe. Schrunne treten vor allem am Handrücken auf. Aber von einem sehr sauren Wein kammer aach Schrunne in de Bauch krieje. Ahd. scrunta, mhd. und schrspr. Schrunde: Riss.
die, Pl. selten, u kurz und betont, a gelängt gew. für Zweiradkarren; vgl. schnebbe, Stechkarrn.
der, Pl. gleich, u lang und betont, auch Schuhbennel, allg. für Schnürsenkel; vgl. Bennel.
geschuggert, u kurz und betont, allg. für frierend schaudern, Gänsehaut durch Kälte bekommen; vgl. Schoggo, dort schucken.
kurze Vokale, u betont, auch schuggerabeschwazz, Verstärkung der Farbe schwarz, vgl. blitzebloo, graasegrie, gritzegroo, kwittegeel, ritzerot. Wenn’s ganz und gar dunkel ist, dann isses schuggerabenacht. Schrspr. schuhrabenschwarz bzw. -nacht.
der, kein Pl., kurze Vokale, erstes u betont, allg. für jemand, dessen Finanzen nicht zum Besten stehen, der den Buckel voller Schulden hat.
der, kein Pl., kurze Vokale, u betont, allg. für 1. Unangenehmes: Ich mach doch for dich nit de Schummel; 2. weit über den Dialekt hinaus im Zusammenhang mit schummeln und Schummeler: Mogelei / kleiner Betrug, mogeln / kleinen Betrug begehen bzw. einer, der solches tut. Das Wort stammt aus dem Jiddischen. Schumler ist ursprünglich ein Jude aus dem Bereich Speyer, Worms, Mainz, dem Kernbereich jüdischen Lebens im Mittelalter; das Wort ist gebildet aus den hebr. Anfangsbuchstaben Sch(in) für Speyer, W(aw) für Worms und M(em) für Mainz. Lustigerweise ist Schum auch das jidd. Wort für Knoblauch.
kurzes u betont, o gelängt, allg. für ehemals bzw. dazumal. Am Schundemol meint irgendwann in der Vergangenheit; schrspr. schon-einmal.
kurzes u, allg. für schon, so wie der Berliner ‚ebent’ statt eben sagt.
die, kein Pl., u lang, in dem Ausdruck er hot die Schur für: er ist an der Reihe, er hat Dienst; frz. du jour: vom Tage.
der, kein Pl., auch Schuur, allg. für kurzer, heftiger Regenschauer. Reejent’s? Naa, es is nor en Schutt. Achtung Lebber, es kimmt en Schutt warnt der Trinker sein Organ.
der, Pl. Schutzleit, u kurz und betont, allg. für Polizist; vgl. Butze.
geschwadd, a betont, gew. für prügeln; schrspr. schwarten.
der, Pl. gleich, lange a, erstes betont, allg. für Wurstsorte aus Fleisch, Fettgrieben und Schwarten als Füllsel in Dickdarm und Magen, Synonym für Presskopf.
geschwabbelt, kurze Vokale, a betont, allg. für wackeln. Ein Pudding schwabbelt, bei einem Dicken schwabbelt der Bauch. Lange Jahre lag am Wallufer Rheinufer ein zum Restaurant umgestaltetes Schiff, „Die Schwabbel“, weil die Wellen des Rheins an die Bordwand geschwabbelt hon.
der, kein Pl., a kurz und betont, allg. für Schwaden, Dampf, Dunst. Wann aus em Wald de Schwaddem uffsteiht, koche die Füchs Kaffee. Zum Endungs-m siehe Boddem, Faddem u.a. Mhd. swadem: dicke Ausdünstung, Brodem. Verb: schwaddeme, geschwaddemt.
das, kein Pl., kurze Vokale, erstes a betont, nicht allg. gebräuchliches Bildwort für Dachwohnung; schrspr. Schwalben-Parterre.
Adj., a kurz, allg. für betrunken. So schwazz wie e Kanon bezeichnet einen ‚Kanonenrausch’.
der, Pl. gleich, waren nicht alle mit der Destillation von unversteuertem Schnaps befasst; die hier Gemeinten verkohlten in eisernen Retorten Abfälle aus der Weinbereitung wie Trestern und Druse (s.d.) zu einem außerordentlich feinen, tiefschwarzen Ruß. Feingemahlen und geschlämmt war diese Rheingauer Spezialität als Farbstoff ‚Frankfurter Schwarz’ bei Grafikern und Buchdruckern hochgeschätzt. Dieses Verfahren wurde noch bis weit ins 20. Jh. von der Niederwallufer „Schwarzfabrik“ Brockhues angewandt.
der, kein Pl., auch Schwewwel, kurze e, erstes betont, gew. für Krempel, Plunder, Drum und Dran, überflüssiger Aufwand, Geschwafel, Lüge. Hängt mit Schwefel zusammen, der den Alchimisten als minderwertiger Stoff galt.
der, Pl. Schwellese, kurze e, erstes betont, allg. für dicker Kopf. For dein Schwelles gibt’s gar kãã Kapp!
der, Pl. Schwellkebb, kurze Vokale, erste Silbe betont, allg. für übergroße Maskenköpfe bei den Rosenmontagszügen; kaschierte Arbeit, das heißt auf leichtem Drahtgestell aufgebrachte Papiermaschee-Plastik, die vom Träger übergestülpt und so im Zug getragen wird. Das Wort wird aber auch im Sinne von Schwelles gebraucht.
geschwenkt, allg., für spülen, abspülen, ausspülen. Mer kann Fässer schwengge, Flasche, Gläser un aach die Gass. Wo ebbes eninnbasst, des kann mer ausschwengge; die Gass kammer nor abschwengge.
die, Pl. Schwengge, e kurz und betont, nicht mehr allg. für Abwaschbecken, Spülbecken, zum Beispiel in Gastwirtschaften, besonders bei Gläsern: Gläserschwenk.
s. babbele.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, gew. für Schwafeler, Lügner.
der, Pl. Schwittjehs, i kurz und betont, e lang, allg. für leichtsinniger Mensch, Schürzenjäger. Frz. suivre: folgen. Das Substantiv suite ist in der Studentensprache ‚lustiger Streich’, Suitier ein Leichtfuß, der den Streich mitmacht.
das, Pl. Schwoobcher, o lang und betont, fachlich für Ausbesserungskelle der Tüncher.
der, Pl. gleich, End- e lang und betont, schwindend für Dandy, Stenz, historisch für Angehörige einer Reitertruppe, die als besonders fein galten; frz. chevau-legers: Leichte Kavallerie.
der, kein Pl., in der Wendung vor’m Seeche aus de Kerch geje verhüllend für Koitus interruptus.
die, Pl. selten, langes e betont, schwindend für eine, die den Segen strenzt (vgl. strenze), indem sie von Kirche zu Kirche eilt, nur um zum Segen zurechtzukommen; auch scheinheilige Person; vgl. Kwissel.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für 1. Tasche in Kleidern; ich hon kaan Penning im Seggel; etwas in die Tasche stecken: inseggele; 2. verächtlicher Ausdruck für unordentlicher Mensch, älterer Mann; Lumbeseggel, alder Seggel. Schrspr. Säckel.
das, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Taschenmesser.
Verballhornung des „Trompeter von Säckingen“, Titel eines Buchs des Dichters Joseph Viktor von Scheffel. Mit der Verballhornung werden Personen gegrüßt, die sich gerade laut geschnäuzt haben.
der, Pl. gleich, erstes e kurz und betont, a lang, vulgäres Schimpfwort, das unterstellt, dass der Beschimpfte so blöd ist, in de Seggel zu saasche: in die Hose zu machen.
der, kein Pl., kurze e, erstes betont, a lang und nach o gefärbt, gew. für Bodensatz in Hosentaschen.
die, Pl. Seije, allg. für feines Sieb, Seiher. Verben dazu: seije, abseije, dorchseije. Ahd. sihan, mhd. sihen: seihen.
der, Pl. gleich, erstes e kurz und betont, allg. Spottwort für kauziger Mensch, Miesepeter, einer der seltsam ist, nicht lachen kann, ein Selten-Fröhlich.
(schön, 37 Buchstaben!), das, Pl.: -schnutcher, gleichmäßig betont, Scherzwort im allg. Gebrauch für ein übertrieben vornehmes Mädchen, das geziert sein Mäulchen spitzt; vgl. Kliggerwasserfläschje, dessen Flaschenmund der Vergleichsgegenstand ist.
auch sellichmol, kurze e, o gelängt und betont, allg. für damals; schrspr. selbiges Mal.
selle, selles, kurze e, erstes betont, allg. für selbige(r/s), jene(r/s).
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Lot der Maurer. Dazu die Wendung in de Senggel stelle, bildlich: gerade stellen, ordentlich die Meinung sagen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, e betont, derb-abfällige Bezeichnung für Beamte und sonstige am Schreibtisch Beschäftigte.
die, nur Pl., alter Uzname der Sauerthaler, die bis 1806 zum Besitz der Grafen Sickingen gehörten und reichsunmittelbar waren.
der, kein Pl., allg. für frischen oder kaum angegorenen Apfelmost; schrspr. Süßer.
das, kein Pl., ein Bergkobold, der in der Assmannshäuser Gemarkung sein Unwesen treibt. Früher gab es dort ein Silberbergwerk, nach dem auch die Weinlage Silberberg benannt war, und heute hat er nichts Besseres zu tun, als schlichte Gemüter zu ärgern.
der, Pl. gleich, i kurz und betont, gew. für Simpel, Einfaltspinsel. Das Wort ist nach dem rotw. Muster Offebach (s.d.) gebildet. Simpel kommt von lat. simplex oder frz. simple: einfach; vgl. Hudsimbel.
simmeliert, langes i betont, gew. für nachdenken, überlegen. Was simmelierst- de’n?: Worüber denkst du nach?
a durch weggefallenes n nas., allg. für nicht solche. Mach doch so kãã Kinnereie.
gesockt, o kurz und betont, gew. für: in unordentlichem Zustand herumlaufen. Das Substantiv Sogge gilt für eine(n), der oder die das tut.
die, kein Pl., o lang und betont, a lang, nicht mehr allg. für Schwiegertochter. Gegenstück: Dochdermann, s.d.
der, ohne Pl., o kurz und betont, gew. für 1. Dreck, Schlamm, Unreinlichkeit. Mhd. sulwen, sulgen, soln, suln: mit Kot beschmutzen, in Kot wälzen; 2. vulgäres Bildwort für Bett (mit Körperausdünstungen): er leit in seim Solber; 3. Salzlake, Dialektform für Salpeter, der früher allein zum Einsolpern diente. Folglich ist Solberflaasch Pökelfleisch.
hier ohne Plural, in dem Spruch des gibt e deier Soß für ‚das kommt teuer zu stehen’.
der, Pl. gleich, a lang, betont und durch nicht gesprochenes n nas., allg. für Geizhals, einer, der Späne statt Öl- oder Wachslicht brennt. Das Bildwort stammt aus Zeiten, in denen die Wahl zwischen diesen Beleuchtungsarten noch gegeben war.
gespachdelt, a kurz und betont, gew. für essen, kräftig zulangen. Bildwort, dem die Vorstellung zugrunde liegt, dass das Essen wie mit dem Spachtel hineingeschmiert wird.
Adv., gew. für eng anliegend.
die, nur Pl., alter Uzname der Stephanshäuser oder Stepter, der auf einer früher dort vorhandenen, herben Beeren- oder Birnensorte beruhen dürfte.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, neben schrspr. Sparren, Balken in dem Ausdruck der hot jo ’n Sparre: Er hat ein Brett vorm Kopf. Dazu passt die Frage, warum man beim Überfliegen von … nur Parkett sieht. Antwort: Ei, die hon do all e Brett vorm Kopp, un wann en Fliecher kimmt, gugge se all hoch.
der, Pl. Spatze, a kurz und betont. Abgesehen von der Bedeutung Sperling (auch so ein Wort, das dem Rheingauer zu umständlich ist) derb-familiär für männliches Geschlechtsteil. Dass jemand Spatze unnerm Hut oder unner de Kabb hat, wird vermutet, wenn er die Kopfbedeckung im Haus nicht abnimmt. Wie en Spatz in de Kniddele ist Ausdruck großen Wohlbehagens. – In Geisenheim findet sich für den Vogel die Mehrzahl Spätzerd, so dass dies zu einem der Spottnamen für die Einwohner wurde; vgl. Rhei-Schnooge.
gespatzt, a kurz und betont, gew. für drankriegen, an der Nase herumführen.
gespauzt, au betont, auch speuze, gew. für zischen, speien, spucken. Das Bügeleisen spauzt, wenn man mit etwas Feuchtigkeit am Plättboden die Hitzeprobe vornimmt. Kleine Böller heißen Spauzemänncher.
der, Pl. Speckwätz, e kurz und betont, allg. für einen Mann mit dickem Bauch.
das, Pl. Spegdagelmenscher, a gelängt und betont, gew. für Frau, die lautstarke Auseinandersetzungen bevorzugt, gern Spektakel macht.
speggelierd, langes i betont, gew. für gründlich erkunden. Speggelier-eise: Brille; lat. speculari: schauen, spähen.
der, kein Pl., allg. für Mörtel. Lat. expensa: das Aufgewendete, mlat. spensa, ahd. spisa, mhd. spise. Vor Auftauchen der Kartoffel war Getreidebrei die Hauptnahrung; die ähnliche Konsistenz führte zur Übertragung.
der, ohne Pl., Umschreibung für Abtritt.
die, Pl. Spinatwachdele, erstes a gelängt und betont, Spottwort für eine Frau, der der gewisse „Blubb“ fehlt.
der, Pl. gleich, allg. für kleines, dreieckiges Stück Land, wie es nach generationenlanger Realteilung oder aus topographischen Gründen entstehen kann und nie recht passt oder zu bearbeiten ist.
der, ohne Pl., i kurz, in der Wendung mein lieber Spitz eine Anrede, die abwertend, sogar drohend ist im Sinne von ‚nimm dich in acht!’. Möglicherweise besteht bei dieser Verwendung des Wortes Zusammenhang mit Spießgeselle. Ebbes spitz krieje: etwas herausfinden, erkennen.
der, Pl. gleich, erstes i betont, allg. für Spielverderber, Außenseiter, einer, der sich drückt oder auch unfair Vorteile verschafft. Bildwort aus dem Klickerspiel: ein Klicker, der nicht vollkommen rund ist, wird als spitz angesehen, er rollt falsch, enttäuscht die Erwartung des Spielers. Mag aber auch mit der unterstellten Form der Hoden des so Benannten zu tun haben; vgl. Kligger.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für eine Brötchensorte, die in ihrer Form nicht rund, sondern spitzoval ist, vgl. Weck.
Adj., gew, für hart, sperrig wie Spreu; vgl. sprock.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, gew. für Lügner, Aufschneider. Der Ausdruck ‚Sprüche klopfen’ ist vorwiegend im Südwestdeutschen heimisch; vgl. klobbe, Klobber.
der, Pl. Sprieße, allg. für Stütze, Strebe. Mhd. spriez: das Hervortretende.
gesprießt, allg. für abstützen. Bei den häufigen Rhein-Hochwassern drang das Wasser in den Ufergemeinden oft bis in die Weinkeller. Da sowohl Holz als auch Wein spezifisch leichter sind als Wasser, konnten die Fässer bei entsprechendem Wasserstand aufschwimmen. Das allein wäre nicht dramatisch gewesen; aber nach Abfließen des Hochwassers wären sie wer weiß wo und wie wieder gelandet, und es bestand die Gefahr großer Schäden. Deshalb mussten sie mit Hölzern gegen die Kellerdecke gesprießt werden. In manchen Kellern hatten die schweren Fasslagersteine Löcher, durch die man dünne Drahtseile zum Fixieren der Fässer ziehen konnte.
Adj., o kurz, örtlich nach a gefärbt, allg. für mürbe, trocken, kurz abbrechend.
die, nur Pl., allg. für Späße, Narreteien, Unfug. Auch Spuchdemänncher. Zusammenhang mit Spuk.
der, Pl. selten, kurze Vokale, u betont, allg. für Spaßvogel, aber auch Angeber, einer, der große Töne spuckt.
der, kein Pl., u kurz und betont, allg. für eine Käsespezialität, die kegelartig in Form eines Spunde (Fassverschluss) aufgetragen wurde. Diese Form des Servierens ist nicht mehr allg. üblich; meist werden mit einem Eisportionierer geformte Kugeln dargeboten. Wichtig ist, dass die Mischung stimmt: weicher Käse, Ei, Gewürz, viel Paprika und Zwiebel. Spund von lat. (ex)punctum: Herausgestochenes.
die, nur Pl., u kurz und betont, allg. für Späße, Narreteien, Unfug. Sputze im Kobb habbe: närrische Ideen haben, mit Phantastereien umgehen.
Adj., a durch Wegfall von n nas., sind eigentlich alle Winzer; entweder im üblichen Sinn oder wegen der vielen Steine in der Weinbergserde; schrspr. steinreich.
allg. für herausragend, auffällig, mordsmäßig. Kann flektiert werden: en staatse Brade ist ein Braten, mit dem man Ehre einlegen, Staat machen kann.
der, Pl. Stachese, a kurz und betont, nicht mehr allg. im Gebrauch für steifleinener, überheblicher, auch grober oder dummer Mensch; Kurzform von Eustachius.
der, kein Pl., a kurz, nach o gesprochen und betont, gew. für gestampften Brei, Püree; Ebbel- odder Kaddoffelstambes.
Adv., allg. für sogleich, schnell. Des stellst-de mer standepee widder hie; lat. stante pede: stehenden Fußes.
die, nur Pl., gestrickte Pulswärmer in der Form von Handschuhen mit gekappten Fingern; mhd. stuche: Ärmel.
das, Pl. Stebbcher, unter Männern derb-verniedlichende Bezeichnung für Geschlechtsverkehr; von stopfen.
der, Pl. gleich, derb für Galan, Liebespartner; auch verkürzt für Stechmücke, vgl. Schnook.
der, Pl. Stechkarre, kurze Vokale, für zweirädriger Wagen, der von einer Person geschoben wird. Bei schwerer Belastung nahm man eine zweite Person hinzu, die das Gefährt mit Hilfe eines quer über die Brust geführten Lederriemens zog. Auch Stichkarrn, Schnebbkarrn oder Schublad (s.d.). In Kiedrich heißt das Gefährt Stuußkarrn, der dort schriech oder zwarch ibber de Klie-agger gedrickt werd; vgl. schnebbe.
gebutzt, eine selten gewordene Arbeit im Weinberg. Wenn der Pflug durch die Zeilen gegangen war, blieb der aufgepflügte Erdwall mitsamt Unkraut zwischen den Weinstöcken stehen und es musste mit der Hacke nachgearbeitet werden; schrspr. Stöcke putzen.
gesteckt, kurze e, Stamm-e betont, allg. für 1. einem die Meinung sagen: dem hab ich’s abber gesteckt!; 2. jemand etwas mitteilen, das ihm verborgen war oder verborgen bleiben sollte: der hab ich gesteckt, was ihrn Mann met seiner Segredeerin micht.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für Stock, abwertend für dünne Beine; in dem Ausdruck en Stegge dezustelle als Antwort auf Äußerungen der Unzufriedenheit: Stell der en Stegge dezu, wann’s der nit basst; Des sieht jo en Blinde mem Stegge ist tadelnder Hinweis an einen Begriffsstutzigen; schspr. Stecken.
gestoche, Stammvokal kurz und betont, gew. für stecken, gesteckt. Beim Bezahlen kann’s passieren: Ei, ich hab jo mei Briefdasch nit ingestoche!
die, nur Pl., erstes e lang und betont, alter Uzname für die Martinsthaler, die angeblich so vornehm gekleidet in den Weinbergen arbeiteten. Natürlich mussten sie Schlips und Kragen je nach Arbeitsanfall und Witterung auch mal ablegen, weil sie störten. Deshalb wusste jeder, wo die Maddinsdaler Gemack ããfengt: Am eersde Endpohl, wo en Stehkraache henggt (vgl. Stiggel). Am Martinsthaler Marktplatz befindet sich eine Bronzefigur, die den Stehkragenwinzer verewigt.
auch steibern s. sprieße.
die, Pl. selten, allg. für Gestell; französisierend davon abgeleitet.
der, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, 1. allg. für Holzklotz mit kurzem Stiel, der im Herbst zum Einmaischen der Trauben dient; vgl. Moschderkolbe; 2. abwertende Bezeichnung für stramme Frauenbeine. Geschwisder Stuhlstembel: entfernte Verwandte nicht näher definierten Grades.
gesterjeld, kurze Vokale, erstes e betont, nicht allg. verstanden für steifbeinig und ungeschickt gehen; schrspr. störcheln, d.h. wie ein Storch gehen.
der, kein Pl., kurze e, erstes betont, auch Hurepaad, war der Pfad, der unter Umgehung der Ortschaften und der Feldgemarkung meist am Waldrand durch den ganzen Rheingau führte. Er wurde benutzt von Landstörzern (Landstreichern), Vaganten (Vagabunden), Hübschlerinnen (Huren) und anderen Personen, die den Kontakt mit den diversen Obrigkeiten lieber mieden. Lat. vagare, mhd. sterzen: herumziehen; Lagenname: Im Sterzel.
das, die Steube-eeser, eu betont, gew. für bösartiges Frauenzimmer. Entspricht etwa dem allg. angewandten Gewidder-oos. Sprachlich hängt es mit Staupe: Schandpfahl und stäupen: öffentlich mit Ruten züchtigen zusammen; vgl. Oos.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, vulgär, unanständiges Schimpfwort für einen ungeschickten Menschen, das unterstellt, der Beschimpfte sei so dämlich, dass er seine Stiefel nässt; vielleicht auch so primitiv, dies absichtlich zu tun, wie es früher die Biersäufer in den Studentenkellern oder auf dem Okrtoberfest taten, um nicht aufstehen zu müssen.
der, Pl. gleich, i kurz, gew. für 1. Anstieg, Steigung, ansteigende Straße; 2. mit der Bedeutung ‚leicht verdorben’ bei Speisen, z.B. die Milch hot en Stich; 3. übertragen auf Personen du host en Stich: du spinnst.
der, kein Pl., kurze Vokale, i betont, allg. für ein Gericht zum Schlachtfest. Es ist ein Ragout aus Schweinefleisch in rotbrauner, stark gewürzter, mit dem Blut des Schlachttiers angerührter Soße. Die schrspr. Bezeichnung Schweinepfeffer ist im Rheingau nicht üblich. Wenn das Gericht mit einem Hasen zubereitet wird, heißt es allerdings Hasepeffer.
das, Pl. Stigger, i kurz und betont, allg. für 1. Weinfassgröße; e Stick oder e Stickfass hat 1200 Liter, e Halbstick 600, e Verdelstick 300. Beim Wein wird Stick nicht in den Plural gesetzt: Ein Fass mit 2400 Liter is e Dobbelstick, zwei Fässer à 1200 Liter sind zwaa Stick Woi, zwei Fässer à 600 Liter sind zwaa Halbstick usw.; die ideale Rheingauer Vesper is e Stick Brot, e Stick Worscht un e Stick Weĩ;
2. Stück Brot mit Belag oder Aufstrich:Budder-Stick, Lattwerch-Stick, Kees-Stick, Schellee-Stick, Worscht-Stick (s.d.). Meist neigt man im Rheingau allerdings zur Zusammensetzung mit Brot, also Worschdebrot usw. Bei Brot wird der Plural benutzt: Zwaa Stigger Keesebrot usw.
3. Der Plural Stigger dientaber auch ansonsten zur ungefähren Mengenbezeichnung, und zwar immer vor dem Zahlwort: Wivvel Nejel host-de’n noch ibberich? Ei, so Stigger fuffzeh’.
der, Pl. gleich, i kurz und betont, gew. für Keuchhusten, Husten mit Atemnot, Husten, bei dem Ersticken droht.
Adj., kurze i, das erste betont, allg. für stickig, abgestanden, muffig von Geruch.
Adv., langes i betont, selten werdend für heimlich, still und leise. Über rotw. aus jidd. schtieke: ruhig.
das, Pl. Stielpänncher, allg. für kleinen Stieltopf.
gange, i kurz und betont, gew. für verschwinden, abhauen; schrspr. stiften gehen.
war ein Spottname für die Bewohner armer Nachbarorte; um Geld in der Tasche vorzutäuschen, rappelten sie mit Stifde (Nägeln). So wurden etwa die Erbacher von den Kiedrichern genannt. Auch die Schiersteiner trugen diesen Spitznamen; heute gibt es dort eine Gaststätte dieses Namens.
der, Pl. Stifde, kurzes i betont, 1. gew. für Lehrling; 2. allg. für Nagel. Stifdekopp ist einer mit kurz geschnittenem Haar.
gestickt, kurze Vokale, i betont, allg. für stecken; 1. der früher im Weinberg üblichen Pfähle, von denen an jeder Rebe einer stand. Sie lockerten sich im Winter und mussten im Frühjahr, meist nach dem Rebschnitt, wieder festgesteckt werden. Der Ruf des Buchfinks wurde in diesem Zusammenhang übersetzt mit stigge geh, wenn es an der Zeit war;
2. der Steine, die den Unterbau der frühen mit Asphalt bzw. Teer befestigten Straßen bildeten. Sie wurden mit Hämmern fest ineinander verkeilt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Weinbergspfahl bei der heute üblichen Drahtrahmenerziehung. Die Pfähle, die früher einzeln an jeder Rebe standen, heißen, wie andere Pfähle auch, Pohl, Pl. Pehl (s.d.). De Endpohl oder Endstiggel schließt die Rebzeile ab und ist zum Ausgleich der Spannung des Drahtrahmens mit einem schräg verlaufenden Angger tief im Boden befestigt. Stiggel werden aus entrindeten Nadelholzstämmchen passenden Durchmessers gefertigt, inzwischen aber auch aus verzinktem Metall.
das, Pl. Stiggelcher, kurze Vokale, i betont, allg. für meist mündlich überlieferte und nur selten aufgezeichnete, überwiegend heitere Begebenheiten, Ve-zehlcher; schrspr. Stückchen.
die, Pl. Stiggellänge, kurze Vokale, i betont, allg. für den Abstand zwischen zwei Weinbergspfählen bei der Drahtrahmenerziehung. Wird als Maßeinheit für Arbeit benutzt: Komm, mer mache noch drei Stiggellänge, bevor mer haamgeje; auch Blocklänge.
s. Stick.
das, Pl. Stilbcher, i kurz und betont, allg. für kleines rundes schwarzes Käppchen für Kahlköpfige, ähnlich der jüdischen Kipa, wurde in der Kirche getragen, als es noch Sitte war, dort immer den Kopf zu bedecken. Zusammenhang mit (über-) stülpen.
der, Pl. gleich, allg. für Stummel, insbesondere Kurzzeilen im Weinberg, wie sie sich ergeben, wenn die Grundstücke nicht ganz rechteckig sind; vgl. Spittel.
der, Pl. Stinggerde, i kurz und betont, gew. für schlecht riechende Menschen oder Dinge, z.B. Käse oder Darmwind. Eigentümlich die Bildung der Endung,vgl. Aaschert, Bauchert, Kobbert. Vulgärer Spott und Schimpf für menschliche Stinggerde: Du stinggst aus-em Maul wie e Kuh aus-em Aasch oder du stinggst aus-em Hals wie e Puddelkaut oder wie en Zigeuner aus-em Hoselatz, auch du stinggst wie en nasse Fuchs oder du stinggst wie en Widdub: Wiedehopf, dessen Weibchen und Nestlinge bei Gefahr ein übelriechendes Sekret aus der Bürzeldrüse absondern.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, gew. für Baum- bzw. Beerenwanze.
die, Pl. Stitze, i kurz und betont, allg. für besonders geformtes Gefäß von ca. 10 Litern Inhalt, das bei Abfüll- und anderen Arbeiten im Keller Verwendung findet. Schrspr. Stütze, mhd. stutze: Gefäß aus Holzdauben, mit Reifen gehalten, in Form eines angestutzten Kegels. Die Form, heute geschweift, und das Material haben sich gewandelt: über Kupfer und Aluminium zu Kunststoff.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für Flaschenkorken. Das Wort ist am Rhein von Krefeld bis Mainz zu finden, in der Breite von Trier und Saarbrücken bis Fulda. In der Pfalz Korkstöpsel, das würde aber hier ebenso importiert wirken wie die modernen Glasstöpsel. Ausgangswort ist lat. stuppare: mit Werg verstopfen. Klaaner Stobbe ist freundliches Spottwort für kleinen Mann oder Bub; vgl. Stebbche.
gestobbelt, kurze Vokale, o betont, allg. für ‚bei der Weinernte übrig gelassene Trauben zusammen lesen’; übertragen in der Form sammestobbele auch für das Vereinen irgendwelcher und nicht unbedingt zusammenpassender Reste. Schrspr. Ursprung ist das Zusammenlesen von Ähren auf dem Stoppelfeld; lat. stipula: Halm, Stroh.
gestocht, kurzes o, allg. für stochern, schüren, Feuer anheizen. Zugehöriges Werkzeug ist das Stocher-eise.
der, kurze Vokale, o betont, allg. für grober, unhöflicher Mensch; Kurzform von Christoffel. Es gibt die Vermutung, die Bedeutung komme daher, dass der Hl. Christophorus ein großer, starker Mann gewesen sei.
der, Pl. selten, kurze o, erstes betont, Schimpfwort für hochnäsigen Menschen.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, allg. für 1. kurzes, gedrungenes Stück, en Storze Worscht; 2. kleiner Kerl, kleiner Junge. Auch klaaner Storze kommt vor und ist einer der Rheingauer Pleonasmen. Weiterbildung aus Storren: Baumstumpf; schrspr. Stotz in gleicher Bedeutung, vgl. Knoorze.
gestratzt, gew. für (verunreinigend) bespritzen, eigentlich das Absetzen von Urinmarken bei Tieren, übertragen auf das Urinieren von Menschen, vor allem Männern; ital. stracciare: zerreißen, beschmutzen.
s. Heggewertschaft.
gestremmt, auch stramme, Stammvokal kurz, allg. für stauen, anstauen, würgen, beengendes Gefühl verursachen. De Kraache stremmt: der Kragen ist zu eng.
gestrenzt, kurze e, erstes betont, allg. für stehlen im Sinne harmlosen Mundraubs, besonders von Obst. Bayerisch stenzen im gleichen Sinn; schrspr. striezen.
gestribst, i kurz und betont, allg. für stehlen, unauffällig an sich bringen. Wenn man im Vorbeigehen wie zufällig etwas abstreift, dann ist der Tatbestand stribse gegeben; deshalb steht das Wort in Beziehung zu streifen, mittelniederdt. stripen. Eine Frau, die im Vorbeigehen unauffällig etwas an sich zu bringen pflegt, heißt vulgär Stripsbix.
der, Pl. Strooseknechde, o lang und betont, altertümlicher Ausdruck für Straßenbauarbeiter.
Adj., kurze Vokale, a betont, allg. für struppig. Die „Putzfrauen“ Babbich und Strubbelich waren bekannte Figuren der Meenzer Fassenacht in den 1960er Jahren.
der, Pl. Strubbese, kurze Vokale, u betont, scherzhaft für die (potentiellen) Träger einer Frisur, die sich durch widerspenstige, struppige Haare auszeichnet; von sträuben.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, gew. für Strumpfband; vgl. Bennel.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, ei nach oi gefärbt und durch ungesprochenes n nas., gew. für einen sauren Wein, der wo die Lecher in de Strimb sammezieht.
gestrunzt, u kurz und betont, allg. für prahlen, anderen zu imponieren suchen, indem man Besitz, Machtbefugnisse, Karrieredinge so oft wie möglichdemonstriert. Substantive: de Strunzer und die Strunzem; Schimpfwort: Strunzbichs. Dazu der Ausspruch Mir strunze nit, mir hon: Wir haben, deshalb brauchen wir nicht anzugeben; vgl kreckse.
s. Stick.
gestumpt, u kurz und betont, allg. für stoßen; Substantiv: Stumbert. In Prozessen kann auf die Frage des Richters, ob es zutreffe, dass derAngeklagte den offensichtlich schwer verletzten Zeugen zusammengeschlagen habe, die Antwort folgen: N ãã, Herr Richter, ich hab en nor e bissje gestumpt. Man kann auch alkoholische Getränke enei oder enunner stumbe, wenn es ganz schnell geschieht. Uffstumbe: etwas oder jemanden auf einer festen Unterlage aufstoßen; vgl. Uffgestumbde. Druffstumbe: jemanden gegen etwas stoßen, übertragen auch ‚mit der Nase auf etwas stoßen’.
der, Pl. gleich, allg. für 1. einfachste Zigarrenart; 2. Stummel, insbesondere in der Zusammensetzung Zigarrn-stumbe, Zigareddestumbe; 3. kleiner Knirps, vgl. Uffgestumbte.
der, ohne Pl., u kurz, allg. für Spaß, Unsinn, Quatsch. Späthebr. se-tuth, jidd. stuss. Seit Mitte des 18. Jh. mdal. im West-, Nieder- und Mitteldeutschen, besonders rheinfränkisch.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes u betont, gew. für Suppenschüssel; vgl. Kumbe.
der, auch Summerhannes, kein Pl., kurze Vokale, u betont, nur letztes a gelängt, allg. für Johannistag, 24. Juni (Johannes der Täufer). E Hitz wie am Summergehannsdaach. Die Bezeichnung erklärt sich daraus, dass es auch im Winter einen Johannistag gibt: Johann Evangelist am 27. Dezember und daher Winderhannes; vgl. Schambes.
die, hier ohne Pl., u kurz, in Verbindungen wie dumm Sunn als Schimpfwort gebraucht; schrspr. Sonne. Als Tagesgestirn gibt’s die auch im Pl., manchmal stehen bei Sommerhitze sibbe Sunne am Himmel. Zum Sprachtraining geeignet: Schãã, die Sunn scheint schun schee: Hans, die Sonne scheint schon schön; vgl. Frankedaler Sunn, Klara, Lisbeth.
die, Pl. Sunneblumme, kurze Vokale, erstes u betont, harmlose Beschimpfung; schrspr. Sonnenblume.
Adj., kurze Vokale, u betont, allg. für süßlich, aber arm an Aroma.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, zweites a betont, gew. Bildwort für Kopf. Ich haa der uff de Tabbernaggel; lat. tabernaculum: Zelt.
die, Pl. Talarwanse, zweites a gelängt und betont, auch Sudanewanz, gew. für Frömmlerin, Betschwester, die dem Pfarrer am Talar oder an der Soutane hängt.
die, Pl. gleich, kurzes a leicht nach o gefärbt und betont, neben der schrspr. Verwendung eine Redensart zur Verspottung einer eingebildeten Person: Die duht jo grad, wie wann em Kaiser sei Katz ihr Tande weer.
das, Pl. Terdcher, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Unfug; in dem Ausdruck e Terdche rolle: ein feuchtfröhliches oder leichtfertiges Unternehmen durchführen; vgl. Tutt. Beim Fußball: lange herumdribbeln. Mach kaa Terdcher, gebb ab! Das Wort ist Verkleinerungsform von Tort in der Bedeutung Unrecht oder Verdruss; lat. torquere: drehen, frz. tort: Schmerz, Schabernack.
der, kein Pl., kurze Vokale, i betont, allg. für Schund, Dreck, wertloses Zeug; jidd. tinef: Unrat, Dreck.
getoddelt, kurze Vokale, o betont, gew. für stottern. Substantiv: Toddeler.
das, kein Pl., beide o betont, allg. für Wirrsal, Durcheinander; im ersten Buch Mose, Kapitel 1, Vers 2 die Beschreibung des Zustands der Erde vor dem ordnenden Eingreifen Gottes, von Luther übersetzt mit ‚wüst und leer’.
getookt, gew. für suchend tasten, fingern.
die, Pl. Tooge, gew. für nicht sehr rege Frau mit zwei linken Händen.
getraatscht, auch tralaatsche, langes a betont, gew. für klatschen, schlechtmachen. Substantiv sowohl für den Klatsch als auch für die Klatschbase: Traatsch.
die, nur Pl., kurze Vokale, zweites a betont, allg. für lebhafte Kinderschar; schrspr. Trabanten.
das, hier kein Pl., Fährschiff für Eisenbahnzüge, verkehrte bis zum Bau der Hindenburgbrücke zwischen dem preußischen Rüdesheim und dem preußischen Bahnhof Bingerbrück; auf der Rüdesheimer Seite bis vor Kurzem noch erkennbar an der Rampe, die zwischen Rüdesheim und Assmannshausen gegenüber der Nahemündung vom Bahndamm zur B 42 führte. Über die weitere Rampe, die an dieser Stelle zum Rhein führt, konnten die Waggons auf die Fähre rollen. Da das Trajekt die Fährgerechtigkeit für die Zwerchfahrten zwischen Rüdesheim und Bingen inne hatte, der Landepunkt auf der rechten Rheinseite aber fußläufig nur schwer erreichbar war, wurde zusätzlich das Trajektboodche eingerichtet, das die Querungswilligen von Rüdesheim aus nach Bingen beförderte; heute noch als Binger Schiffche unterwegs.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, gew. für schwerfällige, ungeschickte, ungebildete Person.
die, Pl. Tranfunsele, gew. für energielose, dümmliche Person. Tranfunzeln waren schlecht brennende Talglichter.
der, kein Pl., au betont, sonst kurze Vokale, allg. für Herbstnebel, der die Trauben drückt, weich macht.
getrendelt, kurze e, erstes betont, allg. für trödeln.
tribbeliert, kurze Vokale, i der letzten Silbe ist lang und betont, allg. für drängeln, zur Eile antreiben; frz. tribulation: Missgeschick, Drangsal.
getrobseld, kurze Vokale, o betont, allg. für tröpfeln, tropfen.
das, Pl. Troddewaas, o kurz und betont, a lang, allg. für Bürgersteig; frz. trottoir.
die, Pl. Troddewaakande, o betont, allg. für Bordstein, Randstein des Trottoirs.
die, Pl. Troddewaaschwalbe, gew. für Prostituierte; vgl. Waggel.
der, kein Pl., u gelängt, allg. für Heferückstand, der sich nach der Gärung unten in Fass absetzt und beim Absteche (s.d.) als letztes übrig bleibt. Wenn etwas zu Ende geht, leeft’s uffem Trub.
die, kein Pl., kurze Vokale, u betont, gew. für leichte, oberflächliche, auch unordentliche oder schlampige Person; mhd. trulle: Dirne.
die, Pl. Trummseje, kurzes u betont, auch Walddeibel, allg. für ein mächtiges, langes, grob gezahntes Sägeblatt ohne Spannbügel, nur mit einem Griff an jedem Ende, mit dem zwei starke Männer einen Baum absägen und anschließend aus so einem Trumm Boord (s.d.) schneiden konnten.
der, ohne Pl., kurze Vokale, u betont, gew. für 1. Tabak; 2. Strafe, Schelte, Schläge. Wann de haam kimmst, kriehsde dein Tubback; Sein Vadder hot-en vertubbackt.
die, kein Pl., leicht abwertend für Frau. Thusnelda war die Gattin des Arminius, auch Hermann der Cherusker genannt.
die, Pl. Tudde, kurzes u, gew. für 1. Tüte; 2. Nase, Kubbertutt: rote Nase; 3. Zechgelage; e Tutt rolle: ein Zechgelage veranstalten. Tüte, die schrspr. Entsprechung von Tutt, geht von Norddeutschland aus und bedeutet Hornförmiges, ostfälisch toute, das als ursprünglich lautmalendes Wort der Kindersprache eine Papierrolle zum Blasen bezeichnet. Von dieser Urbedeutung ist verständlich, dass Tutt bei uns auch die Bedeutung Nase haben kann.
die, kein Pl., allg. für Launen, Anfall. Die hot werre ihr Tuur; frz. tour: Umdrehung, Wendung.
und alle Zusammensetzungen s. ibber-.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, u betont, wegen ihrer Umhänge auch Bedduch-Indianer oder Kulde-Biddel, gew. Bezeichnung für die Spahis, Soldaten nordafrikanischer Herkunft während der Zeit der französischen Besatzung nach den beiden Weltkriegen. Zuckmayer schreibt im Fröhlichen Weinberg Hutschebebbes. Zur Erklärung wird vermutet, die Garnisonen Oudjidda und Sidi bel Abbes könnten über missverstandenes Hören und Entstellung in der Wiedergabe Udschebebbes gebildet haben. Eine derbere Version setzt die Bezeichnung in Zusammenhang mit dem Umstand, dass die muslimischen Berber beschnitten waren, was am Bibbes utscht. Das konnten am ehesten die Rheingauer Bebbcher wissen (vgl. Bobb), wenn sie Fissemadende (s.d.) gemacht hatten. – Die französische Besatzung, die sich nach dem ersten Weltkrieg bis in den Rheingau erstreckte, war denkbar unbeliebt, die fremdartigen Nordafrikaner um so eher. So konnte es kommen, dass am Rheinufer in Bingen an einem Mast „Fahrkartenverkauf Rüdesheim-Assmannshausen“ (wohl Bingen-Rüdesheimer) eine Strohpuppe aufgehängt war mit Negermaske, Zigarette im Mundwinkel, Fes auf dem Kopf, französischem Uniformmantel, französischem Helm in der Hand, Gewehrimitation über der Schulter, Soldatenstiefeln an den Füßen und einem Schild über dem Bauch mit dem Text: „Der letzte Utscheböbbes, oder la Grande Nation“ wovon eine alte Bildpostkarte Zeugnis gibt. Heute wird der Gebrauch auf alle Farbigen ausgedehnt, so wie ugs. Kanaken (womit sich die Eingeborenen der Sandwich-Inseln selbt bezeichnen und was in der Sprache dieser Südsee-Insulaner ‚Menschen’ bedeutet), oder wie es in der DDR üblich war, alle als Fidschis zu bezeichnen.
allg. für auf.
allg. für auf einmal, insbes. in dem Spruch En faule Esel treet sich uff ããmo dood, wenn jemand sich viele Sachen aufpackt, um nicht zweimal gehen zu müssen.
allg. für 1. aufgestanden sein (schon uff); 2. noch nicht zu Bett gegangen sein (noch uff); 3. geöffnet sein (Laden).
s. bass uff.
e uffen Deer entspricht eme abbene Knopp oder eme ausene Aache. Die Präpositionen ab, aus, auf und zu werden als Adjektive behandelt und dekliniert.
uffgefiehrt, reflexiv gebraucht für sich benehmen (meist schlecht), auch verhüllend für ‚einen fahren lassen’; schspr. aufführen.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes u betont, für kleiner, untersetzter Mann; schrspr. Zusammengestauchter, vgl. stumbe.
uffgehabt, kurze Vokale, u betont, allg. für 1. geöffnet haben (Laden); 2. aufgesetzt haben (Hut); 3. Aufgabe bekommen haben (Schule); 4. in dem Audruck Miehl-uff habbe (übertragen aus dem Mühlespiel): gute Erfolgschancen haben.
reflexiv gebraucht in dem Ausdruck Do heert sich der doch alles uff: Das ist doch wirklich unerhört.
uffgeleje, u kurz und betont, gew. in dem Ausdruck Des leit mer uff: Das mache ich nicht, das liegt mir fern zu tun.
uffgeribbelt, kurze Vokale, u betont, allg. für 1. auflockern des Tresterkuchens met de Ribbelmiehl, bei den alten Weinpressen zur Vorbereitung eines weiteren Pressgangs nötig, bei den modernen Keltern geht das automatisch; 2. aufziehen von Stricksachen, um die Wolle nach Wässern und Glätten erneut verwenden zu können, wie es in kargen Zeiten oft nötig war.
ist die Antwort auf die Frage nach einem Dutzend einheimischer Wurstsorten mit U.
uffgestieje, u betont, allg. für 1. aufstehen, vom Bett erheben. Sprüche dazu: Der steht ’s ganz Jah gern uff, nor morjnds nit undWer lang schleeft, helt’s Bett warm, wer frieh uffsteit, frisst sich arm; 2. anspruchsvoll auftreten, mehr scheinen wollen, als man ist. Die steit uff wie e Greefin: die gibt sich, als wäre sie adlig. Wammer aam uffs Dach steit, dann sagt man ihm kräftig die Meinung.
der, Pl. gleich, u betont, gew. für: Putzlappen, Aufnehmer.
uffgezo-e, u kurz und betont, i bzw. o gelängt, gew. für 1. nass aufwischen, 2. jemanden veräppeln, 3. spöttisch für auftreten; vgl. Mannemer Wach.
langes u betont, bei Zeitangaben gew. für ungefähre Uhrzeit. Kennzeichnend ist, dass das Zahlwort nach dem Begriff kommt. Um Uhre sibbe: so gegen sieben Uhr.
s. eijeijei.
der, Pl. gleich, u gelängt und betont, harmlos-tadelnde Bezeichnung für einen, der gerade mal im Irrtum oder sonst mental nicht ganz fit ist. Hängt vermutlich mit Eule bzw. Eulenspiegel zusammen.
adv., kurzes u, allg. in den Ausdrücken um mache, um gehe: Bankrott gehen, beim Kartenspiel verlieren.
umgeguckt, kurze Vokale, erstes u betont, allg. für wundern; Du werst dich noch umgugge, wann de erst-emo veheirat bist.
umgemoddelt, kurze Vokale, u betont, allg. für ändern von Gegenständen oder Plänen.
kurze Vokale, erstes e betont, allg. für beinahe; schrspr. ‚fast hätte man’s merken können’.
ist der Anschluss für den nächsten Satz bei Erzählungen, ersetzt und, bzw. und dann.
Adj., u kurz und betont, nicht mehr allg. verstanden für ungenügsam. Zugrunde liegt die alte Bedeutung von genießen: nehmen, gebrauchen, die sich bei den Juristen im Nießbrauch und an der Börse in den Genussrechten noch findet.
die, kein Pl., erstes u kurz und betont, gew. für: Unruhe; schrspr. ohne Muße.
unten hinaus bzw. heraus.
Adj., auch unnerschd-de-obberschd, kurze Vokale, i betont, allg. für unordentlich, kopfüber, das Unterste zuoberst.
Adjektiv, u kurz und betont, allg. für sperrig, unhandlich, widerständig.
besitzanzeigende Fürwörter: unser Meedche, unsern Bub, unser Kinner; des Karrnche do is unsersch; vgl. eier. Wenn eine(r) einen Sohn, einen Enkel und dieser einen Roller hat, und der Nachbar fragt: Wem is dann der Roller do?, dann lautet die Antwort: Des is unserm sei’m seiner.
der, Pl. Urese, u gelängt und betont, nicht mehr allg. verstanden für 1. unangenehmer Mensch; 2. Abscheu, Ekel. Er hot sich an dem viele Fett de Ures gesse: er hat so viel Fett gegessen, dass er nun einen Abscheu davor hat; mhd. urez. Adjektiv: ur-eesig.
der, Pl. gleich, erstes u gelängt und betont, gew. für grober, ungeschlachter Mensch, mitunter originell und nicht ohne Mutterwitz. Ur-rumbels Heine oder Ur-rumbels Nannche sind ironische Bezeichnungen auch zum Anonymisieren von Personen in Anekdoten.
die, kein Pl., u gelängt und betont, allg. für Umtrieb, Durcheinander, Hetzerei. Mach kaan Uwing: mach' keine Umstände, zum Beispiel bei einer Einladung zum Essen. Ahd. uobunga: Tätigkeit.
die, kein Pl., u kurz und betont, a lang, allg. für Umstand, Umstände, unübersichtliche Arbeit. Was e Uwweraasch ist häufiger Ausruf angesichts einer Aufgabe, die viel Aufräumerei voraussetzt. Frz. ouvrage: Arbeit, Werk, Aufgabe; vgl. Amberaasch.
ge-uzt, u gelängt und betont, allg. für necken, foppen, veräppeln. Spott für eine magersüchtigen Person: Die is so derr, dess-se die Werm im Grab noch uzt. Möglicherweise von hebr. ’uz: bedrängen. Aber die Würmer werden nicht nur ge-uzt: Wenn eine hinfällige Person am Friedhof vorbei geht, dann binne sich die Werm schunt die Serviedde um.
der, Pl. Vaddern oder Vaddere, auch wieder kein Dialektwort, aber in Redewendungen wichtig, z.B. wenn jemand störend im Blickfeld steht:War dein Vadder Glaser?: Du glaubst wohl, du wärst durchsichtig; oder als Kommentar für stark Geschminkte, also wann ãã mem Gesicht ins Fabbdibbe gefalle is: Dere ihrn Vadder war bestimmt Dincher.
das, Pl. Vadderstigger, kurze Vokale, a betont, kellerfachlich für Gewinde aus Messing zur Verbindung von Weinschläuchen. Heute nicht mehr gebräuchlich, weil ähnlich wie bei Feuerwehrschläuchen Bajonettverschlüsse benutzt werden; vgl. Mudderstick, Schabbel.
ve-bellert, kurze e, zweites betont, gew. für verletzen, wehtun. Ich hab mer’s Knie vebellert: ich habe einen sicht- und spürbaren Schaden am Knie erlitten.
ve-blotscht, o kurz und betont, gew. für 1. verhauen, 2. verletzen: ich hab mer’s Knie veblotscht; vgl. blotsche.
ve-butzt, kurze Vokale, u betont, gew. für 1. aufessen. Mer habbe de ganze Kuche vebutzt; 2. negativ und ohne Perfekt für ausstehen, leiden: Den kann ich gar nit vebutze.
ve-derrt, kurze e, zweites betont, allg. für verdorren, vertrocknen. Berühmter Spruch: Gieß dein Kaggdus, sunscht ve-derrd-er-der.
ve-drickt, i kurz und betont, gew. für aufessen, stark essen.
ve-druddelt, kurze Vokale, u betont, allg. für verkleckern.
Part. Perf. gleich, kurze Vokale, a betont, in der Rheinschiffahrt der Ausdruck für eine hochgefährliche Situation bei der Bergfahrt. Wenn auf die langen Frachtschiffe oder die noch längeren Schubverbände bei einer Flussbiegung, aufgrund einer technischen Störung oder eines Fahrfehlers bei einem Richtungswechsel die Strömung von schräg vorne auftrifft, kann es passieren, dass sie das Schiff seitwärts dreht, so dass es abtreibt und am Ufer, einer Sandbank oder am nächsten Felsen havariert. Zur Vermeidung dieser Gefahr werden nach wie vor Vorspannboote eingesetzt, die ansonsten wegen der fortschreitenden Flussregulierung und der stärkeren Schiffsmotoren nicht mehr nötig wären.
ve-hobbasst, kurze Vokale, o betont, allg. für irren, sich vertun, etwas verpfuschen.
ve-jugg(el)t, kurze Vokale, u betont, allg. für verjubeln, verprassen.
ve-kassemaduggelt, kurze Vokale, u betont, gew. für 1. verzehren, konsumieren, auch verstecken. Die Bedeutung verstecken könnte mit frz. casemate: Bunker in Zusammenhang stehen. 2. erklären; Ich hab em die ganz Sach noch-emoo vekassemaduggelt. 3. derb für ’ein Mädchen vernaschen’.
ve-kliggert, i kurz und betont, gew. für genau erklären, ausführlich besprechen, rücksichtslos die Meinung sagen. Dem hab ich’s vekliggert. Ursprünglicher Sinn: etwas rund machen.
ve-kordelt, allg. für verdrehen, verwirren; vgl. Kordel.
ve-krumbelt, kurze Vokale, u betont, allg. für zerknittern, verärgern. De Anzug is vekrumbelt: der Anzug ist zerknittert; die Tande is vekrumbelt: die Tante ist verärgert; vgl. Krumbel.
ve-lechent, kurze e, zweites betont, allg. für austrocknen, insbesondere von Holz, das dann schrumpft. So z.B. der Stiel vom Kaarscht (s.d.), die Sprossen der Holzleiter oder die Speichen des Karrenrads, die dann wackeln, oder die Dauben der Fässer, die daraufhin undicht werden. Die Sachen müssen dann gut befeuchtet werden, um die Brauchbarkeit wieder herzustellen. Nicht anders beim Menschen: Ich sein-der jo so velechent, dess mer ball die Raaf abfalle! (Vergleich mit den Fassreifen); verwandt mit lechzen und leck.
ve-lehnt, allg. für verleihen. Vgl. lehne.
als Vorsilbe wird meist wie ve- mit stimmlosem e gesprochen, daher hier auch als ve- geschrieben. Die Stichwörter sind aber so sortiert, wie es ver- entspräche.
verbumbt, u kurz und betont, gew. für verhauen.
verbummbeidelt, auch ve-bumfiddele, ve-dummbeidele, u kurz und betont, gew. für verschlampen, verlieren durch Nachlässigkeit, vergessen, versehentlich unterlassen, falsch machen.
das, Pl. gleich, kurze e, erstes betont, allg. für 1. Stadtteil, entsprechend dem frz. quartier. Der Begriff Viertel für Stadtbezirk ist eine sehr alte volkstümliche Bezeichnung. 2. Viertelschoppen (Achtelliter). In dieser Bedeutung auch Verdelche, Piffche (s.d.), heutzutage üblicherweise nur 0,1 l statt 0,125.
verdepansiert, i lang und betont, nicht allg., in dem Ausdruck es Geerschdche (s.d.) verdepansiere: sein Vermögen durchbringen; frz. dépense: (unnötige) Ausgabe.
der, kein Pl., kurze e, erstes kaum zu hören, vulgär für Erkältung, Grippe, Krankheit; Synonym für Laad und Kränk (s.d.); verkürzt aus verrecken.
der, Pl. gleich, auch Ve-regger, kurze Vokale, gew. für kleiner Fisch, übertragen auch hinfälliger Mensch. Wird auch als Schimpfwort gebraucht. Natürlich liegt verrecken zugrunde.
ver-eselt, zweites e gelängt, allg. für grau werden bei Wetterverschlechterung.
der, kurze Vokale, a betont, in dem Ausdruck „des hot kaan Vergang“ allg. für Abnutzung, Verschleiß; es hält also lange.
ve-ribbelt, i kurz und betont, allg. für zerreiben, Ribbele machen. Vgl. Penningsribbeler, Ribbelkuche.
ve-roppt, kurze Vokale, o betont, allg. für zerreißen, zerrupfen.
s. Kutt.
ve-schammeriert, i lang und betont, allg. für beschädigen, verunstalten. Ich hab mer’s Gesicht veschammeriert: ich habe mir das Gesicht durch Kratzer oder Bluterguss verunstaltet. Frz. chamarrer: verbrämen, ausstaffieren scheint hier in ironischer Bedeutungsumkehrung zu wirken.
nur Part. Perf., kurze Vokale, i betont, gew, für ’unten durch sein’: Der hot bei mir veschisse bis in die Staazeit.
ve-schlabbert, a kurz und betont, allg. für verschütten, überschwappen. Dazu das geflügelte Wort: Guden Abbedid, nix veschlabbert un nix veschitt; vgl. Schlabber.
ve-schmisse, ei bzw. i betont, gew. für verletzen, verhauen, wehtun durch Schlag oder Fall. Bedeutung ähnlich wie vebellern, veblotsche und veschammeriern (s.d.). Auch für Fehlgeburt beim Vieh: Die Kuh hot veschmisse.
ve-schnuddelt, u kurz und betont, gewöhnlich für beflecken, verschütten, aber auch ‚durch undeutliches Reden unverständlich machen’. Des hot er veschnuddelt.
ve-schnuggelt, u kurz und betont, allg. für: Geld für Süßwaren ausgeben. Er hot uff de Kerb sei ganz Geld veschnuggelt. Als Adj. bedeutet veschnuggelt: Auf Süßigkeiten versessen; vgl. schnuggele.
das, Pl. selten, derb für Säufer(in). Ambivalent ist der Satz Der is versoffe, das kann auch ‚ertrunken’ bedeuten.
ohne Genus und Numerus, kurze e, das zweite betont, allg. für das Spiel Verstecken.
ve-steggelt, kurze e, das zweite betont, allg. für verstecken, Versteck spielen. Vulgär-blasphemisch für beerdigen: Mer habbe de ald Heine vesteggeld.
ve-strickt, i kurz und betont, gew. für ersticken.
ve-wichst, kurze Vokale, i betont, gew. für 1. verhauen, verprügeln; 2. ’sein Geld unkontrolliert verschwenden’.
ve-worschdelt, kurze Vokale, o betont, allg. für verwechseln, durcheinander bringen, verwirren. Das Wort gehört zu Wurst. Wursteln bedeutet ursprünglich: die verschiedenen Fleischstücke vermengen und zu Wurst machen.
ve-wuschelt, kurze Vokale, u betont, allg. für Haare zerwühlen.
das, Pl. Ve-zehlcher, kurze Vokale, zweites e lang und betont, allg. für meist mündlich überlieferte und nur selten aufgezeichnete, überwiegend heitere Begebenheiten, Stiggelcher.
ve-zinggt, i kurz und betont, gew. für schlechte Arbeit leisten, oberflächlich arbeiten, pfuschen, aber auch: etwas anstellen, etwas Unerlaubtes tun. Vielleicht besteht Beziehung zu rotw. zinken: Zeichen anbringen.
ve-zoddelt, o kurz und betont, allg. für verlegen, etwas so ‚aufräumen’, dass es unauffindbar wird.
ve-zwazzelt, kurze Vokale, a betont, allg. für verzweifeln, vergehen vor Angst, vor Erwartung, vor Ungeduld.
ve-zwerwelt, kurze Vokale, zweites e betont, allg. für verdrehen, verzwirbeln; mhd. twerch: quer, schräg.
ve-zwibbelt, kurze Vokale, i betont, gew. für zwiebeln, durchhauen.
die, nur Pl., auch Vuhlsknebb, allg. für Vogelbeeren.
die, Pl. Voll-Eile, o kurz und betont, gew. für Betrunkenen, der sich diesem Zustand gewohnheitsmäßig hingibt. Bildwort: abgefüllter Nachtvogel.
s. mache.
gevordelt, kurze Vokale, o betont, gew. für gut laufen, gut von der Hand gehen, flutschen. Das Substantiv Vorteil stand Pate für das Verb.
vorgeloffe, o gelängt und betont, allg. für vorausgehen.
vorne hinaus bzw. heraus.
erstes e gedehnt und betont, geflügeltes Wort für Schläge (die nichts kosten).
s. Nixje.
der, kein Pl., gew. für Quark; schrspr. Weichkäse.
der, Pl. gleich, allg. für Tüncher; schrspr. Weißbinder.
ist eine der prägnanten Formulierungen, mit denen Zweifel angemeldet werden. Mer waaß-es nit, mer munggelt’s nor und Die aane saan so un die annern so sind weitere.
der, nur Singular, a kurz und betont, derb für Strich, Arbeitsplatz der Straßenprostituierten. Das sin die leichtgeschürzten Dämchen, die de Nabbel als Brosch traache. Die Dibbelschicks, die Ebbelhur, die Schosseeritsch un die Troddewaaschwalb gehn jeden Obend uff de Waggel, un de Troddewaalui nimmd-ene es Geld ab .
der, Pl. Waggese, a kurz und betont, historischer Spitzname der aus dem Wasgau bzw. den Vogesen stammenden Mannschaften des Heeres zwischen 1872 und 1918. Die Elsässer Soldaten hörten den Namen nicht gern. Lat. vagus: Landfahrer, zunächst wohl in rotwelschen Kreisen Straßburgs eine Schelte des Bummlers. Es ist klar, dass der Spottname in unserer Gegend nur so lange geläufig war, wie die Garnisonsstadt Mainz Soldaten aus dem Elsass beherbergte. In der Schweiz, in Baden-Württemberg, der Pfalz und dem Saarland ist das Wort heute noch der von den Betroffenen übel vermerkte Spitzname der Elsässer.
der, Pl. gleich, a kurz, nach o gefärbt und betont, derb für Bauch, Wanst. Schrspr. Wamme.
der, Pl. Wämmes, auch Wämmesje, a kurz, nach o gefärbt und betont, allg. für Strickjacke; schrspr. Wams. Dazu muss man wissen: Es wärmsde Jeggelche is e Konjeggelche. Wenn der Schnee in großen Flocken fällt, dann schneit’s Flogge wie Wammesärmel. Mhd. wambas: Rock unter dem Panzer.
gewannert, kurze Vokale, a betont, neben schrspr. wandern vor allem auch Umziehen in eine andere Wohnung.
gewanseld, kurze Vokale, a betont, allg. für wälzen: Kinder auf dem Boden, Krebbel in Zucker und Zimt.
der, hier kein Pl., in dem Spruch die hot en ho-e Wasserfall, die kann eme Mann die Miehl antreibe derb-anerkennend für langbeinige Damen.
der, Pl. gleich, erstes a kurz und betont, langes a durch Wegfall des n nas., allg. für Abflussbecken in der Küche aus Sandstein oder anderem Steinmaterial, wie es früher allenthalben in Gebrauch war, heute nur noch vereinzelt und im Übrigen durch Edelstahlspülen ersetzt.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, allg. für die einfache Brötchensorte, die ohne Milch und andere Zutaten gegen den herzhaften Geschmack hergestellt wird. Der Wasserweck ist paarweise zusammen gebacken, so dass sich das Gebilde in der Mitte, beim Zusammenstoß, verengt. Der Wasserweck figuriert in der Dreiheit Weck, Worscht un Woi als der Inbegriff des Weck (s.d.) und ist quasi die Rheingauer Grundnahrung; vgl. Paarweck, Weck.
der, Pl. Wetz, kurzer Vokal, allg. für Eber, männliches Hausschwein; derb für dicker Mann. Das Wort stammt vom Wetzen der Hauer. Balgewatz: Spottwort für den Zimmermann, der mühelos Balken schleppen kann. Ich glaab du bist vum wilde Watz gebisse: Du bist nicht ganz gescheit. Der singt die Arie aus em Wilde Watz: der singt, ohne es zu können. Ferner: Der Eber uriniert beim Laufen und hinterlässt dementsprechend eine ungerade Spur. Wenn die Maurer sehr unsorgfältig waren, dann lief ihre Mauer so grad, wie de Watz pisst.
der, Pl. gleich, e kurz, allg. für Brötchen, kleines Weizengebäck; mit Wasser: Wasserweck, darunter Spitzweck, Paarweck; mit Milch: Milchweck, Merwes, Hernche, Wiggelche, Roseweck. Mhd. wecke, ahd. wecki: Keil, Weizenbrötchen. Weck, Worscht un Weĩ ist im Rheingau Grundnahrung. Die Dreiheit steht im Gegensatz zu der in religiösen Bräuchen verankerten Zweiheit Brot und Wein, die allein den Alten als Labsal erschien, weil jede Zutat zum Weck vom Übel war. Das entspricht den Spendebräuchen bei Kirchenfesten, die immer aus Gebäck und Wein bestehen. Dasbeliebte Gebäck spielt auch eine Rolle in dem Vers: In Frankfurt in de Juddegass, do wohnt de Bäcker Beck. Der streckt de Leut sein Arsch eraus und seet, es wär en Weck, literarisch belegt in Carl Zuckmayers Fröhlichem Weinberg. Gemeint ist hier wohl das klassische Milchbrötchen, wegen der Furche in der Mitte.
s. Weck.
der, Pl. gleich, sog. Fischerhut aus weichem Stoff mit allseits hängender Krempe; schrspr. Wetterverteiler
die, kein Pl., e lang und betont, gew. für Gleichgewicht. Der hot die Weechsteier nit: der torkelt, meist, weil er stockbesoffe is. Weg und steuern liegen zugrunde; vgl. besoffe.
das, kein Pl., erstes e unbetont, auch Weh-Weh-che, Kindersprache für Wunde, Verletzung.
s. Fraa.
Adv., ei nach oi gefärbt, betont und durch weggefallenes n nas. (weingrün) ist der Zustand, in den neue Holzfässer früher gebracht wurden, um die Abgabe von Gerbsäure aus dem Holz an den Wein zu vermindern; das Gegenteil dessen also, was man heute mit dem Lagern im Barriquefass anstrebt. Zu dem Zweck wurden die neuen Fässer, besonders die aus gerbstoffreichem Eichenholz, erst mit kaltem Wasser ausgeschwenkt. Danach wurden etliche Liter kochend heißes Wasser eingefüllt und nach Verschließen des Spundlochs gründlich hin und her geschwenkt. Dann wurde der Spund kurz geöffnet, um den entstandenen Dampf herauszulassen, und wieder verschlossen. Die anschließende Abkühlung erzeugte Unterdruck im Fass, der auf das Holz Sog ausübte und damit Gerbstoffe abzog. Die entstandene Brühe ähnelte dünnem Schwarztee und hatte eben dessen stumpfen Geschmack von Gerbsäure, nur ohne Aroma. Sie wurde abgelassen und das Fass nach erneutem Ausschwenken mit kaltem Wasser für zwei bis drei Tage mit Wasser gefüllt. Nach dessen Entleerung diente das Fass zunächst zur Einlagerung von Bubbes (s.d.) und übte so auf den später in ihm gelagerten Wein kaum noch geschmacksverändernden Einfluss aus. Scherzhaft dient auch der erste Schluck beim Weingenuss dazu, Mund und Rachen weĩgrie zu machen.
geweljert, Stamm-e kurz und betont, gew. für die Tätigkeit des Auswalzens oder Ausrollens von Teig. Werkzeuge zum weljern sind Weljerholz und Weljerbrett. Auch reflexiv in der Bedeutung wälzen: sich weljern. Folglich is e Weljerkätt eine, die sich gern mit Männern herumtreibt. Ich sein-der wie dorchgeweljert: ich bin ganz zerschlagen.
kurzes e, allg. für herausragend, auffällig, mordsmäßig. Der hot jo wels Geschischde vun seim Vadder vezehlt. Vom Genitiv des Wortes Welt abgeleitet.
das, Pl. Werfcher, kurze e, erstes betont, gew. für Schnapsglas, aber auch dessen Inhalt. Mit gebb mer noch e Werfche bestellt man ein Gläschen Schnaps; schrspr. Würfchen.
kurze e, erstes betont, allg. für 1. gegen (hochdeutsch wider, im Rheingau auch widder). Er is werre die Wand gerennt. Aufruf zum Streit: Uff-se! Dewerre! 2. wieder (das allenfalls auch als widder erscheinen kann), meist mit Zusatz schunt werre: schon wieder. Die Unterscheidung zwischen wieder und wider entstand erst im 17. Jh.
der, Pl. gleich, e kurz und betont, gew. für Kopf. Der Wirsing liefert das Bild.
der, Pl. gleich, e kurz und betont, in katholischen Kreisen: Strauß aus allerlei Kräutern und Feldfrüchten zur Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt (15. August), die noch vielerorts gefeiert wird. Der Strauß soll vor Blitz und Seuche schützen und das Eheglück fördern.
die, Pl. Weschbidde, auch Weschbrenk, kurze Vokale, erstes e betont, allg. für Waschzuber, früher aus Holz (vgl. Brenk), später aus Zinkblech. Beim Wesch wesche, das früher gemeinschaftlich an Brunnen oder Ufern stattfand, wurde gern geschwatzt. Zusammenhängend damit gab der Publizist Franz Bossong von 1897 bis 1900 die satirische Zeitschrift „Die Wäsch-Bitt“ heraus, in der er Wiesbadener Ereignisse kritisch und mit viel Weitsicht aus dem Blickwinkel des Virreche schilderte (Vetterchen, eine im alten Wiesbaden weit verbreitete kumpelhafte Anrede, die geradezu Synonym für den Ur-Wiesbadener war). 1998 gab Brigitte Forßbohm einen kommentierten Nachdruck heraus.
die, Pl. Weschbrigge, auch Weschbriggelche, e kurz und betont, Wort mit der Einrichtung schwindend für breiten, am Rheinufer fest verankerten Ponton mit flachem Boden und niedrigem Mittelbord, der über einen Steg zum erhöhten Bug oder Heck zugänglich war und in der Mitte eine offene Wasserrinne hatte. Zu Seiten dieser Rinne und an den Bordkanten der Längsseiten waren Waschbretter angebracht. Als kommunale Einrichtungen dienten diese Waschbrücken derAllgemeinheit. Jede Hausfrau konnte sie kostenlos zum Waschen benutzen. Im Juni 1964 übernahm die DLRG Biebrich-Amöneburg das Kasteler Weschbriggelche. Viele Jahre lang waren sie so charakteristisch für das Rheinufer, dass die Enzyklopaedia Britannica zur Bebilderung des Abschnitts Mainz ein Ufermotiv mit Wäschbrücke wählte. Sie waren aber keineswegs Einrichtungen, die man nur am Rheinufer treffen konnte. Friedrich Hebbel fielen solche Wäschepontons 1843 am Seineufer in Paris auf. Auch in Straßburg und in Würzburg (Veitshöchheim) sind sie zu finden gewesen. Kapitän vun de Weschbrick war ein Spottname für private Motorbootfahrer und Segler, die sich besonders schiffig und eitel herausgeputzt hatten.
gewesche, Stamm-e kurz und betont, allg. für waschen. Dazu die Regel im Rheingau wescht mer die Wesch. Es gibt Leute, die behaupten, es hieße ‚im Rheingau wäscht mer die Wasch’; aber das ist eine ironische Überzeichnung.
Pl. gleich, kurze e, erstes betont, ein Kupferkessel von ca. 100 l Fassungsvermögen mit eigener Feuerung, in dem keineswegs nur Wäsche gekocht wurde. Da war außerdem vor allem die Kwetscheschmeer bzw. Lattwerch (s.d.), und bei Hausschlachtungen diente er auch als Worschtkessel (s.d.). Auch das Badewasser wurde darin erhitzt, als Zentralheizung noch in weiter Ferne lag.
das, Pl. selten, e kurz und betont, o gelängt, allg., so lange Waschbecken und fließendes Wasser nicht siegreiche Konkurrenz waren, für die Garnitur aus Wasch-Schüssel mit Kanne. Die Neigung zu solchen tautologischen Bildungen ist Gegenstand der Selbstverspottung. Außer Weschlafor treten auf: Schiffche-Bootche, Gaadezaun-Geländer, Fläschje Flaschebier, Dösje Dosemilch und andere. Spätlat. lavatorium, frz. lavoir: Waschschüssel.
s. Sack, Seggel.
die, Pl. Wichsberschte, eigentlich die Bürste zum Schuhe putzen; wenn aber einer im Kopf nicht ganz klar ist, dann hot-er en Schlaach met de Wichsberscht.
s. werre.
s. als.
das, Pl. Wiggelcher, kurze Vokale, i betont, allg. für Hörnchen; vgl. Weck.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betont, allg. für Weinberg, Weingarten. En Wingert ããleje bezeichnet alle Arbeiten, die mit der Neuanlage verbunden sind: Roden, Pflügen, Bodenverbesserung, Verlauf der Rebzeilen anreißen, Reben setzen, Pfähle einschlagen, Drahtrahmen ziehen und dann drei bis fünf Jahre warten, bis der erste gescheite Ertrag kommt. Bis dahin isses e Jungfeld. Etwa dreißig Jahre später werd de Wingert ausgehaa, un dann geht alles widder vun vorne los.
der, nur Singular, kurze Vokale, i betont, allg. für Trunk bei Abschluss eines Geschäfts. Beim Zuschlag wurde gewöhnlich Wein eingeschenkt. Mhd. winkouf.
Adj., allg. für krumm, verzogen, schief; die Deer is so winsch, dess mer se kaum noch uffkrieht; verkürzt aus windschief.
der, kein Pl., kurze Vokale, erstes i betont, eine für den unteren Rheingau bedeutende kleinklimatische Erscheinung. Nachmittags so um Uhre fünf, halber sechs weht er kühl das Wispertal hinab und erstaunlicher Weise den Rhein hinauf, meist über das Binger Loch hinaus bis Rüdesheim. Das ist im Sommer in zweierlei Hinsicht angenehm: einmal wegen der Abkühlung, und zum Anderen vertreibt er die Stechmücken.
gewischt, i kurz und betont, allg. für: schnellen Schlag versetzen, schnell bewegen. Ich hab em e paar gewischt: Ich habe ihm einen Schlag versetzt. Ich hab ãã gewischt krieht: Ich habe einen elektrischen Schlag abgekriegt.
die, Pl. Wissaasche, langes a betont, abwertend für Gesicht; frz. visage.
unflektiert, langes i betont, allg. für gegenüber; frz. vis-à-vis. Es kommt vor, dass eine(r) fragt: Kenne se mer mo sãã, wo wissawie is? und die Anwort erhält: Ei des is do dribbe; worauf er entgegnet: Nãã, do war ich schun, die hon mich hier eribber geschickt.
das, Pl. Wittcher, i kurz und betont, gew. für Weidenrute, Gerte, biegsames Stöckchen. Wittche entstand aus ahd. witu: Holz (englisch wood); zusammen mit ahd. wida: Weide zur idg. Wurzel wi: drehen, biegen.
die, Pl. Wittweiber, i kurz und betont, allg. für Witwe; ahd. wituwa.
der, Pl. Wittmänner, kurze Vokale, i betont, abnehmend im Gebrauch, für Witwer.
kann neben der Frage ‚wie viel?’ auch die Aussage einer unbestimmten, großen Menge sein. Do uff dere Hochzet warn wivvel Leit sesamme; Des hab ich der schunt wivvel-mo gesaat; vgl. wohie.
Fragewort, zeigt sich vor allem in Zusammensetzungen regionaltypisch. Vergleichbar mit der Reduplizierung bei do (s.d.) wird ein da eingefügt (entrundet zu de bzw. verkürzt zu d), z.B. bei wobei: wodebei, wofür: wodefor, wogegen: wodegeje, womit: wodemet, wonach: wodenoo, woran: wodrãã, worauf: wodruff, worin: wodrin, worunter: wodrunner, worüber: wodribber, wovon: wodevun, wozu: wodezu, wozwischen: wodezwische. Außerdem wird es reflexiv gebraucht bei ‚derjenige, welcher’: der wo und bei ‚diejenige(n), welche’: die wo. Aber aufgepasst: Die Woo ist die Waage.
die, Pl. Wo-e-Kehre, gew. für Wendestelle für Lastkarren und -Anhänger auf Feld- und Weinbergswegen; schrspr. Wagenkehr(e), so auch als Flurname.
kann neben der Frage ‚wohin?’ auch die Aussage ‚irgendwohin’ sein. Dodenoo simmer noch wohie gange (Danach …, etwa in ein Lokal, das unerwähnt bleibt).
der, Pl. selten, kurze Vokale, o betont, allg. für Stoff- oder Spitzenbesatz; frz. volant: fliegend, lose.
geworcht, gew. für würgen; verworcht auch für verdorben.
der, Pl. Worschd-adleede, o kurz und betont, gew. Spottwort für einen, der sich stärker macht als er ist. Auch Spottname für Metzger.
das, Pl. Worschdebrode, erstes o kurz und betont, allg. für Scheibe Brot mit Wurstbelag; vgl. Stigg. Der Rheingauer Genussmensch weiß: Wann die Worscht so dick is wie die Budder un die Budder so dick wie’s Brot, dann kann’s Brot so dick sei wie’s will.
Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, der Kessel, in dem Fleisch und Wurst gekocht wurden; einmal beim Metzger, zum anderen bei Hausschlachtungen, wo der Weschkessel (s.d.) diese Funktion einnahm. Beim Kochen entstand dann die Worschtsupp. Wenn einer stets seinen Vorteil, die dickste Wurst, zu finden weiß, dann kennt der sich aus im Worschdkessel. Aus Abrahams Worschdkessel versorgte der Klabberstorch die Rheingauer Bevölkerung mit Nachwuchs.
kein Pl., kurze Vokale, o betont, allg. für Metzelsuppe. Sie wurde um so besser, je mehr Fleisch und Wurst darin gekocht worden und je mehr Würste dabei geplatzt waren; wenn es zu wenige waren, konnte man einige anstechen. Mit der Menge, die der Wesch- oder Worschtkessel fasste, konnte neben der Großfamilie auch die ganze Nachbarschaft mit dem wohlschmeckenden Sud versorgt werden. Wenn der Metzger Schlachttag hatte, konnte sich jeder preiswert eine Portion abholen, gewöhnlich in einer ca. 2 l fassenden Aluminium-Milchkanne.
die, Pl. Worzelberschde, kurze Vokale, o betont, gew. für grobe Scheuerbürste, deren Borsten aus getrockneten Wurzeln der gemeinen Quecke oder aus Wurzeln von Reispflanzen bestehen. Zum Entfernen von Haaren auf den Zähnen und zum Reinigen besonders verdreckter Gassekinner geeignet. Auch Bezeichnung für kratzbürstige Frau, vgl. Berscht, Kratzberscht.
geworzelt, kurze Vokale, o betont, allg. für mühsam arbeiten. Das ‚Wurzeln’ war eine der schwersten und mühsamsten Rodungsarbeiten im Wingert.
der, Pl. gleich, gew. für kräftigen, fleißigen Schaffer; schrspr. Wühler.
unflektiert, beide u betont, schwindend für ausdrückliche Bestätigung, wie: ja, sicher; scherzhaft für ‚oui, monsieur’ auch Wui Mobbel, fress die Beißzang; frz. oui: ja.
der, Pl. Wullewetz, kurze Vokale, u betont, gew. für dicker, roher Kerl, auch Wullewagges. Die Abwandlung Wullewugges geht auf den Grafen von Ostein zurück, der seine Rheingauer Hofleute oder sonstige Bittsteller zu fragen pflegte: „Voulez vous quelque chose?“
die, Pl. Wutze, u kurz und betont, allg. für weibliches Hausschwein, aber auch als gutmütiges Schimpfwort für eine körperlich oder geistig schmutzige Person: Du aal Wutz, du Wutzebub. Bei Kindern wird gern das Diminutiv Wutzje verwendet. Wutzerenne ist eine hektische, ungeordnete Art schnellen Laufens; es bedarf also mehrerer Personen. Wutz ahmt die Stimme des Schweins nach. Auch das Druckwerk bei hydraulischen Keltern wird als Wutz bezeichnet.
der, Pl. gleich, u kurz und betont, a lang, gew. für schmutziger, schweinischer Kerl. Auch Saibaages, vgl. Baages. Die weibliche Form heißt Wutzebeele, vgl. Beele.
der, kein Pl., u kurz und betont, Spottwort für Metzger.
die, Pl. Wuuschde, allg. für brach (wüst) liegende Äcker oder Weinberge.
die, Pl. Zããraffele, erstes a lang, durch ungesprochenes n nas. und betont, örtlich auch wie o gesprochen, gew. für schadhaftes Gebiss; schrspr. Zahnraffel, vgl. Raffel.
das, kein Pl., a lang, durch ungesprochenes n nas. und betont, örtlich auch wie o gesprochen, regional bedeutsam in dem gegen die Hallgarterinnen gerichteten Spottvers Zããweh un e Fraa vun Hallgaade, des sin zwaa beese Ibbel.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, wie schrspr. Zapfen, allg. für
1. eine Art des Rebschnitts, bei dem keine Boochrebe (s.d.) stehen bleiben, sondern mehrere Zabbe mit 2 - 3 Aache (s.d.) auf Kordõõ (kurzes o betont, langes durch weggefallenes n nas.); frz. cordon: Schnur;
2. Ende, Schluss, aus, im Sinne von Zapfenstreich: Ebe is abber Zabbe. En Zabbebrett ist ein Brett mit vielen herausstehenden Zapfen, über die man Krüge stülpen kann; wenn sie paarweise angeordnet sind, lassen sich umgekehrte Weingläser mit ihrem Boden einschieben; sehr nützlich in Wirtschaften und Weinständen.
gezappt, kurze Vokale, a betont, allg. für Weinausschank betreiben, zapfen, verzapfen in der Strauß- oder Zappwertschaft, vgl. Heggewertschaft.
gezaggert, a kurz und betont, allg. für pflügen, übertragen für ‚sich mit jemand schwer tun’. Ich hab lang met-em erumzaggern misse, bis er's begriffe hot; von ‚zu Acker gehen’.
das, Pl. gleich, kurze Vokale, a betont, ist die einheimische Version der streitbaren Gattin des Sokrates, Xanthippe.
Adj., kurze Vokale, a betont, gew. für schütter, insbes. bei Trauben; vgl. Gezassel.
der, kein Pl., drittes e betont, verhüllend für männliches Glied. Eigentlich ist Zebedäus eine Person aus der Bibel, galiläischer Fischer, Vater der Apostel Jakobus und Johannes. Übrigens dient nicht nur im Rheingau auch der Name Johannes zur Umschreibung jenes intimen Körperteils, etwa in dem Spruch: „Wie die Nase eines Mannes, so auch sein Johannes.“
der, Pl. Zegge, e kurz und betont, allg. Schimpfwort für eine weibliche Person: aal Zeck, bees Zeck. Als Bild dient das lästige und Blut saugende Insekt.
der, kein Pl., gew. für: Geizhals, jemand, der sein Geld nur ungern abgibt. Bildung aus schrspr. zäh, so wie rotw. Offebach (s.d.).
gebodde, ist die höfliche Form des Grüßens (guten Morgen / Tag / Abend), die aber unter Einheimischen zu Guude (s.d.) ohne Zeitangabe vereinfacht wird, was freundschaftlich, aber keineswegs unhöflich ist. Um anzudeuten, dass man mit gewissen Leuten keinen näheren Kontakt wünscht, mag man sagen Do saan ich guden Dach un gut Zeit un gehn mein Weech.
o gelängt und betont, Dialektname für die Stadt (Bad) Kreuznach. Aus dem Rotwelschen von jidd. zelem: Kreuz und mokem: Stadt; vgl. Meenz (Serwisch Mokum).
der, kein Pl., e kurz und betont, wie schrspr. Zirkus, aber in der Bedeutung Lärm, Aufstand, Krach oder Unfug. Was en Zergus! für jede Art lärmenden Durcheinanders.
gezerrt, kurze e, allg. für heftig streiten. Eine zänkische Person is e Zerrkrabb.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, i betnt, allg. für Zipfel, z. B. bei der Wurst: Worschtzibbel, bei Kleidung: Hemd- odder Rockzibbel, und auch verniedlichend für das männliche Geschlechtsteil, insbes. bei Knaben.
s. Aajerbisch.
die, Pl. gleich, nicht mehr allg. für Bettbezug. Auch in Kobbeziech, Bettziech (s.d.). Lat. theca: Hülle, Decke; ahd. ziahha, mhd. und österr. zieche; kein Zusammenhang mit ziehen.
der, kein Pl., allg. für Unsinn, wertloses Zeug. Aus dem Rotw., wo es die Bedeutung Geld, Goldwaren hat; weiter aus jidd. simon: Ziffer bzw. Zeichen Null.
s. Erdbeerzingge.
der, kein Pl., o gelängt und betont, allg. für Unsinn. Vermutlich davon abgeleitet, dass das Mineral Zinnober (Cinnabarit) als unvollkommen galt. Von den Alchimisten wurde Quecksilber als Essenz sämtlicher Metalle angesehen, und Schwefel sollte die Farbe des künstlichen Goldes liefern. Aber Quecksilber und Schwefel verbinden sich chemisch nicht zu Gold, sondern zu Zinnober.
der, Pl. Zobbelbajazze, auch Zobbelkasber, o kurz und betont, allg. für Hampelmann. Ein Bajazz (s.d.), der sich bewegt, wenn man an ihm zobbelt.
gezobbelt, o kurz und betont, allg. für zupfen, zerren. De Lehre hot en am Ohr gezobbelt. Adj. zobbelich: zipflig. Uffzobbele: aufdröseln; erunnerzobbele: sorgsam herunterziehen.
gezoddelt, o kurz und betont, auch zoggele, allg. für langsam, zögernd gehen oder fahren. Erumzoddele, hinneherzoddele; vgl. Riddche zoddele.
die, Pl. Zoode, auch Zott, die Ausgussöffnung einer Kaffee-, Tee- oder Gießkanne, z.B. Kaffeedibbe-zott.
das, Gattungsbezeichnung, o lang und betont, allg. für 1. Gesindel, Pack; aus dem Rotw., jidd. zoir: Geringer, Niedriger; 2. Durcheinander, Ärger, ebenfalls aus dem Rotw.; jidd. zore, Pl. zores: Leiden, Plage, Qual, auch zänkisches Weib.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, o betont, allg. für jähzorniger Mensch; vgl. Giggel.
der, Pl. gleich, o kurz und betont, gew. für Zipfel, Endstück, Abschnitt. En Zotze Worscht: ein recht großes Stück Wurst. Es besteht Verwandtschaft mit Zotte: Gefäßmündung, und Tüte; vgl. Storze.
die, kein Pl., u kurz, allg. für Lärm, Aufstand, Krach oder Unfug. Was e Zucht! für jede Art lärmenden Durcheinanders.
die, Pl. Zudegge, u gelängt und betont, gew. für Oberbett, überhaupt jede Art Bettdecke.
deklinierte Präposition, u gelängt und betont, entspricht abben, ausen und uffen, s.d. E zuen Schees: eine geschlossene Droschke, e zuen Deer: eine verschlossene Tür. Die Präpositionen ab, aus, auf und zu werden als Adjektive behandelt und dekliniert.
Perfekt selten, wie schrspr. zu- oder angehören, gebräuchlich in der Frage Wem geheerscht ’n du zu?: Wer ist dein Vater bzw. wer sind deine Eltern oder deine Familie.
nur als Part. Perf. gebräuchlich, u lang und betont, 1. abfällig für herrichten: Wie host du dich dann heit werre (widder) zugericht’? 2. allg. für lädieren bzw. ramponieren: Wer hot dich dann so zugericht’?
gezuggelt, kurze Vokale, u betont, allg. für gemächlich saugen. Hat nichts mit zoggele, schrspr. zuckeln zu tun, also langsam, ruckartig gehen oder fahren, obwohl es sich wie dieses aus ziehen entwickelt hat; vgl. zoddele.
der, Pl. gleich, kurze Vokale, erstes u betont, allg. für Zuckerzeug, insbes. Bonbons.
die, kein Pl., gleichmäßig betont, neben der schrspr. Bedeutung Vertrauen viel stärker bildlich verwendet für Unordnung, Verwirrung. Was e Zuversicht! ist Ausruf der Verzweiflung angesichts großer Unordnung.
der, Pl. gleich, a kurz und betont, allg. für Zweig, z.B. Tannezwagge.
auch zwarch, kurzer Vokal, allg. für quer. Do kerze mer ab un giehn zwarch ibber de Klie-agger (so in Kiedrich): Da kürzen wir ab und gehen quer über den Kleeacker. Wenn einer zwarch ist, vielleicht auch ibberzwerch, dann ist er verquer, tölpelhaft, ungeschickt; mhd. twerch: quer, schräg.
die, Pl. Zwerchhagge, kurze Vokale, allg. für Wiedehopfhacke; eine zweiseitige Hacke, bei der die beiden Schneiden um 90° gegeneinander gedreht sind. So kann mit der einen Seite der Boden gehackt und mit der anderen, die quer (zwerch) dazu steht, evtl. störendes Wurzelwerk axtartig durchtrennt werden.
die, Pl. Zwerchpeife, erste Silbe betont, gew. für kleine Person, Knirps; schrspr. Querpfeife, Piccoloflöte.
die, Pl. Zwerchscheibe, e kurz und betont, veraltend für Querbrett in der Kutsche, um den Fuß abzustützen. Im Ruderboot wäre es ein Stemmbrett. In beiden Fällen gibt es den nötigen Gegenhalt, wenn kräftig an Zügeln oder Rudern gezogen werden muss.
die, nur Pl., einer der alten Uznamen der Hallgarter, wobei offen bleibt, ob sie besonders viele Zwiebeln anbauten, deren Triebe man zur Kräftigung der Wurzelknolle platt tritt, oder ob ihnen lediglich die dazu geeigneten großen Füße nachgesagt wurden; vgl. Haalebiernbube, Peedchestreder.
die, Pl. Zwibbelschlodde, kurze Vokale, i betont, gew. für grüne Schösslinge der Zwiebel. Klaa Zwibbelschlott ist ein lebhaftes und gelegentlich auch bissiges Mädchen. Interessant auch als Bestandteil des alten Spruchs „Anna Maria Zwibbelschlott, gebore Kaffeezott, gestorbe an Leibweh, 18-13“, weil in dieser merkwürdigen Parodie eines Grabspruchs die Erinnerung an den Typhuswinter 1813/14 mit seinen großen Menschenverlusten erhalten ist.
der, Pl. gleich, allg. für den Zapfen, den Holzstopfen am unteren Auslauf des Weinfasses; schrspr. Zwickel.
in der Pfalz nach dem bayrischen Hofrat Franz Xaver von Zwack, dem ersten Regierungspräsidenten des bayrischen Rheinkreises in Speyer. Eher Schimpfwort, weil die pingeligen und herschsüchtigen bayerischen Beamten die pfälzische Freiheit und Gemütlichkeit ebenso störten wie die nach 1866 in das annektierte Nassau entsandten Preußen unsere Rheingauer Vorfahren.
der, die Zwoggel, o kurz und betont, in Mainz für den österreichischen Soldaten der Zeit, in der Mainz Bundesfestung war; nach dem besonderen Zeichen an der militärischen Kopfbedeckung der österreichischen Bundestruppen, dem Eichen-Zwoagerl. Heute allg. Spottwort für Österreicher. Österreich und Preußen teilten sich nach 1814 zunächst als Sieger, dann ab 1816 gemäß Verträgen die Garnison Mainz, in der sich auch ein Bataillon hessischer Truppen des Landesherrn in Darmstadt befand. Dieses Vertragsverhältnis fand im 1866er Krieg sein Ende. Unabhängig von dieser historisch orientierten Wortbedeutung gibt es im Rheingau Zwoggel als allg. Bezeichnung für verwachsener Mensch, aber auch Kind: En klaane Zwoggel.
Peter-Michael Eulberg